Der Weg zum Oberstudiendirektor

  • Die Tätigkeit als SL einer größeren Schule halte ich für unvereinbar mit einem intakten Familienleben, an dem man selbst auch angemessen partizipieren kann

    Das kann ich nur unterstreichen, zumal man bedenken muss, dass man für einen solchen Posten unter Umständen auch einen längeren Fahrtweg in kauf nehmen muss - schlicht weil man ihn meist erst in einem Alter erreicht, in dem man eher ortsgebunden ist. Ich denke da immer an einen meiner ehemaligen SL: 70 km einfach - und wenn (Achtung: möglicherweise überspitztes Bild) sonntags der Unterstufenchor auf dem Marktplatz sang, war er selbstverständlich da.

  • Man darf ja nicht vergessen, dass Unterrichten wegfällt....Korrekturen, Unterrichtsvorbereitung usw.


    Unterstufenchor auf dem Marktplatz sich anhören...naja, empfindet auch sonntags nicht jeder als härteste Arbeit (mancher vielleicht sogar als Vergnügen..)

    • Offizieller Beitrag

    und wenn (Achtung: möglicherweise überspitztes Bild) sonntags der Unterstufenchor auf dem Marktplatz sang, war er selbstverständlich da.

    und DAS ist klares ein wichtiger Teil von gutem Management. Nicht bei jedem Auftritt, aber genug Anerkennung JEDEM geben. Auch den vermeintlich kleinen unwichtigen Rädern. und aus dem kleinen Unterstufenchor wird die Oberstufenmusical-AG, die mal einen Preis gewinnt. Wer sich nur da sehen lässt, gewinnt sicher keinen Beliebtheitspreis. Ich bin froh, meinen SL regelmäßig bei solchen Sachen außerhalb der Schule erspäht zu haben, aber ernsthaft: das wäre sowas von nicht mein Ding.
    und das ist sicher der Punkt am Wandel. Bei den bisherigen, männlichen SL-Mitgliedern, deren Verabschiedung ich miterleben durfte, wurde stark "betont", dass es ohne die Ehefrau nicht gegangen wäre, die zu Hause die Kinder erzogen hat. Oder selbst Lehrerin war aber "nebenbei" alles geschmissen hat (ich vermute, eine sehr niedrige Teilzeit und sehr lange Elternzeiten, also wegen der Generation..
    Wenn ein Paar sich über sowas einig ist UND auch einen Ausgleich wie auch immer klärt, ist es sicher möglich, aber das muss man wirklich vorher bedenken.

  • Das würde mich ehrlich gesagt wundern. Selbst die aktuelle Besoldungstabelle (2021) von Baden-Württemberg weist in A16/12 mit Familienzulage Stufe 1 "nur" ca. 5400€ Netto aus (abzgl. PKV). Höhere Beträge ergeben sich höchstens vorläufig noch mit entsprechender Steuerklasse, was aber zu schlechterer Vergleichbarkeit führt, da hier das Einkommen des Partners zur endgültigen Festsetzung der Steuer eine große Rolle spielt.

    Stimmt, mein Fehler, mein Vater hat zwar nicht bis zur Pensionierung, aber doch sehr lange Steuerklasse 3 gehabt (bis zum Tod meiner Mutter). Richtiger und wichtiger Hinweis insofern. Danach hat er dann zwar aus diversen Gründen von weiteren Steuerabschreibungen profitieren können, die die Lohnsteuerlast gesenkt haben, auch das ist aber nicht übertragbar. Danke Seph . Über 5000€ netto sind aber ja auch nicht nur Spielgeld. ;)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hast du Erfahrungen aus deinem beruflichen Umfeld bezüglich Schulleitern und deren Dynamik zur Familie? In anderen Berufen aus der freien Wirtschaft, die von der Position her mit einer Schulleitung zu vergleichen sind, geht ja sicherlich ähnlich viel Zeit für den Beruf drauf.

    Was meinst du mit dieser Formulierung genau? Ich habe diverse Schulleiter:innen in der Familie und im Bekanntenkreis, die haben alle Kinder (Plural) und unterschiedliche Familiendynamiken, genau wie jede andere Familie im und außerhalb des Schuldienstes auch...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: +de

  • CDL ich meine damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

    Das ist ja auch immer ne persönliche Sache. Ich kenne auch einige mit Kindern.

    Der Vorteil am Lehrberuf ist ja der zum Teil freien Zeiteinteilung.

    Nachmittags mit den (kleinen) Kindern spielen und abends dann eben noch was arbeiten. Gut organisiert muss man so oder so sein.

    • Offizieller Beitrag

    Hast du Erfahrungen aus deinem beruflichen Umfeld bezüglich Schulleitern und deren Dynamik zur Familie? In anderen Berufen aus der freien Wirtschaft, die von der Position her mit einer Schulleitung zu vergleichen sind, geht ja sicherlich ähnlich viel Zeit für den Beruf drauf.

    Ja, habe ich. Auch als "gemeiner Lehrer" hast Du eine gut gefüllte Arbeitswoche - und oft sehr zeit- und energieraubende Aufgaben. Ich war vor meinem Wechsel in die Behörde kurz vor dem Burnout - da war ich 14 Jahre mit voller Stelle im aktiven Schuldienst.

    Wie ich hier irgendwo einmal schrieb, gab es an meiner Schule alle drei Konstellationen.


    Kollege A wurde Oberstufenkoordinator (A15) und sagte, damit habe er auf das dritte Kind verzichtet.

    Kollege B wurde stellv. Schulleiter (A15Z) und hat zeitgleich mit mir das dritte Kind bekommen. Es gibt zum Teil erhebliche Probleme in der Familie.

    Ich blieb bei A14 und habe mein drittes Kind bekommen, wurde dann um die fünf Jahre später befördert.

  • Das kann ich nur unterschreiben. Bei mir hat es zwar nicht ganz so lange gedauert, damit kommt aber der nächste Schritt erst Recht noch länger nicht in Frage. Eine koordinative Tätigkeit ist mit Familie (mit kleineren Kindern) noch vereinbar, wenn man das von Anfang an gut kommuniziert und die nötigen Räume schafft. Die Tätigkeit als SL einer größeren Schule halte ich für unvereinbar mit einem intakten Familienleben, an dem man selbst auch angemessen partizipieren kann. Für den geringen Unterschied zwischen A15 und A16 lohnt sich das m.E. nicht ansatzweise.

    Ich glaube, das kommt darauf an, was du unter "intaktem Familienleben" und "angemessener Partizipation" verstehst bzw. auch, in welchem Alter man Kinder bekommt. Mein Vater war SL eines Gymnasiums mit rund 1000 SuS und rund 100 Mitarbeiter:innen, eigenständige kleine Behörde also. Nachdem zu Beginn seiner Berufslaufbahn, als wir Kinder klein waren, das Land BW Lehrkräfte im Gymnasialbereich nur in Zwangsteilzeit eingestellt hat (dauerte 5 Jahre lang), hatte er zu dieser Zeit auch sehr viel mehr Zeit für Familie und Kinder, als das sonst der Fall gewesen wäre. (Später war er dann an meiner ehemaligen Schule stellvertretender SL, so dass ich ihn immer noch recht häufig gesehen habe auch während des Schultages.^^) Als er SL war, waren wir Kinder alle schon im Studium, da hat es uns also nichts genommen, wenn er an Schultagen ab 7 Uhr und mindestens bis 16 Uhr in der Schule war auch wenn er natürlich jetzt in Pension erheblich mehr Anteil an seinen Enkelkindern nehmen kann, als noch während seiner aktiven Dienstzeit und auch mehr Spannkraft hat für die großen und kleinen Sorgen seiner erwachsenen Kinder.


    Ein guter Freund meines Vaters, ebenfalls pensionierter SL, hat erst sehr spät ein Kind bekommen, als er bereits SL war. Für ihn war es zwar ein großes Glück noch Vater zu werden, aber dann eben auch eine bewusste Entscheidung, es bei dem einen Kind zu belassen, weil er mit mehr als einem Kind noch weniger Zeit für jedes einzelne Kind gehabt hätte neben der hohen beruflichen Belastung (ebenfalls SL Gym).


    Die Stellvertreter:innen meiner aktuellen Schule haben aktuell alle kleine Kinder und/oder sind aktuell schwanger und/oder erwarten aktuell weiteren Nachwuchs. Auch jenseits der Beförderungsoptionen der Gymnasien und damit der höheren Besoldung bei niedrigerer Unterrichtsverpflichtung gerade auch des Führungspersonals gibt es also ebensolches, welches die eigene Tätigkeit nicht als Hinderungsgrund sieht für die eigene Familienplanung und die persönlichen Vorstellungen einer intakten Familie samt angemessener Partizipation am Familienleben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Bolzbold Vielen Dank für deine Einsichten. Welche Fächerkombination hattest du war diese Burnoutgefahr deinen Fächern zu verschulden?

    Das steht in meinem Profil. Die Burnoutgefahr lag an der Arbeitsbelastung in Verbindung mit der sehr fordernden Schulleitung. Ich habe mich zu lange mit vagen Aufstiegsperspektiven ködern lassen. Das wird mir nie wieder passieren.

  • Dann wäre also A15 ein guter Kompromiss, wenn man sich einerseits für die Schulleitung interessiert und andererseits eine Familie hat?

    Das ist immer ein sehr problematischer Konflikt, wenn du in der Schulleitung bist. Je weiter oben, desto stärker. Es gibt A15-Posten mit besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf, z.B. Gymnasialfachleiter.

  • Dann wäre also A15 ein guter Kompromiss, wenn man sich einerseits für die Schulleitung interessiert und andererseits eine Familie hat?

    Kannst du so oder so sehen: mein Vater hat(te) immer ne Ausrede, wenn ihm das Familienleben mal zu viel wurde, um zur Schule zu fahren…

    Es sollte klar sein, dass leitende Funktionen immer einbüßen im Familienleben bedeuten und auch immer mal was dazwischen kommen kann, sodass man noch weniger Zeit für die Familie hat.

    Holy Moses met the Pharaoh

    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

    "Let my people go!"

    Holy Moses on the mountain

    High above the golden calf

    Went to get the Ten Commandments

    Yeah, he's just gonna break 'em in half!

  • Dann wäre also A15 ein guter Kompromiss, wenn man sich einerseits für die Schulleitung interessiert und andererseits eine Familie hat?

    Ich selber bin dieser Ansicht, finde aber die Ausführungen von CDL dazu auch sehr aufschlussreich. Mit hoher Sicherheit spielen dabei auch das persönliche Unterstützungssystem, die Bedingungen vor Ort in der Schule und die Fähigkeit, auch mal "Nein" sagen zu können, ebenfalls eine Rolle. Ich kenne Personen, die auch mit einer A15-Stelle so ausgelastet sind (bzw. werden), dass wenig Platz für privates bleibt, aber auch solche, die dies gut vereinbaren können mit ihrem Privatleben. Das gilt auch für einige A16er, wobei die meisten derer, die ich kenne, das erst wurden, nachdem die Kinder mindestens im Jugendalter waren. Die jüngste mir bekannte Inhaberin einer A16-Stelle hingegen war zum Zeitpunkt der Übernahme (nicht unbedingt der Beförderung) erst 32.

  • Ich wurde mit 35 Abteilungsleiter an einer beruflichen Schule (A15). 4 Jahre später zum ersten Mal Vater. Inzwischen haben wir 3 Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren.


    Ich arbeite die letzten Jahre täglich ungefähr 10 Stunden an der Schule und mache dabei zwischendurch keine Pause. Dafür habe ich an den Wochenenden und in den meisten Ferien frei, weil ich Unterrichtsvorbereitungen und Korrekturen zum größten Teil an der Schule erledige. Meine Chefin arbeitet sicherlich nicht mehr Stunden als ich, aber es ist nochmal eine andere Verantwortung, die ich nicht haben möchte. Ich fühle mich in der "zweiten Reihe" wohler.


    Manchmal gebe ich bezahlte Fortbildungen und habe dadurch am Ende nicht weniger Geld als mit A16. Die höhere Besoldung kann man aus meiner Sicht wirklich recht leicht ausgleichen.


    Insgesamt passt das alles für MICH sehr gut.

  • Ich arbeite die letzten Jahre täglich ungefähr 10 Stunden an der Schule und mache dabei zwischendurch keine Pause. Dafür habe ich an den Wochenenden und in den meisten Ferien frei, weil ich Unterrichtsvorbereitungen und Korrekturen zum größten Teil an der Schule erledige.

    Wie geht 10 Stunden arbeiten ohne Pause? Verrate mir dein Geheimnis bitte, hätte auch gerne mal freie Wochenenden.

  • In Bayern (zumindest an einer beruflichen Schule) bekommt man als Abteilungsleiter A15.


    Das ist aus meiner Erfahrung wesentlich entspannter wie die A15´Stellen in der stellv. Schulleitung.


    Die Mehrarbeit eines Schulleiters (A16) zu einem Abteilungsleiter (A15) ist überproportional.


    Aus meiner Sicht lohnt sich das Ziel A16 nur, wenn a) die Kinder aus dem Haus sind und man b) die letzten Jahre noch einmal etwas bewegen möcht

  • Ich habe - allerdings aus meiner Sichtweise von außen als "einfache Studienrätin" - manchmal den Eindruck, unsere Abteilungsleiter*innen arbeiten genauso viel wie unser Schulleiter...

    Liegt aber vielleicht daran, dass ich bei den Abteilungsleiter*innen eher mitbekomme, wieviel zusätzliche Zeit (also zusätzlich zu ihrer Unterrichtsverpflichtung, Dienstbesprechungen usw.) sie in der Schule verbringen, während ich das bei unserem Schulleiter, der viel Zeit in seinem Büro verbringt, auch mal zu Abendveranstaltungen muss etc. und dem ich daher nicht so häufig begegne, nicht so sehr mitkriege.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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