Gehören Lehrer/innen zu den reichsten 10% in Deutschland?

  • Aber die müssen keine gesundheitsgefährdenden Klassenfahrten (Überstunden, Schlafmangel) durchführen, habe keine gesundheitsbeinträchtigenden Geräuschpegel wie wir in den Gängen zur Pause, die haben insgesamt auch einfach ein geringeres Arbeitspensum.

    Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Aber ok, in Niedersachsen sind Klassenfahrten streng genommen auch keine Dienstpflicht. Diejenigen, die ich durchgeführt habe, waren im Vergleich zur sonstigen Arbeitswoche auch eher erholsam als anstrengend, was mit der Wahl des Reiseziels und des Programms steht und fällt. Gesundheitsbeeinträchtigende Geräuschpegel mag es zeitweise geben, der Weg zur Arbeit ist da aber definitiv lauter. Und dass jemand mit ca. 80.000 € Brutto p.a. (siehe parallel laufenden Thread zum Stundenlohn) weniger Arbeitspensum als wir hat, dürfte selten vorkommen. Jedenfalls dann, wenn man als Lehrkraft die Eigenverantortung für die Einteilung der Arbeitszeit ernst nimmt und die vorgesehenen 41 Stunden/Woche im Mittel arbeitet.


    Vergleichbare Nettogehälter findet man in der Wirtschaft oft nur noch im AT-Bereich, der sich unter anderem durch die Nichtgewährung von Überstundenvergütung bei gleichzeitiger Erfordernis deutlicher Überstunden auszeichnet.

  • Ich könnte sehr gut mit meinem Gehalt leben, wenn man so etwa 19-20 Wochenstunden zu unterrichten hätte.

    Aber das ist doch der Fall. Mit vollem Deputat von 25,5 Unterrichtsstunden (Berufskolleg) komme ich auf 19,125 Zeitstunden, die ich mit unterrichten verbringe.

  • Naja, man kann das ja übertrieben finden. Aber faktisch wurden Gesetze zu Arbeitszeiten und Lärmschutz ja nicht einfach ins Blaue hinein verabschiedet, sondern auch vor dem Hintergrund des Gesundheitsschutzes. Dass man für den schulischen Bereich das alles mal eben außer Kraft setzt, kann man schon fragwürdig finden bzw. ist zumindest ein Aspekt, der legitim berücksichtigt werden kann und sollte. Selbstverständlich sprengen volle Gänge zu Pausenzeiten sämtliche Lärmschutzgrenzwerte.

  • Die Studie ist zwar nett, ich habe sie mir aber angesehen. Die Studie geht nicht vom Realvermögen der Deutschen aus, sondern nur vom aktiven Einkommen. Und damit sind effektiv die richtig hohen Einkommen aus Immobilien, Aktien und Vermögen schon draußen.


    Daher ist die Studie zwar nett, real aber null aussagekräftig.


    Der Wohnungsmarkt in Stuttgart z.B lässt bei den durchschnittlichen Mietpreisen (laut Mietspiegel) jedoch den Schluss zu, dass in Stuttgart einiges mehr als der Durchschnittslohn gezahlt werden müsste.

  • Aber faktisch wurden Gesetze zu Arbeitszeiten und Lärmschutz ja nicht einfach ins Blaue hinein verabschiedet, sondern auch vor dem Hintergrund des Gesundheitsschutzes. Dass man für den schulischen Bereich das alles mal eben außer Kraft setzt, kann man schon fragwürdig finden bzw. ist zumindest ein Aspekt, der legitim berücksichtigt werden kann und sollte. Selbstverständlich sprengen volle Gänge zu Pausenzeiten sämtliche Lärmschutzgrenzwerte.

    Woher kommt denn die Behauptung, in Schule seien die entsprechenden Verordnungen außer Kraft gesetzt? Dem kann ich nicht folgen: Die Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährung durch Lärm und Vibrationen sieht Auslösewerte vor, bei deren Überschreitung bestimmte Maßnahmen zu ergreifen sind. Konkret betrifft das einen Tagespegel ab 80dB (A) bzw. einen Spitzenschalldruck ab 135 dB (C).


    Es mag sein, dass in Pausensituationen im Innenraum zeitweise Lärmpegel jenseits der 80 dB erreicht werden, aber sicher nicht als Dauerbelastung. Einen Spitzenschalldruck über 135 dB konnte ich in Schule noch nie feststellen. Die Messungen, die ich interessehalber in unruhigen Arbeitssituationen mal vorgenommen habe, lagen eher um die 70 dB, in ruhigen Arbeitsphasen darunter.


    PS: Dass dauerhafte Geräusche um die 70 dB auch sehr an den Nerven zerren können, ist unbestritten. Wichtig zur Stressreduktion sind auch bereits kurze Erholungspausen von der Dauerexposition. Hier bietet sich zunächst an, mit Klassen darüber zu sprechen und entsprechende Arbeitsregeln zu vereinbaren und einzufordern. Das funktioniert nicht immer, aber häufig. Das bedeutet auch die Einplanung entsprechender Unterrichtsphasen, die Vereinbarung innerhalb des Kollegiums, im Lehrerzimmer keine Pausengespräche mit Schülern anzunehmen und idealerweise die Einrichtung eines Ruheraums, was leider nicht an allen Schulen möglich ist.

  • Die [Klassenfahrten], die ich durchgeführt habe, waren im Vergleich zur sonstigen Arbeitswoche auch eher erholsam als anstrengend, was mit der Wahl des Reiseziels und des Programms steht und fällt.

    Das ist abhängig davon, welches Alter die SuS haben.

    5. Klasse? Nach der Rückkehr falle ich sofort für einen sehr ausgedehnten Nachmittagsschlaf ins Bett (dauert meist bis zum nächsten Morgen). Denn Nächte sind für 5. Klässler dazu da, aktiv zu sein. Zu jeder Stunde ein anderes Zimmer - die SuS wechseln sich ab, die Kollegen führen durchgängig Aufsicht. Wie gut, dass die SuS auch nachts um 3 so laut werden, dass sie einen wecken und man ihnen im Schlafanzug erklärt, dass das so nicht geht.


    12. Klasse? Alle SuS müssen um 22 Uhr im Hotel sein, um einmal durchzuzählen. Dann Ansage: "Sie sind morgen früh um 8 Uhr bitte vollzählig im Frühstücksraum - egal in welchem Zustand, auch als Schnapsleiche."


    Und ja, das Programm wird mit dem Alter der SuS auch für die Lehrkraft interessanter... Man kann es mehr zur Kenntnis nehmen und muss Hinz und Kunz nicht ständig davon abhalten, das Treppengeländer im Technikmuseum als Spielplatz zu missbrauchen.

  • Hast Recht, das war ein bisschen unserios durcheinandergeschmissen^^ Ich hatte bei dem Satz primär die Regelungen zu gesetzlichen Arbeits- und Pausenzeiten im Kopf. Lärmpegel habe ich im Unterricht selbst noch nie gemessen, denke aber schon, dass man immer mal wieder drüber ist im Schulalltag und zumindest im stressenden Bereich ist (wenn auch vielleicht nicht immer jenseits der Grenzwerte).. zumindest auf den Fluren der Unterstufe. Ein Kollege hat mal gemessen und kam zu interessanten Ergebnissen.

  • Das ist abhängig davon, welches Alter die SuS haben.

    Das stimmt mit Sicherheit.


    Denn Nächte sind für 5. Klässler dazu da, aktiv zu sein. Zu jeder Stunde ein anderes Zimmer - die SuS wechseln sich ab, die Kollegen führen durchgängig Aufsicht. Wie gut, dass die SuS auch nachts um 3 so laut werden, dass sie einen wecken und man ihnen im Schlafanzug erklärt, dass das so nicht geht.

    Das meine ich ja mit Ziel und Rahmenprogramm. Zum Beispiel führt ein sehr sportliches Rahmenprogramm mit zelten einerseits zu sehr müden Schülern und andererseits zu wenig Stress mit Zimmerwechseln, Lärm in einer Herberge usw. Eine Abschlussfahrt mit einem 10. Jahrgang in eine Großstadt kann dafür schon wieder Probleme aufwerfen.

  • Aber das ist doch der Fall. Mit vollem Deputat von 25,5 Unterrichtsstunden (Berufskolleg) komme ich auf 19,125 Zeitstunden, die ich mit unterrichten verbringe.

    Sorry, dass ich dich da verbessern muss: "Zeitstunden" sind keine "Wochenstunden". "Wochenstunden" sind die "Unterrichtsstunden". ;)

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • ein sehr sportliches Rahmenprogramm mit zelten einerseits zu sehr müden Schülern

    Zumindest in der Theorie ;)

    Ernsthaft, die sind natürlich den ganzen Tag über beschäftigt mit allen möglichen Spielen, Sport, gruppendynamischen Aktivitäten, Wanderungen, ... Selbst nach dem Abendessen geht das weiter (Nachtwanderungen, ...). Klar sind die müde. Aber so eine Gelegenheit zum "Party" machen / Streiche spielen gibt es viel zu selten. Problematisch daran ist, dass die SuS in der Dunkelheit (gerade beim Zelten oder einzelnen Bungalows am Waldrand) und übermüdet die Situation nicht immer richtig einschätzen und sich (und andere) somit durchaus in Gefahr begeben. Und bei Zehnjährigen muss man eben ggf. 24 Stunden Aufsicht führen. (Das aber vielleicht nur eine Nacht lang. Am nächsten Morgen tritt dann jemand die verfrühte Heimreise an...)


    Eine Abschlussfahrt mit einem 10. Jahrgang in eine Großstadt

    Stimmt. Da versuche ich, wenn ich entsprechende Kandidaten in der Klasse habe, eine Unterkunft jenseits des Zentrums zu finden, trotzdem durch S-Bahn gut angebunden, so dass man in 20 Minuten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten etc. erreicht. Nur dass diese S-Bahn in den späteren Abendstunden nicht mehr fährt und die nicht ganz so großstadterfahrenen SuS doch eher davor zurückschrecken, sich auf das Abenteuer einzulassen.

    (Da hat die Schule im ländlichen Raum endlich mal klare Vorteile :) )

  • Selbstverständlich sprengen volle Gänge zu Pausenzeiten sämtliche Lärmschutzgrenzwerte.

    "Selbstverständlich" finde ich das definitv nicht! Wie laut grölen eure Schüler*innen denn herum, dass dadurch Lärmschutzgrenzwerte überschritten werden??? Bei normalen Unterhaltungen, etwas Gelächter etc. kann es doch nicht so laut sein! Oder stehen derart viele SuS auf einen Haufen, dass die sich so laut unterhalten müssen, um sich gegenseitig überhaupt zu verstehen?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Aber die müssen keine gesundheitsgefährdenden Klassenfahrten (Überstunden, Schlafmangel) durchführen, habe keine gesundheitsbeinträchtigenden Geräuschpegel wie wir in den Gängen zur Pause, die haben insgesamt auch einfach ein geringeres Arbeitspensum.

    Wir reden doch hier von Facharbeitern im Schichtbetrieb. Ich habe meine Ausbildung in einer Eisengießerei gemacht. Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Dreck, Staub, Hitze und Lärm sind dort um ein Vielfaches höher gewesen als in der Schule. Weiterhin habe ich in vielen anderen Betrieben gearbeitet und immer eine höhere körperliche Belastung gehabt als im Unterricht. Ich würde mal sagen dort sind sie eher nicht existent. Man an deinen Ausführungen, dass du noch nie eine Produktionanlage erlebt hast.

  • Sehr hübsch dazu passend das Banner, das ich gerade eingeblendet bekomme: "Freu dich auf einen Mindesteinstiegslohn von 12,50 €/Stunde"... bei Lidl.

  • Wir reden doch hier von Facharbeitern im Schichtbetrieb.

    Tun wir das? Ich rede von meinen Freunden aus der Forschungszeit, die als Facharbeiter in Stuttgart beim Bosch und bei Porsche arbeiten. Die haben nicht studiert, arbeiten weniger Stunden pro Woche und verdienen dafür richtig gut. Work Life Balance lief bei denen, deutlich besser als bei mir in der Forschung (und deutlich besser als jetzt im Lehrerjob).

  • Tun wir das? Ich rede von meinen Freunden aus der Forschungszeit, die als Facharbeiter in Stuttgart beim Bosch und bei Porsche arbeiten. Die haben nicht studiert, arbeiten weniger Stunden pro Woche und verdienen dafür richtig gut. Work Life Balance lief bei denen, deutlich besser als bei mir in der Forschung (und deutlich besser als jetzt im Lehrerjob).

    Jo genau das meinte ich. Und bei Porsche gibt es seit Jahrzehnten jedes Jahr einen netten Erfolgsbonus pro Mitarbeiter, der echt nett ist.


    Um zu subsummieren:


    • Lehrer verdienen gut bis sehr gut (solange sie Beamte oder vergleichbar Angestellte sind), aber sind von den 10% Reichen gefühlt weg. Man sieht sich in der (gehobenen) Mittelschicht, aber definitiv nicht in der der Reichen.
    • In Ballungszentren sind auch die Lehrergehälter nicht mehr ausreichend, um in der gehobenen Mittelschicht ein finanziell sorgenfreies Leben führen zu können.
    • Die unterschiedlichen Bezahlungen für Lehrer (nach Bundesland, Stufe et al) sind viel zu ungerecht und logisch nicht zu erklären.
  • Tun wir das? Ich rede von meinen Freunden aus der Forschungszeit, die als Facharbeiter in Stuttgart beim Bosch und bei Porsche arbeiten. Die haben nicht studiert, arbeiten weniger Stunden pro Woche und verdienen dafür richtig gut. Work Life Balance lief bei denen, deutlich besser als bei mir in der Forschung (und deutlich besser als jetzt im Lehrerjob).

    Die arbeiten nicht in Schicht? Kann ich mir bei so großen Unternehmen gar nicht vorstellen. Ohne Schichtzulagen kommt Facharbeiter auf keinen üppigen Lohn. 3k-4k brutto im besten Fall.

  • "Selbstverständlich" finde ich das definitv nicht! Wie laut grölen eure Schüler*innen denn herum, dass dadurch Lärmschutzgrenzwerte überschritten werden??? Bei normalen Unterhaltungen, etwas Gelächter etc. kann es doch nicht so laut sein! Oder stehen derart viele SuS auf einen Haufen, dass die sich so laut unterhalten müssen, um sich gegenseitig überhaupt zu verstehen?

    Naja, normal finde ich das auch nicht^^Aber im Unterstufentrakt laufen ständig schreiende Jungs und kreischende Mädels durch die Gegend.. überhaupt wundert man sich, wieso Kinder nonstop laute Geräusche produzieren.. mir war das jedenfalls auch gar nicht mehr so klar, bis ich zurück an die Schule kam 😄

  • Dann würden die Schüler bei mir mit diesem Arbeitsheft nicht arbeiten, sondern mit Kopien (die die Schule selbstverständlich zahlt) oder mit anderem Material, was ich nicht von privatem Geld kaufe.

    Kopien aus Arbeitsheften sind nicht erlaubt


    Auf http://www.schulbuchkopie.de/i…ntworten-zum-fotokopieren zu finden

    Aus einem Arbeitsheft mit 24 Seiten will ich 8 Seiten für meinen Unterricht fotokopieren. Geht das?

    Nein. Arbeitshefte sind Unterrichtsmaterialien. Sie werden eigens für den Unterrichtsgebrauch hergestellt. Daher gilt die 15 %-Grenze. Aus dem Arbeitsheft können deshalb etwas mehr als 3 Seiten kopiert werden.



    unabhängig davon hat die Schule der Lehrkraft aber die benötigten, da eingeführten, Lehrwerke zu stellen. Das dazu passende Gerichtsurteil ist nur ein paar Jahre alt.

    • In Ballungszentren sind auch die Lehrergehälter nicht mehr ausreichend, um in der gehobenen Mittelschicht ein finanziell sorgenfreies Leben führen zu können.

    Das stimmt so echt nicht und ich lese es hier immer wieder (Ich weiß, dass es nicht deine Meinung ist und du es nur zusammenfässt!). Wir bringen hier in HH als verheiratetes Paar knapp 6700 Euro netto auf den Tisch und können uns hier eine sehr großzügige Wohnung leisten und immer noch gut leben. Aber auch als Single könnte ich hier je nach Anspruch gut leben. Hamburg gilt nun auch nicht gerade als günstig.


    Wirklich, ich verstehe nicht, woher diese Annahmen kommen. Als würden in Ballungszentren nur die Topverdiener leben können... irgendwann ist mal gut mit den Märchenstunden hier.

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