Schulleitung (A16) vs. Professor (W3)

  • Hallo :),


    ohne jeglichen Hintergedanke haben wir uns im Kollegium über Professuren unterhalten. Einige Lehrkräfte sind an die Universität gegangen (so war es bei mir zumindest) und haben eine Professur angestrebt - Einige Professoren waren demnach Lehrkräfte.


    Selten höre ich, dass Lehrkräfte eine Schulleitungsstelle anstreben, im höchsten Fall wird eine Ableitungsleitung angestrebt. Da der A16 Lohn nahezu identisch mit dem W3-Lohn ist, kann sich ja mal die Frage gestellt werden, warum Lehrkräfte eher eine Professur anstatt eine Leitungsstelle anstreben, obwohl kompetente Schulleiter*innen häufig gesucht werden.


    Was meint ihr?

    • Offizieller Beitrag

    Da der A16 Lohn nahezu identisch mit dem W3-Lohn ist, kann sich ja mal die Frage gestellt werden, warum Lehrkräfte eher eine Professur anstatt eine Leitungsstelle anstreben, obwohl kompetente Schulleiter*innen häufig gesucht werden.


    Was meint ihr?

    Ich "meine", dass Deine These völlig im luftleeren Raum steht und ein wenig faktische Untermauerung gut täte, bevor man einfach nur heiße Luft ablässt.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Das scheint an mir vorbeigegangen zu sein. Ich kenne niemanden, der/die als Lehrkraft an die Uni gegangen ist, hingegen aber mehrere die sich um eine Stelle als (stellvertretende/r) Schulleiter*in beworben haben: drei meiner ehemaligen KuK sind mittlerweile Schulleiter*innen an anderen BBSn hier in der Region, drei weitere stellvertretende Schulleiter*innen,

    Da das Tätigkeitsfeld einer/s Professor*in sich ja ziemlich von dem einer/s Schulleiterin/leiiters unterscheidet, kann ich nur mutmaßen, dass diejenigen, die an die Uni gehen, einfach mal etwas anderes als Schule sehen und erleben möchten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Was meint ihr?

    Dass die Anzahl von Lehrkräften, die tatsächlich eine W3-Professur innehaben verschwindend gering im Vergleich derjenigen sein dürfte, die eine A16-Schulleitungsstelle ausfüllen. Insofern dürfte deine These durch nichts zu halten sein.

  • Im Fach Geschichte war es bis zu den 50/60er Jahren übrigens durchaus nicht unüblich, dass spätere Geschichtsprofessoren ihre Qualifikationszeit langfristig als Gymnasiallehrer verbrachten - durchaus auch als Schulleiter (und in der Zeit ihre Habilitation schrieben, z.B. Hillgruber). Gab halt auch viel weniger Mittelbaustellen - und glaub auch, dass Schule nicht ganz so stressig/zeitaufwendig war...Schreib jetzt von Fachwissenschaftlern (ohne Forschungstätigkeit im pädagogischen/didaktischen Bereich). Heute als Schulleiter nebenbei Habilitation schreiben - nuja...


    Na gut, was jetzt beschrieben wurde, wird sich auf pädagogische/didaktische Professuren beschränken, da ist eine gewisse Zeit an der Schule natürlich förderlich (und ganz, ganz wichtig: der erworbene Beamtenstatus, der dann ein Einlassen auf befristete Stellen an Unis natürlich wesentlich erleichtert - ist ja dann Voraussetzung für Professur). Mittlerweile legt man ja auch schon wieder viel mehr Wert auf Praxiserfahrungen bei Berufungen dort...


    Würde jetzt Gehaltsaspekt auch nicht über Allem stellen (da mag sein, dass sich W3-Professur gegenüber A16 nicht rechnet, wenn man kein Star ist und/oder lukratives Forschungsfeld hat), Tätigkeit ist halt völlig anders....

  • Mir ist dieser Wechsel völlig unbekannt. Ich kenne ebenfalls nur den "umgekehrten" Weg, also Promotion oder freie Beschäftigung an der Universität, bevor dann an die Schule gewechselt wurde.


    Fachlich ist es auch so gut wie unmöglich in meinen Fächern jemals wieder an die Universität zu gehen, ich bin mittlerweile schon völlig von den Inhalten des Studiums entfremdet, und das nach gerade einmal 7 Jahren.

  • In meinen Fächern ist so ein Wechsel auf eine Professur ausgeschlossen. Es gibt so wenig Professuren und so viele Nachwuchswissenschaftler in Wartestellung. Um eine realistische Chance auf einen Ruf zu haben, muss man jahrelang daran arbeiten, protegiert werden, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein und sehr sehr viel Glück haben.


    In dem völlig unwahrscheinlichen Fall, dass man doch die Wahl hat, ist die Professur natürlich ein no-brainer. Sämtliche Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten sind um ein vielfaches besser.... völlig außer Konkurrenz im Vergleich zur Schule.

  • Die Anforderungen an eine Professur sind auch einfach ganz anders.

    Auch wenn diese MitarbeiterInnen haben, das geht im Zweifel auch ohne Führungskompetenz und Selbstorganisation. Und wenn man an dem Punkt ist, an dem die eigene Professur auch nicht mehr evaluiert wird, tja dann hat man halt mal keine Forschungsprojekte an Land geholt. Blöd für die Uni und das Institut. Kostete einen selbst ggf. MitarbeiterInnen-Stellen, aber da gibt es ja dank Wissenschaftszeitvertragsgesetz und Co. genug Wechsel und Schwund.


    Ich hab lang in dem System Uni gearbeitet. Meinen Job hab ich immer gern gemacht. Die Bedingungen als Wimi habe ich an vielen Stellen als schlechter empfunden als nun an der Schule. Größter Knackpunkt war dort allerdings die ständige Befristung und da hätte mir auch eine fertige Promotion erstmal nichts gebracht. Dauerstellen unterhalb der Professur sind fast noch seltener als Professuren.

    Vielleicht gibt es irgendwann nochmal den Weg über eine Abordnung, dass fänd ich schon spannend auch nochmal mit der jetzigen Perspektive im Bereich der Didaktik zu arbeiten. Mir wird schon deutlich wie fern man dort teilweise wirklich vom Schulalltag ist ;)

  • Baulehrer


    "kann sich ja mal die Frage gestellt werden, warum Lehrkräfte eher eine Professur anstatt eine Leitungsstelle anstreben, obwohl kompetente Schulleiter*innen häufig gesucht werden.


    Was meint ihr?"


    "eher"?! Ich meine dass ist eine Frage, die diejenigen Lehrkräfte beantworten könnten, die tatsächlich eine Professur anstreben (und nicht nur davon träumen), z.B. indem sie wissenschaftlich arbeiten, sich in der Forschung qualifizieren und publizieren (z.B. über eine Abordnung an eine Uni, oder vor der Lehramtsausbildung schon qualifiziert und publiziert hatten und nun zurück an die Uni streben, ggf. auch über eine Fachleitung ...) Ich glaube kaum, dass die Besoldung dafür eine Rolle spielt, eher der Drang, Wissen zu schaffen und die Fähigkeit, sich im Wissenschaftsbetrieb durchsetzen zu wollen und können.


    Das dürfte eine verschwindend geringe Quote der Lehrkräfte Deutschlands sein. Allerdings sind mittlerweile fast alle neu berufenen Didaktikprofessuren mit Lehrkräften, oder zumindest Personen mit Lehramtausbildung besetzt, Schulerfahrung wird in den Verfahren in aller Regel explizit gefordert.


    (Ja, ich weiß, damals als ich noch studierte war das mal anders -damals eben ...)

    In dem völlig unwahrscheinlichen Fall, dass man doch die Wahl hat, ist die Professur natürlich ein no-brainer. Sämtliche Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten sind um ein vielfaches besser.... völlig außer Konkurrenz im Vergleich zur Schule.

    kodi: Wie gut kennst du die Arbeits- und Entwicklungsbedingungen auf einer Didaktikprofessur an einer Uni? Ich kenne Personen, die sich - trotz Entwicklungsmöglichkeiten - für den Verbleib in der Schullaufbahn entschieden haben, und andere, die auf eine Didaktikprofessur berufen wurden. Beides passiert.


    Viele Grüße


    Gong:)

  • Allerdings sind mittlerweile fast alle neu berufenen Didaktikprofessuren mit Lehrkräften, oder zumindest Personen mit Lehramtausbildung besetzt, Schulerfahrung wird in den Verfahren in aller Regel explizit gefordert.

    Schulerfahrung hätte man gerne. In einigen Bereichen nimmt man aber auch Leite mit "lediglich" Lehramtsstudium oder vorheriger Tätigkeit in der Didaktik. Hat allerdings etwas mit Marktlage zu tun.

  • Ich würde schon meinen, dass es nach wie vor um ein vielfaches mehr Lehrkräfte mit Ambitionen auf ein schulisches Leitungsamt gibt als solche, die eine Professur anstreben.

  • Ich würde schon meinen, dass es nach wie vor um ein vielfaches mehr Lehrkräfte mit Ambitionen auf ein schulisches Leitungsamt gibt als solche, die eine Professur anstreben.

    Schon gut möglich. Verstehe ich gar nicht.

  • Liegt vielleicht daran, dass es wesentlich mehr Schulleiterstellen als Professuren gibt - zumal in pendelbarer Entfernung.

  • Professur:

    - Voraussetzung: Doktortitel oder Künstler

    - Lehrauftrag (an Uni 9 SWS, an FH 18 SWS)

    - Forschungsauftrag (an Uni, an FH eher nicht)

    - Disziplinarische Führung von Forschungsteams (Uni)

    - Betreuung wissenschaftlicher Arbeiten

    - Kooperieren/vernetzten mit anderen Hochschulen

    - Semesterferien

    - ...


    Schulleitung:

    - Voraussetzung: Leitungsfunktion (A15)

    - Schulrecht

    - Repräsentiert Schule nach außen

    - Disziplinarische Führung des Kollegiums

    - Lobbyismus und Geldbeschaffung

    - 30 Tage Urlaub

    - ...


    Es kommt einfach auf die persönliche Präferenz an ;)

  • Schulleitung:

    - Voraussetzung: Stellvertretende Schulleitung

    Jemand, der sich um eine Schulleiter*innenstelle bewirbt, muss doch nicht stellvertretende/r Schulleiter*in sein? Also, die beiden Schulleiter, die seit meiner "aktiven" Zeit an meine Schule gekommen sind, waren an ihren vorherigen Schulen "nur" Koordinatoren/Abteilungsleiter gewesen, aber nicht stellvertretender Schulleiter.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wo haben Professoren denn eine derart hohe Lehrverpflichtung? Doch allenfalls an Fachhochschulen? An Unis und gleichgestellten Hochschulen dürfte es ungefähr die Hälfte sein.

    Stimmt, an den Unis haben sie nur 9SWS... hab's korrigiert. Dafür haben die Profs dort einen Forschungsauftrag. Manche Unis erwarten sogar eine bestimmte Anzahl an Publikationen im Jahr von ihren Profs und drohen mit Mittelkürzungen o.ä.

  • Stimmt, an den Unis haben sie nur 9SWS... hab's korrigiert. Dafür haben die Profs dort einen Forschungsauftrag. Manche Unis erwarten sogar eine bestimmte Anzahl an Publikationen im Jahr von ihren Profs und drohen mit Mittelkürzungen o.ä.

    Dann werden halt Mitarbeiterstellen und oder Reisekosten gekürzt. Gibt durch aus Leute die das schön aussitzen.


    Und Semesterferien sind lediglich Vorlesungsfrei, kein Urlaub. Da gibts ganz normal 30 Tage.

  • Dann werden halt Mitarbeiterstellen und oder Reisekosten gekürzt. Gibt durch aus Leute die das schön aussitzen.

    Klar, bis sie was lehren müssen worauf eigentlich keiner Lust hat. Hab schon Profs gesehen die zu super langweiligen Veranstaltungen "Zwangsversetzt" wurden :D


    Und Semesterferien sind lediglich Vorlesungsfrei, kein Urlaub. Da gibts ganz normal 30 Tage.

    Also wie bei den Lehrer*innen die Ferien? ;)

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