Kryptische Gehaltsabrechnungen - ein bayerisches Problem?

  • Liebe Kollegen,



    ich halte gerade eine Gehaltsabrechnung meiner Frau in Händen (angestellt im staatlichen Schuldienst, Bayern) und ärgere mich: Das Ding umfasst immer mindestens zwei Seiten (gern auch mal drei) und enthält neben Grundgehalt und Auszahlungsbetrag noch ca. 20 (!) kryptische Posten - da gibt es "Hinz-Beträge" (die entsprechenden Kunz-Beträge fehlen allerdings), "Aufrollungsdifferenzen", "Rückrechnung Vormonate" und allerlei ähnlichen Quatsch, der sich in Summe immer praktisch ausgleicht.


    Größtes Problem dabei: Fehler (die IMMER - und immer zu Lasten des Beschäftigten - passieren) fallen einem nur durch Zufall auf... einen vernünftigen Grund für die allmonatliche Rechenorgie konnte mir übrigens noch keiner der beim "Landesamt für Finanzen" beschäftigten Honks sagen ("Das ist halt bei uns so. Das ist das Programm, mit dem wir arbeiten. Ich kann da nichts machen").


    Ich selbst bin ja mittlerweile bei einem privaten Träger in B-W (allerdings vom Land refinanziert und ganz normal nach TV-L bezahlt, inklusive Stufenaufstieg und aller Sonderzahlungen). Meine Abrechnungen umfassen ganze 4 Zeilen: Grundgehalt, Lohnsteuer, Sozialversicherung, Auszahlungsbetrag. Mehr ist IMHO auch nicht nötig!


    Mich würde mal interessieren, ob das ein bayerisches Problem ist oder ob in anderen Bundesländern ähnliches zu beklagen ist. Und hat am Ende vielleicht sogar mal jemand was dagegen unternommen?


    Ach ja, eines noch: Angestellte und Beamte sind gleichermaßen betroffen, wobei sich Angestellte jeden Monat ärgern dürfen, Beamte nur bei Änderungen. Bei Interesse scanne ich gern mal eine Abrechnung ein und poste sie hier anonymisiert.




    Viele Grüße
    Fossi
    - genervt -

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Sachsen-Anhalt: Die fett markierten verstehe ich auch nicht so ganz. Aber was Entgelt und VL Zulage ist, weiss ich noch.


    JLL Entgelt
    JLL VL Zulage
    NNL VErsAnt ZVK


    Ansonsten komme ich gut klar. Scheint tatsächlich ein Problem in Bayern sein?

  • Nein, ich denke die Fehler, die zu Lasten des Beschäftigten gehen (wenn sie so gehäuft auftreten) passieren nicht zufällig und aus Versehen.
    Und um diese zu verschleiern und Nachvollziehbarkeit zu erschweren bzw. unmöglich zu machen wird die Rechnung möglichst unübersichtlich gemacht.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • ...ich unterstelle da nicht mal böse absicht, sondern einfach die wie immer unergründlichen wege des bayerischen kumis. die betreffenden sachbearbeiter sind am telefon eigentlich so gut wie immer sehr nett und erklärungswillig. man wird auch sofort zum zuständigen menschen durchgestellt. einfach mal anrufen, wenn man offene fragen hat.

  • Ich finde meine Gehaltsabrechnung eigentlich immer recht (!) aufschlussreich und bin froh über die einzelnen Posten. Allerdings geht es mir auch öfter so, dass ich nicht verstehe WARUM jetzt wieder eine Änderung stattgefunden hat. Die Gehaltsabrechnung bekommt man ja nur bei Änderungen und somit eigentlich fast monatlich, was durchaus verwirrt. Meist geht das Gehalt um ein wenig nach oben. Dann freut es mich, auch wenn mir nicht immer klar ist warum.
    Diesen Monat liegt es daran, dass der T-VL für 2015 greift. Das weiß ich im Vorfeld und kann bei Unklarheiten googeln. Während des Jahres frage ich mich aber häufiger nach dem Grund.

  • @fossi: Normalerweise ist doch auf den Abrechnungen am Ende ersichtlich, auf welcher Basis die Rückrechnungen stattfinden. Id.R. bekommt man doch immer dann eine Abrechnung, wenn sich etwas zum Vormonat ändert. Gründe können sein: Abrechnung von Mehrarbeit, Erhöhungen des Gehalts, Angleichung des Gehalts nach Tarifverhandlungen, Weihnachtsgeld aka Sonderzahlungen.



    Ich mache mir da wenig Gedanken, wenn die Endsumme stimmt und das tut sie seit Jahren. Bin nicht firm und nicht interessiert in den Details, aber es war bisher immer nachvollziehbar für mich, wenn es Änderungen gab.


    Muss aber zugeben, dass es manchmal seltsame Sachen gibt. Habe selbst im ersten Jahr, als ich eben noch nichts wusste, ein paar Monate zu viel Geld bekommen, was man mir dann in einem Monat als Gesamtsumme wieder abgezogen hat. Und ich habe in jüngster Vergangenheit den Fall gehabt, dass einer Kollegin monatelang zu wenig überweisen wurde. Nach einem Anruf wurde dies ohne Umschweife korrigiert.


    Hier muss ich aber sagen: Der Blick in die Besoldungstabelle hilft da weiter - und die ist ja nun mal öffentlich.


    Und ich habe mal nach den HINZ-Beträgen geschaut, aber dann festgestellt, dass deine Abrechnung von einem Lehrer in Anstellung stammt. Da laufen noch mal andere Beiträge. Aber diese HINZ-Geschichten scheinen ja nichts genuin Bayerisches zu sein, sondern ein Punkt von Verträgen im Öffentlichen Dienst: http://forum.oeffentlicher-dienst.info/viewtopic.php?t=5496

  • Id.R. bekommt man doch immer dann eine Abrechnung, wenn sich etwas zum Vormonat ändert.

    Als Angestellter bekomme ich jeden Monat eine Abrechnung.

    Habe selbst im ersten Jahr, als ich eben noch nichts wusste, ein paar Monate zu viel Geld bekommen, was man mir dann in einem Monat als Gesamtsumme wieder abgezogen hat.

    Und als braver Beamter hast Du Dir dieses IMNSHO unglaublich dreiste, gutsherrenartige Vorgehen natürlich gefallen lassen. Zum Vergleich: Ein derzeitiger Kollege von mir (aus dem nicht-schulischen Bereich der Klinik) hat letztes Jahr auch für ca. ein halbes Jahr zuviel Geld bekommen - insgesamt ca. 400 Euro (das ist nicht viel, kann aber je nach persönlicher Situation zu unschönen Effekten am Monatsende führen). Das hat er im Einvernehmen mit der Personalverwaltung über den gleichen Zeitraum dann wieder abgezogen bekommen. Und selbst das war nur Goodwill von ihm; er hätte sich hier ohne weiteres auf Entreicherung (§ 818 BGB) berufen können. Aber die Hirnis auf den Besoldungsstellen können hier natürlich ganz ungeniert agieren.

    Und ich habe mal nach den HINZ-Beträgen geschaut, aber dann festgestellt, dass deine Abrechnung von einem Lehrer in Anstellung stammt.

    Ja, klar. Von mir. Deshalb kann ich Dir auch noch die Info liefern, dass in dem fraglichen Monat weder Mehrarbeit noch Deputatsänderung noch sonstwelcher Quatsch abzuarbeiten war. Ich war und bin ganz normal in Vollzeit angestellt, habe seit 40 Jahren nicht die Religion gewechselt, und auch die Zahl meiner Kinder ist seit Jahren konstant.


    - Es bleibt nach wie vor die Frage, warum Abrechnungen nach dem TV-L auch in vier Zeilen abhandelbar sind, ohne dass irgendein Schaden entsteht.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • [size=14]Der Fall über Monate zuwenig hatte ich auch mal.


    Es waren montl. nur ca. 40€, aber über den Zeitraum von 1,5 Jahren eine hübsche Summe.
    Meiner neuen Sachbearbeiterin bei der Bezügestelle ist der Fehler ihrer Vorgängerin aufgefallen.


    Nachgezahlt wurden jedoch nur die letzten 6 Monate, tat ihr auch sehr Leid... und mir erst! :weinen:
    Bei Überzahlung ist das aber auch so, man müsse nur für max. ein Halbes Jahr nachzahlen.


    PS: Die Sachbearbeiter der Hess. Bezügestelle wechseln sehr häufig
    richtig dämlich sind die Telefonzeiten von 8:00-12:00 - aber das ist sicher keine Absicht

  • Ja, klar. Von mir. Deshalb kann ich Dir auch noch die Info liefern, dass in dem fraglichen Monat weder Mehrarbeit noch Deputatsänderung noch sonstwelcher Quatsch abzuarbeiten war. Ich war und bin ganz normal in Vollzeit angestellt, habe seit 40 Jahren nicht die Religion gewechselt, und auch die Zahl meiner Kinder ist seit Jahren konstant.

    Und es gab keine Anpassung über tarifliche Änderungen? Bei mir kommen die manchmal auch aufgeteilt auf längeren Zeitraum. Bzw. rechnen die ab und man mal durch und stellen wohl fest, dass 2,80 Euro fehlen, die dann halt rückwirkend verrechnet werden.


    Ansonsten war ich damals bei dem Rechenfehler noch Angestellter und froh, dass ich überhaupt regelmäßige Zahlungen in der Höhe bekommen habe ;). Wenn man nicht unter Gutsherren arbeiten möchte, sollte man sich im Übrigen wahrscheinlich nach einem anderen Job umsehen. ;)


    In meiner alltäglichen Arbeit finde ich es im Übrigen recht erholsam, wenn ich merke, dass in den Etagen dort oben doch auch einige Fehler passieren, bzw. gehe ich davon aus, dass bei mehr als 120.000 angestellten/verbeamtete Lehrern in Bayern Fehler passieren dürfen.

  • Sein muss so ein unübesichtlicher Kack aber nicht. In Hessen gibts nen 6zeiler: Brutto, Lohnsteuer, Kirchensteuer, Soli, Netto, fäddisch.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Sein muss so ein unübesichtlicher Kack aber nicht. In Hessen gibts nen 6zeiler: Brutto, Lohnsteuer, Kirchensteuer, Soli, Netto, fäddisch.



    Aber nur für Beamt_innen.
    Bei den hess. Angestellten sieht das schon deutlich kryptischer aus.

  • Dieses Thema ist zwar schon eine Zeit her, aber vielleicht liest es noch jemand und kann mir helfen.


    Ich bekomme auch jeden Monat eine Abrechnung und sitzte ziemlich hilflos davor. Mein Freund kennt sich in solchen Dingen eigentlich aus, aber bei meiner Abrechnung wirft er meist das Handtuch und gibt sich geschlagen... und das heißt was bei ihm.


    Ich verstehe vor allem nicht, warum mir die Mehrarbeit nicht ausgezahlt wird: Sie wird zwar berechnet, aber dann als Aufrollungsdifferenz wieder abgezogen. WIESO??? Warum bekomme ich das Geld nicht?


    Ich habe die Schule zum Halbjahr gewechselt. Deshalb habe ich für den halben Februar das Geld nachgezahlt bekommen. Aber im März wurde mir das wieder als Abschlagszahlung abgezogen. Wann bekomme ich dann mein Geld für Februar?


    Ganz ehrlich: Ich versehe nicht, was so schwer daran ist, jedes Mal die richtigen Beträge auszuzahlen. Wozu dieses Abschlags-Zeug, die Aufrollungsdifferenz usw.?

  • Die normale Gehaltsabrechnung ggf. mit Mehrarbeit ist in NRW eigentlich ganz gut verständlich.


    Nerviger wird es dann, wenn mehrere Faktoren zusammen kommen. Mehrarbeit aus dem letzten Jahr, ggf. eine Überzahlung wegen Elternzeit u.ä., dann steht dann einfach mal "Forderung" auf der Abrechnung und ein Betrag, den man sich erst mühsam zusammen rechnen muss und wo auch häufig nicht ganz klar ist, wo der herkommt.

  • AD-Lehrerin4 (die Antwort vor Karl-Dieter) kam auch erst über zwei Jahre später und da hat sich auch keiner beschwert.
    Richtig wäre es gewesen, wenn wir (Bolzbold und ich) uns aber mal an die Etikette gehalten hätten und beim Thema geblieben wären. Wenn wir über etwas anderes sprechen wollen, dann hätten wir einen neuen Betrag erstellen können/sollen/müssen.

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