Deutsch-Lektüre 6. Klasse Gymnasium

  • Ich suche gerade für meine 6.Klasse eine Lektüre für den Deutsch-Untericht. Letztes Jahr hat ihnen "Oskar und die Tieferschatten" besonders gut gefallen. Hat jemand eine gute Idee? Die meisten Schüler/innen in dieser Klasse sind noch recht kindlich.

    • Offizieller Beitrag

    Wie wäre es mit etwas von Cornelia Funke? "Der Herr der Diebe" zum Beispiel? Oder "Caius ist ein Dummkopf" von Henry Winterfeld?
    Liebe Grüße,
    Hermine

    &WCF_AMPERSAND"Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan.&WCF_AMPERSAND"
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

  • Hallo Hermine,
    danke für die beiden Tipps! "Caius" gefällt mir gut, aber wir haben schon "Im Schatten des Vesuv" gelesen. Cornelia Funke werde ich auf jeden Fall vorschlagen!
    Ich wünsche dir einen schönen Montag!
    Flavia :_o_)

  • Fast die Hälfte der bayerischen Sommerferien ist vorbei, es beschäftigt mich aber noch immer vom letzten Schuljahr:

    Der Deutschlehrer meines Kindes, Gymnasium Bayern, hat im vergangenen Schuljahr mit seinen 6. Klassen genau zwei Lektüren gelesen:

    1.) Auguste Lechner, Die Abenteuer des Odysseus

    2.) Daniel Defoe: Robinson Crusoe (vollständige Ausgabe)

    Ich wollte schon bei dem Odysseus in die Sprechstunde gehen, beim Crusoe war das Schuljahr dann fast gelaufen. Zudem stehen beide Lektüren, warum auch immer, auf der Lektüreliste der Bayerischen Staatsregierung.

    Ich verstehe es nicht:

    Warum, erstens, liest ein Deutschlehrer mit heutigen Sechstklässlern Odysseus und Crusoe, wenn es, nur als Beispiel, Krabat gibt, oder irgendwas von Kirsten Boie für das Alter. Warum nicht zumindest ein Buch mit etwas Spannung oder Bezug zur Lebenswirklichkeit der Kinder? Will er seinen Schülern das Lesen austreiben? Sollen sie lernen, sich zu quälen, sich zu überwinden? Glaubt er, sonst kommen sie damit nicht mehr in Berührung?

    Zweitens, warum stehen im Fach Deutsch auf den Lektürelisten überhaupt Lektüren, die im Original weder in deutscher Sprache verfasst worden sind noch irgendeinen Bezug zum deutschen Sprachraum haben? Ich würde nicht im Traum darauf kommen, dass im Englischunterricht, sobald die Sprachkenntnisse reichen, einmal die englische Übersetzung von Tschick gelesen würde, oder im Französischunterricht die französische Übersetzung von Herr der Fliegen. Und das wird es ja auch nicht. Es ist ja nicht so, dass es nicht genug gute Jugendbücher von deutschen Autoren und Autorinnen gäbe, dass man in der Sek. I zehn Lektüren pro Schuljahr lesen könnte.

    Was soll das?

    (Mein Beitrag hätte auch ins Meckerforum kommen können.)

  • ich kann nur staunen und denken: Bayern.
    Zwei Ganzschriften in der 6. Klasse und dann diese zwei.
    Keine der zwei würden meine SuS überhaupt lesen, aber sie decken nicht mal ansatzweise den Lehrplan ab.
    und ja, ich bin bei dir, ich nehme auch nur Bücher, die in deutscher Sprache verfasst wurden. Das muss nicht immer in Deutschland sein (ich hatte mal "Themba" im Jahr der WM in Südafrika, aber das Buch wurde auf Deutsch verfasst).

  • Naja, die Deutschlehrkraft meines Kindes lässt ständig irgendwelche Jugendbücher kaufen, weil sie meint, so würde man Jugendliche zum Lesen animieren. Dabei hat die Hälfte der Klasse durchaus Lesegewohnheiten und liest eben, was ihr gefällt.

    Kinder sollten Verschiedenes angeboten bekommen, finde ich, zu Hause kann man ja was anderes schenken/ausleihen.

  • ich kann nur staunen und denken: Bayern.
    Zwei Ganzschriften in der 6. Klasse und dann diese zwei.
    Keine der zwei würden meine SuS überhaupt lesen, aber sie decken nicht mal ansatzweise den Lehrplan ab.
    und ja, ich bin bei dir, ich nehme auch nur Bücher, die in deutscher Sprache verfasst wurden. Das muss nicht immer in Deutschland sein (ich hatte mal "Themba" im Jahr der WM in Südafrika, aber das Buch wurde auf Deutsch verfasst).

    Ich habe mir gerade interessehalber mal die Lektüreempfehlungen des nds. MK für die Klassen 5 bis 10 am Gym. angeschaut. "Robinson Crusoe" taucht da als Empfehlung für Kl. 7/8 auf, "Die Abenteuer des Odysseus" gar nicht. Die Hälfte der für Kl. 5/6. genannten Jugendbücher stammt aber auch von nicht-deutschsprachigen Autor*innen: Das geht von Klassikern wie "Alice im Wunderland", "Der Seewolf" oder "Reise um den Mond" über Astrid Lindgren bis hin zu neuerer Jugendliteratur, z. B. von Sharon Creech, Patrick Ness oder Marijolijn Hof.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich weiß, ist in NRW auch so.
    Aber findest du es als Englischlehrerin nicht total doof, wenn deine SuS in der Mittelstufe schon Romeo und Julia oder Löcher auf Deutsch gelesen haben?
    Ich weiß, dass es bei uns durchaus Stress gegeben hat (also nichts Schlimmes, aber es wurde darum gebeten, zumindest keine Bücher zu nehmen, die sich auch für den Englischunterricht eignen.)
    Aber es ist nicht so, dass es keine deutschsprachige Literatur gäbe...

  • Aber findest du es als Englischlehrerin nicht total doof, wenn deine SuS in der Mittelstufe schon Romeo und Julia oder Löcher auf Deutsch gelesen haben?

    Nein, nicht wirklich. Wobei Shakespeare auf der o. g. Literaturliste für NDS gar nicht auftaucht. "Löcher" sagte mir bis eben überhaupt nichts (musste ich erst googlen); in der Oberstufe - ich unterrichte ja nur Klasse 11 bis 13 am BG - würden wir dieses Buch wahrscheinlich nicht lesen, denn das scheint mir eher für jüngere SuS geeignet. In der 11 haben wir in den letzten Jahren entweder "The Curious Incident of the Dog in the Night-Time" oder "The Hate U Give" als Ganzschrift gelesen. Falls das schon jemand in der Unterstufe an der allgemeinbildenden Schule auf Deutsch gelesen haben sollte, ist es halt so; würde mich - wie gesagt - nicht stören.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • es spielt vielleicht auch eine Rolle, dass du nicht in einem durchgängigen System bist (wo du also nicht komplette/halbe Klassen von den Kolleg*innen übernimmst, sondern dich sowieso auf viel einstellen musst.)
    Bei uns war eben auch Thema, dass man einfache Ganzschriften für die 9./10. Klasse auf Englisch nicht vorwegnimmt, aber auch die Werke, die traditionell zum Abiturcurriculum gehören, nicht auf Deutsch liest.

  • Aus dem Fachprofil des Deutschlehrplanes Gymnasium, Bayern:


    "Die Auseinandersetzung mit Werken aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturkreisen ermöglicht Zugänge zu verschiedenen Weltsichten und Kulturen. Der Aufbau eines literarischen Überblickswissens bildet eine wichtige Grundlage für die Teilnahme am kulturellen Leben."

    und

    "Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums bringen aus der Grundschulzeit vielfältige Leseerfahrungen mit und lernen darauf aufbauend ein breites Spektrum deutschsprachiger und – in Übersetzungen – auch fremdsprachiger Literatur kennen, außerdem eine Vielfalt pragmatischer Texte, die z. B. gesellschaftlich, ethisch oder philosophisch relevante Themen behandeln. Die Auseinandersetzung mit literarischen Epochen und Strömungen vom Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart befähigt die Heranwachsenden, die historische und kulturelle Dimension von Texten zu erfahren. Bei der Beschäftigung mit literarischen Formen und Gattungen sowie Stoffen und Motiven der Weltliteratur erwerben die Schülerinnen und Schüler literarische Kompetenzen, legen Erkenntniskategorien an und bilden Werthaltungen und Urteilskraft aus."


    Und aus dem Lehrplan für die 6. Klasse:

    "Die Schülerinnen und Schüler ...

    • erkennen und beschreiben Eigenheiten fiktionaler Welten, erweitern dabei ihre eigenen Erfahrungen und lernen andere Zeiten und Kulturen (v. a. Antike) kennen. Sie versetzen sich in eine literarische Figur hinein, um eigene Handlungen und Denkweisen zu überprüfen; sie reflektieren die Bedeutsamkeit literarischer Texte für die eigene Person.
    • setzen sich mit altersgemäßen literarischen Texten, v. a. Erzählungen, Sagen, Szenen, Gedichten, ggf. auch im Dialekt, sowie modernen oder klassischen Kinder- und Jugendbüchern, auseinander und unterscheiden literarische Grundformen.

      [...]

    • lesen mindestens eine Ganzschrift, z. B. ein modernes oder klassisches Kinder- bzw. Jugendbuch, und setzen sich im Unterricht damit auseinander. Die Lektüre der Ganzschrift kann durch die Analyse eines Films ergänzt werden."


    Die Abenteuer des Odysseus stehen bei den Servicematerialien des Lehrplans auf der Liste für die 6. Klasse ("Bewährte und aktuelle Kinder- und Jugendliteratur für die Jahrgangsstufe 6"), allerdings von einem anderen Autor. Kann ich nicht beurteilen, ob das einen Unterschied macht.


    Die Hervorhebungen oben sind von mir, weil sie zumindest einen Teil deiner Fragen beantworten dürften.

    Ob die Lektüren nun altersgemäß ausgewählt sind, keine Ahnung. Ob die Kids dadurch Spaß am Lesen erhalten, weiß ich auch nicht. Schullektüren sind ja manchmal per definition irgendwie öde, weil es halt Schule ist. ;) Aber es scheint nun nicht komplett an den Intentionen des Lehrplans vorbei zu gehen, was die Lehrkraft da macht (bzw. vermutlich die Deutschfachschaft beschlossen hat).

  • Hallo, ich bin ganz neu hier und hab im kommenden Schuljahr auch eine 6. (Gym/Bayern). Ich werd wohl auch „Herr der Diebe“ lesen, hab den Rico in der 5. gelesen, das kam ganz gut an.

    Ich lese in der 8. übrigens sehr gern Romeo und Julia. Es ist das perfekte Drama, um Mädchen an Dramen heranzuführen und es steht auf der Liste der Empfehlungen. Habe nur gute Erfahrungen. Und warum sollte man es denn nicht lesen? Wie es ausgeht, ist ja kein sehr großes Geheimnis und in der Oberstufe in Englisch betrachtet man ja auch viel die sprachlichen Aspekte, also bei uns gab es deswegen nie Diskussionen.

    Und ich würde nie in die Sprechstunde gehen, um mit dem Lehrer meines Kindes über die Lektüreauswahl zu diskutieren, sorry.
    Klassiker mag ich gern und der odysseus ist schon eine gute Möglichkeit, ein Stück Allgemeinbildung zu vermitteln. Ich les in der 7. auch immer die Nibelungen, weil ich finde, dass man als Gymnasiast den Stoff kennen sollte

  • Ich erinnere mich an meine eigene Schulzeit und da ging es im Deutschunterricht auch eine Zeit lang um Antike, von daher sehe ich das nicht so problematisch. Auch die Nibelungen (bzw. andere mittelalterliche Werke) sehe ich zumindest im gymnasialen Bereich nicht komplett deplatziert.

    Ich unterrichte zwar nicht Deutsch, aber eine andere Sprache, würde aber aus persönlicher Perspektive heraussagen, dass aus den von Chilipaprika genannten Gründen der Fokus möglichst auf originär deutschsprachiger Literatur liegen sollte, gerne aus unterschiedlichen Epochen und Genres. Viele der zuvor genannten Werke sind toll und sollten auch heute noch unbedingt von Kindern und Jugendlichen gelesen werden. Wir müssen aber leider am Ende eine Auswahl treffen und da wäre ich persönlich eher dafür, ein originär fremdsprachliches Werk zu einem späteren Zeitpunkt im Fremdsprachenunterricht zu behandeln als zu einem früheren Zeitpunkt als Übersetzung im Deutschunterricht.

  • Ich suche gerade für meine 6.Klasse eine Lektüre für den Deutsch-Untericht. Letztes Jahr hat ihnen "Oskar und die Tieferschatten" besonders gut gefallen. Hat jemand eine gute Idee? Die meisten Schüler/innen in dieser Klasse sind noch recht kindlich.

    Ich habe mit den Schülern der Klassen 5 und 6 sehr gerne "Die Insel der blauen Delfine" gelesen. Die Schüler haben die Geschichte geliebt.
    Man kann damit auch sehr gut fächerübergreifende Aspekte zu Geografie, Biologie und zur Geschichte indigener Völker verknüpfen. Es ist eine Robinsonade, in der ein junges Mädchen die Protagonistin ist. Zudem gibt es zahlreiche Materialien und eine Verfilmung dazu, die man im Anschluss an die Lektüre zum Vergleich anschauen kann. Das Buch ist zwar nicht in den aktuellen Bestsellerlisten (dafür liegt das Erscheinungsdatum zu lange zurück), hat jedoch viele Vorzüge.
    Eine Zusammenstellung von Materialien, die im Netz frei verfügbar sind, habe ich hier zusammengestellt.
    In dieser Liste sind auch weitere Klassenlektüren für Klassenstufe 4-7 sowie 7-10 aufgelistet (samt Begleitmaterialien):
    https://www.autenrieths.de/lesen.html#lektueren1

    Ebenso sind in der Liste Materialien zu den Themenbereichen Lesenacht / Leseförderung / Lesetagebuch zu finden.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Ich lese in der 8. übrigens sehr gern Romeo und Julia. Es ist das perfekte Drama, um Mädchen an Dramen heranzuführen und es steht auf der Liste der Empfehlungen.

    Oooookeeee und was wäre dann das „perfekte Drama, um Jungen an Dramen heranzuführen“? Welches Drama ist perfekt für intersexuelle oder diverse Kinder? Und welches Drama setzt du in dem verrückten Konstrukt ein, in dem alle Geschlechter in einer Klasse unterrichtet werden?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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