Mit Noten leben

  • In Deutschland braucht man theoretisch gar keinen bestimmten Abschluss

    Das Zeugnis der 9. Klasse zählt in der Schweiz auch nicht als "Abschluss". Es ist einfach ein Zeugnis, dass das Bestehen der 9. Klasse bescheinigt und je nach Niveau, in dem die 9. Klasse bestanden wurde, hat man dann die Möglichkeit eine Ausbildung anzufangen, an die Fachmittelschule oder ans Gymnasium zu gehen.

  • Ein Abschluss von 1.0 sagt nichts darüber aus, ob man ein guter Arzt wird/das Studium packt. Finde das mit dem Test viel besser.

    Gab es hier ja früher auch Mal meine ich?

  • Im Moment ist es bei uns nur eine Art "Stresstest", sprich man muss unter Zeitdruck möglichst viele Logikaufgaben lösen. Es ist aber schon länger geplant Medizinstudenten nur noch mit vorgängigem Pflegepraktikum zuzulassen. Das fände ich noch besser. Fürs Lehramt gibt's ja auch das Berufseignungspraktikum das man bestehen muss um überhaupt zum Studium zugelassen zu werden.

  • Das Zeugnis der 9. Klasse zählt in der Schweiz auch nicht als "Abschluss". Es ist einfach ein Zeugnis, dass das Bestehen der 9. Klasse bescheinigt und je nach Niveau, in dem die 9. Klasse bestanden wurde, hat man dann die Möglichkeit eine Ausbildung anzufangen, an die Fachmittelschule oder ans Gymnasium zu gehen.

    Wenn ich so drüber nachdenke... Der einzige Schulabschluss in der Schweiz, den man nicht voraussetzungslos machen kann (von Noten und Aufnahmeprüfungen abgesehen), ist tatsächlich die Berufsmaturität (mir fällt jedenfalls kein anderer ein). Ohne eine mindestens dreijährige Ausbildung, die mit einem EFZ abschliesst, geht es nicht.

  • Wenn ich so drüber nachdenke... Der einzige Schulabschluss in der Schweiz, den man nicht voraussetzungslos machen kann (von Noten und Aufnahmeprüfungen abgesehen), ist tatsächlich die Berufsmaturität (mir fällt jedenfalls kein anderer ein). Ohne eine mindestens dreijährige Ausbildung, die mit einem EFZ abschliesst, geht es nicht.

    Jetzt hätte ich fast geschrieben "ja, das ist so", stimmt aber gar nicht. Die WMS schliesst mit der Berufsmatura ab und die Fachmatura ist seit einiger Zeit der Berufsmatura gleichgestellt.

  • Jetzt hätte ich fast geschrieben "ja, das ist so", stimmt aber gar nicht. Die WMS schliesst mit der Berufsmatura ab und die Fachmatura ist seit einiger Zeit der Berufsmatura gleichgestellt.

    Dass sie gleichgestellt sind, wusste ich... aber die WMS hatte ich nicht auf dem Schirm. Wahrscheinlich, weil es die in meinem Kanton nicht gibt :D

  • Wenn meinen SuS ihre Arbeiten abgeben und fragen "geben Sie mir eine 1?" dann sage ich immer, dass ich "Ihnen" überhaupt keine Noten gebe, sondern lediglich feststelle welcher Note das Geschriebene entspricht. Das lenkt ein bisschen den Fokus weg von der Person hin auf das, was auf dem Papier steht. Ich stelle den Leistungsstand in Zahlen fest und gebe nicht Person XY eine Note. Die meisten meiner geflüchteten SuS haben aber gar keinen richtigen Bezug zu unseren Noten. Die fragen nach der Arbeit immer "ist das gut?" oder "ist das schlecht?". Für die gibt es gefühlt nur die 1 und die 6. Wer gelernt hat geht davon aus, dass das auf jeden Fall eine 1 ist. Und fällt bei einer 4 dann aus allen Wolken, weil 4=6=das war nix.

    Und wenn ich jemandem eine mit 4 benotete Arbeit auf den Tisch lege und sage "gut gemacht!", weil das sprachlich gesehen für denjenigen schon eine super Leistung ist, dann sehe ich regelmäßig Tränchen in den Augen, weil es halt keine 1 ist. Dass eine 4 für jemanden eine wirklich tolle Leistung sein kann, das können sie meistens nicht verstehen. Das finde ich ziemlich ätzend. Wenn zB sehr leistungsschwache SuS mit Förderschwerpunkt Lernen es schaffen, sich mit viel Lernaufwand eine gute Vier oder sogar eine drei erarbeiten, dann feier ich das sehr, weil das nicht die Regel ist. Dahinter stehen viele Stunden Lernaufwand mit viel viel Nachhilfe, sonst wäre es eher eine 5-6. Im Anbetracht des vielen Lernaufwandes erwarten diese SuS dann jedoch meistens eine viel bessere Note.

    Ich betone auch immer, dass ich am liebsten allen eine 1 auf dem Zeugnis geben würde und mich das genauso wie die SuS freuen würde, weil ich dann weiß, dass alle das Thema ganz wunderbar verstanden haben.

  • Dass sie gleichgestellt sind, wusste ich... aber die WMS hatte ich nicht auf dem Schirm. Wahrscheinlich, weil es die in meinem Kanton nicht gibt :D

    Die Kanti Frauenfeld führt offenbar eine IMS, eine solche haben wir wiederum im Baselland nicht ;)

  • Das ist echt ein harter Kampf

    Und wenn ich jemandem eine mit 4 benotete Arbeit auf den Tisch lege und sage "gut gemacht!", weil das sprachlich gesehen für denjenigen schon eine super Leistung ist, dann sehe ich regelmäßig Tränchen in den Augen, weil es halt keine 1 ist. Dass eine 4 für jemanden eine wirklich tolle Leistung sein kann, das können sie meistens nicht verstehen

    Das ist echt ein harter Kampf, den man gegen überzogene Erwartungen an sich selbst, elterlichen Druck und Peer pressure ausficht. In Teilen gehört auch sicher Selbstüberschätzung eine Rolle.

    Wir haben ja ein 120%-System, in dem die Anteile über 100% dem gymnasialen Anspruch im Gemeinschaftsschulschema entsprechen.

    Die Prozente können auf drei Anforderungsebenen abgelesen und in Noten umgewandelt werden.

    Die Kinder gucken bis zur 7. Klasse grundsätzlich beim Gym-Niveau und sind dann oft am Boden zerstört oder sauer, dass sie "schlechte Noten" haben.

    Ich versuche ihnen zu vermitteln, dass sie immer erstmal beim mittleren Niveau schauen sollen. Sollten sie dann immer noch denken, dass sie zu schlecht seien, mögen sie beim grundlegenden Niveau schauen. Meist ist dann die Enttäuschung nicht mehr ganz so groß und der Blick für die Leistung deutlich realistischer.

  • "Dann haben Sie eben schlecht erklärt!" schrie die Schülerin mit einer 3. (Die Aufgaben stammten 1:1 aus dem geübten Arbeitsheft. Und ich hatte bei ihr dazugeschrieben wie klasse es ist, dass sie Aufgabe x lösen konnte, obwohl ihr das beim Üben besonders schwer fiel.)

    - Das Kind hat eigentlich etwas verstanden, was es vor der Einheit nicht konnte-> für Förderschule mega Erfolg

    - das Kind hat gut mitgemacht und hilfreiche Beiträge geliefert

    - es ist frustriert, weil es keine 1 hat und findet, es kann nichts

    - es ist sauer auf mich


    Es gibt eigentlich nichts, was mehr Lernerfolg kaputt gemacht hätte als der letzte Test :(

  • "Dann haben Sie eben schlecht erklärt!" schrie die Schülerin mit einer 3.

    das ist sowas von frustrierend als Lehrer. Was soll man da auch antworten? "Ich habe es super erklärt, aber du bist einfach zu dumm" ist ja wohl keine Alternative.:(

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • das ist sowas von frustrierend als Lehrer. Was soll man da auch antworten? "Ich habe es super erklärt, aber du bist einfach zu dumm" ist ja wohl keine Alternative.:(

    Vielleicht ja doch, so hat man das früher gemacht... :zahnluecke:

    Im Ernst, die 3 ist für die Person cool und ich bin stolz wie Bolle, dass sie das so gemacht hat, wie sie es gemacht hat. Im Unterricht konnte ich ihnen das auch glaubhaft vermitteln, aber die rote Zahl macht's kaputt :heul:

  • Vielleicht solltest du die Noten der Schüler, auf deren Lernerfolg du stolz bist, in Zukunft immer in einer anderen Farbe (z.B. grün) notieren.

    Dann dürfen sich alle Schüler mit einer 1 freuen und alle mit einer grünen Note.


    LG DFU

  • Ich habe letztens einige Klausuren mit grün korrigiert, weil mein Rotstift leer war 😆. Es kam scheinbar positiv rüber. Ich überlege von nun an nur noch in grün zu korrigieren.

  • Tu, felix Non-Bavaria...

    Ich kann leider kein Latein :rotwerd:... Heißt das "Du hast Glück, dass du nicht bayerisch/Bayer*in bist"? Wenn ja, verstehe ich es leider nicht so ganz. Muss man in Bayern etwa zwingend in rot korrigieren?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja, ganz genau. Grün ist die Farbe des Zweitkorrektors. Nennt sich "Respizienz" und sorgt bei nichtbayerichen Kollegen regelmäßig für (ungerechtfertigtes) Entsetzen. Google weiß mehr, falls es Dich interessiert.

  • Ja, ganz genau. Grün ist die Farbe des Zweitkorrektors. Nennt sich "Respizienz" und sorgt bei nichtbayerichen Kollegen regelmäßig für (ungerechtfertigtes) Entsetzen. Google weiß mehr, falls es Dich interessiert.

    Jetzt erinnere ich mich, dass wir das Thema hier vor einiger Zeit schon mal hatten... ;)

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja, ganz genau. Grün ist die Farbe des Zweitkorrektors. Nennt sich "Respizienz" und sorgt bei nichtbayerichen Kollegen regelmäßig für (ungerechtfertigtes) Entsetzen. Google weiß mehr, falls es Dich interessiert.

    Woa ... Ja, ich bin genügend geschädigt, dass mir das auch sofort in den Sinn kam. Grün war anno dazumals vor allem die Farbe des Rektors.

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