Inklusion : Ich kann es nicht !

    • Offizieller Beitrag

    @mamaMuh: um auf Elternschrecks Beispiel zurückzukommen:
    Wenn sich der Zahnarzt weigert, dir den Blindarm rauszunehmen, sagst du ihm auch, dass in seiner Ausbildung was falsch gelaufen ist?


    kleiner gruener Frosch

  • ...kennt eigentlich jemand die Grundschule "Berg Fidel" in Münster "persönlich"? Ich finde deren Konzept total spannend, wobei auch dort ein traumhafter Personalschlüssel vorliegt. Demnächst soll ein Film dazu ins Kino kommen, wenn ich das richtig verstanden habe.

  • Zitat Mama Muh :

    Zitat

    Ich kann einen GB Kind, einem ES Kind und eine "normalen" Knd etwas
    beibringen...und sie können zu einer tollen Klasse zusammenfinden... wie
    und ob das geschieht liegt zu einem großen Anteil an meiner
    Profession...

    Um einen Perspektivwechsel einzunehmen, solltest Du vielleicht mal an Realschulen und Gymnasien, die fast keine Ressourcen für die Inklusion abbekommen werden, als Fachlehrerin unterrichten und versuchen, die "normalen" Schüler durch die Zentrale Abschlussprüfung bzw. Abiturprüfung, trotz sich anbahnender schwieriger Inklusionssituationen in den Klassenzimmern,verantwortlich und fachlich effektiv zu führen. Die Eltern und Schüler werden sicherlich über die schlechteren Prüfungsergebnisse in den Abschlusszeugnissen großzügig hinwegsehen und begeistert sein, weil man sich ja um Inklusion bemüht hat und damit moralisch auf der sicheren Seite stand.


    So, wie Du von uns erwartest, dass wir selbstverständlich mit Inklusionsschüler umgehen können sollten, so müsstest Du in der Lage sein, in der Oberstufe Leistungskurse zu fürhren.-Ich erinnere hier deshalb nochmal an meinen o.g. Zahnarzt ! Du solltest deshalb die Qualifikation des Zahnarztes hinterfragen, wenn er nicht Deinen Bilnddarm herausoperieren möchte.


    Ich persönlich behaupte immer noch : Inklusion, ich kann es nicht !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Hallo Mama muh,
    aus deinem Beitrag schließe ich, dass du noch recht neu im Geschäft bist. Als ich damals frisch von der UNI kam, war man pädagogisch gerade auf dem Motivationstrip: Alles nur keinen Leistungsdruck- Lernen macht immer Spaß- Wenn es nicht so recht klappt mit dem Spaß, dann ist der Lehrer schuld.
    Von dieser pädagogischen Idee überzeugt habe ich alles versucht, um das „Spaßerlebnis Schule“ zu realisieren. Damals noch ohne PC, sondern mit Umdruckmatritzen. Natürlich klappte es nicht. Die schöne Theorie scheitert immer an der Realität. Ich muss mich grundsätzlich fragen ob Schule etwas zur Bildung der mir anvertrauten Kinder beitragen soll oder ob wir in Friede, Freude Eierkuchen uns alle lieb haben wollen.
    Dann könnten die geistig Behinderten auch im Grundschulbereich ihren Spaß haben. Was bitte schön soll ein geistig behindertes Kind an einer Schule der Kulturtechniken? Was soll es mit Arbeitsblättern und sinnfreien Übungen? Was dieses Kind braucht ist Lebenstraining. Leider geht das im Regelschulsystem nicht, da keine Rahmenbedingungen vorhanden. Als ich 12 Jahre an einer GB Schule gearbeitet habe, bekam ich eine „Vorbild-Vorführintegrationskind in die Klasse“. Entgegen der Vorankündigung, dass es schreiben und rechnen könne, saß da ein Kind vor mir, was eigentlich nichts konnte: Es stotterte sich ein paar Buchstaben zusammen, zählte bis 10 mit Anschauungsmaterial und das nach 4 Jahren „Inklusionsunterricht“. Hier waren die Kulturtechniken eindeutig der falsche Förderinhalt. Im Gegenzug trug der Junge die Spülmittelflasche offen und verkehrt herum, forderte ständig Einzelbetreuung ein und war eigentlich anfangs gar nicht gruppenfähig. Hier war er nicht der süße kleine Exot, sondern einer unter vielen. Das musste er erst Mal lernen
    Ich bin schon ein alter Hase im Geschäft und habe alle möglichen sinnvollen und unsinnigen päd. Ansätze miterlebt. Die alten sind nicht immer die schlechtesten. Zieldifferentes Arbeiten ist mein tägliches Brot. Allerdings kann ich das nicht in allen Fächern, weil nicht zu schaffen und brauche dafür Voraussetzungen, die an einer Sekundar1 Schule einfach noch nicht da sind. Außerdem muss diese zieldifferente Arbeitsweise auch sinnbringend und gelernt sein. Ein Kind mit irgendwas Sinnlosem zu beschäftigen ist Blödsinn, aber im inklusiven Unterricht leider Realität.
    BITTE ERST DIE RAHMENBEDINGUGEN SCHAFFEN UND DANN DIE KINDER INKLUDIEREN; NICHT UMGEKEHRT!!
    Es wird immer so getan als ob die Kinder in den Förderschulen leiden. Meine Erfahrung ist da eine ganz andere. Meine Kinder waren völlig entsetzt als sie hörten, dass es unsere Schule bald vielleicht nicht mehr geben wird. Es kamen Sprüche wie: Die Schule war meine Rettung, ich wäre baden gegangen usw. was wäre dann aus mir geworden?
    Stark verhaltensauffällige oder psychisch kranke Kinder ins jetzige Regelschulsystem zu schicken ist ein Verbrechen an allen Beteiligten.
    SOLANGE DIE POLITK NICHT WILLENS IST DIE RAHMENBEDINUGEN(MIT VIEL GELD) SO ZUGESTALTEN, DASS ZIELDIFFERENTES ARBEITEN MÖGLICH IST, WIRD DER SCHÖNE IDEALISTISCHE GEDANKE DER INKLUSION SICH ZUR KATASTROPHE ENTWICKELN UND WIR WERDEN IRGENDWANN DIE ROLLE RÜCKWÄRTS WIEDER MACHEN.

  • Mama Muh, ich habe mich gerade mal durch deine Beiträge gelesen. Wenn ich es richtig sehe, bist du keine Lehrerin, sondern pädagogische Hilfskraft und somit nicht für den Lernerfolg (bildungsempfehlung, lehrplanerfüllung...) zuständig. Dann kann man vieles natürlich ungleich entspannter sehen. Darum muss sich ja dann der Lehrer kümmern. Du bist fürs "Wohlfühlen" verantwortlich.


    Ich bin gespannt, ob du mit einigen Jahren klassenleitung und somit wirklicher handlungsverantwortung noch ähnlich reden wirst.


    Lg
    Sunny

  • Zitat

    Ich würde mir wünschen, dass all die, die für inklusion sind und vielleicht sogar noch entscheidungsträger, ihre eigenen Kinder/Enkel einige Zeit in einer klasse mit mehreren eh- Kindern beschulen lassen. Und sich dann am Nachmittag erzählen lassen, wie der Peter Lucis Brot im Klo versenkt hat und aus Wut über die Folgen des Handelns dann mit dem Stuhl nach der Lehrerin warf, die dann die Eltern anrief und den Peter abholen ließ. Mathestunde musste deswegen ausfallen. Dabei sollte doch für die Arbeit am Mittwoch geübt werden ... Oder von den Prügeleien oder dem Zirkel, den der Paul der Susi in den Rücken gepiekst hat. Immer wieder. Während er laut kreischend die Kunststunde (Lieblingsfach der Enkelin) über den Haufen warf. So stellt man sich doch Unterricht für sein Kind vor. Oder doch nicht?

    Ich "freu`" mich schon auf die "Werbe"-Video-DVDs vom Schulministerium, in denen blonde, blauäugige Kinder (zwischendurch mal ein indisches Migrantenkind) zu sehen sind.
    Überall Stille auf den Fluren, alle haben sich lieb und kommen Hand in Hand von der Pausen wieder zurück in den Klassenraum und setzen sich brav auf ihre Plätze.
    Die Kinder sitzen kurze Zeit später ebenso bedächtig, nahezu unbeweglich auf ihren Plätzen im Stuhlkreis und es redet tatsächlich nur ein Kind, fast nie die Lehreri
    Ja, es geht doch!
    Das ist Schulalltag!!!


    (Videos dieser Art haben wir schon mehrere an unserer Schule, ob es um die Neue Schuleingansgsphase oder was auch immer ging)

  • Ich bin jetzt noch nicht ganz so erfahren, wie Rotherstein, und trotzdem deckt sich vieles, was sie hier schreibt auch mit dem, was ich bisher erlebt habe. Ich habe mein Referendariat an einer GB-Schule gemacht, war anschließend 2 Jahre Klassenlehrerin einer Mittelstufe an einer GB-Schule und habe mich dann -ganz bewusst- für den Gemeinsamen Unterricht entschieden. Ich war idealistisch und noch von schönem Uni-Theorie-Gelaber geprägt, war total für Integration. In den seit dem vergangenen 2 1/2 Jahren stoße ich aber immer mehr an meine Grenzen. Ich stelle fest, dass meine Wünsche und Vorstellungen kein bisschen zu dem passen, was ich mir eigentlich vorgestellt habe. Eigentlich habe ich eine Grundschule, die meine Stammschule ist. Aber in diesen 2 1/2 Jahren durfte ich nun schon die 5. Grundschule des Kreises näher kennenlernen. Weil ich dauernd vom Schulamt abgeordnet werde, weil die Sonderpädagogen hier schlicht fehlen. Meistens war ich an zwei- drei Schulen gleichzeitig hatte immer ca. 10-15 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in allen möglichen Klassen und fast allen sonderpädagogischen Schwerpunkten zu betreuen (ausgebildet bin ich für GB und KB). Von Beziehungsaufbau und Kontinuität für die Kinder kann keine Rede sein, ich hab im Schnitt 2 Std. pro Woche pro Kind. Eigentlich bin ich oft genug Nachhilfelehrer (zugegeben, gut bezahlt), der dann nach nem halben Jahr wieder verschwunden ist... Ich kann und will so nicht mehr arbeiten, das ist für mich frustrierend und bringt für die Schüler GAR NICHTS! Viele meiner Schüler sitzen im Unterricht ihre Zeit ab, wertvolle Lernzeit, die sie mit ausmalen und nachspuren verschwenden, Zeit, in der sie in einem anderen System wirklich etwas für sie sinnvolles lernen könnten. Zudem haben fast alle meiner Schüler so gut wie gar kein Selbstbewusstsein, erleben sich selbst immer wieder als den "Doofie" der Klasse, der noch 2+3 rechnet, während die anderen Kinder das 1*1 lernen. In den Pausen sind sie oft alleine und werden teilweise immer verhaltensauffälliger. Damit tut man diesen Kindern doch keinen Gefallen...wenn die Kinder Glück haben, dann gibt es hier und da ereinzelt noch einen Integrationshelfer, der sich auch in den Pausen mal mit ihnen beschäftigt, aber gerade wenn die Kinder älter werden interessiert sich kein Klassenkamerad mehr für sie.
    So sehen meine Rahmenbedigungen und meine Realität aus. Ich kann da nichts Positives mehr dran finden, ich hoffe, dass ich mich so schnell wie möglich versetzen lassen kann...

  • Hallo,


    also, zu meiner Person, ich habe mehrere Semester Lehramt GS studiert aber damals leider keinen Abschluss gemacht. Seit mehreren Jahren arbeite ich an einer Grundschule und studiere nun wieder (Sonderpädagogik).
    Vielleicht reden wir ja auch einfach aneinander vorbei. Inklusion bzw. "eine Schule für Alle" ist natürlich (auch) ein (Schul-) Entwicklungsprozess. Inklusion ist nicht, was von heute auf morgen "funktioniert", sondern zeigt einen neuen Ansatz auf um Schulen "neu zu erfinden". Und der Aufbau einer inklusiven Schule geht nur mit allen Beteiligten. Was ist derzeit für unsere Schule machbar, was können wir unternehmen um die Bedingungen zu verändern, welche personellen Veränderungen sind notwendig, wie muss die Lernumgebung gestaltet sein, wie werde ich Lernbegleiter statt LehrerIn...???
    Wenn ich selber nicht von der Notwendigkeit einer Veränderung im Schulsystem überzeugt wäre, dann könnte ich auch nicht daraufhin arbeiten.
    Die Gemeinschaftsschule in Münster ist diesbezüglich schon sehr weit. ich hoffe, dass sie für viele andere Schulen beispielhaft sein wird.


    Schulen für Alle- beinhaltet natürlich auch ein multiprofesionelle Team an den Schulen. Wir arbeiten daran...


    Vielleicht ist für einige der "Index für Inklusion" ganz lesenswert (online als pdf zum download).


    LG
    Mama Muh

    Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!

  • Achja, und ich bin keine pädagogische Hilfkraft, sondern pägagogische Mitarbeiterin und nicht nur für "das Wohlfühlen" zuständig. Ich bin Lernbegleiterin, die im Team alles das macht, was eine "echte" LehrerIn auch macht ...


    LG
    Mama Muh

    Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!

  • Ich denke auch, wie reden da teilweise aneinander vorbei. Die Angst ist doch, bei völlig gleichen Rahmenbedingungen einfach Schüler vorgesetzt zu bekommen, mit denen man nicht weiß, was man genau machen soll bzw. wohin die Reise eigentlich geht. Wenn das Ziel nur lautet eine Weile zu verwahren, Möglichkeit zu Kontakten zu geben und dann an die Förderberufsschulen weiterzureichen, dann finde ich das auch etwas dünn - da kommen die Schüler an den Förderschulen aber oft weiter.


    Bis jetzt gab es aus meiner Sicht den Hauptschullehrer als Beruf an sich - damit war ich generell ausgelastet mit 20 bis 30 Schülern (gut, in den letzten Jahren schwand die Zahl beständig), daneben die Förderschulen mit kleineren Gruppen, die E-Schule mit sehr kleinen Gruppen, Doppelbesetzung und anderem Konzept. Dass ich das in Zukunft - unvorbereitet, planlos, unterstützungslos - nicht alleine leisten kann finde ich jetzt kein persönliches Versagen, sondern nur logisch - ich bin ja so auch nicht ausgebildet.


    Und warum erfolgreiche Konzepte nicht weiterentwickelt werden, ist mir auch nicht klar. Bei uns gibt es eine Außenklasse der Förderschule L, die Schüler werden teilweise bei und mitunterrichtet, v.a. auch in Englisch - wer dann nach der 7. geeignet erscheint, kann in die Regelklasse 8 wechseln und mit vorhandenen Englischkenntnissen bis zum Hauptschulabschluss und Quali kommen. Das funktioniert sehr gut - und die Förderschüler sind tatsächlich "gefördert" und den Schülern, die eigentlich auch Förderbedarf hätten aber nach Elternwillen auf der Regelschule mitgeschleift wurden, häufig stark überlegen, was Arbeitshaltung und Arbeitstechniken betrifft.


    Und noch meine Gedanken zu den 26 individuellen Arbeitsblättern: Mal ehrlich, das ist doch illusorisch, dass ich einfach die richtigen ABs entwickle, diesen den Schülern hinlege, alle arbeiten brav und haben dann einen Lernzuwachs. Das mag in Mathematikübungsstunden noch gehen - aber in den Sachfächern oder in Englisch kommt der Lernfortschritt doch bitte nicht über das reine Erlesen - zudem viele Schüler doch dazu gar nicht in der Lage sind.

  • Da fällt mich noch etwas ein, was ich mir trotz meiner blühenden Phantasie beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie diese Probleme im inklusiven Unterricht gelöst werden sollen.
    Man stelle sich folgende Situation vor:
    • Ich bin Regelschullehrerin arbeite leistungsdifferenziert in einem großen, gut ausgestatteten Klassenraum mit einer gelegentlichen Unterstützung für meine Förderkinder. Was aber eher unwahrscheinlich ist, weil das AO-SF für LES aufgehoben werden soll.
    • Ich bin Differenzierungsprofi.
    • Ich arbeite nach den verschiedensten Richtlinien.
    Regelschulrichtlinien für meine Kinder ohne sonderpäd. Förderbedarf
    • Und nach den verschiedensten Richtlinien für meine Förderkinder, je nach Förderbedarf.
    Wie sollen bitte schön die Zeugnisse aussehen?
    • Für meine Regelschulkinder ganz normale mit Noten?
    • Für Förderkinder seitenlange Berichtszeugnisse mit welchem Zeugniskopf, die die Kinder gar nicht haben wollen, weil sie keine Noten enthalten und anders aussehen.
    • Welche Abschlüsse bekommen meine Förderkinder?
    • Was können Sie mit den Abschlüssen anfangen?
    Wer kümmert sich um die bisher hervorragende Berufsvorbereitung meiner L-Kinder?
    • Wer macht mit ihnen das Bewerbungstraining?
    • Wer organisiert die Tages- und Jahrespraktika
    • Wer macht die Praktikumsbesuche und hält Kontakt zu den Firmen?
    • Wer koordiniert alles?
    • Werde ich als Klassenlehrer von meinen unterrichtlichen Verpflichtungen befreit, um bei den Berufsberatungsgesprächen mit Eltern, Arbeitsamt und Schülern dabei sein zu können?
    • Haben meine L-Kinder am Gymnasium oder in der Gesamtschule überhaupt Hauswirtschaft und Werken?
    • Gibt es überhaupt eine Lehrküche, in der ich beim Kochen nach Rezept die theoretisch vermittelte Bruchrechnung anhand der Umwandlung von Maßen auch life üben kann?
    • Gibt es in meiner Schule Schülerfirmen an denen die Schlüsselqualifikationen, die im Berufsleben erforderlich sind, life trainiert werden können.
    Was ist mit meinen? GE Kindern?
    • Wer hält wie Kontakt zu den Integrationsfachdiensten?
    • Wer organisiert die Praktika in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen? Oder sollen die keine mehr machen?


    Was wird aus meinen Überliegern und Kindern ohne Lernprobleme?
    • Kümmern sich hier die Eltern um die Berufsvorbereitung?
    • Oder muss mich auch darum kümmern?




    Ganz ehrlich. Wer meint, dass Inklusion einen Vorteil für alle Beteiligten bringt, der ist ein realitätsfremder Träumer. Wie soll um Gotteswillen ein Lehrer die bunte Vielfalt der Aufgaben und Anforderungen erfüllen? Das ist nicht zu schaffen. Klar ist, dass keiner in einem solchen System auf seine Kosten kommt und das Leistungsniveau immer mehr sinken wird.
    Nur gut, dass alle Firmen jetzt Einstellungstests machen, weil sie sich auf die Zeugnisse überhaupt nicht mehr verlassen.


    Hier schneiden regelmäßig meine gemobbten, ausgesonderten noch in der Förderschule aussortierten Kinder regelmäßig besser ab als viele Hauptschüler, die vielleicht bei uns hätten besser gefördert werden können, weil hier die Rahmenbedingungen etwas besser sind.


    Ich betone hier nochmals. Wir bereiten die Kinder aus Leben vor. Meine Erfahrung zeigt mir, dass unsere ehemaligen L-Schülerinnen- und Schüler zum großen Teil einfache Ausbildungen machen (Andere Ausbildungen können sie einfach aufgrund fehlender kognitiver Voraussetzungen nicht machen), sie schaffen und letztendlich zum Bruttosozialprodukt beitragen. Wahrscheinlich werden sie demnächst aus Klasse 7 oder 8 ohne Abschluss entlassen und dem Steuerzahler zur Last fallen.


    Es ist nicht die Förderschule, die den Kindern das Erreichen höherer Qualifikationen verhindert.( Dieser Schwachsinn steht in vielen Gutachten) Es ist ihr kognitives Leistungsvermögen und das wächst sich nicht aus!
    Weder im Gymnasium, noch in der Gesamt- in der Werk-Real, Sekundar oder wie auch immer Schule.

  • :thumbup: rotherstein. Eigentlich könnte man alle Fragen (leicht abgewandelt) auf Sek-I- und Sek-II-Lehrer übertragen


    Meine Schule (Gym) hat kein Hauswirtschaft / Werken und keine Lehrküche. Eine Schülerfirma leider auch nicht.


    Ich stelle mir Inklusuion mit diesen Rahmenbedigungen (fehlende Ausbildung meiner Gym-Kollegen, große Klassen, ...) sehr schwer vor.


    @ Elternschreck: Auch :thumbup: für deine Beiträge (es kommt selten vor, dass ich ihnen zustimme, aber diesemal passen deine Beiträge wie Faust aufs Auge.

  • Habe gerade ineinem Elternforum gelesen, dass in NRW keine Kosten für die Fahrten in die Sonderkindergärten übernommen werden sollen, mit dem Argument, man könnte das Kind ja auch in den Regelkindergarten schicken. Wenn das stimmt, werden diese professionellen Einrichtungen ganz schnell ausgeblutet. Die armen Regelkindergärten. Da bekommen doch die Politiker schon wie Donald Duck die Dollarzeichen in die Augen. Da lässt sich doch wieder Geld sparen. Ganz sicher werden dann die Förderkinder aus "bildungsfernen Schichten" nicht mehr regelmäßig in den Kindergarten kommen, wenn keinTaxi oder Bus vor der Tür steht, das/der hupt und nervt. Schön für die Grundschulen, die dann diese Kinder inkudieren müssen.



    http://www.rehakids.de/phpBB2/ftopic89891.html

    • Offizieller Beitrag

    Huhu!

    ...kennt eigentlich jemand die Grundschule "Berg Fidel" in Münster "persönlich"? Ich finde deren Konzept total spannend, wobei auch dort ein traumhafter Personalschlüssel vorliegt. Demnächst soll ein Film dazu ins Kino kommen, wenn ich das richtig verstanden habe.

    Ich kenne die Leute dort nicht persönlich, bin aber mit einigen befreundet, die dort regen Kontakt zwecks kommunaler Schulpolitikplanung haben.
    Ein Großteil des Erfolgs ist einfach wirklich der Personalschlüssel, der aber - wenn ich es richtig verstanden habe - gar nicht so traumhaft ist, wenn man einfach sich gut organisiert.
    Raumsituation und Organisation ist natürlich auch besonders :)


    Chili

  • Es handelt sich hierbei wieder um eine Grundschule. Zeigt mir eine funktionierende Sek.1 Schule in der alle meine gestellten Fragen gut gelöst sind, die Kinder ins Berufsleben integriert werden und nicht unversorgt auf der Straße stehen. Ganz zu schweigen von der sozialen und psychischen Vereinsamung. Das kenne ich aus der Praxis zu Genüge.

  • Mal wieder einen dicken Daumen nach oben für Deine tollen Beiträge, geehrter rotherstein !
    Ich finde es für diesen Thread enorm bereichernd, wenn sich verdiente und erfahrene Förderschullehrer differenziert und substantiell äußern. Ich würde mir wünschen, dass solche Beiträge mehr nach außen zu den Verantwortlichen dringen würden.


    Zitat Mama Muh :

    Zitat

    Und der Aufbau einer inklusiven Schule geht nur mit allen Beteiligten.

    Nein !! Ob, wie, was, mit wieviel und womit aufgebaut wird, haben wir Lehrer vor Ort absolut nichts zu melden ! Als LdB (Lakaien der Bezirksregierung) sind wir nur weisungsgebunden. Bezüglich Ressourcen haben wir absolut keinen Einfluss. Bezirksregierung und Schulträger haben nur lapidar mitgeteilt, dass die Inklusion stattfinden wird und bis auf die von mir o.g. völlig unzureichenden Ressörsschen kein einziger zusätzlicher Cent ausgegeben wird.-So ist die Realität bei uns, geehrte Mama Muh !

    Zitat

    Was ist derzeit für unsere Schule machbar

    Machbar ist eigentlich noch nicht einmal der "normale" Unterricht, weil es an allen Ecken und Enden fehlt, worauf wir auch keinen Einfluss haben.


    Zitat

    was können wir unternehmen um
    die Bedingungen zu verändern

    Nichts !

    Zitat

    welche personellen Veränderungen sind
    notwendig,

    Das steuert die Bezirksregierung.

    Zitat

    wie muss die Lernumgebung gestaltet sein, wie werde ich
    Lernbegleiter statt LehrerIn...???

    Da hättest Du bei uns wahnsinnig viele Möglichkeiten, wenn Du selbst (!) für die Kosten aufkommst !

    Zitat

    Schulen für Alle- beinhaltet natürlich auch ein multiprofesionelle Team an den Schulen. Wir arbeiten daran...

    D.h., Du würdest allen Ernstes erwarten, dass wir neben unseren lächerlichen 28 Wochenstunden (Ich leiste zur Zeit 29 Wochenstunden), die natürlich überhaupt nicht anstrengen, noch zusätzlich Zeit und Arbeit investieren ? Die meisten Kollegen sind jetzt schon überlastet. Der Krankenstand wird auch immer höher.


    Es darf einfach nicht sein, dass sich die Schulen auf Kosten unserer Gesundheit arbeitsmäßig immer mehr zur Vorhölle entwickeln.


    Zitat rotherstein :

    Zitat

    Wer meint, dass Inklusion einen Vorteil für alle Beteiligten bringt, der ist ein realitätsfremder Träumer.

    Stimme dem vorbehaltlos zu und finde es gut, dass ein verdienter und erfahrener Förderschullkollege so etwas äußert !


    Je mehr ich diese lebhafte Diskussion hier mitverfolge, desto mehr bin ich mir sicher, dass die Inklusion, so wie sie angedacht ist, auf Kosten der Kinder, Eltern und Lehrer mit Pauken und Trompeten scheitern wird. -Die Schuldzuweisung wird dann freilich in unsere Richtung gehen, während sich die Verantwortlichen dann aus dem Staub gemacht haben.


    Bei den bürokratischen Verästelungen in unserem Schulsystem wird nachher
    eh niemand mehr durchblicken können, wer von den verantwortlichen Entscheidungsträgern wo welche verhängnisvolle
    Entscheidung getroffen hat. Alle (!) werden nachher der Reihe nach
    behaupten, dass sie es nicht (!) waren und es so nicht wollten. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Ganz ehrlich. Wer meint, dass Inklusion einen Vorteil für alle Beteiligten bringt, der ist ein realitätsfremder Träumer. Wie soll um Gotteswillen ein Lehrer die bunte Vielfalt der Aufgaben und Anforderungen erfüllen? Das ist nicht zu schaffen. Klar ist, dass keiner in einem solchen System auf seine Kosten kommt und das Leistungsniveau immer mehr sinken wird.
    Nur gut, dass alle Firmen jetzt Einstellungstests machen, weil sie sich auf die Zeugnisse überhaupt nicht mehr verlassen.


    DAs sehe ich etwas anders, denn viele der Dinge, die du fragst, werden auch in Regelschulen gemacht. Ja, es gibt Regelschulen mit Lehrküche, MIt Werkstatt und Hauswirtschaft. Vielleicht nicht unbedingt an den Gymnasien, aber da sind die Schüler deiner Aussage nach doch eh kognitiv nicht fähig zu.
    Da mir ehrlich gesagt ganz anders und das ist mal wieder ein typischer Punkt, wo nicht die Schüler nciht mehr könenn, sondern die Lehrer es verhindern, weil sie durch die Diagnose und die Sicht darauf ihnen die anderen Möglichkeiten nehmen!


    Und ja, die Sekundarschulen hier haben dies alles, na klar haben Gymnasien und Gesamtschulen auch Praktika und na klar werden die auch betreut.
    Und die Zeugnisse stellen ja nicht nur bei der Inlusion ein Problem dar, sondern Ziffern-Zeugnisse sind ja schon viel länger umstritten.


    Ich betone hier nochmals. Wir bereiten die Kinder aus Leben vor. Meine Erfahrung zeigt mir, dass unsere ehemaligen L-Schülerinnen- und Schüler zum großen Teil einfache Ausbildungen machen (Andere Ausbildungen können sie einfach aufgrund fehlender kognitiver Voraussetzungen nicht machen), sie schaffen und letztendlich zum Bruttosozialprodukt beitragen. Wahrscheinlich werden sie demnächst aus Klasse 7 oder 8 ohne Abschluss entlassen und dem Steuerzahler zur Last fallen.


    Hm, ich denke immer noch, vieles, was die Kinder jetzt gelehrt bekommen müssten sie nicht umständlich lernen sondern würden es nebenbei mitbekommen! Warum sollen diese Kinder Kartoffelschälen in der Schule lernen, die anderen tun dies doch auch nur z.T. udn zum Teil zuhause, aber ja, diese Möglichkeit gibts für alle und zwar in der Regelschule!


    Meine Schule (Gym) hat kein Hauswirtschaft / Werken und keine Lehrküche. Eine Schülerfirma leider auch nicht.


    Aber das ist doch von der Schule abhängig, dies kann die Schule doch alles haben, wenn sie will!

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