Früher war alles besser

  • CDL Warum ;(?


    Die Vergangenheit hat mir geholfen das Ref. durchzustehen. Da habe ich mir vorm Spiegel gesagt: "Junge, du hast schon ganz andere Schlachten geschlagen. Das hier schaffst du auch noch!"

    (...)

    Ja, ich war auch zwiegespalten in meiner Reaktion, weil so vieles in deinem Beitrag drinnen steckt: Die schweren Erfahrungen, die du machen musstest, dein Kampf für dich selbst, die Kraft dich nicht aufzugeben und an dich zu glauben ... Ich habe dann einen Smiley gewählt und direkt nochmal geantwortet, um auch andere Teile anzusprechen, die ich toll finde oder die mich irritiert haben. Wie du für dich selbst gekämpft hast finde ich großartig. Dass der Weg so steinig sein musste aber eben traurig.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • plattyplus

    "Wenn ich dann aber sehe, wie manche KuK alles unternehmen, um möglichst krank geschrieben zu werden und welche Wehwehchen sie haben weswegen sie sich natürlich nicht impfen lassen können, ... stößt bei mir auf totales Unverständnis. Gleiches gilt für die Frage, was man einem Menschen zumuten kann und was nicht. Da liegt bei mir die Meßlatte des Zumutbaren weitaus höher als bei den KuK."


    Mit solchen Urteilen über Kollegen sollte man sehr vorsichtig sein, Du hast nur in den Teil geschaut, indem die Kollegen Dir Einblick gewähren. So erlebe ich es häufig bei psychischen Krankheiten, das hieraus eine absolute Versch!Ussache gemacht wir. Die Kollegen lassen sich noch nicht Mal vom Psychiater krank schreiben, sondern der Hausarzt erhält einen Arztbericht aufgrund dessen er krank schreibt. Den Kollegen wird dann einen vom Pferd erzählt, was medizinisch teilweise überhaupt nicht mehr passt. So entstehen dann bei den KuKs Eindrücke wie Du sie wiedergibst.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Irgendwas sagt mir aber, dass viele aus meinem Jahrgang bis heute felsenfest behaupten würden "solche Probleme" habe es früher noch nicht gegeben als wir noch Schüler:innen gewesen wären.

    Ja, wahrscheinlich. Vielleicht bin ich einfach im falschen Umfeld aufgewachsen, um da allzu schlimme Auswüchse mitzuerleben. In der bayerischen Kleinstadt habe ich jedenfalls weder drückende Armut erlebt (geistige aber schon!) noch Selbstmorde von Mitschülern oder Lehrern.

    Ich wollte dennoch mit meiner Aussage zur Scheidungsrate nicht die Vergangenheit glorifizieren. Viele Paare sind nach der Scheidung besser dran als vorher; manchmal gilt das auch für die Kinder. Es fällt nur auf, wie sehr das zugenommen zu haben scheint.


    Was es bei uns natürlich gab:

    • ignorante Deppen-Sportlehrer (gibt es die eigentlich noch? Mir scheint, die ganz Schlimmen sind ausgestorben)
    • eine nach der 6. Klasse plötzlich recht homogene Schülerschaft (nachdem die Schmuddelkinder aussortiert worden waren)
    • schlüsselbundwerfende, ohrenziehende, backpfeifenverteilende oder schlicht herumbrüllende Lehrer mit schlimmem Mundgeruch (tatsächlich verbinde ich viele Erinnerungen an meine Lehrer damals mit den Miasmen, die ihnen beim Sprechen entströmten).

    Als Alleinstellungsmerkmal biete ich noch einen Schulleiter, der zwischendurch mal mit Haftbefehl gesucht wurde.

  • (...)

    Als Alleinstellungsmerkmal biete ich noch einen Schulleiter, der zwischendurch mal mit Haftbefehl gesucht wurde.

    Falls die Geschichte halbwegs lustig ist würde ich sie gerne hören. :zahnluecke: (Wenn nicht musst du halt sehr viel von deinem persönlichen fossi-Charme einbauen, damit es sich zumindest lustig liest.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Für die Chemiker:
    Früher war, als man mit einem Marmeladenglas zur Chemikalienausgabe ging, mit einem Edding KCN

    draufgeschrieben hat und dann vom Laboranten Mal eben 100 g hochtoxisches Kaliumcyanid in sein Marmeladenglas bekam. Heute undenkbar.

    Ernsthaft? Ich habe ca. 1991 im Hauptstudium mal 2 g benötigt und musste dafür mehrere Unterschriften (Professor, CTAler) vorweisen und selbst unterschreiben, dass ich es nur für den Zweck verwende, immer einschließe und persönlich hafte, wenn etwas passiert.

    Du hast recht @samu . (Mag mich einer von den anwesenden Germanisten endlich mal aufklären, ob man "recht" oder "Recht" schreibt?) Früher war eben auch einiges total scheisse. Ich bin ja das Kind der Putzfrau, das eigentlich nicht ans Gymnasium gehen sollte. Aber ein paar Sachen waren eben schon geil. Und mir ist gerade nach Verklärung. :)


    Gerade das, was ich vorhin schrieb, ich habe meine ersten PCs noch selber zusammengebaut. Das war toll. Man hatte eben auch ohne Informatikstudium halbwegs Ahnung von dem, was da vor sich ging. Man hatte eine echte Chance von Grund auf zu begreifen, wie die Kiste funktioniert. Was das Betriebssystem (Windows XP ... das beste!) macht, wie man es installiert und wie man es falsch macht und wieder von vorne. Und heute tun wir an der Schule so, als wäre Digitalisierung wunderweissgottwas, dabei meinen wir eigentlich nur Padlet und PowerPoint, was ja eigentlich Kinderkacke ist. Da bekomme ich schon regelmässig die Krise.


    Wann habt ihr denn das letzte mal ein Glühwürmchen gesehen?

    Glühwürmchen kann ich jederzeit sehen, wenn ich möchte. Hier gibt es sie noch.


    Allerdings fällt mir seit ca. 10 Jahren auf, dass ich meine Windschutzscheibe nicht alle 50 km von Insekten reinigen muss. Es reicht beim Tanken (ca. 800 km).


    Der Anteil der Kinder aus Familien, die Gelder nach dem SGB2 beziehen, beträgt in NRW 18%. Je nach Schultyp und Lage sind es schonmal 50 bis 75 Prozent einer Klasse, die vom Amt leben. Mit allen dazu gehörenden Folgeproblemen.


    Zu meiner, zugegeben behüteten und priviligierten, Schulzeit waren das dystopische Horrorszenarien.


    Zahlen zur diesbzgl. Entwicklung in den letzten 30 Jahren kann ich nicht finden. Nach meinem Empfinden sind sie explodiert. Aber exponentielles Wachstum wird bei uns ja nur in einem bestimmten Kontext zum Aufreger. Da gibt es dann auch täglich neue Zahlen.

    Früher gab es gefühlt sogar mehr Armut, ich kenne aus Grunschulzeiten noch Armut in einem Maße, von der ich später nichts mehr gehört/gesehen habe (es waren bei uns je nach Gebiet bis zu 90 %), Hunger war verbreitet, Toiletten auf dem Hinterhof oder im Treppenhaus für alle Familien (Vergewaltigung wurde verschwiegen, das Mädchen war Schuld). Sozialhilfe wurde nicht in Anspruch genommen. Gastarbeiterkinder wurden selbstverständlich diskriminiert (aus dieser Sicht 'verstehe" ich die AFD-Anhänger, die dahin zurück wollen, die nicht verstehen, warum sich alles geändert hat. Ja, die AFD-Welt war normal, ich bin froh, dass es nicht mehr so ist).




    Und zu Scheidungen, ich war froh, als meine Mutter sich endlich scheiden ließ. Vielleicht wäre ich heute verheiratet wie meine (viel) jüngeren Geschwister, wenn sie es 10 Jahre früher getan hätte, aber immer wenn es ernst wurde, sah ich die Ehe meiner Eltern. Ja, früher lies man sich nicht scheiden, die Frau musste den gewalttätigen Ehemann akzeptieren (es gab sonst kein Geld bis Mitte der 70er Jahre), viele Kinder sind zerbrochen. Gewalt war überall.



    Kurz, ich bin froh, heute zu leben. Auch meine Mutter und mein Stiefvater haben mehr negative Erinnerungen als positive, meine Oma meinte, dass die letzten 20 Jahre ihres Lebens die besten waren, sie wurde 105, ist erst seit ein paar Jahren tot.


    Ich habe gelesen, dass viele deshalb die früheren Zeiten verklären, weil sie selbst jung und unbelastet waren, nicht weil es objektiv besser war.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Volle Zustimmung zu diesen Aussagen, Kris24 - auch wenn Du ein paar Jahre älter zu sein scheinst als ich. Wer sich übrigens soziale Realität von "damals" ungeschminkt anschauen will, dem empfehle ich das Ansehen von alten Folgen "Aktenzeichen XY" und "Vorsicht Falle".

    Allerdings fällt mir seit ca. 10 Jahren auf, dass ich meine Windschutzscheibe nicht alle 50 km von Insekten reinigen muss. Es reicht beim Tanken (ca. 800 km).

    Das wiederum kann ich bestätigen - ich habe aber oft den Eindruck, es liegt zu einem Gutteil daran, dass die Autos heute viel windschnittiger sind als früher. An den rollenden Schrankwänden von damals ist einfach mehr hängengeblieben. Züge mit ihren steilen Fronten sehen heute im Sommer immer noch so aus wie früher die Autos.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Volle Zustimmung zu diesen Aussagen, Kris24 - auch wenn Du ein paar Jahre älter zu sein scheinst als ich. Wer sich übrigens soziale Realität von "damals" ungeschminkt anschauen will, dem empfehle ich das Ansehen von alten Folgen "Aktenzeichen XY" und "Vorsicht Falle".

    Das wiederum kann ich bestätigen - ich habe aber oft den Eindruck, es liegt zu einem Gutteil daran, dass die Autos heute viel windschnittiger sind als früher. An den rollenden Schrankwänden von damals ist einfach mehr hängengeblieben. Züge mit ihren steilen Fronten sehen heute im Sommer immer noch so aus wie früher die Autos.

    Ich fahre meine Autos immer bis zum bitteren Ende (das vorletzte 15 Jahre, das jetzige ist über 13 Jahre Abwrackprämie, war damals ein Halbjahreswagen, also gerade noch vom Alter erlaubt). Ich habe es während eines Autolebens erlebt, mir fiel es auf, weil sich meine Mutter nicht mehr beschwerte. Auch die Scheinwerfer sind sauber. Ich werde aber mal darauf achten. Für mich war es bisher "Beweis', dass es weniger Insekten gibt.

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  • Glühwürmchen kann ich jederzeit sehen, wenn ich möchte. Hier gibt es sie noch.

    Oh, dann komme ich dich oder Samu mal besuchen. Ich glaube, ich habe noch nie eines gesehen (oder nicht "geschnallt", dass es eines ist)! Vielleicht sollte ich aber auch einfach öfter abends 'rausgehen ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich bin froh, dass es in meiner Jugend noch kein Handy gab. Meine Freundin und ich sind fast jedes Wochenende quer durch Deutschland unserer Lieblingsband hinterher gereist, haben mit 13/14 vor Konzerthallen und auf Bahnhöfen gepennt und unsere Eltern saßen zu Hause in dem Glauben, dass wir einfach beim jeweils anderen übernachten. Es gab keine Kontrollanrufe, keine App mit GPS Ortung, nix. Wäre heute vermutlich undenkbar 😊

    Du bist aber nicht zuuuufällig Anja, oder? Wir haben das genauso gemacht 😂😂

  • Ich habe gelesen, dass viele deshalb die früheren Zeiten verklären, weil sie selbst jung und unbelastet waren, nicht weil es objektiv besser war.

    Das denke ich auch.


    Meine Schwiegermutter (Ende 70) klagt immer (sehr sehr häufig in den letzten Jahren) über die "jungen Leute" (unter 50jährige) von heute.

    "Die jungen Leute machen ja ... nicht mehr."

    "Die jungen Leute achten ja nicht mehr auf ..."

    "Die jungen Leute sind ja so oberflächlich heutzutage."


    Leider vergisst meine Schwiegermutter dabei immer, dass sich die Zeiten geändert haben. Das haben bestimmt auch die "alten Leute" damals von ihrer Generation gesagt.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ihr seid doof, ihr macht ja den ganzen schönen Nörgel-Thread kaputt. OK, dann gebe ich auch auf: Ehrlichgesagt fällt mir wenig ein, was ich früher wirklich besser fand, dafür ausgesprochen viel, was ich ganz fürchterlich fand. Und noch viel mehr, was objektiv betrachtet einfach grauenhaft viel schlechter war als heute. Ich verkläre nämlich gar nichts, das ist zusammen mit Neid eine Eigenschaft, die mir schlichtweg fehlt.


    • Fangen wir mal beim ersten Beitrag an, mit dem ich den Thread eröffnet habe - Sport: Taekwondo ist sowieso ein Sport den man selber machen muss um ihn cool zu finden, das ist nichts fürs grosse Publikum. Da bei den diesjährigen Olympischen Spielen zum ersten mal Karate am Start ist, rechne ich sogar damit, dass Taekwondo aus dem Olympischen Programm ausscheiden wird, war auch in der Vergangenheit immer mal wieder im Gespräch. Und es wäre meiner Meinung nach angemessen. Zum Anschauen war der Vollkontaktwettkampf früher wirklich "schöner" als heute, aber die Regeländerungen haben ja einen guten Grund. Die elektronischen Westen wurden zum Schutz der Wettkämpfer eingeführt. Früher musste man so hart zutreten, dass der Kampfrichter am Mattenrand es hat klatschen hören und für den Kopftreffer musste sich am besten der Helm drehen. Wenn man mal das Video von 1988 anschaut, das ich verlinkt habe - ich bin mir ziemlich sicher, dass der Kampf mit der letzten Szene auch beendet war. Der Amerikaner kassiert einen Kopftreffer, fällt hin, steht wieder auf und verdreht die Augen. Ziemlich sicher wurde der danach ausgezählt, sprich der Koreaner gewinnt durch KO. Der Brasilianer im aktuellen Video kassiert einen Kopftreffer nach dem anderen, damit der zählt, muss er aber mit dem elektronischen System praktisch nur noch "gewischt" werden. Das kann, je nachdem wo genau es "einschlägt" immer noch ziemlich klingeln (ich habe mal ne Woche nach einem Treffer direkt aufs Kiefergelenk nur Suppe gegessen ...), wirklich schlimm ist das aber nicht. Ähnlich positive Entwicklungen aus Sicht der Sportler*innen gab es in den vergangenen Jahren z. B. auch im Kunstturnen oder Eiskunstlauf. Man findet bei Youtube einige eindrückliche Videos mit Figuren, die nicht mehr gezeigt werden (Thomas-Salto z. B., wer gucken mag) weil sie einfach scheiss gefährlich sind.
    • Studium: Wir waren der letzte Jahrgang Chemiker in Heidelberg, der noch ne Schwefelwasserstoffeinleitung im ersten präparativen Praktikum gemacht hat. Eine Kommilitonin reklamierte, das Ventil der Druckgasflasche sei defekt, es würde unkontrolliert Gas ausströmen. Daraufhin wurde sie von der Assistenz im "Stinkraum" (es gab ein extra Kämmerchen für die Präparate mit H2S) eingeschlossen. Kein Witz. Man hat uns alle möglichen hochtoxischen Gefahrstoffe als Erst- und Zweitsemesterstudenten mit noch völlig unzureichender Erfahrung in die Hand gedrückt, Quecksilberverbindungen, Benzol, egal ... was einen nicht sofort umbringt, macht einen hart *harrharr* Die Analysen durften wir so lange machen, bis sie halt richtig waren, und wenn man 20 x den gleichen Fehler machte - egal, gekümmert hat das keinen und natürlich hat einem auch keiner gesagt, was man falsch macht. Die Leute in meinem Semester waren aber wirklich unglaublich toll und wir waren der erste Jahrgang, der geschlossen zum Prof marschiert ist und gesagt hat, den Scheiss machen wir nicht mehr mit. Und danach war es und ist seither anders. Meine jüngste Chemie-Kollegin an der Schule ist Jahrgang 1992, wenn ich der das erzähle, schüttelt sie völlig fassungslos den Kopf. Was sich aber immer noch nicht geändert hat, ist dass man im OC-Seminar beim Thema Retrosynthese an der Tafel gedemütigt wird in einer Art und Weise, ich würde meinen Job verlieren, würde ich so mit den Jugendlichen an der Schule umgehen. Ich arbeite übrigens auch an der Schule im Fortgeschrittenenpraktikum bewusst mit Gefahrstoffen. Aber ich stehe bei jedem einzelnen daneben, der den Scheidetrichter mit Dichlormethan in der Hand hat. Und wir schauen natürlich erstmal die Gerätschaften an, wie die eigentlich funktionieren anstatt "wirste dann schon rausfinden wenn dir die Brühe ins Gesicht hüpft".
    • Familie: Na meine Mutter hätte eben auch Sozialhilfe beantragen können. Hat sie aber nicht, weil ... . Was weiss ich. Stattdessen durfte ich mich mir, wie bereits erwähnt, jahrelang den Arsch abfrieren. Ich schreibe jetzt nicht weiter, wie man an der Schule mit mir umgegangen ist, sonst muss ich würgen. Ich habe in den 8 Jahren, die ich nun selber schon im System diene, nicht ein einziges mal sowas erlebt.
    • Umwelt: Hier geht's ja grad in mindestens 2 anderen Threads ums Thema Umweltschutz. Tatsächlich hat sich in dem Bereich in den letzten 30 Jahren extrem viel verbessert, auch wenn meistens der Eindruck vermittelt wird, es wird alles immer nur noch schlimmer. Nein, überhaupt nicht. Ich bin in einer Region mit viel chemischer Industrie gross geworden, da konnte man früher die Wäsche gar nicht zum Trocknen raushängen, dann war die nämlich nicht selten mit einer feinen Russschicht dekoriert. Abgasreinigung - Fehlanzeige. Man braucht sich ja nur mal die Statistiken anschauen, um wie viel die Schadstoffbelastung in der Luft seither gesunken ist, das ist phänomenal. Selbiges gilt fürs Wasser, ich sag meinen Jugendlichen bei dem Thema immer, vor 30 Jahren hätten sie auch in Basel nicht im Rhein schwimmen können. Da war es nämlich noch völlig legitim, dass die Industrie z. B. Dünnsäure (etwa 20 %ige Schwefelsäure, verunreinigt mit irgendwelchen Schwermetallverbindungen aus der Produktion) ins nächste Fliessgewässer abgelassen hat. Dann fing es - den Grünen sei Dank! - irgendwann an mit den Öko-Protesten, infolge verschiffte man das Zeug an die Nordsee, infolge starben dort die Robben. Wisst ihr, wie man früher Atommüll entsorgt hat? Den gibt's ja nicht grade erst seit gestern. Die Fässer hat man ebenfalls in die Nordsee geschmissen und zwar zu tausenden und da liegen sie nun und verrotten. Und nun diskutieren wir ernsthaft drüber, wie schrecklich so ein Tiefenlager ist? Echt jetzt, irgendwohin muss das Zeug und natürlich werden wir es irgendwann im Boden einbetonieren, das ist trillionenmal besser als ins Salzwasser versenken. Das Problem das jetzt noch bleibt ist eben wirklich und wahrhaftig unser eigener Konsum, ja da wäre es eben besser, der wäre wieder so wie früher.
    • Politik: Ja, die AfD ist ein blöder Nazi-Haufen. Früher wollte man aber auch bei der CSU, namentlich Horst Seehofer, noch HIV-Positive internieren und Hans Zehetmaier erklärt Homosexuelle öffentlich für widernatürlich. Wer wissen will, wie sich CDU/CSU früher zum Thema Asylrecht positionierten, der möge sich mit dem Thema "Rostock Lichtenhagen" beschäftigen, gibt wiederum eindrückliche Dokus dazu bei Youtube. Der "Schwulenparagraf" § 175 StGB existiert noch bis 1994, erst seit 2000 haben Kinder in Deutschland ein gesetzlich verbrieftes Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Zum Thema Frauenrechte hat Kris schon einiges geschrieben, es gäbe bestimmt noch tausend andere Bereiche die man anführen könnte, in denen früher aber mal so absolut gar nichts besser war als heute.
    • usw. usf. ...


    Glühwürmchen gibt's glaube einfach in Basel keine. Ich habe in 10 Jahren ein einziges mal ein armes, kleines, verirrtes Würmchen im Gras leuchten sehen. Ich hab "meinen" Jungs an der Schule irgendwann mal gesagt, wenn sie Mädchen beeindrucken wollen, müssen sie leuchten oder singen, Glühwürmchen und Vögel sind da einfach viel romantischer als Menschen :D Es gibt übrigens auch keine Kaninchen. Aber das hat mit "früher" nichts zu tun, das ist einfach so. Dafür haben wir hinterm Haus den ganzen Wald voll mit Fledermäusen, Rehen, Kröten und Eidechsen :)


    So, jetzt können wir den Thread ja offiziell als "was früher alles schlechter war" weiterführen. 8)

  • Ich fahre meine Autos immer bis zum bitteren Ende (das vorletzte 15 Jahre, das jetzige ist über 13 Jahre Abwrackprämie, war damals ein Halbjahreswagen, also gerade noch vom Alter erlaubt). Ich habe es während eines Autolebens erlebt, mir fiel es auf, weil sich meine Mutter nicht mehr beschwerte. Auch die Scheinwerfer sind sauber. Ich werde aber mal darauf achten. Für mich war es bisher "Beweis', dass es weniger Insekten gibt.

    Als ich vor zwei Jahren in der Ardèche war hatte ich zum ersten Mal wieder alles voller Insekten den Sommer über. Dort habe ich aber auch wirklich sehr viel sehr intakte Natur und einen unglaublichen Artenreichtum beobachten können (schon bei der Anfahrt zum Ferienhaus wäre mir beinahe ein Admiral an der Windschutzscheibe hängengeblieben. Dank direkter Vollbremsung hat der Schmetterling überlebt.) Letztes Jahr im Frühjahr habe ich das zum ersten Mal seit Jahrzehnten auch wieder auf deutschen Autobahnen erlebt, als ich zu meinem Vater gefahren bin. Durch den extrem wenigen Verkehr sind einfach weniger Insekten in den Autos hängen geblieben, so dass ich mehr abbekommen habe als sonst. So viel wie in der Ardèche war es nicht, aber ich musste vor der Rückfahrt doch meine Windschutzscheibe säubern, was mich an meine Kindheit und die Insektenberge bei der Fahrt ins Allgäu erinnert hat.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Oh, dann komme ich dich oder Samu mal besuchen. Ich glaube, ich habe noch nie eines gesehen (oder nicht "geschnallt", dass es eines ist)! Vielleicht sollte ich aber auch einfach öfter abends 'rausgehen ;) .

    Oder Urlaub in der Ardèche machen. Dort hat es abends immer komplett geglüht rundherum.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hier, bei uns im Garten gibt es: Ringelnattern, Blindschleichen, Eidechsen, Lurche (einer zumindest), Igel, Glühwürmchen, allerhand Vögel (Amseln, Spatzen, Meisen, Rotkehlchen, Spechte, Eichelhäher und viele mir nicht namentlich bekannte), Hummeln,Bienen, Wespen, diverse Schmetterlinge, Mäuse, Fledermäuse, Eichhörnchen, Weinbergschncken, Grillen, Regenwürmer...

    Kommt!

    Und manchmal gibt es auch fränkische Braadwörschdla :)

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Also ich finde, wir haben hier für Stadt verdammt viel Viechzeug. Schmetterlinge und Maikäfer hat es dieses Jahr sehr viel, ne Hornisse hatten wir auch schon im Wohnzimmer. Auf dem Bruderholz habe ich letztens mindestens 30 Störche in einem abgemähten Feld stacksen sehen, auch die Kolonie bei uns hinterm Haus ist grösser geworden. Wir wohnen im 8. Stock, das ist genau die Flughöhe der Störche, wenn sie auf dem Weg an den Rhein zum Fischen sind. Auf der Schwimmbadwiese gegenüber bricht am Abend der Streit zwischen den Nilgänsen und den Krähen aus, die boshafterweise immer fremde Nester plündern wollen. Und es gibt einen unfassbar nervigen Waldkauz, der nachts ständig am Zetern ist. Kleine Entchen sind dieses Jahr rar. Letztes Jahr gab es eine Mutti, die mit 14 Kleinen gepaddelt ist. Ich nehme an, sie hatte einen Trupp übernommen, als die sich von Mutti getrennt hatten, schwammen sie nämlich in zwei Gruppen. Dann hat es noch einen Teich, durch den nebst ein paar Schwänen auch hin und wieder zwei Nutrias schippern :)

  • Ich glaube, ich habe noch nie eines gesehen (oder nicht "geschnallt", dass es eines ist)!

    Oh nein, dann hast du echt was verpasst! Sie schweben elfengleich durchs Gebüsch, sie wären dir bestimmt aufgefallen.

    (Und wehe, jemand lädt jetzt ein Bild hoch, wie die Viecher bei Tageslicht aussehen:nein:)


    Gibt's nicht irgendwo in den Weiten des Netzes Karten, auf denen die Glühwürmchendichte der Region verzeichnet ist?

  • Auf die Schnelle habe ich nur eine ältere Karte gefunden. Demnach ist die Verbreitung von Leuchtkäfern hier im Nordwesten Niedersachsens wie auch in SH sehr gering.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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