Schreiben mit der Anlauttabelle

  • Hallo,


    ich habe jetzt zum zweiten Mal eine erste Klasse. Beim ersten Mal habe ich mich zu wenig mit der Anlauttabelle beschäftigt, was zur Folge hatte, dass die Kinder sie auch nicht so wirklich benutzt haben.
    Diesmal möchte ich es besser machen und werde nächste Woche damit anfangen. Erste Spiele und Übungen zum Einführen kenne ich mittlerweile...


    Was allerdings das Verschriften von lautgetreuen Wörtern betrifft, da habe ich ein paar Fragen an die erfahrerenen Lehrer(innen) hier:
    - Gefühlsmäßig würde ich mit den Kindern die Wörter in Silben zerlegen und dann Silbe für Silbe verschriften. Ich hätte jetzt gesagt, dass es dann für die Kinder vielleicht einfacher ist, möglichst viele Laute aus dem Wort herauszuhören. Aber unsere Fibel geht da anders vor: Es sollen Kreise für jeden Laut gemalt werden, dann davon die Vokale rot gefärbt und dann die Buchstaben gesucht und geschrieben. Erst danach sollen Silbenbögen eingezeichnet werden... Wie geht ihr da vor???
    - Wie kann man den Kindern klarmachen, dass man meistens ein "e" schreibt, wenn es so klingt wie ein "ä"? Also "Esäl", usw...


    Liebe Grüße

  • Das ist das Problem mit dem Reichen-System. Wir schreiben eben nicht, wie wir sprechen. Dieser kapitale Irrtum bringt in meinen Augen das System zu Fall.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Hallo,


    ich halte es auch für sinnvoller, erst einmal Silbenbögen zu zeichnen und dann die Anzahl der Laute zu markieren, wenn man gezielt "lauttreue" Wörter verschriftet.
    Daneben aber auch das freie Schreiben nicht vergessen, bei dem das natürlich nicht nötig ist.



    - Wie kann man den Kindern klarmachen, dass man meistens ein "e" schreibt, wenn es so klingt wie ein "ä"? Also "Esäl", usw...


    Im Deutschen kann das Graphem <e> (von Ausnahmen abgesehen) für drei Laute stehen: /eː/, /ɛ/ und /ə/
    Das muss man auf eine angemesse Weise auch den Schülern vermitteln und Beispielwörter für alle drei Varianten finden.


    Das ist das Problem mit dem Reichen-System. Wir schreiben eben nicht, wie wir sprechen. Dieser kapitale Irrtum bringt in meinen Augen das System zu Fall.


    Grundlegendes Prinzip und erste Stufe des Schriftspracherwerbs sind aber nun einmal das alphabetische/phonographische Schreiben. Ein Laut wird durch einen Buchstaben repräsentiert. Das müssen die Schüler grundlegend verstehen; deshalb ist eine Anlauttabelle hier nicht falsch. Man darf nur den Moment nicht verpassen, wenn die Kinder dies umsetzen können und man dann zu den ersten weiteren Rechtschreibstrategien und Lernwörtern übergeht.

    • Offizieller Beitrag

    <offtopic>
    Plattenspieler:
    Und damit sind wir wieder bei dem Problem, denn es wird hier von einer ganz falschen Voraussetzung ausgegangen. Im Deutschen wird nicht ein Laut durch einen Buchstaben repräsentiert. Sondern es passiert, dass mehrer Laute einen Buchstaben repräsentieren - und dass ein Laut von mehreren Buchstaben repräsentiert wird.


    kl. gr. frosch

  • Und da gehen doch die meisten Anlauttabellen doch auch drauf ein, oder nicht? Ich habe ja nun meinen Schwerpunkt in Mathe, habe aber deutsch auch studiert. Da steht doch dann zum Beispiel das ch mit dem Bild Dach und Milch. Die häufigsten Zuordnungen werden damit schon abgedeckt.


    Übrigens fänd ich es hilfreich, wenn sich hier v.a. die Kollegen äußern würden, die auch in der Schulform unterrichten.

  • Morgen!


    Mit welchem Lehrwerk arbeitest du denn? Ich habe damals mit Tinto gearbeitet und fand es sehr gut. Vielleicht gibt es für deine Anlauttabelle auch eine Art Anlautrap oder ähnliches. Dadurch bekommst du sie rituell in den Unterricht. Bei uns gab es wöchentlich 2 Buchstabeneinführungen an Stationen. Die Kids haben dann z.B. mit der Anlauttabelle Wörter geschrieben, die mit diesem Buchstaben anfangen. Beim freien Schreiben kommt die Tabelle sowieso zum Einsatz.
    Silben bestimmen und Vokale (Silbenkönige) kennzeichnen sind auch absolut wichtige Übungen! Zunächst wird die Silbe geklatscht, dann der Bogen gezeichnet, dann der Silbenkönig gesucht und markiert. Fehlt er, wissen die Kinder, dass sie das Wort falsch geschrieben haben (oder falsch geklatscht haben).

  • <offtopic>
    Plattenspieler:
    Und damit sind wir wieder bei dem Problem, denn es wird hier von einer ganz falschen Voraussetzung ausgegangen. Im Deutschen wird nicht ein Laut durch einen Buchstaben repräsentiert. Sondern es passiert, dass mehrer Laute einen Buchstaben repräsentieren - und dass ein Laut von mehreren Buchstaben repräsentiert wird.


    kl. gr. frosch


    Wenn du genau liest, siehst du, dass ich geschrieben habe, dass es sich dabei um das grundlegende Prinzip handelt, das die Kinder erwerben müssen. Natürlich gibt es schon zu Beginn einige Buchstabenkombinationen, die gelernt werden müssen: <sch>, <ch>, <ng>, <nk>, <er>, <en>, <st>, <sp>, die Schreibungen der Diphthonge, ... Darauf hat ja Anja82 bereits verwiesen, dass so etwas i. d. R. bei den Anlauttabellen auch berücksichtigt wird.


    Was darüber hinaus geht (morphematische und orthographische Besonderheiten), können Kinder aber erst leisten, wenn sie einmal die prinzipielle Zuordnung von einem Laut zu einem Buchstaben oder einer Buchstabenverbindung verstanden haben und anwenden können.

  • Ich mache das genauso mit den Silben (und in einigen Lehrwerken wird das auch genauso eingeführt), die Variante, erst zu hören, wieviele Laute man hört (und z.B. für jeden Laut einen Baustein aufzustellen) ist mir als Vorschlag auch schon begegnet, habe ich aber noch nie ausprobiert und stelle ich mir auch für schwierig vor. Das setzt ja voraus, dass die Kinder schon in der Lage sind, alle Laute zu hören. Da das aber etliche Kinder (noch) nicht können, wäre das bestensfalls als gemeinsame Übung für alle geeignet, als Hörtraining. Das kann man sicherlich machen, man kann aber auch überlegen, ob es nicht schlauer ist die Zeit und Energie in die Einübung einer Vorgehensweise zu investieren, die die Kinder auch selbständig anwenden können und die Ihnen tatsächlich hilft.
    Und wenn wir ermittelt haben, wieviele Silben das Wort hat, hören wir danach ja auch gründlich Silbe für Silbe ab.Aber wie gesagt: ich habe das so noch nie gemacht, vielleicht hat da ja jemand auch Erfahrungen und sieht das anders.


    Ansonsten empfinde ich es als sehr ermüdend, dass sobald ein entsprechendes Schlagwort (in diesem Fall "Anlauttabelle" ) in der Überschrift auftaucht, reflexartig einige Sek-Kollegen ein Grundsatzdebatte starten wollen. Und einen immer und immer wieder über Dinge belehren, die man eh schon weiß und nach denen gar nicht gefragt wurde. Natürlich gibt es keine 1:1 Zurordnung Laut-Buchstabe. Das wissen auch Grundschullehrer. Das vermittlen wir auch nicht den Kindern. Aber: für einen Erstklässler ist es eben nicht automatisch klar, dass es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Lauten und Buchstaben gibt! Und nur darum geht es erstmal.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    • Offizieller Beitrag

    <offtopic>


    Das habe ich schon genau gelesen - und deswegen auch geantwortet. Denn es ist nun einmal in der deutschen Sprache kein grundlegendes Prinzip, dass ein Laut durch einen Buchstaben repräsentiert wird. Ergo: falsche Grundvoraussetzung.


    kl. gr. frosch

  • Dann habe ich mich ungenau ausgedrückt, sorry, ich habe es ja präzisiert: dass ein Laut i.d.R. durch einen Buchstaben oder eine Buchstabenkombination repräsentiert wird, was natürlich in den regelmäßigen Fällen in der (An-)Lauttabelle berücksichtigt wird. Bist du so einverstanden? Oder siehst du auch den Fall andersherum, dass mehrere Phoneme durch ein Graphem repräsentiert werden, irgendwo auf einer Ebene, die auf der ersten Stufe des Schriftspracherwerbs vermittelt werden müsste?

  • Hallo!


    Vielen Dank für die Antworten. (Ich habe leider vergessen dazuzuschreiben, dass ich in erster Linie Tipps von GS-Lehrern suche oder zumindest von Leuten, die Erfahrung mit der Methode haben.)


    Da bin ich mal beruhigt, dass es sinnvoll ist, mit den Silben anzufangen. Klingt für mich auf jeden Fall logischer und systematischer, so kann ich mir vorstellen, dass bessere Ergebnisse rauskommen. War nur verunsichert, weil es in unserem Lehrerhandbuch bzw. auch im Arbeitsheft der Kinder anders drin steht. Aber dann werde ich es so machen, wie ich es gefühlsmäßig gemacht hätte, also erst das Wort in Silben gliedern und das Wort dann versuchen, Silbe für Silbe aufzuschreiben.


    Wir arbeiten an der Schule übrigens mit der Auer Fibel, dazu gibt es leider auch keinen Anlaut-Rap. Vielleicht kann ich einen selber dichten, muss ich später versuchen...


    Also vielen Dank für die hilfreichen Tipps, ihr habt mir schon mal geholfen!

  • Wir arbeiten an der Schule übrigens mit der Auer Fibel, dazu gibt es leider auch keinen Anlaut-Rap. Vielleicht kann ich einen selber dichten, muss ich später versuchen..

    Falls du da Ideen brauchst, schau mal bei 4-teachers. Wenn du oben in der Suche "Anlautrap" eingibst, haben da drei Leute was gebastelt, das meiner Meinung nach als Anregung für einen eigenen Rap recht brauchbar ist.

  • Beim ersten Mal habe ich mich zu wenig mit der Anlauttabelle beschäftigt, was zur Folge hatte, dass die Kinder sie auch nicht so wirklich benutzt haben.

    Welche Nachteile hatte das?

    Zitat

    Diesmal möchte ich es besser machen ...

    Warum ist das besser?

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