Corona und die Psyche

    • Offizieller Beitrag

    Nämlich für die Tatsache, dass andere Menschen potentiell gefährlich sind. Ich habe Sorge, dass sich dieses Menschenbild manifestiert und diese Gefahr sehe ich inzwischen -gerade bei jüngeren Kindern.

    Dieses Unbeschwerte, zusammen rumtollen, aus einer Flasche trinken und vom Brot des anderen abbeißen... fehlt alles.

    Doch, ich bin mittlerweile überzeugt, dass das was mit (kleinen) Kindern macht und ich hoffe sehr, dass unsere Kinder doch ein positives Menschenbild entwickeln und bei Umarmungen und Nähe keine negativen Gedanken/Gefühle aufkommen.

    Natürlich sind andere Menchen potenziell gefährlich. Welches Kind wüsste das besser als diejenigen, die unter Misshandlungen oder Missbrauch leiden? Oder als eine Frau, die unter ihrem Mann leidet. Oder oder oder.....


    Als meine Kinder klein waren, gab es in unserer Stadt mehrere Fälle von Exhibitionismus und auch einen Fall von Kindesentführung. Schon damals mussten die Kinder lernen, dass nicht alle Menschen gut sind, manche sogar gefährlich werden können.

    Aber damit war ihr Menschenbild nicht zwingend negativ besetzt.



    Nun ist halt ein Punkt hinzugekommen:

    es gibt Krankheiten, die ansteckend und damit gefährlich sind. Kannten wir hier ja kaum noch. Zum Glück.


    Und: der Mensch ist nicht allmächtig. Auch nicht der heutige.


    Mir scheint, das sind Dinge, mit denen Erwachsene mehr hadern als Kinder.


    Wie bei so vielen Dingen in der Erziehung kommt es m.M nach auch in der o.g. Besorgnis darauf an, was den Kindern vermittelt wird und was sie erleben dürfen. Geborgenheit und Angenommensein hängt nicht am Corona-Virus, nicht an Masken und nicht an Distanzunterricht.

  • Wobei ich das nur hier erlebe. Der Tenor "stell dich nicht so an und wenn du dir um irgend jemanden Sorgen machst, außer um Viren bist du ein Heuchler und Lügner" im langen Thread ist schon sehr aggressiv und vorherrschend.

    Ich fand diesen Tenor auch sehr schade. Da sind wir endlich mal an dem Punkt angelangt, an dem man mentale Gesundheit erst nimmt und dann kommen solche Phrasen, bei denen man sich fragt wie sie einem helfen sollen, wenn man wirklich Probleme in der Hinsicht haben sollte.

    Außerhalb des Forums erlebe ich jedoch immer öfter Menschen, denen der Lockdown zu schaffen macht und die sich auf die Zeit "danach" freuen. Das finde ich insofern bereichernd, weil sonst niemand offen zugibt, sich unwohl zu fühlen, um sich keine Blöße zu geben - jetzt ist es wenigstens mal gesellschaftlich akzeptiert. Und es wird ja jetzt wieder besser... Es kommen die ersten Lockerungen und im Sommer ist schon das Meiste wieder möglich. Ich schrieb es schon an anderer Stelle: Ich bin froh, sobald ich keine Maske mehr tragen muss.

  • Ich finde dass zumindest bei uns sehr viel Rücksicht auf Kinder genommen wird. Die wurden schon im 1. Shutdown von einigen Beschränkungen ausgenommen und sie spielen auch jetzt draussen ganz normal miteinander. Bestimmt ist es für einen 3jährigen seltsam dass er ständig Menschen mit Masken sieht. Aber ich mag mich auch erinnern, dass ich die Klamotten und Frisuren als Kind in den 80ern seltsam fand. Die Leute sind ja trotz der Masken nicht unfreundlich und Vertrauen sollte ein Kind zu einer völlig fremden Person sowieso nicht haben.

  • Mir geht es auch nicht sooo mega. Ich bin vollkommen überarbeitet. Mehr Arbeit durch Lockdown, aber weniger Zeit dafür dank reduzierter Stundenzahl in der Kita. Ich sehe dem Wechselunterricht in NRW auch eher mit mumligem Gefühlt entgegen, was meine Arbeitsbelastung angeht, aber ggf. gibt es dann halt Unterricht nach Buch, wenn für mehr keine Zeit ist (gibt es diese Woche schon in der Oberstufe bzw. in den Videokonferenzen, lernen werden die SuS trotzdem was) und KEINE Rückmeldung für die Schüler*innen, die zu Hause sind. Das habe ich jetzt schon sehr stark reduziert, weil es einfach nicht mehr geht.


    Bei vielen meiner Schüler*innen ist ein Problem, dass sie dachten, sie hätten "total viel gearbeitet", wenn sie zwei Stunden pro Tag am Schreibtisch saßen. Das rächt sich jetzt massiv.


    Dem Kind geht es phänomenal, nur die gekürzente Kitazeiten nerven (Kita ist besser als zu Hause, da sind mehr Kinder und mehr Spielsachen...).

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>


    Ich zitiere einmal den Startbeitrag, verbunden mit der Bitte, noch ein wenig beim Thema zu bleiben. ;)

    Nachtrag: einige Beiträge habe ich in den "Wie geht ihr Corona entgegen"-Thread verschoben. Da passen sie besser rein.

  • Im Lockdown wurde das Einkaufen zum Highlight der Woche. Wie man das nur mit dem Verb "verschwenden" ergänzen kann... Eieiei ^^ !

    Dein Leben scheint echt traurig zu sein, wenn Einkaufen das Highlight ist.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Danke für eure Antworten. Es geht mir in diesem Thread nicht um mich, ich bin erwachsen und extrovertiert und kann vieles unter dem auch hier genannten Motto "machen wir das Beste draus" verbuchen (auch wenn ich das ambivalent sehe, natürlich ist eine positive Einstellung von Vorteil und klar, kommen viele klar, aber das bedeutet nicht, dass einen mal alles ankotzt und man sich Luft machen muss und in solchen Momenten ist ein 'andern geht's schlechter' manchmal deplatziert, weil man sich nicht gesehen sieht),sondern um die Kinder.

    Ich glaube auch nicht, dass das Maske tragen und Abstand halten sehr viel negative Auswirkungen hat, aber Auswirkungen sind da. Viel eher mache ich mir Gedanken um das, für was Maske tragen und Abstand halten exemplarisch steht: Nämlich für die Tatsache, dass andere Menschen potentiell gefährlich sind. Ich habe Sorge, dass sich dieses Menschenbild manifestiert und diese Gefahr sehe ich inzwischen -gerade bei jüngeren Kindern.

    Dieses Unbeschwerte, zusammen rumtollen, aus einer Flasche trinken und vom Brot des anderen abbeißen... fehlt alles.

    Doch, ich bin mittlerweile überzeugt, dass das was mit (kleinen) Kindern macht und ich hoffe sehr, dass unsere Kinder doch ein positives Menschenbild entwickeln und bei Umarmungen und Nähe keine negativen Gedanken/Gefühle aufkommen.

    Im Endeffekt ist jeder Mensch potentiell gefährlich. Das war auch schon vor Corona so. Nicht nur wegen ansteckenden Krankheiten, sondern auch wegen Gewalttaten, Diebstählen etc.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • Das ist es leider aktuell bei vielen die nur im Homeoffice sitzen.

    Selbst dann gibt es doch die Möglichkeit, rauszugehen oder Spiele zu spielen, einen Film oder eine Serie zu gucken. Ich bin auch im HO und mein Highlight ist sicher nicht das Einkaufen. Dann doch eher die Zeit in der Natur.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Selbst dann gibt es doch die Möglichkeit, rauszugehen oder Spiele zu spielen, einen Film oder eine Serie zu gucken. Ich bin auch im HO und mein Highlight ist sicher nicht das Einkaufen. Dann doch eher die Zeit in der Natur.

    Das haben wir doch gerade schon gehabt, dass Natur oder rausgehen oder Serie gucken eben für einige gar nichts ist und deshalb zu sagen, dass generell ihr leben traurig ist, das ist nunmal nicht so, aber 90% unseres Lebens spielt sich in Sporthallen z.B. ab mit vielen Menschen, viel unterschiedlichem Sport in Schwimmhallen usw. das kann alles das von dir genannte nicht ersetzen und da wird eindeutig dann oft der Einkauf zum Highlight der Woche, meiner war es heute auch, weil ich seit Einführung der medizinischen Maskenpflicht keinen Laden mehr betreten habe, Fernsehen kann ich rauf und runter, selbst die Mediathek ist nicht mehr neu usw. Garten habe ich immer, Wetter war das ganze Wochenende schlecht, da wird sowas schnell zum Highlight.

  • Müssen wir jetzt auch noch gegenseitig werten, ob das Highlight des anderen angemessen ist oder ob es nicht wertvollere Highlights gäbe? Finde ich gerade mehr als fragwürdig. Ich empfinde es so, dass jeder irgendwie versucht, mit der Situation klarzukommen. Einige durch Verdrängung, andere nehmen es locker (vielleicht auch nur scheinbar), wieder andere haben erhebliche Probleme. Wer bin ich zu beurteilen, was ein anderer tut, um die für alle schwierige Lage zu bewältigen? Zu Corona und die Psyche gehört für mich auch, dass man vielleicht mal versuchen sollte, nicht den "Besten Krisenbewältiger der Welt" raushängen zu lassen und dauernd zu betonen "Leben war schon immer gefährlich." Ich vermisse zunehmend Sensibilität für andere. Viele Menschen mit Vorerkrankungen oder Behinderungen isolieren sich seit einem Jahr und fühlen sich zunehmend abgehängt, weil die Impfungen nicht voran gehen, alles nach Lockerungen ruft (was auch verständlich ist) und diese für sie eben nicht stattfinden können.

  • Typisches Beispiel für Kinder nehmen keinen Schaden bzw. sie sind Happy und man sieht ja gar keine Schäden:


    Kind kommt von der Freundin nach Hause und heult, weil die Freundin nun doch nicht mitkommt um hier zu übernachten, weil der mein Mann nicht 100%ig überzeugt war. Ich rede also noch mal mit der Freundin, sie kommt, nun heult mein Kind, weil ihr das alles zuviel ist.


    Also Tatsache ist, mein Kind heult gerade wegen allem und jedem und kann nicht sagen, was los ist.

    Aber Kinder nehmen keinen Schaden im Lockdown ;(

  • "Schaden" klingt so irreversibel, das glaube ich eben wirklich nicht. Aber ich weiss nicht, vielleicht ist es in Deutschland ja eher ein Problem. Ich bin eigentlich ganz froh, dass die Politik hier entschieden hat, dass die Kleinen die ganze Zeit über ihre gewohnten Strukturen beibehalten haben. Die waren bis auf 8 Wochen im letzten Frühjahr halt immer im Kindergarten oder in der Schule.

  • Feste Strukturen über's ganze Schuljahr, das wär's gewesen. Wenn wir seit Beginn des Schuljahres den Wechselunterricht gehabt hätten, wären wir jetzt "eingegroovt". Dieses völlig unplanbare Hinundher macht mürbe, nicht nur uns, sondern auch die Kinder.

  • Feste Strukturen über's ganze Schuljahr, das wär's gewesen. Wenn wir seit Beginn des Schuljahres den Wechselunterricht gehabt hätten, wären wir jetzt "eingegroovt". Dieses völlig unplanbare Hinundher macht mürbe, nicht nur uns, sondern auch die Kinder.

    Und wie man sieht zieht sich dieses hin- und her dann auch ins Privatleben.

  • Ich fühle mich müde und erschöpft. Die plötzliche Digitalisierung meiner Schule stresst mich. Ich bin normalerweise so eine, die sich 1 oder 2mal am Tag ans Handy zwingt, um wichtige Nachrichten nicht zu übersehen und die das eigentlich gar nicht mag. Bei jedem Blick auf unsere Schulplattform gibt es Neuigkeiten von der Schulleitung, von Kolleginnen, von Eltern, auf die ich reagieren muss. Nicht meins. Ich tue es, aber nur, weil ich muss.


    Nebenher sorge ich mich um meine Mutter, mit der ich jetzt wenigstens mit dem Handy "per Bild" telefonieren kann. Sie strahlt, mich zu sehen, aber ich muss sie vorher mit dem normalen Telefon anrufen und navigieren, sonst kann sie das nicht... Aber ihr Gesicht zu sehen, entschädigt mich und macht mir gleichzeitig ein schlechtes Gewissen.


    Was Corona angeht, bin ich vorsichtig, habe aber nicht übermäßige Angst. Man muss jetzt irgendwie durch.

  • Feste Strukturen über's ganze Schuljahr, das wär's gewesen. Wenn wir seit Beginn des Schuljahres den Wechselunterricht gehabt hätten, wären wir jetzt "eingegroovt". Dieses völlig unplanbare Hinundher macht mürbe, nicht nur uns, sondern auch die Kinder.

    Und kaum, dass man selbst eine neue Struktur geschaffen, alle beruhigt und ermutigt hat, gibt's ein neues Her oder Hin. IRGENDWANN müsste doch mal etwas ausgesprochen werden, dass ERST fertig geplant wurde. Kacktag:schimpf:

  • Für dieses mühsame Hin- und Her-Gekaspere habt ihr auch echt mein tiefstes Mitleid. Die Schwester meiner Lebensgefährtin unterrichtet ja auch (in Deutschland), die möchte eigentlich jeden Tag nur noch unter den Tisch kotzen. Das ist einfach nicht fair und auch nicht nötig, was da für ein organisatorischer Unsinn getrieben wird.

  • Wir merken an unserer Schule, dass sowohl wir Lehrer unzufrieden und am Limit sind, da Distanz- und Wechselunterricht anstrengender in Vorbereitung und natürlich weniger routiniert in der Durchführung sind. Man merkt zudem, dass man viele Methoden, die gut und hilfreich sind, aufgrund der Hygieneregeln nicht umsetzen kann und ist frustriert, weil man genau weiß, wie es besser laufen könnte. Damit kämen wir aber irgendwie klar. Nur merkt man leider auch immer mehr der Elternschaft an, dass die Nerven blank liegen. Es gibt keinen Tag, an dem nicht irgendwo in den Krümeln gesucht wird. Natürlich gibt es auch vereinzelt mal ein Danke, aber überwiegend wird gemeckert, was das Zeug hält.

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