Das Problem mit der Mathematik - liegt hier vielleicht die Antwort, weshalb Mathe das "Hassfach" Nr. 1 ist...?

  • Zitat

    Ist man intelligent, wenn man Probleme erkennt und dadurch handlungsunfähig wird, oder wenn man sie nicht erkennt und einfach über sie hinweggeht um zu irgendeiner Lösung zu kommen?


    Im Verlauf des Studiums des Gesamttext aus dem Ausgangspost brach mir das unten verlinkte Lied von Herman van Veen ins Gehirn und verfolgt mich seitdem, obwohl der liebe Herman doch eigentlich etwas ganz anderes meinte:


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    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Genau habe ich eigentlich abgeschaltet. Genau das gleiche Argument kann man auch für Sprachen machen, aber wieso haben die Menschen damit soviel weniger Probleme? (spoiler ich habe mehr Probleme mit Sprachen)

    Die Leute haben mit Sprachen genauso große, wenn nicht größere, Probleme. Sie merken es nur nicht. Man muss sich nur mal das Englisch der jüngeren Leute anschauen, die es angeblich so gut sprechen. Es ist zwar kommunikativ, aber voll mit Fehlern.


    Ok, das "nicht merken" gilt auch für Mathematik. Ich sehe in Klausuren häufig, wie auf dem Aufgabenblatt ein Großteil der Aufgaben "abgehakt" ist und die "Lösung" wenig bis nichts mit der Aufgabenstellung zu tun hat.

  • Die Leute haben mit Sprachen genauso große, wenn nicht größere, Probleme. Sie merken es nur nicht. Man muss sich nur mal das Englisch der jüngeren Leute anschauen, die es angeblich so gut sprechen. Es ist zwar kommunikativ, aber voll mit Fehlern.


    Ok, das "nicht merken" gilt auch für Mathematik. Ich sehe in Klausuren häufig, wie auf dem Aufgabenblatt ein Großteil der Aufgaben "abgehakt" ist und die "Lösung" wenig bis nichts mit der Aufgabenstellung zu tun hat.

    Das Problem ist, dass Sprache nicht in sich geschlossen und logisch ist, was Mathematik in weiten Teilen aber ist (nicht überall). Das heißt Fehler werden sehr schnell sichtbar. Bei einer Sprachen kann ein Fehler über die Zeit durch Verbreitung korrekt werden. Das passiert in der Mathematik eher selten :D

  • (und die Kompetenzorientierung tut ihr Letztes... "Ich Brötchen wollen" reicht eine lange Zeit für "inhaltliche Punkte", "1+1=3" wird schneller bestraft, auch wenn es "inhaltlich nah" ist.)

    man muss das ganz für sich günstig auslegen ;)

  • (und die Kompetenzorientierung tut ihr Letztes... "Ich Brötchen wollen" reicht eine lange Zeit für "inhaltliche Punkte", "1+1=3" wird schneller bestraft, auch wenn es "inhaltlich nah" ist.)

    1+1=3 ist vielleicht falsch, aber wenn 1+1=3 im "Kontext" z.B. bei einer Addition von Vektoren gerechnet wird, wo der Rest der Aufgabe vom Lösungsweg stimmt, gibt es auch gerne mal die volle Punktzahl dafür.

  • Im Grunde will der Artikel im Eingangspost auf zwei Punkte hinaus:

    1. EIS-Prinzip: Es gibt leistungsschwache Schüler, die mehr Zeit benötigen, um zu der symbolischen Ebene zu gelangen. In Einzelfällen kann die symbolische Ebene nur teilweise erreicht werden, obwohl das natürlich der "interessante" Teil der Mathematik als Strukturwissenschaft ist.

    2. mathematisch möglich =/= sachlich korrekt: In der Mathematik ist mehr möglich als was in unserer realen Welt möglich ist. Man erinnert sich an das Rätsel mit den 3 Leuten, die noch in den Raum müssen, dass der Raum leer ist. Selbst Schüler, die die Mathematik in ihrer Struktur verstanden haben, könnten bei der Anwendung im Rahmen einer Aufgabe mit Sachbezug scheitern, wenn sie zwar verstehen, dass 3+5=8, aber 3 Äpfel + 5 Streichhölzer =/= 8 Äpfel. Es reicht also nicht aus, dass die Schüler die mathematischen Regeln kennen und anwenden können, sondern auch wissen, in welchen Zusammenhängen dies überhaupt möglich ist, und in welchen nicht.

  • Mein Eindruck ist auch, dass das unter den Schülern aber auch unter den Eltern akzeptiert ist, wenn nicht sogar irgendwie positiv konnotiert. Ich bin selber keine Mathelehrerin, spreche aber als Klassenlehrerin am elternsprechtag manchmal mehr über Mathe als über meine eigenen Fächer und höre oft von Eltern sowas wie „ach Mathe, das liegt in der Familie, das konnte ich auch nie und das braucht er/sie auch nicht unbedingt .“ Gerade Mädchen sehe ich oft geradezu damit kokettieren, dass sie ja zu dumm dafür seien, oft auch gute Schülerinnen. Ich nehme andererseits auch wahr, dass es zB eher uncool ist, Englisch kaum zu können.

    Dazu gibt es einen super Text, dass es als „schick“ angesehen wird, Mathe nicht zu mögen. Der TE ist ja ein gutes Beispiel dafür. Ich kann die Tage mal schauen ob ich den Link nochmal finde. Ist zwar ein Text zur Mathematikdidaktik wie man am besten damit umgeht, aber definitiv lesenswert

    Holy Moses met the Pharaoh

    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

    "Let my people go!"

    Holy Moses on the mountain

    High above the golden calf

    Went to get the Ten Commandments

    Yeah, he's just gonna break 'em in half!

  • Im Grunde will der Artikel im Eingangspost auf zwei Punkte hinaus:

    ...

    Möglich, das ist deine wohlwollende Interpretation. Und die Schlussfolgerung, wer nicht abstrakt denken könne, sei der eigentlich Intelligente, wie erklärst du die?


    Der Intelligenzbegriff ist eine spannende Sache und Mathedidaktik ebenso. Aber wenn man zu beidem nichts zu sagen hat, wäre es nett, dazu auch keine Dienste feilzubieten.

  • Ich weiß natürlich grob, was der Begriff "Intelligenz" aussagt, kenne mich jedoch nicht ausreichend mit ihm aus psychologischer Sicht aus, um deine Frage angemessen beantworten zu können. Zur Mathematikdidaktik kann ich etwas sagen, zum Intelligenzbegriff weißt du womöglich etwas mehr als ich.

  • https://faire-nachhilfe.de/mat…ernen-und-seine-probleme/


    ...und ist an dieser Antwort vielleicht auch etwas wahres dran?


    Ich kann einfach nicht anders (Auch wenn ich evtl. vorbelastet bin, da Mathe bis heute für mich ein Buch mit sieben Siegeln ist), ich kann diesem Artikel in großen Teilen etwas abgewinnen...

    Der Artikel leistet nicht viel mehr, als ein schönes Beispiel für fehlerhafte logische Schlüsse abzugeben. Wenn man von falschen Voraussetzungen ausgeht, kann man halt logisch auch falsches schließen. Letztlich werden in ihm Rechenoperationen vollkommen unnötig an festen Messgrößen eingeführt, die natürlich dann zu scheinbaren Widersprüchen führen. Das Problem ist, dass suggeriert wird, es ginge nicht anders.

  • Aber wenn man zu beidem nichts zu sagen hat, wäre es nett, dazu auch keine Dienste feilzubieten.

    Eine prinzipiell richtige Aussage, die mir aber arg aus der Zeit gefallen scheint.

    • Offizieller Beitrag

    Eine prinzipiell richtige Aussage, die mir aber arg aus der Zeit gefallen scheint.

    Wenn man das nicht nur auf das Feilbieten von Diensten sondern auch auf jedwedes Posten in sozialen Netzwerken bezöge, dann wäre es in der Tat arg aus der Zeit gefallen. Manchmal wünsche ich mir diese Zeit zurück - da war es irgendwie stiller...

  • Was der Artikel als „Unlogik“ bezeichnet, würde ich die (fehlende) Fähigkeit zur Abstraktion nennen. Eben genau das ist die Stärke der Mathematik, dass man mit Zahlen ganz ohne Referenz auf Objekte der realen Welt rechnen kann - abgesehen davon war dieser Abstraktionsschritt eine der grössten Leistungen unserer Vorfahren.


    Aber tatsächlich ist die fehlenden Abstraktionsfähigkeit oft ein Problem beim Mathematikverständnis. Den Sprung von „2 Äpfel + 3 Äpfel“ zu „2 + 3“ sollte aber für einen normalintelligenten Menschen ohne Dyskalkulie o. ä. möglich sein. Der Artikel ist eher als Kuschelwerbung für die angesprochene Zielgruppe zu verstehen.

    • Offizieller Beitrag

    Der Artikel ist eher als Kuschelwerbung für die angesprochene Zielgruppe zu verstehen.

    Danke.
    Es ist ja kein wissenschaftlicher Artikel oder hat auch nicht den Anspruch.

    Wer von uns hat nicht schon irgendwelche Sprüche an Schüler*innen gegeben, die eindeutig mehr "pädagogisch wertvoll" waren (Bewusstseinsaufbau) als "realistische Einschätzung".
    Ich weiß, wie ich einer Schülerin, sehr guten Turnerin aber die sprachunbegabteste Schülerin, die ich je hatte (und ich hatte echt einige), und leider auch nicht besonders gut woanders, immer wieder sagte "guck mal, beim Turnen müssen einige mehr turnen, um gut zu werden, du musst mehr üben, aber dann wirst du besser". Zum Glück war sie eben nur in Sport gut und war nicht in der Lage den Vergleich weiterzuziehen: es gibt auch Menschen, die können sich anstrengen, wie sie wollen, eine Rolle rückwärts werden sie niemals hinkriegen.
    [Sie verließ irgendwann die Schule und zu ihrem Glück fand die daneben stehende Schule, dass ihr Mischmasch an Deutsch, Englisch und Französisch ohne einzige Grammatikkompetenz ein Zeichen von Intelligenz war. Wie auch immer ihr Selbstbewusstsein aufbauen konnte, sie bekam ein paar Jahre später ihr Abitur.]

  • es gibt auch Menschen, die können sich anstrengen, wie sie wollen, eine Rolle rückwärts werden sie niemals hinkriegen.

    Bezüglich herausragender Leistungen in einzelnen Bereichen mag das gelten, aber für Basics wie eine Rolle rückwärts? Da müsste imho schon eine körperlich-motorische Einschränkung vorliegen, dass man das nicht mit Übung hinbekommen würde.

    • Offizieller Beitrag

    Bezüglich herausragender Leistungen in einzelnen Bereichen mag das gelten, aber für Basics wie eine Rolle rückwärts? Da müsste imho schon eine körperlich-motorische Einschränkung vorliegen, dass man das nicht mit Übung hinbekommen würde.

    - panische Angst nach hinten zu kippen
    - kein Rollen über den Kopf.
    - Start nicht vom Stehen sondern vom Sitzen und mangelnde Kraft und Geschwindigkeit


    Ist natürlich überspitzt formuliert. Ja, man kann wochen- und monatelang daran üben, die Kraft zu entwickeln und im Stehen sich nach hinten fallen zu lassen.
    Genauso hätte diese Schülerin auch 4 Stunden am Tag üben können, um zu verstehen, dass ein Verb konjugiert wird, ein Nomen aber nicht und dass "un dog" weder Französisch noch Englisch ist.
    Und das war eine vermeintliche Gymnasialschülerin (naja, in einem anderen Bundesland und / oder anderer Stadt und/oder mit verpflichtender Empfehlung wäre sie nie da gewesen, aber immerhin war sie zu dem Zeitpunkt schon bis Klasse 8 durchgefluscht. Hatte wohl doch gereicht, von der Hocke aus immer links und rechts auf einer Schulter zu kippen.

  • Ganz ehrlich, der Großteil meiner Mathelehrer waren didaktisch nicht unbedingt Überflieger, um es mal vorsichtig zu formulieren. Dabei ist das gerade in diesem Fach sehr wichtig und leider scheinen mir auch viele Personen in diesem Bereich eher ungünstig dispositioniert zu sein im Hinblick darauf, eine gute didaktische Kompetenz auszubilden.


    Spaß an Mathe habe ich erst spät in der Oberstufe und dann in der Uni erfahren.




    PS: Schlimm finde ich immer diese Leute, die damit hausieren gehen, dass sie kein Mathe könnten. Der Dümmste der Dummen ist der, der seine Dummheit zur Schau stellt, ohne sich zu schämen.

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