Unterrichtsstörungen

  • Hallo zusammen,


    ich bin jetzt Lehrerin im zweiten Jahr nach dem Referendariat. Ich hatte im letzten Jahr hier schon mal geschrieben und mein Problem erläutert.

    Ich haben immer noch sehr mit Unterrichtsstörungen zu kämpfen, auch wenn ich schon eine Verbesserung zum letzten Jahr sehe. Ich komme in einigen Klassen viel besser klar und fühle mich auch sicherer. Trotzdem gibt es in einigen Klassen immer noch Probleme, die meiner Meinung nach, über das normale Maß an Störungen hinausgehen. Mein Problem sind meistens gar nicht unbedingt einzelne SuS. Ich kämpfe eher mit allgemeiner Unruhe in der Klasse (Getuschel und Gequatsche oder Reinrufen) bei Unterrichtssgesprächen oder Einzelarbeitsphasen. Ich möchte, dass es dabei immer ganz still ist. Außerdem habe ich immer noch nicht das für mich passende Konsequenzsystem gefunden, das auch wirklich funktioniert. Was macht ihr bei dieser Art von Störungen? In Klassen, die ich erst seit diesem Schuljahr unterrichte, läuft es besser als in Klassen, die ich auch schon in meinem ersten Jahr nach dem Ref hatte.

    Im Allgemeinen fühle ich aber immerhin schon viel sicherer in vielen Bereichen als im letzten Jahr. Die Vorbereitung und Korrektur geht schneller, die Beziehung zu den Klassen ist deutlich besser, im Kollegium fühle ich mich sehr wohl und auch sonst fällt mir vieles leichter, aber die Klassenführung ist immer noch ein Problem.

    Vielleicht habt ihr nochmal ein paar Tipps für mich? Ich würde mich freuen!

  • Meiner Erfahrung nach ist es unmöglich, völlige Ruhe herzustellen, wenn die Klasse das nicht will.

    Völlige Ruhe, die übrigens unheimlich sein kann, entsteht bei meinen Klassen, wenn sie konzentriert arbeiten.

  • Mal'nen 5 Minuten Timer stellen für kleine Aufgaben. Danach wird mit Bewegungsspiel belohnt (5 Minuten und Bewegungsspiel würden bei mir passen, ich kenne deine Klassen nicht).

    Die Zeit sollte zu sehen sein und halt angepasst.

  • Es kann gut möglich sein, dass die Schüler (m/w/d) sich schon daran gewöhnt haben, dass immer ein gewisses Grundrauschen besteht und sie gar nicht mehr wirklich wissen, wie sich eine lernfördernde Atmosphäre anfühlt. Anknüpfend an Magellan s Idee kannst du mal die Schüler dazu anleiten, dass sie mal versuchen, so leise zu sein, wie sie nur irgendwie können, und diesen Zustand mal eine Minute halten. Wenn man es gar nicht gewöhnt ist, kommt einem eine Minute sehr lang vor. Klappt das, dann kurz in der Gruppe besprechen, wie sie sich dabei gefühlt haben. Dann kann angekündigt werden, dass das zukünftig ausgedehnt wird: 2 Minuten, 3 Minuten,..., bis ihr irgendwann bei 10 Minuten seid.

    Die Gruppe als Ganze sollte dann wissen, wie das Ganze funktioniert. Für Einzelne kannst du dann ein Eskalationsschema überlegen, sprich bei einer Unterrichtsstörung passiert das, bei zwei Unterrichtsstörungen passiert das, usw. Das sollte dann transparent mit der Gruppe besprochen werden und auch angekündigt werden, ab wann es Anwendung findet, sodass sich jeder/jede darauf einstellen kann und eine mögliche Konsequenz bei einer Störung nicht überraschend kommt.

  • In Klassen mit viel Unruhe kann es sinnvoll sein, gezielt Einzelarbeitsphasen zu nutzen.

    In anderen Arbeitsphasen und im Unterrichtsgespräch kann es schwieriger sein, die störenden SuS ausfindig zu machen, wenn viele abgelenkt sind/ablenken.

    Wenn die SuS hingegen eigenständig Aufgaben lösen sollen, wird erwartet, dass sie ruhig sind und es ist leichter, störende SuS zu benennen und zu ermahnen.

    Transparent machen, welche Konsequenz ab wann folgt und das dann auch durchziehen. Welche Sanktionen folgen bei euch in der Regel? Nachsitzen ist beispielsweise eine Option (z. B. nach 2 Ermahnungen). Man kann auch jemanden woanders weiterarbeiten lassen und vom Rest der Klasse trennen.

    Da die Eltern beim Nachsitzen kontaktiert werden müssen, hat man zum einen eine Sanktion und man hat die Eltern über die Probleme informiert.

    Wenn die SuS merken, dass Konsequenzen folgen, reduzieren sich die Unterrichtsstörungen in der Regel.

    Die Sitzordnung spielt natürlich auch eine Rolle. Wenn SuS, die gerne und viel reden, alle in der gleichen Ecke sitzen, wird's auch mit pädagogischem Einwirken schwierig. Da ist dann die Änderung der Sitzordnung oder eben die vorübergehende Änderung der Sitzordnung ein sinnvolles Mittel. Man kann die jeweiligen SuS ja auch vorab darauf hinweisen, dass sie direkt für die Stunde umgesetzt werden, wenn sie durch Störungen auffallen.

  • Ich hatte einmal eine sehr kleine Klassemit 14 Schülern die mitgearbeitet hat und sich auch gemeldet haben. Aber ansonsten waren sie immer still. Keine Gespräche untereinander. Selbst die Gruppenarbeiten nur ganz leises Geflüster. Auch wenn die Klasse alleine im Raum war haben die Schüler nicht miteinander geredet. Die haben ihre Aufgaben gemacht und danach einfach still am Platz gesessen ohne irgendwas zu tun.

    Es war die Hölle für mich. Die Klasse fühlte sich für mich leblos, ja richtig tot, an. Der Unterricht war träge, weil keinerlei Diskussion oder Unterrichtsgespräch in Gang kam. Nach drei Wochen habe ich den Klassenlehrer gefragt was schief läuft. Die Klasse war in allen Fächern und bei allen Kollegen so. Es gab keinen Kollegen, der gern dort unterrichtete. Ich war froh diese Gruppe nur für ein Schuljahr in der 12. Klasse unterrichten zu müssen.

  • Was macht ihr bei dieser Art von Störungen?

    - Versuchen, konzentriert und aufmerksam für bereits kleine Störungen zu sein

    - keine Scheu zu haben, auch schon kleine Störungen zu sanktionieren

    Klassen sind keine Massen sondern Individuen. Es erfordert also vor allem meine Konzentration auf die SuS, neben dem was ich zu vermitteln versuche. Je früher ich dem der tuschelt signalisiere, dass ich das mitbekomme, desto früher ist es wieder leise. Bewusstes Stören begegne ich mit üblichen Maßnahmen, so viele Möglichkeiten gibt's ja sowieso nicht.

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