• Also das ist doch ein Quatsch, davon ist doch gar nicht die Rede.

    Es ist nicht Quatsch. Die Frage ist doch, wo ist die Grenze? Was ist ok, was nicht? Du kannst für Lissabon auch andere Orte einsetzen. Tschetschnien, Georgien, Krim und Syrien waren anscheinend ok. Jetzt will er die ganze Ukraine. Die baltischen Länder und Finnland hat er zu mindestens bedroht. Polen? Wo ist die Grenze? Wann sollten wir Waffen liefern und wie lange sollen wir auf Frieden setzen? Er greift gerade ein unabhängiges Land an, dessen Unabhängigkeit Russland selbst garantiert hat. Wo ist deine / unsere Grenze?

  • Also das ist doch ein Quatsch, davon ist doch gar nicht die Rede.

    Hat Putin einmal gesagt (er sprach von Frieden unter Russlands Führung) und wurde von Medwedew vor kurzem wiederholt. Beide sagten von Lissabon bis Wladiwostok. Ursprünglich stammt es von Putins "Vordenker" Dungin.


    Medwedew (Anfang April)

    Ukraine sei der erste Schritt für ein freies Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok.


    (Ich habe nicht gesagt, dass ich dies für sinnvoll heiße, aber ich höre genau hin. Putin erreicht Ziele, weil andere es für Quatsch halten und es sich nicht vorstellen können oder wollen. Ich nehme ihn ernst.)


    Den Artikel, den ich dazu las, finde ich gerade nicht mehr (vermutlich hinter einer Bezahlschranke verschwunden, passiert leider häufiger), daher verlinke ich dies.


    https://www.stern.de/politik/a…-beschwoert-31713394.html


    Bzw.


    https://www.handelsblatt.com/d…kaempfe-ein/28229720.html


    Auch Hitler wurde in den 1920er und 1930er nicht ernst genommen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

    Einmal editiert, zuletzt von Kris24 () aus folgendem Grund: Tippfehler (n statt r)

  • Ich find´s einfach gut in einem Land zu leben, in dem es solche (offenbar freundlich im Ton gehaltenen) Petitionen gibt und dass dort prominente Wissenschaftler oder ähnliche Menschen unterschreiben. Denn diese Position zeigt doch auch unser inneres Dilemma auf, in dem wir uns befinden. Keiner von uns schreit laut "Hurra, wir dürfen Waffen liefern" aber auch die wenigsten erkennen so gar keinen Sinn im gewalttätigen Widerstand.

    Ich bin froh, dass solche Themen auch öffentlich diskutiert werden. Ganz ohne Anfeindungen (naja, ganz ohne vermutlich nicht, aber zumindest der Grundtenor der Petition ist offenbar freundlich, ich selbst habe sie noch gar nicht angeschaut).

    Ehrlich, die deutschen Waffen allein werden den Krieg nicht entscheiden. Es geht wirklich eher um eine Positionierung. Und ich bin froh, dass es darum eine große, breite Diskussion gibt. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem alle Menschen bedingungslos für Waffenlieferungen sind.

    Ich selbst bin dafür, aber ist schon wirklich nicht eine einfache Entscheidung.

    Danke für die öffentliche Diskussion.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Nein, ich mag für Lissabon keine anderen Orte einsetzen, weil oben eben explizit Lissabon stand. Und die Krim und Lissabon ist ein Unterschied. Ich sage überhaupt nicht, dass es okay ist, einfach Teile der Ukraine zu annektieren.

    Ich denke aber nicht, dass Putin NATO-Land für NATO-Land angreifen möchte oder wird, weil ihm ein russisches Reich bis Lissabon vorschwebt. Das ist für mich gezielte Überdramatisierung, wenn man sowas behauptet.

    Putin, Medwedew u.a. haben Lissabon gesagt und keine andere Stadt (der Name der Stadt stammt nicht von mir) und das als Ziel, nicht heute und morgen. Ich dachte ursprünglich, der Satz sei bekannt, wurde ja oft genug wiederholt, deshalb schrieb ich es ohne weitere Erklärungen.


    Unter Trump wäre die Nato nicht viel Wert gewesen. Kennst du den Nachfolger von Biden? Sehr viele Amerikaner glauben heute, es sei ein europäisches Problem und wollen sich heraushalten. Ein nächster amerikanischer Präsident wird vielleicht genau deshalb gewählt.


    Und über 40 % haben für Le Pen gestimmt (ohne russischen Kredit wäre sie 2014(?) am Ende gewesen). In Deutschland glauben viele, das man für Demokratie nichts tun muss. Putin und Seine denken in größeren Zeiträumen.


    Nimm Trump, Le Pen und noch ein, zwei und Deutschland steht plötzlich ziemlich alleine da.


    Und was machen wir, wenn die EU angegriffen wird in Form von einem baltischen Staat oder Finnland?

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Warum ist es Überdramatisierung, wenn du dir das nicht vorstellen kannst, was sich ein Hr. Putin vorstellen könnte? Die ganze westliche Politik hat sich nicht vorstellen können, was gerade aus der Vorstellungskraft Hr. Putins heraus zur Zeit in die Realität umgesetzt wird. Es ist keine Überdramatisierung wenn ein Polizist einen Passanten fragt, ob er schon mal jemanden getötet hat und der Passant daraufhin mit einem Lächeln antwortet "Zwanzig!" weil er insgeheim zur sizilianischen Mafia gehört. Manchmal muss der Verbrecher noch nicht mal lügen, weil der Gegenüber sich das nicht vorstellen kann, was er sagt.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich hatte meinen Beitrag eigentlich absichtlich gelöscht, weil ich sehr schnell, aus dem Gefühl heraus und spontan geantwortet hatte.

    Schade, dass man es dann zitiert. Wär nett, man könnte das jetzt lassen.

  • Ich hatte meinen Beitrag eigentlich absichtlich gelöscht, weil ich sehr schnell, aus dem Gefühl heraus und spontan geantwortet hatte.

    Schade, dass man es dann zitiert. Wär nett, man könnte das jetzt lassen.

    Ich hatte kommentiert, bevor du gelöscht hast. Ich wollte anschließend nach meinem Kommentar noch deinen mit einem Verwirrt-Smiley versehen, es ging für eine Sekunde, dann verschwand alles und ich war verwirrt.


    Meine vorherige Erklärung (mit den erklärenden Links) stand schon knapp 3 Stunden. Ich habe mich schon "übergangen" gefühlt und etwas genervt noch einmal geschrieben.


    Ich wusste doch nicht, dass du löschen willst. Hättest du gleich gelöscht, hätte ich dich gar nicht zitieren können. Von daher verstehe ich deine Bemerkungen nicht.


    Ich zitiere fast immer, weil in der Zwischenzeit oft andere Kommentare erscheinen und dann nicht mehr klar ist, worauf man sich bezieht. Ich rate bei anderen Kommentaren zumindest oft.


    Wieso fragst du nicht freundlich nach statt mir Übertreibung vorzuwerfen. Aktuell besteht das Problem bis Lissabon sicher nicht, aber ich versuche Russland, Putin, Medwedew usw. zu verstehen. (Ich hatte mich anfangs noch über die beiden Städte gewundert, ich hätte vermutlich (typisch Westeuropäerin) Hammerfest und Catania (oder Rhodos) gesagt. Und deshalb blieb es vermutlich so gut in meinem Gedanken.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Passt auch zum Thema:

    Die USA choreografieren die Anti-Russland-Politik in diesem Krieg. Sie sind Taktgeber bei den Waffenlieferungen, laden zur Ukrainekonferenz nach Deutschland ein, sorgen mit ihrem Arsenal an Nuklearwaffen für die nötige Abschreckung gegen die Atommacht Russland. Vor allem aber haben sie das Kriegsziel des Westens formuliert: »Wir wollen, dass Russland so weit geschwächt wird«, so Austin, »dass es zu etwas wie dem Einmarsch in die Ukraine nicht mehr in der Lage ist.« Amerika hat einen Plan, ein Ziel.

    https://www.spiegel.de/politik…d8-4d27-8f16-62f52ff6d762


    Leider hinter einer Bezahlschrank. Das ist der heutige Leitartikel auf SPON, im dem es darum geht, dass Deutschland jetzt schnell eine neue Rolle innerhalb Europas finden müsse.

    Wenn das obengenannte das Ziel Amerikas ist, frage ich mich, was denn Deutschlands Ziel sein könnte? Russland gibt auf und zieht sich aus der Ukraine zurück?

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Wenn das obengenannte das Ziel Amerikas ist, frage ich mich, was denn Deutschlands Ziel sein könnte? Russland gibt auf und zieht sich aus der Ukraine zurück?

    Da die Ukraine ein unabhängiger und sicherlich deutlich demokratischer Staat aus Russland ist, wäre das sicherlich auch deutscher Sicht erfreulich. Aber eher unwahrscheinlich ...

  • Ich find´s einfach gut in einem Land zu leben, in dem es solche (offenbar freundlich im Ton gehaltenen) Petitionen gibt und dass dort prominente Wissenschaftler oder ähnliche Menschen unterschreiben. Denn diese Position zeigt doch auch unser inneres Dilemma auf, in dem wir uns befinden. Keiner von uns schreit laut "Hurra, wir dürfen Waffen liefern" aber auch die wenigsten erkennen so gar keinen Sinn im gewalttätigen Widerstand.

    Ich bin froh, dass solche Themen auch öffentlich diskutiert werden. Ganz ohne Anfeindungen (naja, ganz ohne vermutlich nicht, aber zumindest der Grundtenor der Petition ist offenbar freundlich, ich selbst habe sie noch gar nicht angeschaut).

    Ehrlich, die deutschen Waffen allein werden den Krieg nicht entscheiden. Es geht wirklich eher um eine Positionierung. Und ich bin froh, dass es darum eine große, breite Diskussion gibt. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem alle Menschen bedingungslos für Waffenlieferungen sind.

    Ich selbst bin dafür, aber ist schon wirklich nicht eine einfache Entscheidung.

    Danke für die öffentliche Diskussion.

    Einerseits stimme ich dir zu (ich finde es auch schön, dass jeder gefahrlos sagen kann, was er denkt), andererseits gerade sehr kontraproduktiv (Putin sieht darin nämlich Unterstützung, er gibt viel Geld aus, um den Westen zu spalten, er hätte die Ukraine nie angegriffen, wenn er gewusst hätte, dass der Westen Waffen liefert).


    Sehr gut hat dies Wolfgang Müller beschrieben, ich kannte ihn bisher nicht.

    Ein Zitat daraus


    "Darüber hinaus: Wer sich hinstellt und sagt, dass der Krieg mit Waffenlieferungen nur verlängert werden würde, verkennt, dass es sich vermutlich genau umgekehrt verhält: Wer zu erkennen gibt, dass er sich niemals wehren wird, ist ein attraktives Ziel. Ich habe große Angst, dass der Krieg sich ausbreitet, und wir wirklich einen dritten Weltkrieg erleben. Aber noch größere Angst habe ich davor in einer Welt zu leben, in der Demokratien aus Angst vor Faschisten die Segel streichen. Die Drohung mit Atomwaffen ist so entsetzlich, dass sie gleichzeitig irrelevant wird. Wie der Tweet, den Sascha Lobo schon in seinem hervorragenden Essay zum Lumpenpazifismus zitierte, ausdrückt: “Weil wir nicht genau wissen, was Russland alles als Kriegserklärung verstehen könnte, habe ich mich entschieden die Spülmaschine heute nicht auszuräumen.”

    "Wenn Russlands Drohung, Atomwaffen einzusetzen, einmal Wirkung zeigt, wird sie immer wieder ausgesprochen werden, und früher oder später wird der Punkt kommen, an dem man es drauf ankommen lassen muss, will man nicht alles verlieren. Dann besser jetzt. Es ist meiner Meinung nach keine Alternative, zurückzuweichen, denn das Endziel ist erklärtermaßen die Vernichtung der freien Welt."




    Der offene Brief von Alice Schwarzer und Co. zeigt positiv ausgedrückt große Naivität, negativ "alle sollen sich Russland unterwerfen, dann habe ich meine Ruhe". Wenn der Westen dieses Mal nicht zusammen hält, keinen Widerstand zeigt, wird es beim nächsten Angriff noch schwieriger.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

    Einmal editiert, zuletzt von Kris24 () aus folgendem Grund: Absatz zwecks besserem Verständnis ergänzt.

  • Ich antworte mit Wolfgang Müllers Worten (https://wolfgangmueller.info/2…in-die-falsche-frage-ist/)



    "Daher geht es hier nicht um “Kriegsbegeisterung” oder hastig über den Haufen geworfenen Pazifismus. Und schon gar nicht um die Gefahr, besser keine “Gründe” zu liefern um in den Konflikt “hineingezogen” zu werden. Sondern darum anzuerkennen, dass man einer Bedrohung gegenübersteht, die durch Verhandlungen, Appeasement oder Zugeständnisse nicht abgewendet werden kann, und aus dieser Erkenntnis heraus Verantwortung zu übernehmen. Nicht mehr und nicht weniger, egal wie beängstigend das ist, denn die Alternative ist Unterwerfung, und ob das dann das Überleben sichert ist keinesfalls erwiesen. Wenn das Deutsche “Nie wieder” in Bezug auf Faschismus nicht weiterhin eine reine wohlfühlige Nostalgie-Posse sein soll ist es alternativlos, Haltung zu zeigen."


    (Er erklärt vorher ausführlich, wie er zu dieser Meinung kommt, der sehr lange Text ist wirklich empfehlenswert.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich hatte den Text von ihm heute früh schon auf Twitter gelesen und war erfreut, wie gut er das in Worte fassen kann.

  • Nein. Aber man muss nicht mit so einfachen, naiven populistischen Parolen argumentieren. Sondern wenn man die Waffenlieferungen doof findet und sagt "unnütz", wäre es auch schön, wenn man eine Alternative bietet.

    Muss man eigentlich nicht. Ich finde die Waffenlieferungen auch nicht gut. Ein Alternative kann ich aber auch nicht bieten. Ich finde die indirekte Beteiligung an einem Krieg schon ziemlich hinterfotzig.

  • "Wenn Russlands Drohung, Atomwaffen einzusetzen, einmal Wirkung zeigt, wird sie immer wieder ausgesprochen werden, und früher oder später wird der Punkt kommen, an dem man es drauf ankommen lassen muss, will man nicht alles verlieren. Dann besser jetzt. Es ist meiner Meinung nach keine Alternative, zurückzuweichen, denn das Endziel ist erklärtermaßen die Vernichtung der freien Welt."




    Der offene Brief von Alice Schwarzer und Co. zeigt positiv ausgedrückt große Naivität, negativ "alle sollen sich Russland unterwerfen, dann habe ich meine Ruhe". Wenn der Westen dieses Mal nicht zusammen hält, keinen Widerstand zeigt, wird es beim nächsten Angriff noch schwieriger.

    Richtig.

    Hinzu kommt: Wenn Putin/ Russland die Ukraine einnimmt, besteht die Gefahr, dass er die alten Grenzen der ehem. Sowjetunion wieder herstellen möchte. Dann sind die Nato-Staaten dabei und dann geht es richtig rund. Dieses Szenario mag ich mir nicht ausmalen.

    Eines muss man sagen: Putin hätte nie mit einem so großen Widerstand der Urkainer gerechnet (und dieser Widerstand ist auch gut so).


    Ob nun Waffenlieferung oder keine, ist ein echtes Dilemma. Und laut L. Kohlberg kann es bei diesen Dilemmata kein "richtig" und kein "falsch" geben.

    Spannend wird das Ganze, wenn man dieses noch versucht aus der Perspektive der verschiedenen Moralstufen nach Kohlberg zu untersuchen.


    Bei allem muss man sich auch die Frage stellen: Nehmen wir an, D befinde sich (mit wem auch immer) im Krieg. Wir hätten nicht die nötige Ausrüstung (aufgrund des jahrelangen Sparens bei der Bundeswehr und der Ausstattung gar nicht mal so abwegig). Würden wir uns nicht auch wünschen und freuen, wenn uns andere Staaten unterstützen würden? (Ja, wir sind in der Nato, aber nehmen wir mal weiter an, dieses sei nicht der Fall).

    Es ist ja nicht nur so, dass die Russen mit Waffen kämpfen. Sie machen noch andere Dinge (z.B. mit Frauen und Mädchen. Auch was mit den eingeschlossenen Menschen in dem Stahlwerk in Mariupol geschieht, scheint den Russen egal zu sein.)

  • Ich habe es am Ende gelöscht, weil ich hastig und spontan noch schnell geantwortet habe, auch ohne deine Links zu lesen. Wir hatten heute Nachmittag etwas vor und ich war vorher immer nur ganz kurz hier. Hab kurz geantwortet, dann während des Wohnung-Aufräumens überlegt, dann bin ich nochmal kurz ins Forum um zu löschen. Das war alles nicht so geschickt.


    Siehst du aber, du meinst auch, aktuell bestünde das Lissabon-Problem nicht. Sehe ich aktuell genauso. Daher mein "Quatsch".


    Ich bin ehrlich gesagt schon zwiegespalten, was unsere Waffenlieferungen angeht.

    Einerseits muss man etwas tun, andererseits muss man verhindern, dass sich der Krieg ausweitet. Nun sagen einige, Waffenlieferungen täten genau das, nämlich eine Ausweitung verhindern; andere sagen, Putin sieht uns dann evtl. als Kriegspartei. Da ist die Regierung ja ähnlich gespalten, es ist einfach extrem schwierig.


    Und bezüglich der Antwort auf den offenen Brief, ich möchte es jetzt bitte nicht auf einen Atomkrieg ankommen lassen und ich finde, dass alles getan werden muss, dass es dazu nicht kommt. Ähnlich sprechen ja zum Glück auch Biden und Scholz, Stoltenberg und viele andere.


    Ich finde, es sollte auf jeden Fall neben Waffenlieferungen weiterhin viel Wert auf Verhandlungen gelegt werden, immer und immer wieder, denn anders wird es wohl keinen Frieden geben.

  • Ich zitiere nochmals Wolfgang Müller, weil er so viel besser als ich ausdrückt, was ich auch meine. https://wolfgangmueller.info/2…in-die-falsche-frage-ist/


    "Der wohl perfideste Satz in diesem Brief ist die Warnung vor dem “Irrtum, dass die Verantwortung für die Gefahr einer Eskalation zum atomaren Konflikt allein den ursprünglichen Aggressor angehe und nicht auch diejenigen, die ihm sehenden Auges ein Motiv zu einem gegebenenfalls verbrecherischen Handeln liefern.” Das ist Täter-Opfer-Umkehr in Reinkultur.

    Dazu kommt: Die Idee, dass durch angstvolles Agieren diese Bedrohung abgewendet werden könnte, ist völlig absurd. In russischen Medien, und auch von russischen Offiziellen wird schon seit einiger Zeit Deutschland als Nazi-regiert dargestellt, angefangen von angeblichen Biowaffen Laboren vom Bernhard-Nocht-Institut in der Ukraine bis hin zu der Behauptung, der 2. Weltkrieg hätte nie aufgehört und Deutschland wäre nach wie vor ein faschistisches Land. Es liegt also offen auf der Hand, dass wir als legitimes Angriffsziel markiert werden, völlig unabhängig davon, wie wir uns verhalten oder nicht. Und zwar einzig und alleine aus dem Grund, weil wir als demokratisches und wirtschaftlich mächtigstes Land der EU das größte Hindernis für eine russische Dominanz auf dem eurasischen Kontinent darstellen. Wir könnten uns gar nicht so sehr verzwergen, um nicht aus dem Weg geräumt werden zu müssen für russische Großmachtsfantasien. Von Anfang an war der Krieg in der Ukraine von Russland in mehreren Aussagen der russischen Führung als Auftakt zu einem Krieg gegen den Westen definiert. Dieses Ziel wird nicht verschwinden, wenn wir hundert Mal erklären, dass wir wirklich keine Bedrohung sein wollen und auf gar keinen Fall einen Atomkrieg möchten. Und ganz sicher nicht, wenn wir uns auf den Boden legen, unseren Bauch zeigen und klar signalisieren, dass wir uns nicht wehren werden, egal was passiert. Die brennende Angst, dass man selber Opfer werden könnte, muss umgewandelt werden in die klare, aber ruhige Erkenntnis, dass man längst ein markiertes Ziel ist und diese Markierung auch durch noch so viel Appeasement nicht abwaschen kann. ...


    Wenn also, wie schon bei der Ukraine, Kriegsgründe beliebig erfunden werden können, und jüdische Präsidenten als Nazis und demokratische Länder als faschistisch bezeichnet werden, wenn also die Bedrohung völlig unabhängig vom eigenen Verhalten und objektiven Realitäten existiert und weiter existieren wird, erübrigt sich die Frage, was man tun kann, um den Konflikt, der ja keiner ist sondern eine einseitige Aggression, zu entschärfen, bzw. nicht eskalieren zu lassen. Denn die Antwort lautet: Nichts. Wer die Lieferung schwerer Waffen zur reinen Landesverteidigung für Leib und Leben gegen einen übermächtigen Aggressor als Eskalation brandmarkt, hat jeden moralischen Kompass verloren. Man darf sagen, dass man eine Heidenangst vor der eigenen Courage hat, ja. Man darf auch sagen, dass man lieber feige und lebendig als mutig und tot wäre, auch das ist nachvollziehbar und menschlich. Man sollte es aber nicht als friedliebenden Pazifismus verkaufen, denn de facto wäre das in diesem Fall ein Kotau vor dem Recht des Stärkeren, oder wie Desmond Tutu sagte: “Wenn du in Situationen der Ungerechtigkeit neutral bist, hast du die Seite des Unterdrückers gewählt.” Das kann realpolitisch manchmal notwendig sein, aber sollte ganz sicher nicht zur Handlungsmaxime erhoben werden."


    (Zitatende)


    Zu Bernhard-Nocht-Institut und Biowaffenlaboren habe ich ergoogelt.

    https://www.rnd.de/politik/bio…Y7PVGV5IGBJQTZYRE6HY.html

    Uns wird vom Kreml bereits Biowaffenherstellung für die Ukraine vorgeworfen


    Zitat


    "Da das FLI an Tierseuchen forscht und diese eine internationale Herausforderung sind, arbeitet es mit vielen Instituten aus anderen Ländern zusammen. Bei dem angeführten Projekt geht es um die Erforschung von Fledermausparasiten.


    Darin sieht Moskau den Beweis, dass das FLI für einen geheimen, vom Westen finanzierten Plan zur Entwicklung von Biowaffen arbeite. Das Institut wies die Vorwürfe als „völlig aus der Luft gegriffen“ zurück. Warum gerade diese Einrichtung in das Visier Russlands geraten ist, kann man sich dort nicht erklären.

    Neben dem FLI wird laut „Ostseezeitung“ auch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg von Russland verdächtigt.


    Russland wirft der Ukraine immer wieder vor, geheime Biowaffenlabore mit Unterstützung der USA zu betreiben, und hatte das im UN-Sicherheitsrat thematisiert.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Dass eine solche Anschuldigung aus Moskau komme, bereite ihm Sorgen, sagte er. „Denn wir sind oft davon überzeugt worden, dass, wenn man Russlands Pläne kennen will, es die sind, die Russland anderen vorwirft.“


    (Zitatende)


    Normalerweise bin ich auch für Gespräche zwischen Täter und Opfer. Aber es müssen beide bereit sein und Russland greift auch uns bereits verbal an (Diskriminierung von Russen bereits seit Jahren, Biowaffenherstellung gegen Russland), wer alles zusammen lügt, benötigt als Grund keine Waffenlieferungen. Und wenn es in 3 oder 10 oder 20 Jahren nach Polen auch gegen Deutschland geht, wer soll uns dann helfen? Putin und Medwedew sprachen von Lissabon, ich habe es als Frage in einem Nebensatz wiederholt, es geht nicht um heute oder morgen, aber Quatsch ist falsch. (Auch Hitler hat nicht alles gesagte erreicht, aber sehr vielen Ländern viel Leid gebracht. Es ist höchste Eisenbahn. )

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

    Einmal editiert, zuletzt von Kris24 ()

  • Ich denke, wir müssen aufwachen und die ganze Propaganda für ernst nehmen und nichts verdrängen. Es erstaunt mich immer wieder, was der russischen Propaganda noch weiter einfällt um andere zu diskreditieren um ihrem Ziel näher zu kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die wirklich ihre eigenen Aussagen glauben, was sie so von sich geben.

    Vor Monaten hatte ich noch ein ganz anderes Bild von Russland.

    Ab den 60igern habe ich immer bewusster den kalten Krieg und die empfundene Bedrohung miterlebt. (Was der zitierte Autor schreibt, kann ich bestätigen.) Auch, dass Deutschland als vergangene Kriegspartei misstraut wurde und sehr viel dafür getan wurde zu verhindern, dass Deutschland sich wieder in irgendeiner Form militärisch betätigt. Es könnte ja wieder Nazi- Deutschland auferstehen. Deshalb wurden die Militärausgaben beschränkt und Konstrukte wie die zivilen Verwaltungsämter der Militärbeschaffungen und die dezentralen Bundesländer geschaffen. Deswegen hatten/haben wir in meinen Augen auch die ganzen Jahre ein gespaltenes Verhältnis zum Militär. Als Mahnung wird uns vorgeführt, wie sich unsere Vorfahren unter den Nazis und als Nazis verhalten haben und selbst vor dem Genozid nicht zurückschreckten. Ein Großteil der Bevölkerung hat sich von der Propaganda blenden lassen. (In dieser Beziehung passiert gerade Ähnliches in Russland.)

    Ich selbst bin für "Frieden schaffen ohne Waffen" mit auf die Straße gegangen. Diese Bewegung hat vielleicht auch mit zu einem Ende des kalten Krieges beigetragen.

    Aber nun hat sich die Geschichte anders entwickelt. Die russiches Staatsführung will mehr - sie will unter Putin anscheinend eine größere Großmacht werden und nutzt alle erdenklichen Mittel. Sehr spät haben wir das bei uns wahrgenommen, es ist nicht sicher, ob wir außen vor bleiben oder es uns auch betreffen könnte. Wahrscheinlicher betrifft es uns, wenn wir als schwach wahrgenommen werden.

    Die Erzählungen vom erlebten Krieg meiner Eltern und Großeltern zeichneten ein ähnliches Bild wie wir jetzt in der Ukraine sehen: Plünderungen, Vergewaltigungen, Beschuss der Zivilbevölkerung (nicht von allen am Krieg Beteiligten, aber von manchen)... Im Krieg verändern sich die Menschen. Er ist entmenschlicht in vielerlei Hinsicht. Und wenn hinterher ein Aggressor sein Ziel erreicht, ist es auch nicht viel besser, denn die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und überhaupt der Freiheit und Mitbestimmung wird installiert.


    Wir sollten sehr wachsam sein und nichts verschlafen. Wir dürfen nicht naiv sein wie wir es anscheinend die ganze Zeit waren und um jeden Preis wirtschaftlichen Wohlstand wollen. (Ich habe einen Film über die wirtschaftlichen Verknüpfungen von BASF und Russland gesehen - es ist unglaublich, was jetzt alles ans Tageslicht kommt. Hauptsache billig und Wirtschaftswachstum. )

    Auch die Entwicklung Richtung China müssen wir aufmerksam beobachten.

Werbung