Wechsel von SchülerInnen zum beruflichen Gymnasium

  • Uns verlassen am Ende der Klasse 9 oder am Ende der EF immer mehrere SchülerInnen und Schüler um am BK (Berufliches Gymnasium mit unterschiedlichen Schwerpunkten). Als Grund wird u.a. genannt, dass am BK das Abi ja leichter sei als am "normalen" Gymnasium (was wir uns nicht so recht vorstellen können, zumal es teils auch leistungsstärkere SchülerInnen sind). Teils werden auch plausible Gründe (z.B. das Angebot bestimmter LK's) genannt, teils können die SchülerInnen keinen richtigen Grund nennen (oder möchten es nicht).

    Folgende Fragen an die BK-Lehrkräfte:

    • Was ist an diesem Gerücht "Am BK ist es leichter" dran?
    • Gibt es am BK mehr Praxisphasen (sprich Praktika)?
    • Ist der Unterricht am BK anwendungsorientierter?
    • Was macht den Reiz SchülerInnen am BK (berufliches Gym) aus?
  • Dieses Gerücht höre ich auch hier immer wieder! Spätestens im Laufe der 11. Klasse im BG wird den SuS, die meinen, dass es bei uns "leichter" sei, aber zumeist der Zahn gezogen ;-). Daher ist wohl in den letzten Jahren der Anteil der SuS, die sich aus dem Gymnasium bei uns am BG beworben haben, wieder rückläufig (nachdem er jahrelang auch recht hoch war).


    Für die BK in NRW kann ich ja nicht sprechen, aber für das BG in Niedersachsen würde ich meinen, dass dieses eben für die SuS besonders attraktiv ist, die sich in einem beruflichen Schwerpunkt spezialisieren möchten, z. B. im Schwerpunkt Wirtschaft oder Gesundheit/Soziales. Mehr Praxisphasen gibt es aber nicht unbedingt (bei uns ist nur im Schwerpunkt Gesundheit ein betriebliches Praktikum in der 11. Klasse vorgesehen), allerdings ist m. E. der Unterricht ziemlich praxisorientiert, in Form von Praxisprojekten etc.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich bin in Hessen von einer IGS nach der 10. Klasse an ein Berufliches Gymnasium mit Schwerpunkt Wirtschaft gewechselt. Damals gab es noch kein Zentralabitur und kein G8. Das ist alles schon ein bisschen her, kann sich also durchaus geändert haben.


    Wenn ich mir ansehe, was wir damals am BG gemacht haben, was Kollegen am BG machen und was ich jetzt am Gymnasium unterrichte, dann war und ist das Niveau am BG deutlich unter dem am Gymnasium. Vielleicht kennt jemand eine Statistik, ich meine nämlich auch, dass die Ergebnisse im Zentralabitur von BG Schülern schlechter sind, als die von "normalen" Abiturienten.

    Dass das Niveau so niedrig war, lag daran, dass am BG Schüler aus allen möglichen Schulzweigen zusammen gekommen sind. Die waren dann nach dem Hauptschulabschluss auf der höheren Handelsschule und danach sind sie zum BG. Oder sie sind nach der Realschule gekommen, einige konnten auch nicht vernünftig Deutsch. Wir sind an der IGS sogar von unseren Lehrern gewarnt worden, nicht in die Oberstufen regulärer Gymnasien zu wechseln, weil wir da stofflich deutlich hinterhergehinkt sind.


    Mehr Praxisphasen gibt es nicht. Wir hatten in den 3 Jahren BG keine Praktika mehr.


    Dass der Unterricht anwendungsorientierter ist, würde ich nicht sagen. Der Unterricht am Gymnasium ist, zumindest so, wie ich ihn mache, auch nicht übertrieben theoretisch.


    Der Reiz liegt sicher darin, dass man schon mal etwas zielgerichteteres macht, als am Gymnasium. Wenn man weiß, dass man sich für kaufmännische Berufe interessiert, egal ob Ausbildung oder Studium, dann ist es reizvoll, neben der allgemeinen Hochschulreife auch kaufmännische Kenntnisse zu erwerben. Mit dem, was ich am BG in Wirtschaftslehre und Rechnungswesen gelernt habe, konnte ich Nachhilfe für Büro- und Industriekaufleute geben, da die zumindest in diesen Bereichen nicht mehr gemacht haben. Dass BGs den Ruf haben, einfacher zu sein, kommt sicher noch hinzu.

  • Hallo,


    ich würde nicht sagen leichter, aber vielleicht etwas andere Inhalte.


    Mein Kind wechselt wie viele andere zum BG für die Oberstufe. Bei ihm lag es eher an Problemen mit Mitschülern und Lehrern, so dass es auf jeden Fall ein Schulwechsel geben sollte.


    Am BG fangen jetzt alle neu an, dass fanden wir einen großen Vorteil. Zusätzlich wurde das gesuchte Profil nicht eingerichtet und am BG gibt es eine attraktive Alternative.


    An meiner Schule wechseln die Schüler eher an ein anderes Gymnasium, das den Ruf hat leichter zu sein...


    LG,

    bobcat

  • :D Meine lustigste Bewerberin hat sich für den Erzieher mit Abi beworben mit den Worten, dass sie danach dann BWL studieren will, aber das Abi in dem Bildungsgang bestimmt leichter sei.


    Also ich bin aus NRW und unterrichte viel im Beruflichen Gymnasium und habe mein Ref am Gymnasium gemacht.

    Was ich wirklich sagen kann ist, dass das Abi nicht einfacher ist. Es mag aber vielleicht einfacher fallen, weil die Lehrpläne auf die einzelnen Bildungsgänge abgepasst sind. Sprich wir haben nicht 2 Lehrpläne für Englisch im LK oder GK, sondern er ist dann noch abhängig davon, ob man Gesundheit und Soziales, Technik, Informatik, Wirtschaft oder Gestaltung macht.

    Kleines Beispiel:


    Die Erzieher mit Abi besprechen in der 12 im GK in Englisch beispielsweise diese Themen

    • Family structures and change (types of families, different cultures and different times, the family in literature and the media,(impact of the media)
    • Role models and gender roles (idols, stereotypes, public image, clubs and societies, peer groups)
    • Childhood and youth as presented in literature and films
    • Education and learning in English speaking countries (social learning, aspects of freedom and discipline, private and public schooling, games and edutainment)
    • Health education (diet and nutrition, fitness and sports)

    Die Techniker hingegen haben als Thema:

    • Aspects of technology as presented in the media (advertising, infotainment, websites, technical journals)

    Effects of information and communication technologies (ICT) on language and personal relations (abbreviations, internet chatting, video conferences) history of technology (major achievements, technological in novations and social consequences) Benefits and challenges of modern technologies (standard of living, availability of goods, health and safety, mobility) Visions of future worlds (utopian concepts, science fiction)

    So steht es im Lehrplan. Weder meine Erzieher, noch die Techniker machen Shakespeare. Das macht man dann mit den Gestaltern oder Literaten im LK.


    Mehr Praktika würde ich nicht behaupten, aber die Bildungsgänge, die auch eine Ausbildung beinhalten (Erzieher oder XY- Assistent) machen natürlich mehr Praktika.


    Ich behaupte allerdings, dass es in der 11 vielleicht etwas einfacher ist als in der EF, weil wir erst mal alle auf das gleiche Niveau bekommen müssen und da haben die Gymnasiasten je nach Schule meist bessere Voraussetzungen, als Schüler von einer Realschule, Hauptschule, etc.


    Um es mal zusammen zu fassen: Ich denke die Schwerpunktsetzung macht den Unterschied. Wenn ich beispielsweise kein Englisch mag, rede ich aber vielleicht lieber über gesunde Ernährung als über Shakespeare beispielsweise.

    Und viele bevorzugen auch den Klassenverband, der bei uns wegen der vorgegebenen Grund- und Leistungskurse gegeben ist. Dadurch gibt es aber halt auch sehr eingeschränkte Wahlmöglichkeiten, auch beim 3. und 4. Fach.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Was ist an diesem Gerücht "Am BK ist es leichter" dran?

    Hält sich hartnäckig. Man fragt sich bei solchen Vergleichen, was der Maßstab ist. Wie wird leicht quantifiziert, damit man eine solche Aussage machen kann. Ich weiß nicht, wie leicht oder schwer "das Abitur" an einfachen Gymnasien ist, insofern. Die Anforderungen, die in den Bildungsplänen formuliert werden, dürften einigermßane objektiv sein. Ist da was bei, was "leichter" begründet?


    Ein Vorteil könnte sein, dass man einen Leistungskurs in einem Fach wählen kann, in dem man noch keine eigene Bildungsbiographie vorzuweisen hat. "Gesundhiet" oder "Bautechnik" hatte man vielleicht in der Sek I noch nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wir haben jedes Jahr vor allem in der EF SuS, die einen 3,x-Schnitt haben, dann zum benachbarten Berufskolleg wechseln und mit einem 1,y-Abitur abschließen. Wie das genau funktioniert? Keine Ahnung.

  • Uns verlassen am Ende der Klasse 9 oder am Ende der EF immer mehrere SchülerInnen und Schüler um am BK (Berufliches Gymnasium mit unterschiedlichen Schwerpunkten). Als Grund wird u.a. genannt, dass am BK das Abi ja leichter sei als am "normalen" Gymnasium (was wir uns nicht so recht vorstellen können, zumal es teils auch leistungsstärkere SchülerInnen sind). Teils werden auch plausible Gründe (z.B. das Angebot bestimmter LK's) genannt, teils können die SchülerInnen keinen richtigen Grund nennen (oder möchten es nicht).

    Folgende Fragen an die BK-Lehrkräfte:

    • Was ist an diesem Gerücht "Am BK ist es leichter" dran?
    • Gibt es am BK mehr Praxisphasen (sprich Praktika)?
    • Ist der Unterricht am BK anwendungsorientierter?
    • Was macht den Reiz SchülerInnen am BK (berufliches Gym) aus?

    Ist zwar nicht BK, sondern in RLP "berufsbildende Schule", aber:


    1. War bei uns leider lange wahr. das war ein Problem der alten Abteilubgsleitung. Einige der jüngeren Kollegen arbeiten aber zum Glück daran, diesen Ruf zu ändern.

    2. Nein.

    3. Ja, in den Schwerpunktfächern schon. Wenn ich sehe, was klassische Physiklehrer für anwendungsorientierte Elektrotechnikaufgaben halten... doch, da sind wir DEUTLICH praxisnäher.

    4. Bei sehr wenigen der Reiz am "Spezialfach". Bei den meisten leider der Ruf aus Punkt 1. Aber die Jungkollegen werden das ändern, ich glaub an sie :)

  • Ein Vorteil könnte sein, dass man einen Leistungskurs in einem Fach wählen kann, in dem man noch keine eigene Bildungsbiographie vorzuweisen hat. "Gesundhiet" oder "Bautechnik" hatte man vielleicht in der Sek I noch nicht.


    Ich denke die Schwerpunktsetzung macht den Unterschied. Wenn ich beispielsweise kein Englisch mag, rede ich aber vielleicht lieber über gesunde Ernährung als über Shakespeare beispielsweise.

    Ich denke,dass fasst es gut zusammen. Ich spreche jetzt mal von mir: Damals, auf einem allgemeinbildenden Gymnasium hatte ich nur mit Mühe und Not einen Physik LK bekommen. Das war auch das einzig naturwissenschaftliche/technische Fach abseits von Mathemaik, das ich belegen konnte und interessant war. Schaue ich bei uns auf eins der naturwissenschaftlichen Schwerpunktfächer sehe ich dort fünf(!) Fächer (zusätzlich zu Mathe) mit technischem Schwerpunkt.


    Ich war in der Schule damals in vielen Fächern nicht besonders gut. Was mir lag, waren technische/naturwissenschaftliche Fächer- davon hatte ich genau zwei inkl Mathe. Ich habe mein Abi mit 3,x bestanden. Das anschließende Ingi-Studium habe ich im Bachelor mit 1,3 (der Master war etwas schwächer) abgeschossen. Das lag mit Sicherheit nicht daran, dass das Studium einfacher war, sondern dass hier viele Fächer waren, die mich interessiert haben (mein schwächstes Fach im gesamten Studium war eine Pflichtbelegung von BWL - selten so etwas sinnloses gehört). Ähnlich wird es den Leuten am BG gehen. Und wie wir alle wissen: Was uns interessiert, fällt uns leichter oder motiviert uns mehr. Das Schwerpunktfach ist auch garantiert ein LK, was relativ viele Punkte im Abitur bringt. Mein zweites Abi-Fach im LK war Deutsch... Mit entsprechenden Leistungen.


    Die Abituraufgaben aus NRW sind übrigens online verfügbar, da kann man sich leicht einen Eindruck verschaffen, ob es leichter ist oder nicht. Die naturwissenschaftlichen Assistentenberufe haben einen recht hohen Praxisanteil (jeder LK ca 2-3 Stunden/Woche, zusätzlich Praxisanteile in vielen berufsbezogenen Fächern). Außerdem haben die Bildungsgänge unterschiedlich lange Praktika, die extern abgeleistet werden müssen.


    Leute, die zu uns kommen, weil "es hier näher ist und ich glaube ich auch ein bißchen Spaß an Technik habe" scheitern bei uns genauso wie am Gym. Leute, die vorher am Gym schwach waren, können insbesondere in den Schwerpunktfächern bei uns aufblühen. Es ist gar nicht so selten, dass in den technischen LKs und den begleitenden technischen Fächern gute bis sehr gute Leistungen gebracht werden und in den eher geisteswissenschaftlichen Fächern nur mittelmäßige bis schwache Leistungen. Da die technischen Fächer aber hier stärker vertreten sind, kann natürlich auch das Abi besser werden.


    Viele KuK versuchen in den technischen Kernfächern, sehr anwendungsbezogen zu arbeiten. Meistens ist das auch gut möglich. Natürlich hat mein alter Physiklehrer auch für mich einen sehr guten Unterricht gemacht. Anwendungsbezogen war aber höchstens die Aufgabe, an der wir mal den Anpressdruck der Kühlschranktür berechnen mussten :)

  • In Hessen ist der Lehrplan ("Kerncurriculum") identisch, Zentralabitur mit identischer Aufgabenstellung etc. Bessere Noten an einem BG haben hier nichts mit geringeren Anforderungen zu tun.


    Weshalb das BG statt 11-13 am allg. Gym gewählt wird, sind

    - Neustart

    - Wahl des Profilfachs als zweiter LK

    - Mathe muss nicht als eines der fünf Abiturfächer geprüft werden (am allg. Gym unausweichlich)

  • Das Schwerpunktfach ist auch garantiert ein LK, was relativ viele Punkte im Abitur bringt.

    Naja, auch nicht immer. Viele vertun sich aber auch mit der Einschätzung, wie weit die Schwerpunktbildung geht. Wir haben einen Bildungsgang mit Sport-LK. Die Vorstellung, dass man mit schnellem Laufen alles ausgleichen könne, ist zwar verführerisch, trifft aber so nicht zu. Zum einen hat der Sport-LK auch einen nicht unerheblichen Theorieteil, in dem die meisten schlechter abschneiden als in der Praxis. Zum anderen ist der weitere Leistungskurs Biologie. Da kann man vortrefflich lang hinschlagen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wir haben einen Bildungsgang mit Sport-LK. Die Vorstellung, dass man mit schnellem Laufen alles ausgleichen könne, ist zwar verführerisch, trifft aber so nicht zu. Zum einen hat der Sport-LK auch einen nicht unerheblichen Theorieteil, in dem die meisten schlechter abschneiden als in der Praxis. Zum anderen ist der weitere Leistungskurs Biologie. Da kann man vortrefflich lang hinschlagen.

    Widerspricht ja nicht meiner Aussage. Die Formulierung zielte darauf hin, dass man mit dem LK viele Punkte machen kann, nicht muss. Das Problem des Bio-LKs bei den Freizeitsportleitern kennen wir auch. Auch schnelles Laufen im Sport-LK reicht natürlich nicht, man muss auch gut einen Ball schlagen können :)

  • Hier in Hessen herrscht freie Kombinationswahl, man kann also an einem allg. Gym jeden angebotenen LK mit anderen kombinieren. Am BG gibt es keinen SportLK, die Schüler haben nur die Wahl zwischen D,M,E und Naturwissenschaften

  • An den Beruflichen Gymnasien hat man G9, sonst G8. Man hat da ja 13 Schuljahre. Oder stimmt das nicht? Also hier scheint es schon einfacher zu sein, denn die "Kracher", die vom Gymnasium wechseln und keine guten Noten haben machen dort ganz passable Abiture.

  • Erst einmal danke für die Antworten, die für mich sehr interessant und informativ waren.


    @ Zauberwald: IN NRW hat man auch 3 Jahre Oberstufe im G8 Bildungsgang. Man "spart" (im Vergleich zu G9) das Jahr in der SI.

  • Ich bin nun nicht aus NRW sonder aus BaWü, aber bei uns ist es sehr ähnlich gelagert. Wir haben eigentlich in jeder Eingangsklasse des beruflichen Gymnasiums (BG) mindestens drei bis fünf Wechsler vom allgemeinbildenden Gymnasium (AG).

    Was ist an diesem Gerücht "Am BK ist es leichter" dran?

    Ich denke, das ist in der erste Linie "Schüler-Speak" bzw. die kurze Formulierung für einen viel komplexeren Sachverhalt. "Leichter" ist es sicher nicht. Im Gegenteil. Sie bekommen bei uns ein Profilfach (Wirtschaft, Pädagogik und Psychologie, etc.) dazu, das im Umfang von sechs bis sieben Wochenstunden unterrichtet wird und bei dem die Inhalte teilweise echt happig sind.


    Trotzdem beobachte ich ganz klar: Schülerinnen und Schüler, die am AG "Sorgenkinder" waren, blühen bei uns auf und machen am Ende ein Abitur mit einer 1 vor dem Komma. Warum? Ich habe mir das schon oft überlegt, wieso das so ist...


    Zum Einen denke ich, holen wir die Schülerinnen und Schüler in der Eingangsklasse ganz anders ab. Da wird sich wirklich gekümmert, dass man Jeden, der signalisiert, dass er möchte, auch tatsächlich "mitnimmt". Weiterhin wird den SuS durch den Schulwechsel auch quasi ein Neustart ermöglicht. Was in der 5.-9./10. Klasse so alles "lief", ist nicht mehr relevant. Die SuS können Schubladen entfliehen in denen sie vielleicht an der alten Schule schon jahrelang feststeckten. Neue Lehrer, neue Klassenkameraden. Auch ein ganz anderer Umgang. Schon allein die Tatsache, dass wir eigentlich gar nichts mehr mit den Eltern der SuS zu tun haben... Die SuS werden bei uns als junge Erwachsene betrachtet, die für sich selbst Verantwortung übernehmen können und sollen. Ich glaube auch das macht viel aus.


    Gibt es am BK mehr Praxisphasen (sprich Praktika)?

    Also bei uns gibt es nur im Profil Päd eine Praxisphase sonst nirgends. Das wird es bei uns also nicht sein.


    Ist der Unterricht am BK anwendungsorientierter?

    Für meine Fächer kann ich sagen, dass der Alltagsbezug und die Anwendungsorientierung sehr groß ist. In Mathe greifen wir Fragestellungen auf, die sich aus dem Alltag ergeben und versuchen sie dann handlungsorientiert mit den zur Verfügung stehenden (mathematischen) Werkzeugen zu beantworten. Das kennen die SuS von der vorangegangenen Schulen in der Regel nicht. ("Heutiges Thema: Die Parabel. Hier Funktionsterm, hier Wertetabelle, hier Schaubild. Zack, Übungsaufgaben.) In Englisch arbeite ich auch fast ausschließlich (bis auf teaching for the test) mit authentischen Materialien. Das sagt den SuS in der Regel auch sehr zu.

    Was macht den Reiz SchülerInnen am BK (berufliches Gym) aus?

    Wie ich schon sagte: Ich glaube ein großer Reiz ist einfach der Neustart. Nochmal neu anfangen zu können. Die ganzen Schwierigkeiten hinter sich lassen zu können. Keiner kennt mich, keiner weiß, was vorher war. Ich habe vielleicht nochmal die Chance in Fächern, die ich schon längst abgeschrieben habe, nochmal neu "anzugreifen". Klar, einige SuS kommen auch wegen dem äußerst kulanten Umgang mit Fehlzeiten. Aber diese werden auch bei uns in der Regel kein Abi machen...

  • Klar, einige SuS kommen auch wegen dem äußerst kulanten Umgang mit Fehlzeiten.

    Daran kann's bei uns nicht liegen. Unsere Schule hat eine ziemlich strenge Fehlzeitenregelung, die auch für die SuS am BG gilt. :)

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wir haben jedes Jahr vor allem in der EF SuS, die einen 3,x-Schnitt haben, dann zum benachbarten Berufskolleg wechseln und mit einem 1,y-Abitur abschließen. Wie das genau funktioniert? Keine Ahnung.

    Ganz einfach. Die berufsspezifischen Inhalten und Anpassung liegen den Schülern eher. Ich hätte an einer normalen Oberstufe nur gekotzt, weil der Sinn der Inhalte sich mir nicht erschlossen hätte.



    Wie kann einer mit 3,x in der FHR einen Master mit 1,x schaffen? Ich fand's nicht schwer....

  • Zum anderen ist der weitere Leistungskurs Biologie. Da kann man vortrefflich lang hinschlagen.

    Hier auch, die Sportler und Erzieher mühen sich mit Bio, die Gestalter mit Englisch LK... aber wenigstens mit Gleichgesinnten. Das mag ich auch am BG sehr: ich mache mit den Gestaltern zu Shakespeare viel künstlerisches. Dann diskutiere ich mit den Erziehern über die Auswirkung von pränataldiagnostik auf Inklusion, in der nächsten Stunde über Alternative Energien und Nachhaltigkeit mit Umwelttechnischen Assistenten. Und all das auf Englisch. Ich lerne so viel und es wird einfach nicht langweilig. (Ist aber halt schon anspruchsvoll in der Vorbereitung.)

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

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