Keine Schreibschrift in der Grundschule?

  • Nee, eben nicht. Oder erzähle uns doch mal was Qualifiziertes zum Schriftspracherwerb im Allgemeinen und zur Methode des Lesen durch Schreiben im Besonderen. Nur weil man in der DDR zur Schule ging, macht einen das noch lange nicht zur Bildungsexpertin 8)

    Wie kommst du auf Lesen durch Schreiben?


    Zum Thema "Schreiben nach Gehör" fällt mir zumindest ein, dass es grundsätzlich Phonem-Graphem-Korrespondenz gibt. Das Lautprinzip (phonographische Prinzip) liegt unserer Schreibschrift zugrunde und wird an gewissen Stellen durch andere Prinzipien (z. B. silbisches oder morphematisches Prinzip) überboten. Insofern ist das Schreiben nach Gehör keine vollkommen abwegige Idee für den Anfang - aber ihre Grenzen sollten ohne überflüssigen Formalismus auch vermittelt werden.

  • Wie kommst du auf Lesen durch Schreiben?


    Zum Thema "Schreiben nach Gehör" fällt mir zumindest ein, dass es grundsätzlich Phonem-Graphem-Korrespondenz gibt. Das Lautprinzip (phonographische Prinzip) liegt unserer Schreibschrift zugrunde und wird an gewissen Stellen durch andere Prinzipien (z. B. silbisches oder morphematisches Prinzip) überboten. Insofern ist das Schreiben nach Gehör keine vollkommen abwegige Idee für den Anfang - aber ihre Grenzen sollten ohne überflüssigen Formalismus auch vermittelt werden.

    "Lesen durch Schreiben" ist die Methode, die der ein oder andere als Schreiben nach Gehör betitelt. Es geht dabei eben nicht ums Schreiben lernen, sondern ums Lesen lernen. Zu Rechtschreib Strategien, die ab Klasse 1 geübt werden, haben andere schon etwas geschrieben.

  • Ja, es heißt eigentlich anders bzw. bedeutet etwas anderes, wird aber immer noch überall so genannt

    Ja, in der Presse. Die so überhaupt keine Ahnung hat, was damit gemeint ist (mir rollen sich jedesmal die Fußnägel hoch, wenn ich lese, was für ein Unsinn da in die Welt gesetzt wird).

    Aber letztlich ist es auch wurscht wie es genannt wird. Auch wenn man es korrekt "Lesen durch Schreiben" nennt: diese Methode wird in der Realität kaum mehr unterrichtet.

    Das ist etwas, was mich immer wieder wundert: wie kann eine Methode, die in der Praxis kaum noch existiert, für alles Übel verantwortlich sein??????

    Aber wenn man mal realisieren würde, dass es daran nicht liegen kann, müsste man halt mal anfangen, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, woran es dann liegt. Da müsste man womöglich umdenken. Und womöglich würde es teurer. Das will ja keiner.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • "Lesen durch Schreiben" ist die Methode, die der ein oder andere als Schreiben nach Gehör betitelt. Es geht dabei eben nicht ums Schreiben lernen, sondern ums Lesen lernen. Zu Rechtschreib Strategien, die ab Klasse 1 geübt werden, haben andere schon etwas geschrieben.

    Danke für die Erklärung! Wieder etwas gelernt :saint:

  • die Uhr zu lesen. Was für mich auch definitiv keine Aufgabe der Grundschule wäre, sondern die der Eltern. Und zwar vor Eintritt in die Schule.

    :_o_D  :_o_D  :_o_D


    Sorry. Das klingt mir so lebensfremd; ich konnte nicht anders.


    Aber gut, ich bin Förderschule. Es gibt sicherlich Kinder, die die Uhr vor Schuleintritt einigermaßen kennen und lesen können.


    Also wir reden über die analoge Uhr, ne? Die Digitaluhr können natürlich viele "ablesen", ohne eine Vorstellung davon zu haben, was das bedeutet oder soll oder welche Tageszeit gerade ist.

  • Ich will nicht die Arbeit der Grundschule kritisieren, sondern suche Tipps der „einweihten“ hier, wie man besten mit der Situation in der Grundschule umgeht. Speziell zum Thema Schreibschrift. Die habe ich hier bekommen, auch wenn sie fast in der Verteidigung der Arbeit der Grundschullehrer untergehen. Mir geht es nicht um Schuldzuweisung, ich möchte einfach für mein Kind im Rahmen meiner Möglichkeiten das beste draus machen. Und ich frage so früh, weil ich trotz Schule noch immer ein wissbegieriger Mensch bin. Auf keinen Fall will ich den späteren Lehrern auf den Senkel gehen mit Forderungen, was sie bitte alles machen sollen. Die Kataloge kenne ich auch, mehr Vokabeltests gehören übrigens auch dazu. Und wie immer lautet die korrekte Antwort: keine Zeit!



    Was ich unter mangelhafter Handschrift verstehe: in erster Linie das Schreibtempo und die Ausdauer. Es gab bisher noch keine Schrift, die ich nicht lesen konnte (und sei es mit Phantasie).

    • Offizieller Beitrag

    Es geht dabei eben nicht ums Schreiben lernen, sondern ums Lesen lernen.

    Das muss man nur den Lehrern mal sagen, die es (mehr oder weniger) nutzen, damit die Kinder (früh viel) schreiben. ;) Insofern: vom Grunde her ist es eine Methode zum Lesen lernen, das wurde nur in der Praxis umgebogen und daher passt die Bezeichnung "Schreiben nach Gehör".

  • Das muss man nur den Lehrern mal sagen, die es (mehr oder weniger) nutzen, damit die Kinder (früh viel) schreiben. ;) Insofern: vom Grunde her ist es eine Methode zum Lesen lernen, das wurde nur in der Praxis umgebogen und daher passt die Bezeichnung "Schreiben nach Gehör".

    Das müssten wir mal ausdiskutieren. Kennst du noch jemanden, der so arbeitet? Ich nicht. Die letzten Kolleginnen dieser Art sind schon lange pensioniert.

  • Das muss man nur den Lehrern mal sagen, die es (mehr oder weniger) nutzen, damit die Kinder (früh viel) schreiben. ;) Insofern: vom Grunde her ist es eine Methode zum Lesen lernen, das wurde nur in der Praxis umgebogen und daher passt die Bezeichnung "Schreiben nach Gehör".

    Jein. Die ursprüngliche Idee war: wenn wir die Kinder von Anfang an ganz viel schreiben lassen (und sie selber auf "natürlichem" Weg mithilfe einer Anlauttabelle entdecken lassen, wie das geht), werden sie dadurch "automatisch" auch lesen lernen und man benötigt keinen expliziten Leselehrgang mehr. Schreiben lernen sollten sie mit der Methode aber natürlich auch (womit auch sonst, es sollte ja sonst nichts weiter stattfinden) .

    Davon ist man zum Glück (!!!!) wieder weggekommen, hat aber das Schreiben mit Anlauttabelle beibehalten. Dafür gibt es gute Gründe, nur sind es mittlerweile andere als früher. Deshalb ist aber auch der Unterricht "drumherum" ganz anders, weshalb es eben auch gar nicht mehr dieselbe Methode ist.

    • Offizieller Beitrag

    Die Kataloge kenne ich auch, mehr Vokabeltests gehören übrigens auch dazu. Und wie immer lautet die korrekte Antwort: keine Zeit!

    ich mache jede Woche einen Vokabeltest. Einen kleinen. Nach jeder Lektion dann alle Vokabeln der Lektion. Dauert nur wenige Minuten.

    Zitat meiner Schüler in Klasse 6-9: "in keinem Fach haben wir so viele Noten wie in Latein". Die anderen FS Kolleginnen handhaben das ebenso.


    Leider werden viele Vokabeln nur für den Moment gelernt. Das ständige Wiederholen ist es, wofür die Zeit bei nur 3 Wochenstunden fehlt

  • Das klingt prima, es gibt aber noch eine andere Einschränkung als die Zeit für den Test: meine Arbeitszeit. Die ist als Doppelkorrekturfachlehrer schnell ausgeschöpft, um es mal nett zu formulieren. Vokabeltests in überfüllten Räumen brauchen auch noch aufwendigere Vorbereitung oder sind Teamwork … außerdem fehlte mir ein „Nebenfach“, in dem ich die Tests dann korrigiere. Die Auffassung, das Klausuraufsichten prima zum Korrigieren sind, teile ich nicht.

  • In NRW ist eine verbundene Schrift vorgeschrieben. Es kann also eigentlich gar nicht sein, dass die Grundschule nur Druckschrift schreibt. Wahrscheinlich haben sie die Grundschrift, die sehr wohl verbunden werden kann und auch sollte. Gute Gründe, warum viele Schulen zur Grundschrift gewechselt haben, gab es ja schon in einem Beitrag vorher.

    Das Problem, dass einige Kinder die Schreibschrift der Lehrer nicht lesen können, gab es auch schon früher, vor der Grundschrift. Auch da gab es schon verschiedene Schreibschriften.

  • In NRW ist eine verbundene Schrift vorgeschrieben.

    Ja, mich hat das auch schon gewundert. Ich kenne es auch so, dass das Erlernen einer verbundenen Schrift vorgeschrieben ist, also in den mir bekannten Bundesländern und das wird wohl überall so sein. In der 4. soll eine individuelle gut lesbare Schrift angebahnt werden und ab da fangen wieder ein paar an zu drucken oder teilweise. Ich mache das auch. In Ausnahmen, wenn das Erlernen nicht gut geht, darf ein Kind immer Druckschrift schreiben.

    Ob die Kinder das Einmaleins auswendig lernen müssen, hängt doch auch von der jeweiligen Lehrkraft ab. Bei mir müssen sie immer, weil alles andere zu lange dauert (auch in den weiterführenden Schulen). Wie man das aus Kernaufgaben herleitet, behandle ich je nach Klasse. Manche bringt es einfach auch sehr durcheinander.

  • Bei mir müssen sie es auch, es hilft einfach ungemein, wenn man die Ergebnisse sofort parat hat. Die ständige Herleitung aus Kernaufgaben ist zu zeitraubend. Wir erarbeiten eben diese Herleitung natürlich recht intensiv, sodass die Strategie bekannt ist, verstanden wird und dass auf sie zurückgegriffen werden kann, aber das ersetzt nicht das Auswendiglernen der Reihen.

  • Also ich kenne genug Kollegen, die Vorgaben bewusst ignorieren oder einfach nicht kennen… zugegebenermaßen wächst die Generation aber langsam raus. Es soll sogar Lehrer geben, die kurz vor dem Abi feststellen, dass sie nicht nach den aktuellen Vorgaben unterrichtet haben und somit leider die falschen Themen 🙈

  • Ich will nicht die Arbeit der Grundschule kritisieren, sondern suche Tipps der „einweihten“ hier, wie man besten mit der Situation in der Grundschule umgeht. Speziell zum Thema Schreibschrift. Die habe ich hier bekommen, auch wenn sie fast in der Verteidigung der Arbeit der Grundschullehrer untergehen. Mir geht es nicht um Schuldzuweisung, ich möchte einfach für mein Kind im Rahmen meiner Möglichkeiten das beste draus machen. Und ich frage so früh, weil ich trotz Schule noch immer ein wissbegieriger Mensch bin. Auf keinen Fall will ich den späteren Lehrern auf den Senkel gehen mit Forderungen, was sie bitte alles machen sollen. Die Kataloge kenne ich auch, mehr Vokabeltests gehören übrigens auch dazu. Und wie immer lautet die korrekte Antwort: keine Zeit!



    Was ich unter mangelhafter Handschrift verstehe: in erster Linie das Schreibtempo und die Ausdauer. Es gab bisher noch keine Schrift, die ich nicht lesen konnte (und sei es mit Phantasie).

    Mein Kind (4. Klasse) musste in der 2. Klasse die Vereinfachte Ausgangsschrift lernen. Das hat viele, viele Deutschstunden in Anspruch genommen und war für etliche Kinder der Klasse eine reine Quälerei. Mein Kind hat das 96-seitige Übungsheft brav durchgearbeitet, schreibt aber (wenn es nicht ausdrücklich in VA gemacht werden muss) in der Schule und bei Hausaufgaben immer in Druckschrift. Und dabei schreibt er schnell! Wenn ein befreundetes Kind direkt nach der Schule mit zu uns kommt, das in VA schreibt, ist mein Kind dem anderen im Schreibtempo bei weitem überlegen. Ich selbst schreibe ja auch keine reine "Schreibschrift" mehr, sondern habe meine eigene Schrift entwickelt, und kann durchaus sehr zügig schreiben. Was ich damit sagen möchte: ich vermute, dass das Schreibtempo weniger von der Schrift abhängig ist, sondern vielmehr von der Übung / der Häufigkeit des Schreibens.


    An meiner Schule wird seit Jahren die Grundschrift gelehrt - ein Segen. Gründe wurden bereits ausreichend genannt.


    Kleine Anekdote am Rande: auf Elternabenden finde ich es mitunter interessant , wenn ich bei geschriebenen Wörtern des einen oder anderen Elternteils auf Buffet-Listen und Co erkennen kann, welche Schrift in deren GS-Zeit gelehrt wurde. Diejenigen, die wenig mit der Hand schreiben, kleben oft noch als Erwachsene ganz eng am Arbeitsheft (bevorzugt dem zur VA...:stumm:).

  • Hier gehen immer mehr Schulen wieder auf die Lateinische Ausgangsschrift zurück und wir finden, dass die Kinder wieder viel schöner schreiben, trotz des häufigen Drehrichtungswechsels.

  • ???? Habe ich das irgendwo behauptet?

    Ja. Du schriebst sinngemäß, dass alles heute ein riesen Quatsch ist, nur da, wo zufällig die Schriftart gelehrt wird, die der in DDR verwendeten ähnlich ist, da hattest du 'Glück'. Ich kenne solche Sprüche.

    • Offizieller Beitrag

    Davon ist man zum Glück (!!!!) wieder weggekommen, hat aber das Schreiben mit Anlauttabelle beibehalten. Dafür gibt es gute Gründe, nur sind es mittlerweile andere als früher. Deshalb ist aber auch der Unterricht "drumherum" ganz anders, weshalb es eben auch gar nicht mehr dieselbe Methode ist.

    Jein. Das Grundprinzip nach dem Hören ist schon noch das gleiche. Sicherlich ist es in der Regel abgeschwächt, aber:

    a) kenne ich noch Lehrerinnen, die dem System in Reinkultur anhängen.

    b) möchte ich es mal so formulieren: die Kinder sollten nur so viel frei mit der Anlauttabelle schreiben, wie die Lehrerin auch korrigieren kann. Denn die Kinder haben es verdient, dass die Fehler nicht einfach so stehen gelassen werden. Das ist leider nicht immer gegeben. (Auch anekdotisch.) (Was ich den Lehrpersonen gar nicht vorwerfen möchte. Der Arbeitstag ist endlich. Aber das muss man dann halt berücksichtigen.)


    Aber ich stimme deiner Beschreibung zu und auch der Aussage, dass man zum Glück von der Reinkultur nahezu weggekommen ist.


    kl. gr. frosch


    P.S.: ich bin auf das Thema leider auch hier mitaufgesprungen. Sollten wir es weiter behandeln, würde ich die Beiträge morgen mal aus dem Thread rausnehmen und verschieben. Okay?

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