Unterrichten unter Coronabedingungen - schwerhörige Lehrerin

  • Hm. Die Preise scheinen bei ca. 10 Euro loszugehen. Das wäre also die Zahl der von Ruhe unterrichteten Schüler mal 10 mal die Anzahl der benötigten Masken... ich will bestimmt nicht pessimistisch erscheinen, aber den Schulträger möchte ich sehen, der da mitspielt.

    Ja, das finanzielle war der Punkt, den ich bei den verlinkten Masken schwierig finde. Ich bin mir sicher, dass ich entsprechende Masken schon deutlich günstiger gesehen hatte. Das war nur leider nicht in einem großen Onlineshop sondern einem Ortsverein einer gehörlosen Gruppe und es könnte auch sein, dass diese zu der Zeit noch "nur" den Standard Alltagsmaske erfüllen mussten. Die verlinkten Masken sind leider deutlich teurer, das ist mir auch aufgefallen. Allerdings stand oben auch, dass das Problem nur in einigen Klassen auftritt und nicht in allen. Deshalb war mein Gedanke, dass dies kurzfristig vielleicht einfacher zu erreichen wäre als eine passende Mikrofonanlage, die ja auch entsprechend finanziert und auf die Räume ausgerichtet beschafft werden müsste. Und ansonsten, wie auch schon mehrfach vorgeschlagen, die Schwerbehindertenvertretung ins Boot holen. Ich kenne die Strukturen in NRW nicht, aber es besteht bei Behinderungen grundsätzlich der Anspruch, dass der Arbeitgeber/ Dienstherr gewisse Anpassungen übernehmen muss.

    Und falls das alles kurzfristig nicht möglich sein sollte und die Maskenpflicht noch länger andauert (oder evtl. Schüler:innen auch freiwillig noch länger Masken tragen): vielleicht gibt es eine halbwegs gute Spracherkennungssoftware für den Raumklang? Damit dir quasi die Wortmeldungen der Schüler:innen in Schrift ausgegeben werden? Das wird wahrscheinlich nicht auf demselben Level wie eine gute FM-Anlage sein, aber vielleicht hilft es zumindest akut zur Überbrückung?

  • Danke für die vielen Antworten.


    Ich werde versuchen Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen, wie im Link von Palim


    Es ist, wenn ich es richtig verstehe, möglich, Menschen mit Maske zu verstehen, wenn sie langsam und deutlich sprechen?

    Das habe ich heute auch den SchülerInnen gesagt. Das hat in den heutigen Klassen ganz gut geklappt. Aber heute war der erste Tag und heute hatte ich noch nicht die problematischen Klassen. Aus der Klasse, mit der ich letztes Schuljahr diese Probleme ganz massiv hatte, hat man mich dieses Schuljahr rausgeholt.

    Auch, wenn du möglicherweise keinen Schwerbehindertenstatus hast, Ruhe, ich stimme den anderen zu, dass hier der Arbeitgeber ein Interesse hat, dass Lösungen für dich gefunden werden - und du solltest dabei von deinem Umfeld Unterstützung erhalten, nicht alleine gelassen werden. Ich drück dir die Daumen!

    Danke fürs Daumendrücken.

    Ich habe einen Schwerbehindertenstatus, auch wegen einer anderen Sache, die ich ebenfalls habe. Diese werde ich dann am besten mit ins Boot holen, wenn es wieder schlimm wird. Bisher habe ich immer versucht meine Probleme an der Schule (in Bezug auf meine Behinderung) selbst zu lösen und direkt mit der Schulleitung.

    Gerade in Physik gibt es bei mir häufige Phasen mit extrem viel Unterrichtgespräch. In Mathe vielleicht etwas weniger, aber auch da würde ich das nicht als "nicht allzu redelastig" bezeichnen.

    So ist es bei mir eigentlich auch.

  • Ich habe einen Schwerbehindertenstatus, auch wegen einer anderen Sache, die ich ebenfalls habe. Diese werde ich dann am besten mit ins Boot holen, wenn es wieder schlimm wird. Bisher habe ich immer versucht meine Probleme an der Schule (in Bezug auf meine Behinderung) selbst zu lösen und direkt mit der Schulleitung.

    So ist es bei mir eigentlich auch.

    Ich würde mich zwecks Beratung an die Schwerbehindertenvertretung des Schulamtes wenden. Dort wurde mir mal sehr geholfen und ich wurde auch aufgeklärt was mir als Schwerbehinderte eigentlich alles zusteht - gerade in Bezug auf die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit.

  • (...)

    Ruhe, leider kann ich dir bei deinem Problem nicht wirklich weiterhelfen, hätte aber auch als erstes überlegt, ob du dich vielleicht an eine Behindertenvertretung wenden kannst, die Erfahrung mit solchen Dingen haben. Vielleicht weiß CDL auch noch allgemeine Ansprechpartner für beeinträchtigte Lehrkräfte? Auch, wenn du möglicherweise keinen Schwerbehindertenstatus hast, Ruhe, ich stimme den anderen zu, dass hier der Arbeitgeber ein Interesse hat, dass Lösungen für dich gefunden werden - und du solltest dabei von deinem Umfeld Unterstützung erhalten, nicht alleine gelassen werden. Ich drück dir die Daumen!

    Danke für dein Vertrauen.:rose: Mit dem Thema kenne ich mich aber bislang noch gar nicht aus und lerne beim Mitlesen im Thread selbst dazu. Wenn nicht bereits geschehen würde ich natürlich die Schwerbehindertenvertreteung kontaktieren, damit diese gemeinsam Lösungen der SL gegenüber durchsetzt, ggf auch Kontakt zu anderen betroffenen Lehrkräften herstellen kann. Ansonsten würden mir noch Gehörlosenverbände einfallen, die die Problematik ja aus vielen verschiedenen Berufsfeldern kennen und sowohl Kontakt vermitteln als auch Lösungsansätze teilen können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Dann habt ihr auch ein schwerhöriges Kind? Könntest du dazu (auch) etwas schreiben?


    Uns wurde ein System vorgestellt mit Umhänge- bzw. Ansteckmikrofon für die Lehrerin plus einem Handmikrofon zum Herumreichen in der Klasse. Das Mikrofon zum Herumreichen können wir uns nur schlecht vorstellen, weil es ja auch mal Wortbeiträge von fünf oder zehn verschiedenen Sprechern in der Minute gibt. Dann wurde gesagt, es könnten auch ein oder zwei Mikrofone fest im Raum installiert werden. Aber meiner Erfahrung nach kommt es sehr auf den Abstand des Sprechenden zum Mikrofon an und auch auf den Winkel. Ich denke, da bräuchten wir eher sechs Mikrofone für den ganzen Raum und dafür gibt es weder Geld noch Platz.

    Hier soll das alles über Funk gemacht werden, der Empfänger sitzt im Hörgerät des Kindes. Es geht aber erst in ein paar Tagen los.

    Dazu kann ich etwas sagen.

    Ich hatte bis zum Sommer ein schwerhöriges Kind in meiner Klasse.

    Ich trug auch mit Maske die fm-Anlage. Wir hatten drei Mikrofone in der Klasse. Vor Corona wurden die Mikros herumgereicht, jetzt waren immer drei Kinder die Mikro-Kinder und sind bei Unterrichtsgesprächen von Kind zu Kind gelaufen. Suboptimal, ich weiß. Aber ohne wäre die Situation für das Kind noch mehr die Hölle gewesen, als eh‘ schon.


    Und das muss ich mal loswerden: Überdies ist das im Pandemiechaos ganz untergegangen: Schwerhörige und auch Kinder mit LRS oder anderen sprachlichen Einschränkungen benötigen unbedingt das Lippenbild und müssen schon seit 1,5 Jahren darauf verzichten.

  • @ Schreib mich gerne Mal mit PN an, da die Sache öfter vorkommt.Bin im Bereich RS für die Schwerbehindertenvertretung und den PR zuständig.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Vielen Dank chemikus08 für die Ratschläge per PN.


    Ich werde einiges in Angriff nehmen.

    Was die Disziplinlosigkeit einiger SchülerInnen angeht, werde ich wieder versuchen die Eltern ins Boot zu holen und auch die Schulleitung.

    Vielleicht hilft es ja bei den Klassen, die ich dieses Jahr habe besser.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Das meiste sinnvolle wurde ja schon gesagt. Was ich noch empfehlen möchte: Fordere von allen Beteiligten Rücksichtnahme auf Dein Handicap ein - und ziehe die entsprechenden Konsequenzen, wenn das nicht klappt. Die Sus schaffen es nicht, einen angemessenen Kommunikationsstil und die entsprechende Lautstärke zu pflegen? Dann gibt es halt Unterricht, der darauf Rücksicht nimmt. Also viel Lehrervortrag, gern auch mal etwas abschreiben, Partnerarbeit mit anschließendem Vortrag etc. Alles selbstverständlich benotet.

  • Kurzes update:


    * Die Schwerbehindertenbeauftragte ist informiert. Ein Kollege hat diese angerufen und in eigener Sache und meiner Sache einen Termin gebeten. Das werde ich auf jeden Fall wahrnehmen. Wie haben bei unserer Bezirksregierung eine neue Beauftragte, die ich noch nicht kenne und die mich noch nicht kennt.


    * Ich warte auf die Lieferung eines speziellen Mikrofons seitens des Hörgeräte-Akustikers. Das werde ich dann leihweise ausprobieren.


    Folgendes Problem ist nicht mehr so stark vertreten, aber taucht dennoch immer mal wieder - unterschiedlich stark - auf (ich zitiere mich mal selbst):

    Das fällt mir zunehmend schwer in den Griff zu bekommen, da ich den oder die ÜbeltäterInnen nicht immer ausmachen kann, da ich kein Richtungshören mehr habe. Bei mir kommt alles hauptsächlich alles von links.

    Die angesprochenen bzw. ermahnten SchülerInnen streiten häufig alles ab.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • "Unterrichtsgespräche sind unmöglich"? Dann mach keine. Da gibt es doch zahlreiche andere - für SchülerInnen nicht immer angenehmere - Methoden.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    • Offizieller Beitrag

    Die angesprochenen bzw. ermahnten SchülerInnen streiten häufig alles ab.

    keine Diskussionen um Schuldzuweisungen. "Ich habe Probleme, euch zu verstehen, also sprecht deutlich/beachtet.."


    Die Schüler müssen sich umstellen, das kann natürlich dauern. Aber sie müssen es eben immer wieder tun. Alle.

  • keine Diskussionen um Schuldzuweisungen. "Ich habe Probleme, euch zu verstehen, also sprecht deutlich/beachtet.."


    Die Schüler müssen sich umstellen, das kann natürlich dauern. Aber sie müssen es eben immer wieder tun. Alle.

    Da hast du natürlich recht.

    Aber das Problem ist, dass ich oft den/die Störenfriede nicht ausmachen kann, da ich schlicht weg nicht höre aus welcher Richtung das Gestöre kommt.

    Wenn ich dann tatsächlich mal jemanden erwische, dann streiten sie es ab. Da werden die dann sehr sehr laut und brüllen rum und die Stunde ist gelaufen. Die Eltern bekräftigen ihre Kinder. Es ändert sich nichts. Sie hören nicht auf. Es geht immer weiter.


    Wie oft habe ich denen schon erklärt, dass ich Probleme habe. Sie stellen sich aber nicht um. Seit 1,5 Jahren (Maskenpflicht in NRW gibt es schon lange) dauert das schon.

    Die schlimmste Klasse bin ich zum Glück los. Die Schulleitung sagt bloß: Frau Ruhe wir haben während Corona alle Probleme!"

    Ich diskutiere ja auch gar nicht.


    Ich stimme dir voll zu Friesin , aber sie tun es nicht.


    Edit: Das Problem mit der Disziplin bei dieser Angelegenheit habe ich allerdings zum Glück nicht in allen meiner Klassen.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stimme dir voll zu Friesin , aber sie tun es nicht.

    sie werden es tun, wenn du immer wieder, z.B. durch Gesten, gerne auch mit Symbolen, deutlich machst, dass sie anders sprechen müssen. Zeit brauchen sie natürlich schon zur Umgewöhnung.

    Deine Anspruchshaltung sollte sein: ich erwarte, dass ihr euch so und so verhaltet, und das setze ich durch. Weil es auch gar nicht anders geht.

    Nicht: mal schauen, ob sie mir den Gefallen zun.

  • Im Grunde sind das Disziplinkonflikte, die auch andere Lehrkräfte kennen: Nicht wissen, wer gestört hat, ätzende Klassen, Eltern, die einem in den Rücken fallen, Schulleitungen, die einen nicht unterstützen usw.


    Die Frage scheint mit weniger zu sein, wie du dich trotz Behinderung durchsetzen kannst, sondern wie du dein Durchsetzungsvermögen unabhängig von der Behinderung wahrnehmen kannst.


    Was würdest du einer Kollegin raten, die sagt, sie könne sich eben nicht durchsetzen, weil die Klasse nicht mitteilte, wer aktuell gestört habe, als sie sich zur Tafel gedreht hat? Oder einem Kollegen, der sehbehindert ist und sagt, die Eltern unterstützten ihn nicht in seinen Erziehungsbemühungen?

  • Es sind im Grunde Disziplinkonflikte, klar, aber mit einer Beeinträchtigung hat man schlechtere Karten und muss weit mehr Alternativen finden und realisieren, als es andere KollegInnen müssen.

    Zudem glaube ich, dass man durch eine Beeinträchtigung angreifbarer wird und sich womöglich auch eher angegriffen fühlt.

    Auch ist es so, dass man die Beeinträchtigung selbst ja auch im Alltag kompensieren muss, ganz unabhängig von Störungen.


    Wenn dann kein Verständnis entgegengebracht wird, sondern ein "hilft dir selbst, sonst hilft dir keiner", wird es eher schlimmer.

    In den Klassen soll Inklusion für Kinder unterschiedlichster Unterstützungsbedarfe umgesetzt werden.

    Wie viel Entgegenkommen können Beschäftigte erwarten?

    Statt einer Ganz-oder-Gar-nicht-Einstellung vermisse ich, dass man Wege und Möglichkeiten findet, Lehrkräfte soweit zu unterstützen, dass sie noch viele Jahre trotz Beeinträchtigung im System Schule Aufgaben übernehmen können.

  • War klar, dass irgendwer meint, reflexartig verteidigen zu müssen. Ist aber gar nicht notwendig. Ich habe die Fragen nicht zur Provokation gestellt, sondern als einen möglichen Weg der Selbstreflexion. "Was würdest du einem Kollegen/einer Freundin raten?" bringt mehr Gedankenprozesse in Gang als "sei strenger" oder "reagiere gelassener". Wenn man anders könnte würde man sich ja anders verhalten. Das ist auch der Grund, warum sicher immer gut gemeinte Tips in einer Vielzahl der Fälle abgeschmettert werden. "Bei mir geht das nicht, weil...", "Habe ich schon versucht, aber...", "meine SuS/Eltern/Schulleiter/die Ossis sind alle... deswegen kann ich nicht..." Klar müsste die TE andere Bedingungen haben, hat sie aber jetzt gerade nicht.


    Außerdem:

    ...

    Zudem glaube ich, dass man durch eine Beeinträchtigung angreifbarer wird und sich womöglich auch eher angegriffen fühlt.

    Eben. Was schließt man daraus, wie kann man damit umgehen ist ja die Frage.

  • Wie viel Entgegenkommen können Beschäftigte erwarten?

    Statt einer Ganz-oder-Gar-nicht-Einstellung vermisse ich, dass man Wege und Möglichkeiten findet, Lehrkräfte soweit zu unterstützen, dass sie noch viele Jahre trotz Beeinträchtigung im System Schule Aufgaben übernehmen können.

    Das genau vermisse ich auch.

    Mittlerweile steht der Termin mit der Schwerbehindertenbeauftragten an der Schule. Ich schaffe es nicht allein aus dieser Spirale rauszukommen.

    Zudem glaube ich, dass man durch eine Beeinträchtigung angreifbarer wird und sich womöglich auch eher angegriffen fühlt.

    Dem stimme ich zu.

    Auch ist es so, dass man die Beeinträchtigung selbst ja auch im Alltag kompensieren muss, ganz unabhängig von Störungen.

    Und das ist sehr sehr anstrengend.

    Vor der Maskenpflicht hatte ich meine Methoden, wie ich gut zurechtkam. Diese sind aber weggefallen.


    Ich habe schon ein großes Methodenrepertoire und wende das auch an. Unterrichtsgespräche habe ich auf ein Minimum reduziert. Aber irgendwann muss ja mal was gesagt werden.


    Mich belastet sehr den "Spaß", den sich einige mit mir absichtlich machen.

  • Ich schaffe es nicht allein aus dieser Spirale rauszukommen.

    Dann drücke ich dir die Daumen, dass du jemanden findest, der dich ganz konkret unterstützt und stärkt. Und nur mal so, auch Überlastungsanzeige oder Krankschreibung können manchmal gangbare Wege sein.

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