Lehrer in der heutigen Zeit - würdet ihr es wieder studieren?

  • Da müsste man z.B. den Pensionsanspruch noch einrechnen, da käme man dann auf weit, weit mehr als 90 000 brutto (unbeschränkte Gehaltsfortzahlung bei Beamten und so, müsste man natürlich auch noch monetär bewerten, ebenso die sehr gute Absicherung bei Berufsunfähigkeit)..

    Sage ich doch die ganze Zeit: Wer in seiner aktiven Zeit keinen Anspruch auf "Karriere" hat und nur auf die (Früh-)Pensionierung schielt oder dauerkrank ist (ob nun in echt oder nur simuliert), für den ist der Job als verbeamteter Lehrer der Jackpot.


    Gilt natürlich auch für alle mit einen Haufen Kindern, die in der bayerischen Provinz wohnen, oder Hobby-Teilzeit-Lehrerinnen...


    Leistungsträger sollten einen großen Bogen um diesen Job machen. Intelligente Studierende realisieren das mittleweile.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich hab echt noch nie Gebrauch einer Blockfunktion gemacht, aber der Zynismus ekelt mich langsam doch an... und auf die entscheidenden Nachfragen natürlich keine Antwort, so läuft‘s. Außer Provokation noch was zu bieten?

  • Also, dass ich nicht DIE Karriere mit Dienstwagen und Aktienboni mache, war mir schon klar, als ich mich in der Studentenkanzlei für das erste Semester angemeldet habe. Dir etwa nicht?
    Aber in meinem Bundesland ist das mit der Karriere so unattraktiv jetzt auch wieder nicht. Bleiben wir bei meinem Gymnasiallehrer-Beispiel aus Bayern. Falls der nicht völlig karrierebefreit ist und ein bisschen Ambitionen als Oberstufenkoordinator, Fachschaftsbetreuer, Systembetreuer oder auch als Seminarlehrer zeigt, wird der sogar A15. In A15 und bei drei Kindern macht das netto in Gehaltsendstufe 5710 Euro, bei 400 Euro PKV bleiben 5300 Euro. Da musst du in der freien Wirtschaft dann schon über 100000 Euro im Jahr heimtragen, um da mithalten zu können.
    Jetzt frage ich dich noch mal: In welchem Job verdient man so viel? Wenn ich mich mit meinen Freunden in akademischen Berufen vergleiche, geht diese Gehaltsklasse mit einer deutlich stärkeren Belastung einher. Dauernd Dienstreisen, Druck von oben, irgendwelche Zahlen zu erfüllen, Personalverantwortung...

  • Also, erstens gilt das für den Großverdiener in der freien Wirtschaft auch und zweitens sind die Betreuungsangebote in meiner Region vergleichsweise gut. Wer damit leben kann, dass er seine Kinder grundsätzlich wenig sieht, bekommt die hier betreut. Wir haben hier gute Öffnungszeiten im Kiga, in der Grundschule die Wahl zwischen offenem und geschlossenem Ganztag, zusätzlich die Option Hort, in den weiterführenden Schulen ebenfalls die Wahl zwischen offenem und geschlossenem Betreuungsangebot. Dazu kommen eine gute Tagesmütterstruktur. Ob die Qualität der Betreuung so gut ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

  • Ich habe gegenteilige Erfahrungen gemacht (betreuungstechnisch). Hier gibt es niemals Hortplätze für alle Kinder, geschweige denn Krippe-/Kindergartenplätze.


    Ich könnte gar nicht VZ arbeiten bis die Kinder soweit sind, dass sie nicht mehr betreut werden müssen. Kindergarten erst ab 7:30 oder 8:00 (oft auch wegen Personalmangel) und insgesamt sehr unflexibel, während wir flexibel sein sollen (lange Konferenzen und andere Sondertermine). Beim 1. Kind hatte ich nicht die Hauch einer Chance nach 1 Jahr wieder arbeiten gehen zu können (wie es geplant war). Das kenne ich von diversen Lehrerfreunden in anderen BL anders.


    Insofern: Der Lehrerverdienst ist in BY wirklich gut im Vergleich zu manch anderen BL, aber das Gefüge Verdienst / Stundendeputat / sonstige Arbeitsbedingungen / Lebenshaltungskosten (insb. Miete) ist von Fall zu Fall unterschiedlich und individuell, daher kann man das grundsätzlich einfach schlecht vergleichen. Ein pauschales "Lehrer verdienen supergut" oder "Lehrer verdienen zu wenig" kann man einfach so nicht sagen.

  • Ich bin wirklich irritiert, was hier in diesem Forum oft als ‚mittelmäßiges Gehalt‘ abgestempelt wird. Verglichen wird dann häufig mit den gefühlt 5%, die in ‚der Wirtschaft‘ absahnen und die 95%, die weit unter einem Lehrer-Teilzeitgehalt verdienen, werden ausgeblendet. Unglaublich weltfremd.

    Stimmt! Ich habe letztens mal auf einer Website (Focus möglicherweise) mein Gehaltsranking erstellen lassen. Es gibt (wenn es denn so stimmt) nur noch etwas mehr als 1 Million Menschen in Deutschland, die mehr als ich verdienen. Da muss ich dann auch mal sagen, für einen Jungen aus einer Sozialhilfefamilie nicht schlecht. Andererseits natürlich auch ein Indiz für die Einkommensungerechtigkeiten in Deutschland.

  • Ich habe letztens mal auf einer Website (Focus möglicherweise) mein Gehaltsranking erstellen lassen. Es gibt (wenn es denn so stimmt) nur noch etwas mehr als 1 Million Menschen in Deutschland, die mehr als ich v

    Das war glaube ich im Spiegel, wo dann auch so eine Grafik erschienen ist? Da ging es glaub ich um das Haushaltseinkommen. Hab ich auch gemacht und war auch erstaunt.

  • Also ich war, wie gingergirl sagt, "nicht völlig karrierebefreit" und habe deshalb die Möglichkeiten des Aufstiegs konsequent genutzt.


    Mit einer Monatspension von mehr als 5000 € kann ich mich auch als Pensionär zu den sogenannten Gutverdienern zählen.

  • Das war glaube ich im Spiegel, wo dann auch so eine Grafik erschienen ist? Da ging es glaub ich um das Haushaltseinkommen. Hab ich auch gemacht und war auch erstaunt.

    Ging mir genauso.
    Meine Kinder sagen immer mit etwas empörter Stimme: „Wir sind doch nicht reich!" und stellen sich unter "reich" jemanden mit Yacht, Privatjet und Villa mit Pool vor ...

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Jupp. Als "arm" zählt man hier im Forum ja schon, wenn man sich keine Putzfrau leisten kann, weil man wenigstens einmal im Jahr nach Australien jettet.

  • Tja, da sind sie wieder, die "Lehrer-Gehaltskönige" aus der Uckermark, aus Ostfriesland oder aus "hinter den Kassler Bergen, bei den sieben Zwergen"...

    Du hast mich gerufen. Mit A15 + A12 lässt sich auf dem Land gut leben. Und die Schülerschaft ist angenehmer als in der Großstadt.

    Du hast mich falsch verstanden. Zeige mir doch bitte die Arbeitsplätze in der freien Wirtschaft, wo ein Familienvater Anfang 50 mit drei Kindern ohne Personalverantwortung, max. 4 Tage Dienstreise im Jahr und ohne Zusatzaufgaben mit 90000 im Jahr heimgeht. Vorschläge?

    Konzerne mit IGM-Tarifvertrag.

    Leistungsträger sollten einen großen Bogen um diesen Job machen. Intelligente Studierende realisieren das mittleweile.

    Meine Schüler legen gefühlt mehr Wert auf eine gute Work-Life-Balance als wir damals in den 70ern.

    Aber in meinem Bundesland ist das mit der Karriere so unattraktiv jetzt auch wieder nicht. Bleiben wir bei meinem Gymnasiallehrer-Beispiel aus Bayern. Falls der nicht völlig karrierebefreit ist und ein bisschen Ambitionen als Oberstufenkoordinator, Fachschaftsbetreuer, Systembetreuer oder auch als Seminarlehrer zeigt, wird der sogar A15. In A15 und bei drei Kindern macht das netto in Gehaltsendstufe 5710 Euro, bei 400 Euro PKV bleiben 5300 Euro. Da musst du in der freien Wirtschaft dann schon über 100000 Euro im Jahr heimtragen, um da mithalten zu können.

    Systembetreuer lohnt sich finanziell nicht.

  • Also, dass ich nicht DIE Karriere mit Dienstwagen und Aktienboni mache, war mir schon klar, als ich mich in der Studentenkanzlei für das erste Semester angemeldet habe. Dir etwa nicht?
    Aber in meinem Bundesland ist das mit der Karriere so unattraktiv jetzt auch wieder nicht. Bleiben wir bei meinem Gymnasiallehrer-Beispiel aus Bayern. Falls der nicht völlig karrierebefreit ist und ein bisschen Ambitionen als Oberstufenkoordinator, Fachschaftsbetreuer, Systembetreuer oder auch als Seminarlehrer zeigt, wird der sogar A15. In A15 und bei drei Kindern macht das netto in Gehaltsendstufe 5710 Euro, bei 400 Euro PKV bleiben 5300 Euro. Da musst du in der freien Wirtschaft dann schon über 100000 Euro im Jahr heimtragen, um da mithalten zu können.
    Jetzt frage ich dich noch mal: In welchem Job verdient man so viel? Wenn ich mich mit meinen Freunden in akademischen Berufen vergleiche, geht diese Gehaltsklasse mit einer deutlich stärkeren Belastung einher. Dauernd Dienstreisen, Druck von oben, irgendwelche Zahlen zu erfüllen, Personalverantwortung..

    ...naja, wenn man Systembetreuer wird, ist das oft auch stressig ohne Ende, du bist ja in den Augen der meisten schuld, wenn die Beamer nicht funktionieren und du bist der Heinz, der das dann backen darf. Personalverantwortung haste als Seminarlehrer oder Fachbetreuer auch, und oft nicht zu knapp, Druck von oben ist sehr chefabhängig, Umzug meistens auch inbegriffen, um anderswo die gewünschte Funktionsstelle antreten zu können. Also so völlig gechillt auf eine der wenigen A15-Stellen kommt man eher nicht bzw. die Leute, die das packen, sind meiner Erfahrung nach eher die Leistungsträger, die eh schon von sich aus machen und tun.

  • Also würdet ihr mir raten nur Lehrer zu werden, wenn man komplett hinter Kindern steht und enorm belastungsfähig ist?


    Mich würde auch interessieren, wie ihr zu Gemeinschaftsschule steht? An sich ist das ja nochmals ein erheblicher Aufwandszuschlag? (wenn man auf drei Niveaustufen Unterricht vorbereiten muss).


    Gibts auch gute Bücher, aus welchen man Unterrichtsmaterial auch mal entnehmen kann? Gerade in Mathematik müsste es sich doch anbieten?

    Ja, Differenzierung erfordert unter Umständen mehr Vorbereitung/andere Vorbereitung und macht dadurch erstmal mehr Arbeit, aber wie von anderen erwähnt wurde ist Binnendifferenzierung sowieso das täglich Brot als Lehrer. Ganz so gewaltig wie man zunächst meint ist der Schritt also gar nicht mehr, auch wenn es natürlich gerade als Anfänger erstmal einen ordentlichen Hirnspagat erfordert soviel Heterogenität zu einem zielführenden Unterricht zu führen.
    Schulbücher die für die GMS zugelassen sind sollten sämtlich differenzierendes Arbeitsmaterial anbieten, das gibt es größtenteils auch in den Schulbüchern die wir verwenden. Ob es am Ende taugt für deine Klasse und deine Unterrichtsziele wirst du dann sehen.


    Die GMS kann man übrigens bei der Bewerbung nach dem Ref später ausschließen, wenn man dort nicht tätig werden möchte oder umgekehrt ganz gezielt mit einschließen, wenn man im Laufe von Hospitationen, Praktika, dem Studium und ggf. im Ref (wo man GMS/RS nicht ausschließen kann) geststellt, dass genau diese Schulart mit ihrem besonderen methodischen Vorgehen, wie auch im Regelfall ihrer Schülerschaft ggenau dem entspricht, wie man selbst künftig arbeiten möchte.

    Ob die Gemeinschaftsschule wirklich kommt, steht in den Sternen. Ich hoffe nicht. Die Eltern wollen es auch nicht, daher wird es höchstens ein Experiment, für das eigentlich momentan keine Zeit ist. Drei Niveaustufen pro Stunde sind nicht realistisch. Erst recht nicht in eigener Vorbereitung. Selbstverständlich nimmst du die Schulbücher.

    Der TE schreibt von BW und hier in BW gibt es die GMS bereits seit geraumer Zeit. Unabhängig von der GMS müssen alle Schularten Binndifferenzierung betreiben und alle Sek.I- Schulen müssen zieldifferente Beschulung betreiben soweit notwendig und zulässig. An der Realschule wo ich tätig bin habe ich also Schüler auf Haupt- und Realschulabschluss vorzubereiten, muss bei Bedarf die Differenzieurung nach oben leisten im E-Niveau (wobei lediglich an der GMS alle drei Niveaus auch in Klassenarbeiten abgeprüft werden, an der RS muss ich nur HS und RS sowie ggf. Inklusionsschüler gemäß ihrer Bildungspläne beurteilen im Leistungsraum) und in der Inklusionsklasse auch noch diverse Förderschwerpunkte. Gibt alles in allem im Regelfall zwei Niveaustufen pro Stunde ich berücksichtigen muss, in der Inklusionsklasse werden das im Lernraum fünf verschiedene Bildungspläne werden, im Leistungsraum sind davon drei abzuprüfen, alle anderen werden eingeordnet. Machen die KuK in der Klasse seit zwei Schuljahren schon, ist also offensichtlich auch realistisch das zu leisten, wenngleich mit hohem Arbeitsaufwand verbunden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es gibt (wenn es denn so stimmt) nur noch etwas mehr als 1 Million Menschen in Deutschland, die mehr als ich verdienen. Da muss ich dann auch mal sagen, für einen Jungen aus einer Sozialhilfefamilie nicht schlecht. Andererseits natürlich auch ein Indiz für die Einkommensungerechtigkeiten in Deutschland.

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  • Ich bereue es aber trotzdem nicht mit Mathe und Physik an der Schule zu sein. Man verdient vielleicht weniger als woanders möglich
    wäre, dafür sind sie aber auch sehr angenehm zu unterrichten (und zu korrigieren).


    Ich hätte aber auch keine Lust auf einen Job, in dem man für sehr viel Geld aber auch sehr viel arbeiten muss. Wenn ich keine Zeit mehr habe es auszugeben, bringt das ja auch nichts.


    Und der deutlich besser als A13 bezahlte, 40 Stunden Bürojob, ohne große Verantwortung, den hat mir auch noch keiner gezeigt.

    Da hast du absolut Recht damit. Ich komme ja (derzeit noch) aus der Wirtschaft und kann das aus eigenen Erfahrungen und zahlreichen Erfahrungen meiner Exkommulitonen aus dem BWL-Studium nur bestätigen. Freilich gibt's in der freien Wirtschaft besser bezahlte Jobs als im Lehramt, aber da hast du dann auch überproportional viel mehr Arbeitszeit. Klassische Arbeitgeber hierfür sind Unternehmens- oder Wirtschaftsberatungen. Ich habe derzeit einen "Bürojob", wo ich mich freilich nicht überarbeite, dafür aber auch so gut wie keine Herausforderung habe. Und übrigens auch in Vollzeit deutlich schlechter bezahlt war als ein Lehrer mit A13.

  • ....öhm. das mit der arbeitszeit würde ich an deiner stelle mal nicht unterschätzen, gerade im ref. uns wurde in der ersten seminarveranstaltung gesagt: "genießen sie jetzt ihr letztes freies wochenende für die nächsten zwei jahre." war dann auch so. geschlafen hab ich auch nicht allzuviel. und die ersten berufsjahre danach sind für die meisten nochmal deutlich (!) härter, was den zeitaufwand und stress angeht. man kann das alles lernen, aber dass lehrer weniger arbeitszeit hätten als andere arbeitnehmer ist eine mär.

  • ....öhm. das mit der arbeitszeit würde ich an deiner stelle mal nicht unterschätzen

    Dem Teil stimme ich sofort zu. Allerdings kommt das bei mir eher so in "Wellen" verteilt über das Schuljahr.



    gerade im ref. uns wurde in der ersten seminarveranstaltung gesagt: "genießen sie jetzt ihr letztes freies wochenende für die nächsten zwei jahre." war dann auch so. geschlafen hab ich auch nicht allzuviel.

    Das finde ich wiederum arg verallgemeinert. Bei mir war das z.B. überhaupt nicht so.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

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