"Wozu brauche ich das später?"

  • Ja, natürlich ist es nützlich. Aber wer sich nicht für Chemie interessiert, braucht sich auch bitte nicht im Schwerpunkt zu quälen. Und mich auch nicht.

  • Auch in Deutschland kann man Chemie und Physik abwählen (und manchen rate ich sogar ab).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Hier leider nicht. Man kann nur zwischen Grundlagen- und Schwerpunktfach wählen. 3 Jahre lang à 2 Wochenlektionen sind es in jedem Fall.

  • Auch in Deutschland kann man Chemie und Physik abwählen (und manchen rate ich sogar ab).

    Beides? hmm dann ist das neu. Ich konnte nur irgendwann Chemie abwählen.

  • Beides? hmm dann ist das neu. Ich konnte nur irgendwann Chemie abwählen.

    In NRW auch möglich: Man muss mind. (bei fremdsprachlichem Schwerpunkt) eines der drei Fächer Bio, Chemie oder Physik wählen.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Hier behält man wirklich alles bis kurz vor Ende. Nur im letzten Jahr "sterben" Fächer. Wer kein naturwissenschaftliches Profil gewählt hat, hat im letzten Jahr dann auch wirklich gar keine Naturwissenschaften mehr. Bis dahin schleifen wir alle durch. Was ich völlig daneben finde. Ich hab's wie erwähnt mit 3 Jahren Chemie à 2 Wochenlektionen auch geschafft, das zu studieren. Physik hatte ich 4 Jahre in der Mittelstufe, wenn ich mich recht erinnere. Aber ich erinnere mich so gut wie gar nicht an meinen Physikunterricht, der war unglaublich schlecht. Und heute unterrichte ich das. Woraus man schliessen könnte, ja, es war wirklich nutzlos für später 😂

  • Ich hab's wie erwähnt mit 3 Jahren Chemie à 2 Wochenlektionen auch geschafft, das zu studieren.

    Ich pflichte dir da bei und versichere dir aus eigener Erfahrung: Sogar, wenn man Chemie zum frühstmöglichen Zeitpunkt (iirc Beginn der Oberstufe) abgewählt hat, kann man noch gut durchs Chemie-Studium kommen ;)

  • Mit mir hat jemand studiert, der nie Chemie an der Schule hatte. Der hatte am Ende das beste Diplom. Kein Witz. Mit wenigen Ausnahmen sind die Fachinhalte, die man an der Schule lernt, ziemlich irrelevant. Es geht - wie von mehreren Personen trefflich geschrieben - darum, das Lernen und Denken zu lernen.

  • Ich pflichte dir da bei und versichere dir aus eigener Erfahrung: Sogar, wenn man Chemie zum frühstmöglichen Zeitpunkt (iirc Beginn der Oberstufe) abgewählt hat, kann man noch gut durchs Chemie-Studium kommen

    Ich hatte in der Oberstufe gar kein Physik (zuletzt in Klasse 10) und bin durchs Physikstudium gekommen, ohne irgendwo durchzufallen.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich glaub man braucht das Schulfach in den seltensten Fällen für das Studium des jeweiligen Fachs.


    Man braucht es hingegen dringend für Studiengänge/Ausbildungen, die Grundkenntnisse in anderen Fachbereichen voraussetzen und nicht wiederholen.

  • Die Beratung hätte mir vor dem Studium geholfen, ich habe Studienfächer ausgeschlagen, weil mein Provinzgymnasium sie nicht im Angebot hatte und ich davon ausgegangen bin, dass man die Kenntnisse fürs Studium braucht.

  • Quadratische Funktionen sind die einfachsten Muster für Beispiele in der Welt, für die einfacher "gesunder Menschenverstand" wie z.B. der Dreisatz nicht funktioniert und dienen damit der Schulung der Urteilskraft.

    Als einfaches Beispiel wäre die Energie, mit der du je nach Geschwindigkeit gegen einen Baum knallst. Fährst du doppelt so schnell, ist die Aufprallenergie eben nicht einfach nur doppelt so schlimm, sondern vierfach so schlimm.


    Ich würde außerdem immer sagen, dass das noch Basic-Anfängerkram ist. Will man später angewandtes Zeug machen, ist das viel schwieriger. Siehe Corona, Klima etc. Überall, wo Daten im Spiel sind, braucht man Mathematik "und ja Kinder, wir üben das mit euch jetzt halt erst mal nur an sehr idealisierten, einfachen Beispielen, wo wir so tun, als wüssten wir die Verläufe von Vorgängen perfekt genau".

  • Finde ich als Begründung schon eher ambitioniert.


    Meine Schüler wären sofort raus (...)

    Aber das ist vielleicht auch nicht der (gewollte) Maßstab.

  • Die Vielfalt an möglichen späteren Tätigkeitsfeldern ist so groß, dass man mMn alleine schon deshalb bei keinem Inhalt sagen kann, das braucht man später nicht. Auch ändern sich Erwerbsbiographien nicht selten während des Lebens, und außerdem ist Bildung mehr als Kenntnisse, die zum Funktionieren der Gesellschaft beitragen oder einen am Leben erhalten.


    Ganz einfach könnte man auch sagen, man trainiert das Denken (Problemlösen, Urteilen etc.). Das ist doch auch die Begründung für die Daseinsberechtigung des humanistischen Gymnasiums, wo man auch viel "sinnloses Zeug" lernt. Ich finde das humanistische Bildungskonzept gut (wobei es sich teilweise zumindest etwas am Arbeitsmarkt orientieren könnte für meinen Geschmack). Gerade jetzt, wo Kompetenzen im Mittelpunkt stehen, hat die Frage: "Wozu brauchen wir das?" doch eigentlich jegliche Berechtigung verloren. Aber das den SuS beizubringen, dürfte tatsächlich schwierig sein.


    PS:

    Was ich bedauerlich finde, ist, dass meinem Empfinden nach der deutsche Arbeitsmarkt extrem unflexibel ist. Hast du nicht Abschluss X oder Ausbildung Y, hast du quasi keine Chance in vielen Bereichen - egal, ob du ein cleverer Typ bist. "Du hast einen Master in Philosophie? Dann bist du für die Stelle ungeeignet - wir suchen eine ausgebildete Bürokauffrau. Werde besser Taxifahrer!" Dass jemand mit einem Master jeglicher Art sich wahrscheinlich sehr schnell in diesen Tätigkeitsbereich (ohne jetzt der BK zu Nahe treten zu wollen) einarbeiten kann (evtl. mit kurzer Fortbildung) spielt dann keine Rolle.

    Was du an der Uni alles gemacht hast, ist fast egal, Hauptsache, du hast am Ende Abschluss X. Da finde ich die USA eigentlich ganz gut aufgestellt, wo man auch gezielt einzelne Qualifikationen studieren kann, die dann auch am Arbeitsmarkt was zählen, wenn man nicht Abschluss X hat. Dafür gibt es dort natürlich andere Baustellen.


    Sorry für OT.

    2 Mal editiert, zuletzt von The_Incredible_Horst ()

  • Zitat

    Kompetenzen im Mittelpunkt stehen, hat die Frage: "Wozu brauchen wir das?" doch eigentlich jegliche Berechtigung verloren.


    Ich finde diesen Satz seltsam. Warum sollten die SuS nicht mehr fragen, wozu sie das brauchen?


    Ja, die Frage hat bei SuS zumeist einen eher negativen Ansatz. Aber so ansich ist sie doch berechtigt? Insbesondere, da die SuS von der Kompetenzausrichtung unserer Lehrpläne im Grunde gar nichts wissen. Aber auch so...

  • Aber so ansich ist sie doch berechtigt?

    Finde ich nicht wirklich. Wie gesagt, du kannst nicht wissen, was deine SuS später mal machen werden bzw. wozu sie es brauchen könnten (und das können sie selbst auch nicht mit völliger Sicherheit). Klar kann Schüler X denken, das brauche ich nicht, ich werde später eh .... Aber man macht doch auch keine Kreuzworträtsel, nur weil man damit was gewinnen will (zumindest sicherlich die meisten nicht). Man kann seine kognitiven Fähigkeiten auf unterschiedliche Art trainieren. Und ein gut trainierter Geist tut sich eben auch leichter mit Neuem.

  • Zitat

    man macht doch auch keine Kreuzworträtsel, nur weil man damit was gewinnen will (zumindest sicherlich die meisten nicht)

    Ich könnte mir vorstellen, dass das u.U. anders ist (...)


    Aber noch mal: Warum sollten die Schüler nicht mehr fragen, wozu sie etwas brauchen? Das erklärt sich mir nicht.


    Ich finde die letzt genannten Begründungen zwar durchaus richtig, aber auch akademisch. Für viele SuS - unter Berücksichtigung von Leistungsstand und Alter - ist das zu abstrakt, zu lebensfern. Denke ich.


    Ich denke, die hohe Kunst besteht darin, Begründungen parat zu haben, die für die SuS möglichst direkt nachvollziehbar, praktikabel und motivierend sind. Was WIR uns zurecht denken, ist relativ schnuppe. Entscheidend ist, ob die Begründungen bei den SCHÜLERN ankommen!

  • Ich hatte diese Woche so einen "Wozu braucht man das später" - Moment bei meinen 9ern HS-Zug, die in der Stunde nach meiner eine Mathe-KA hatten (Geometrie). Meine Erklärung, für welche Ausbildungsberufe man das benötigen kann und dass wir als allgemeinbildende Schule sie nicht nur für bestimmte Berufe qualifizieren, sondern ihnen die Möglichkeit lassen, sich im Laufe ihrer Schullaufbahn oder auch ihres Berufslebens neu zu orientieren leuchtete denen direkt ein. Das war durch den direkten Berufsbezug konkret genug und eben eingebettet in eine Erklärung, warum sie diese Dinge auch dann sinnvollerweise lernen, wenn sie der Überzeugung sind, einen völlig anderen Beruf zu ergreifen. Ich finde zwar auch, dass Mathe das Denken in besonderer Weise schult, damit muss ich zumindest meinen Hauptschulhasen aber nicht kommen als Argument oder muss es zumindest deutlich greifbarer bezogen auf ihre aktuellen Bedürfnisse und Ziele verpacken.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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