Klassenfahrten sind keine Mehrarbeit

  • Und für eine Vollzeitlehrkraft bedeutet eine Fahrt auch einen Überstundenbatzen. Ist das dann zu akzeptieren?


    Ich habe bis vor kurzem auch Vollzeit gearbeitet, bin nach 10 Jahren jetzt mal für 2,3 Jahre auf 80 Prozent.

    Ich möchte schon auch sagen, dass man das weiß, dass es eben auch Klassenfahrten gibt, wenn man Lehrer wird. Ich mache diese, weil ich als Klassenleitung auch eine pädagogische Aufgabe habe. Ohne die Achtsamkeit aus dem Blick zu verlieren - es ist ansonsten wirklich auch ein Job, den man dann mal Job lassen sein kann.


    Ich finde diese mühselige Rechnerei ein Stück weit eben auch mühselig und zuviel „generation y“.


    Und wie gesagt: die Fahrt ist auch bei einer 100%-Stelle mit Überstunden versehen. Die Rechnerei ist Quatsch. Denn die Mehrarbeit ist bereits mit den Unterrichtsstunden abgegolten.


    49h Arbeitsstunden sind bei voller Stellen zu erfüllen, wenn man in den Ferien komplett frei macht (siehe GEW-Tabelle).

  • Ich kann dein Argument nicht nachvollziehen. Nur weil ich weiß, dass es zum Job gehört, muss ich mich doch nicht ausbeuten lassen. Und ja, auch als VZ-Kollege kann ich natürlich dafür eintreten, dass ich an anderer Stelle entlastet werde, wenn ich wegen einer Klassenfahrt Überstunden abgeleistet habe.
    Ich weiß auch nicht, was da zu "Generation Y" gehört, wenn man als Profi darauf achtet, auch wie ein Profi behandelt und bezahlt zu werden. Und dein pädagogischer Ethos in allen Ehren, aber das ist dein Problem und das solltest du nicht zum Problem deiner Kollegen machen.


    Was die 49h-Rechnung (die ich in keinster Weise anzweifle) mit dem Thema zu tun hat, verstehe ich nicht.

  • Ich werfe mal kurz in den Raum, dass man an Grundschulen auch mit Teilzeit in aller Regel Klassenleitungen mit sämtlichen Zusatzaufgaben hat.

    Genau. Meine Kolleginnen mit 10 bzw. 12 Wochenstunden Deputat sind Klassenlehrerinnen und gehen demnächst ins Schullandheim (und haben zu Hause kleine Kinder).

    Ich will damit nicht sagen, wie toll sie doch sind, sondern ich werde mal nachfragen, wie das eigentlich da gehandhabt wird, denn beide haben eigentlich 2 freie Tage in der Woche. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie das läuft. Dachte bisher immer, dass Klassenfahrten zum Dienstgeschäft gehören und nichts ausgeglichen wird.

  • Also eine Klassenfahrt ist weder ein „Problem“ noch „Ausbeutung“. Ja, es sind unbezahlte Überstunden.


    Wer es allerdings als Problem ansieht, der kann sich ja dafür einsetzen, dass sie abgeschafft werden.

    Natürlich ist Vieles Tradition. Traditionen kann man ja auch brechen.

  • Klassenfahrten sind immer Mehrarbeit, egal ob TZ oder VZ. Nur ist diese bei Vollzeit wenigstens mit einem 100% Gehalt beglichen. Daraus kann nur resultieren, dass Vollzeitkräfte entsprechend öfter fahren.

  • Ich werfe mal kurz in den Raum, dass man an Grundschulen auch mit Teilzeit in aller Regel Klassenleitungen mit sämtlichen Zusatzaufgaben hat.

    Ist auch an Gesamtschulen so. Ich bin JEDES Jahr Klassenlehrerin mit nur 13 Stunden. Mit sämtlichen Zusatzaufgaben.

  • Nun, wenn aber die Vollzeitkraft 40 Überstunden macht während der Woche auf Klassenfahrt, macht die Teilzeitkraft mit halber Stelle aber 60 Überstunden!!! Und kriegt für das 1 1/2 fache an Überstunden auch noch nur die Hälfte an Geld! Und genau darum geht es. Um diese Ungerechtigkeit. Dabei wäre das so einfach zu lösen, indem man einfach ALLE Lehrer - auch die Teilzeitkräfte - während einer Klassenfahrt Vollzeit bezahlt. Ober eben einen ECHTEN Überstundenausgleich gewährt, z.B. mit Korrekturtagen (frei wählbar) etc.


    Es geht NICHT darum, dass Teilzeitlehrer keine Überstunden machen wollen, sie wollen aber nur halb so viele Überstunden machen wie die Vollzeitkräfte, weil sie auch nur halb bezahlt werden (oder eben auf die entsprechende Quote alles umrechnen). Halbe Bezahlung - halbe ARbeit. Ist doch eigentlich nicht so schwer zu verstehen, oder?


    Das Argument ist oft, dass es für Vollzeitkräfte unzumutbar wäre, so viele Überstunden zu machen. Dann ist es aber doch für eine Teilzeitkraft erst recht unzumutbar.


    Viele der hier Vollzeit arbeitenden scheinen irgendwie davon auszugehen, dass sie nur so viel ARbeit haben, weil sich die Teilzeitler immer rauswinden. Dem ist NICHT so! An meiner Schule - und bestimmt an vielen anderen auch - gehen Teilzeitler exakt gleich oft auf Klassenfahrt wie Vollzeitlehrer - und das IMMER bei halber Bezahlung. Bei uns drückt sich keiner. Aber ungerecht finden darf man das ja wohl schon.

  • Also sorry, Vollzeitkräfte bekommen ihr Geld für den vollen Lehrauftrag und die damit verbundenen Korrekturen, Vorbereitungen usw.
    Und nicht für die unbezahlte Mehrarbeit auf Fahrten.

  • Also sorry, Vollzeitkräfte bekommen ihr Geld für den vollen Lehrauftrag und die damit verbundenen Korrekturen, Vorbereitungen usw.
    Und nicht für die unbezahlte Mehrarbeit auf Fahrten.

    Nee,falsch. Sie bekommen ihr Geld auch für den vollen Aufwand an Elterngesprächen, Gesprächen mit Sozialpädagogen, Beratungslehrern, Exkursionen, Fachkonferenzen, Lehrerkonferenzen, Laufbahnkonferenzen, Zeugniskonferenzen, AOSF-Verfahren, Beratungen mit Sonderpädagogen für die Inklusionskinder, Beratungen für die IK Kinder und eben auch Klassenfahrten. Also für ALLES,, nicht nur für Unterricht und dessen Vorbereitung.


    Und ja, es gibt ein Gerichtsurteil dazu, dass ALLES entsprechend der Teilzeitquote sein muss bzw. der Gesamtzeitaufwand diese eben nicht übersteigen darf.

  • Habt ihr in BW keine Dienstordnung in der steht, wozu ihr verpflichtet seid? Das steht da auch schon ein paar Jahre und kommt nicht unerwartet.

    Und ja, für einen Offizier gehört es zum Beruf dazu ins Ausland zu "fahren" (und der bekommt das zusätzliche Geld als Gefahrenzulage, mir wäre jetzt nichts bekannt, was mich auf Klassenfahrt an Leib und Leben gefährdet) so wie es für Lehrer dazugehört Schüler auf Klassenfahrten zu begleiten.


    Mal im Ernst: Wer von euch war überrascht, dass Lehrer auf Klassenfahrten fahren müssen? Das weiß man doch...es gibt andere Aspekte im Vergleich zur Wirtschaft und zum restlichen ÖD die viel wunderlicher sind (privates Tablet im Unterricht, etc.)...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Das hat mich keinesfalls überrascht und in einem gewissen Rahmen kann ich das auch gut akzeptieren. So wie es bei uns läuft ist es okay.


    ABER: Ich war/bin überrascht, dass 2 Leute während der Klassenfahrt EXAKT den gleichen Job machen (auch zeitlich gesehen) und der eine DOPPELT so viel Geld dafür bekommt.

  • Das hat mich keinesfalls überrascht und in einem gewissen Rahmen kann ich das auch gut akzeptieren. So wie es bei uns läuft ist es okay.


    ABER: Ich war/bin überrascht, dass 2 Leute während der Klassenfahrt EXAKT den gleichen Job machen (auch zeitlich gesehen) und der eine DOPPELT so viel Geld dafür bekommt.

    Dafür gibt es Teilzeitvereinbarungen. Im einfachsten Fall fährst du nur halb so oft auf Klassenfahrt, wie der Vollzeitkollege.

    Das Problem ist doch, dass das an vielen Schulen nicht anständig festgelegt wird. Meist gibt es nur so halbgare Vereinbarungen, wo sich dann jeder benachteiligt fühlt.

  • 49h Arbeitsstunden sind bei voller Stellen zu erfüllen, wenn man in den Ferien komplett frei macht (siehe GEW-Tabelle).

    49h? Was soll denn dieser Unsinn?


    Bei einer 40 Stundenwoche und 30 Tagen (= 6 Wochen Urlaub) sowie ca. 5 gesetzlichen Feiertagen (= 1 Woche) kommt man auf 52 - 7 = 45 Arbeitswochen und somit 1800 Jahresstunden. Verteilt auf durchschnittlich 40 Schulwochen pro Jahr sind das 45 Stunden pro Schulwoche. Kann die GEW nicht rechnen oder will sie den Lehrern ein schlechtes Gewissen einreden um irgendwelche Inklusions-, Integrations- oder Ganztagsschul-Phantasien auf Kosten der Lehrkräfte zu ermöglichen?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • 47 Sollstunden. Tippfehler

    Genauer gesagt 46,38. Für Leute, die dann nachrechnen.


    Wenn man in den Ferien gar nichts macht.


    Umrechnung der Sollstunden von Beamten (40) auf die Schulwochen.

    „Unsinn, Quatsch, falsch“...


    Man merkt an der Wortwahl wirklich, in einem Lehrerforum im Internet zu sein.

  • Ich weiß, dass das hier im Forum nicht salonfähig ist, aber wie so oft vermisse ich in dieser Diskussion wieder die Übernahme von Verantwortung für die eigenen Arbeitsbedingungen. Das reine Beschweren ist nur wenig konstruktiv beim Verbessern dieser:


    Wie kommt ihr eigentlich auf die Idee, dass Klassenfahrten grundsätzlich unbezahlte Mehrarbeit auslösen? Diese Haltung entspricht gerade nicht der Rechtsprechung in diesem Bereich. Die Lehrerarbeitszeit ist nicht auf einen festen Wert pro Arbeitswoche festgelegt, es liegt in der Natur unseres Berufs, dass diese Zeiten von Woche zu Woche schwanken können. Der Begriff der Mehrarbeit bei Lehrkräften bezieht sich explizit nur auf eine Erhöhung der (Unterrichts-)Stundenzahl, während die Teilnahme an Sprechtagen, Schulfahrten, Konferenzen usw. keine vergütbare Mehrarbeit darstellen, sondern bereits in das Verhältnis von Pflichtstundenzahl und durchschnittlicher wöchentlicher Arbeitszeit eingepreist sind.


    Die Aufgabe der eigenverantwortlichen Lehrkraft ist es, ihre Arbeitszeit so zu steuern, dass in der Gesamtschau auf das Schuljahr die mittlere Arbeitszeit pro Woche wieder passt. Dabei sind Überschreitungen aufgrund von Klassenfahrten und Abschlusskorrekturen bereits zu berücksichtigen. Diese kann man durchaus eigenverantwortlich durch Unterschreitung in anderen Wochen ausgleichen. Geht das definitiv nicht, liegt es in unserer Verantwortung, das Gespräch mit der SL bezüglich Entlastung zu suchen und/oder formal eine Überlastungsanzeige zu stellen.

    • Offizieller Beitrag

    Das mag in den Augen einger anderer User nicht salonfähig sein, aber es ist eine sachlich und für Bundesländer mit entsprechender Dienstordnung rechtlich korrekte Darstellung.
    Der Kausalzusammenhang Klassenfahrt = Mehrarbeit lässt sich durch einen Blick in die Dienstordnung entweder erhärten oder - wie in den meisten Fällen - eben nicht erhärten sondern faktisch entkräften.

    Wir wussten (oder hätten wissen können) alle vorher, worauf wir uns einlassen. Hinterher zu heulen oder mit "ich habe doch nie das Beamtenrecht oder das Dienstrecht gelesen - wo denkst Du hin?" sein eigenes Unvermögen auf andere abzuwälzen wirkt wenig souverän.

  • Wie kommt ihr eigentlich auf die Idee, dass Klassenfahrten grundsätzlich unbezahlte Mehrarbeit auslösen?

    Als Lehrer auf einer Klassenfahrt ist man mehrere Tage lang 24h entweder im Dienst oder in Bereitschaft. Dafür gibt es keine Entlastung oder Bezahlung. Ein Lehrer, der nicht auf Klassenfahrt geht, bekommt exakt das gleiche Geld. Wie kommt man also auf die Idee, dass eine Klassenfahrt keine unbezahlte Mehrarbeit darstellt? Dass der Dienstherr (verständlicherweise) sagt "nö, ist keine Mehrarbeit", ändert nichts an der Realität.

Werbung