sollte man konvertieren?

  • Bitte warum nicht?


    meiner Meinung nach hinkt die Gleichsetzung: "ich zahle Steuern, also habe ich ein Anrecht auf .... "sowieso: was passiert mit denen, die keine Steuern zahlen? Hartz IV Empfänger? Leute, die warum auch immer ihre Steuerlast gen Null rücken (können)?


    Und natürlich spart der Staat durch Schulen in nichtstaatlicher Trägerschaft: deren Schüler muss er nämlich nur zum Teil bezahlen. Also den Ball bitte etwas flacher halten.



    Wie bitte?


    Natürlich gebe ich dir recht: Diskriminierung bei staatlich finanzierten Einrichtungen und Unternehmen (und bis auf explizite Ausnahmen sogar auch privat finanzierten privaten Unternehmen) sollte nicht davon abhängen, "wer was zahlt". Oder welches Geschlecht jemand hat. Oder welche Religion man (nicht) angehört. Es sollte vollkommen egal sein. Einzige Ausnahme die mir plausibel erscheint sind "verkündungsnahe" Tätigkeiten, die inhaltlich und öffentlich wirken: die Werbeikone für Slipeinlagen kann nun mal glaubhaft nur eine Frau sein (da kann ein Mann auch noch so viel klagen). Klerikale Ämter und meinetwegen auch bischöfliche Pressesprecher (aber selbst da bin ich bereits kritisch - er arbeitet ja theoretisch nicht unbedingt inhaltlich) setzen Mitgliedschaft voraus. Ok. Ein Chemielehrer oder Englischlehrer - also alles bis auf konfessionsgebundene Religionslehrer - fällt aber sicher nicht darunter.


    Insofern gebe ich dir Recht: auch bei 100% kirchlich finanzierten Schulen sollte man für Chemielehrer etc. katholische Religionsmitgliedschaft nicht voraus setzen dürfen.


    Das "Argument" mit dem "Konfessionsmitglieder zahlen auch Steuern" war nur eines, dass man in solchen Diskussionen gelegentlich hört, welches ich mir aber in der Grundintention (Beschäftigung in staatlichen Einrichtungen entsprechend Steuerkraft) nicht zu eigen mache - darum auch die Anführungszeichen. Ich habe das dann auf die Spitze getrieben, um zu zeigen, was nach "Fairness" die Konsequenz aus dem "Argument" wäre (also nach Religionszugehörigkeit getrennte Arbeitsmärkte an Schulen).



    Außerdem weiß nicht so recht, was du mit den letzten beiden Sätzen implizieren möchtest - in Bezug auf das Thema Diskriminierung. Ich versuche mal den Ball flach zu halten, thank you very much. Vielleicht könntest du diese noch etwas ausführen, damit ich nicht an dir vorbei argumentiere. Möchtest du damit den Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von Lehrern (und Schülern) relativieren? Oder eine Diskriminierung aufgrund fehlender Konfessionszugehörigkeit? Weil die (Sach-)kosten zum Teil vom Träger übernommen werden?

  • Nein, natürlich nicht. Nicht einmal der Klerus wird zu 100% kirchlich finanziert. Was erwartest du denn für seltsame Sachen?

  • Es geht darum, dass man in manchen Regionen seinen Beruf nicht ausüben kann, wenn man eben nicht an einer Bekenntnisschule arbeiten möchte, weil es teilweise in großem Umkreis keine Alternativen gibt.


    Dann muss man eben räumlich flexibel sein. Muss man in anderen Berufen doch auch. Angebot und Nachfrage ...

  • Plattenspieler
    Dein Vorschlag, mit Diskriminierung umzugehen, ist ernsthaft, dass man doch einfach dahin ziehen soll, wo man nicht diskriminiert wird? Weil die Diskriminierung doch ganz in Ordnung ist?

  • Ich verstehe immer noch nicht ganz, was daran die Diskriminierung (im negativen Sinn) sein soll. Bei jedem Job in der Wirtschaft muss ich die 'Philosophie' des Betriebes teilen. Wenn ich an einer Bekenntnisschule arbeiten will, muss ich also das Bekenntnis teilen.

  • Ob so eine Unternehmenphilosophie in der Wirtschaft nun in der Regel tatsächlich existiert und als hartes Kriterium gilt sei mal dahin gestellt. Problematisch wird es spätestens dann, sofern der Zugang zu einem Arbeitsmarkt nicht von der fachlichen Qualifikation abhängt (wozu auch "Serviceorientierung" zählen kann), sondern an unabänderlichen Personenstandsmerkmalen anknüpft, welche für die fachliche Eignung irrelevant sind. Also per se Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Migrationshintergrund und eben auch (Nicht-)Religion. Nach dem Motto: "Tut mir Leid Frau Müller, aber in unserer Firma möchten wir keine Frauen." oder eben auch ein herzliches "Sie haben ja ein tolles Staatsexamen in Mathe/Physik, aber wir beschäftigen keine Juden (oder Atheisten, Muslime etc.)."


    Das kann man dann wahlweise auch positiv umformulieren nach dem Motto: "Wir sind ja nicht gegen Frauen sondern lediglich FÜR Männer!" :mad: Würde man dem Prinzip folgen, könnte man den liberalen Rechtsstaat auch gleich vergessen. Abgesehen davon, dass die katholische Kirche selbst mit katholischen Frauen ein Problem hat. Die anachronistische Lage der Kirchensonderrechte ist ja nur historisch zu erklären und bezieht keine Legitimiation aus etablierten Rechststandards (also in Bezug auf Diskriminierung).



    Wo sind da die Grenzen, sofern man im Gedankenexperiment alle Schulen in katholische oder evangelische Bekenntnisschulen umwandelt (was offenbar für dem Süden NRW im Bereich Grundschulen erfüllt ist)? Arbeit nur noch für Katholiken, weil die katholische Lobby es geschafft hat, Kontrolle über einen ganzen Teil-Arbeitsmarkt erlangen? So etwas gab es ja in anderen Staaten - also das eine religiöse Gruppe durch Zugriff auf Ressourcen anderen Gruppen per se ausschloß (z.B. Irak - erst die Sunniten die Schiiten, nach dem Krieg dann umgekehrt). Funktioniert bombig.



    Ein Phrase a'la "Sind Sie auch Service-orientiert?" (fachlich, nicht personenstandsbezogen) ist entsprechend ein erheblicher Unterschied zu "Hast du Religion XY?".

  • Ich verstehe immer noch nicht ganz, was daran die Diskriminierung (im negativen Sinn) sein soll. Bei jedem Job in der Wirtschaft muss ich die 'Philosophie' des Betriebes teilen. Wenn ich an einer Bekenntnisschule arbeiten will, muss ich also das Bekenntnis teilen.


    Das religiöse Bekenntnis ist Teil des Personenstandes und des individuellen Seins - genau so wie Geschlecht, Alter, Hautfarbe, sexuelle Präferenz etc. Wenn Zugang zu Lebensmöglichkeiten aufgrund dessen verweigert wird, was der Mensch IST, dann ist das Diskriminierung. "Wenn ich an einer Bekenntnisschule arbeiten will, muss ich also das Bekenntnis teilen" ist genau so diskriminierend wie "wenn ich Beamter werden will muss ich weiße Haut haben." Dass diese Ausgrenzung von religiöser Seite rationalisiert wird, heißt ja nicht, dass man das nicht so bezeichnen dürfte.


    Wo kommt überhaupt dieser seltsame Gedanke her, dass die Kirchen in staatlichen, den pluralistischen Grundrechten verpflichteten Körperschaften etwas mitzubestimmen hätten und dass das so in Ordnung wäre?


    Nele


    P.S. Ach schau an, jetzt habe ich ganz parallel und nichtsahnend in nuce genau das gleiche geschrieben wie Nettmensch. Scheint wohl nicht so abseitig zu sein, der Gedanke...

  • Ich verstehe immer noch nicht ganz,.... Wenn ich an einer Bekenntnisschule arbeiten will, muss ich also das Bekenntnis teilen.

    Dieser Schluss ist falsch. Ich denke aber, dass du den ganzen hanebüchenen Unsinn der NRW-Regelung wirklich nicht verstehst. Ich - als Protestant - arbeite schon seit über 20 Jahren an katholischen Grundschulen. Es ist nämlich so, dass Versetzungen von UnAndersgläubigen an Bekenntnisschulen durchaus an der Tagesordnung sind. Ich hätte mich aber nie an eine katholische Schule (schulscharf) bewerben dürfen, da dann die richtige Glaubenszugehörigkeit als "weitere fachliche Voraussetzung" :autsch: zwingend notwendig ist. Ich hänge mal einen Ausschnitt einer typischen NRW_Stellenausschreibung an...

  • ... was genau in den Stellenausschreibungen steht?


    Ich bin nicht in NRW zu Hause. Aber wenn wir ausschreiben, kommen auch Bewerbungen von Personen mit tw. anderen Fächerkombinationen etc.


    Wenn die Person gefällt, die Noten stimmen und wir überzeugt sind, dass die Kraft zu uns passt, nehmen wir auch Bewerber mit abweichendem Profil.


    Ich würde mich einfach bewerben und mir eventuell was Nettes überlegen z.B. Bekenntnis: "ökumenisch" oder "christlich".


    Oder einfach (auf Nachfrage) erklären, warum ein Protestant einem katholischen Haufen guttun würde. Ein wenig Chuzpe schadet nie.




    Mitleserin, die seit früher Jugend in beiden Kirchen arbeitet und immer wieder mal auf Akzeptanz stößt

  • ... was genau in den Stellenausschreibungen steht? [...]
    Oder einfach (auf Nachfrage) erklären, warum ein Protestant einem katholischen Haufen guttun würde. Ein wenig Chuzpe schadet nie.


    Ach so, trotz Diskriminierung einfach mal versuchen, kann ja sein das der Arbeitgeber einen gnädigen Tag hat? :S


    Konkret auf die Frage geantwortet: MICH stört es, wenn in Stellenausschreibungen diskriminiert wird. Und da bin ich nicht der einzige in diesem Land.


    Zitat

    Mitleserin, die seit früher Jugend in beiden Kirchen arbeitet und immer wieder mal auf Akzeptanz stößt


    Ach so. Und wenn man immer mal wieder auf Akzeptanz in den Kirchen stößt, dann ist die allfällige Diskriminierung und Intoleranz ja nicht mehr so schlimm...


    Nele

  • an dem niemand diskriminiert wird.


    Und bitte - nicht nur laut Gesetz, sondern faktisch.


    Es gibt immer den Rechtsweg - wenn man die Diskriminierung nachweisen kann.


    Warum klagt da keiner? In NRW?



    Mitleserin

  • Ich verstehe immer noch nicht ganz, was daran die Diskriminierung (im negativen Sinn) sein soll. Bei jedem Job in der Wirtschaft muss ich die 'Philosophie' des Betriebes teilen. Wenn ich an einer Bekenntnisschule arbeiten will, muss ich also das Bekenntnis teilen.


    Das sehe ich im Prinzip auch so. Probleme sehe ich da nur, wenn zum Beispiel eine bekenntnisgebundene "Unternehmensgruppe" quasi ein Monopol hätte, so dass Bewerber ohne das entsprechende Bekenntnis de facto überhaupt keine Stelle bekommen können. Im Bereich Schule ist das aber offensichtlich nicht der Fall.

  • Das sehe ich im Prinzip auch so. Probleme sehe ich da nur, wenn zum Beispiel eine bekenntnisgebundene "Unternehmensgruppe" quasi ein Monopol hätte, so dass Bewerber ohne das entsprechende Bekenntnis de facto überhaupt keine Stelle bekommen können. Im Bereich Schule ist das aber offensichtlich nicht der Fall.



    Mmm, nee, ich sehe schon einen Unterschied zwischen PRIVATEN Schulen katholischen (oder was auch immer für eine Religion) und den in NRW recht häufig vorkommenden städtischen Bekenntnisschulen. Ich arbeite auch an einer solchen und naja, eigentlich ist das für meinen Geschmack zu viel Religion, zu viele Dinge, die meiner Meinung nach eher ins häusliche Umfeld gehören, zumal auch nur ein Drittel unserer Schüler katholisch ist... Trotzdem besuchen die Kinder unsere Schule, weil sie in der Nachbarschaft wohnen und zur nächsten Gemeinschaftsgrundschule mit dem Bus fahren müssten. Das ist schon absurd, dass dort Neueinstellungen katholischen Glaubens sein müssen (ich bin katholisch, das war aber eher Zufall). Zumal uns von den Gemeinschaftsgrundschulen eigentlich auch "nur" unterscheidet, dass wir mehr oder weniger regelmäßig den Gottesdienst besuchen (müssen). Faktisch haben wir weder finanziell noch sonst wie einen Vorteil durch das katholische Bekenntnis, Schulträger ist nicht die Kirche, sondern die Gemeinde (und die ist pleite). Ich habe allerdings ein paar relativ konservative katholische Kollegen, eine davon missioniert auch gerne, besonders die muslimischen Schüler, finde ich furchtbar und eigentlich auch überflüssig in der heutigen Zeit.
    ... und ja, Versetzungsantrag läuft, wurde bisher aber immer wieder abgelehnt...

  • Mitleserin (BaWü), Plattenspieler (BaWü) und Claudius (Bundesland: Sek I und II :rofl: ) können sich nicht in die NRW-Befindlichkeiten eindenken. Verständlich - aber man könnte es ja mal versuchen, oder? Hier geht es um staatliche Schulen. Warum sollte dann die Kirche (die nichts mitfinanziert!) ein Recht haben, über Zusammensetzung der Schülerschaft und Einstellungsmöglichkeiten interessierter Lehrer mitzuentscheiden? Nur, weil vielleicht hin und wieder ein Pfarrer "Hallo" sagt, und das vielleicht noch extra bezahlt bekommt? Der blanke Hohn.


    Bei Privatschulen, die sich auch privat (oder aus Kirchensteuern) finanzieren, ist das sicherlich anders. Aber da kann man sich wirklich entscheiden, ob man hingehen will oder nicht.


    L. G. Pia

  • ich bin katholisch, das war aber eher Zufall


    Niemand ist durch Zufall katholisch, sondern weil Gott uns durch die Taufe in seine Kirche beruft.



    eine davon missioniert auch gerne, besonders die muslimischen Schüler, finde ich furchtbar und eigentlich auch überflüssig in der heutigen Zeit.


    Warum überflüssig? Gerade in der heutigen Zeit, wo sich mehr und mehr Menschen hierzulande vom Christentum abwenden, ist das doch wichtiger denn je. Ist natürlich die Frage, wie man es macht. Vom hl. Franziskus ist folgendes Zitat überliefert: "Verkünde allezeit das Evangelium; wenn nötig, nimm Worte dazu."

  • Niemand ist durch Zufall katholisch, sondern weil Gott uns durch die Taufe in seine Kirche beruft.


    Völlig sinnentleertes Gefasel - ausgedachte Worte über erfundene Figuren. (Hat sich das ein Theologe ausgedacht?) Die überwältigende Mehrheit der Gläubigen welweit hat einfach die Religion ihrer Eltern, deren Kind sie rein zufällig sind. Der Rest hat sich seinen Glauben bewusst ausgesucht.


    Nele

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