Umgang im Forum

  • Liebe Nutzerinnen und Nutzer,


    schon länger beobachte ich das Geschehen hier im Forum, das ich vor einigen Jahren während meines Referendariats entdeckt habe. Seit einigen Monaten bin ich aktiv dabei und trage selbst etwas zu Diskussionen bei. Vermehrt fallen mir dabei Dinge auf, die ich so von Lehrkräften nicht kemme und auch nicht erwartet hätte. Mich würde eure Sichtweise interessieren - denn ich halte es durchaus für möglich, dass mir einfach das nötige dicke Fell fehlt. Aber womöglich ist ja was an meinen Beobachtungen dran. Dazu zähle ich Folgendes:

    1. In vielen Diskussion herrscht ein rauer, kühler Ton. Der Lehrerberuf ist bereits für sein Einzelgängertum bekannt und diverse Beiträge bestätigen dieses Klischee (?). Verständnis, Zusammenhalt, Hilfe? Für einige hier scheinbar eher Fremdwörter.
    2. Manche Personen haben Schwierigkeiten, bei Diskussionen sachlich zu bleiben. Öfters sehe ich Provokationen und Kommentare, die offenbar das Gegenüber kränken sollen.
    3. Viele sind angriffslustig, scheinen aber nicht in der Lage zu sein, Fehler einzugestehen oder einen Schritt auf die andere Partei zuzugehen.
    4. In diversen Threads geht es gefühlt weniger um die Sache, sondern nur um ein gewisses Profilieren mittels eigener argumentativer Fähigkeiten.
    5. Die positiven Aspekte eines Sachverhalts werden gerne ausgeklammert oder heruntergespielt.
    6. Die eigene Meinung wird als die einzig wahre propagiert.

    Ursprünglich hatte ich die Hoffnung, mich in diesem Forum auf einem ordentlichen Niveau mit anderen Lehrkräften austauschen und von ihrer Erfahrung profitieren zu können. Zunehmend stelle ich fest, dass ich eher genervt von der Plattform bin. Ich überlege mir mittlerweile mehrfach, ob ich überhaupt irgendwas posten will, weil die Konsequenz in der Regel ein Ausschnitt der oberen Liste ist. Aber vielleicht bin ich ja zu viel Sensibelchen, wer weiß. Vielleicht zieht das Forum auch auf magische Weise frustrierte Lehrkräfte an, die es als Ventil nutzen. Ich frage mich nur, ob sich einige Nutzer/innen genauso in ihrem Kollegium benehmen - denn ich habe so ein Verhalten an meinen bisherigen Schulen noch nicht unter KuK erlebt.


    Mir ist bewusst, dass ich mich mit diesem Beitrag angreifbar mache. Aber ich bin wirklich gespannt, wie ihr den Umgang in diesem Forum wahrnehmt.

  • Mir ist bewusst, dass ich mich mit diesem Beitrag angreifbar mache. Aber ich bin wirklich gespannt, wie ihr den Umgang in diesem Forum wahrnehmt.

    Das von dir Geschilderte hat meines Empfindens nach in der Pandemie sehr zugenommen und ist v.a. im Corona-Sonderbereich zu finden. In den meisten anderen Unterforen erlebe ich noch immer gute Diskussionen mit durchaus kontroversen Standpunkten, aus denen man aber viel mitnehmen kann. Dass es in Internetforen etwas rauer zugeht, als im persönlichen Gespräch, scheint mir relativ normal zu sein.


    Mich persönlich nervt in letzter Zeit das Anwenden manipulativer Argumentstechniken, wie das immer mal wieder vorkommende Verdrehen von Aussagen, welches auch durch unvollständiges Zitieren entsteht und in diesen Fällen dazu führen soll, dass der Diskussionspartner schlecht dargestellt werden soll. Ich meine damit u.a. folgende Form: Person A sagt "Es gilt These X, wenn die Einschränkung Y gegeben ist." Danach zitiert Person B daraus : ""Person A schrieb: Es gilt These X", damit hat A aber unrecht, da Y gar nicht bedacht wurde".) Das natürlich in entsprechendem Ton.

  • Solche Beiträge kommen aber auch in regelmäßigen Abständen und haben was von "ich mache es besser und bin von euch enttäuscht". Vielleicht nervt ja andere die Naivität mancher Forumsteilnehmer*innen und sie reagieren deswegen gereizt? Menschen und zum Glück auch Lehrkräfte sind halt unterschiedlich.

  • Solche Beiträge kommen aber auch in regelmäßigen Abständen und haben was von "ich mache es besser und bin von euch enttäuscht". Vielleicht nervt ja andere die Naivität mancher Forumsteilnehmer*innen und sie reagieren deswegen gereizt? Menschen und zum Glück auch Lehrkräfte sind halt unterschiedlich.

    Dass die Beiträge in regelmäßigen Abständen kommen, macht's nicht besser, meinst du nicht? Enttäuscht bin ich von keinem, das würde voraussetzen, dass ich Erwartungen an bestimmte Individuen stellen würde. Aber wie bereits geschrieben, finde ich es schade, dass hier eher ein rauer Ton herrscht. Ich versuche, mich davon zu distanzieren, weil es nicht meinen Werten entspricht. Deswegen bin ich hier aber keinem überlegen...


    Ich denke, eine gewisse Gereiztheit kann jede/r bei einzelnen Beiträgen nachvollziehen bzw. nachempfinden. Aber muss man die dann in dem eigenen Post zur Schau stellen? Weiß ich nicht. Wie nimmst du denn die Diskussionskultur wahr?

    • Offizieller Beitrag

    Theatralica


    Das ist die Eigendynamik eines jeden Forums - das wurde hier in den letzten Jahren auch mehrmals thematisiert. Letztlich hat man/frau ja die Wahl - sich damit zu arrangieren oder es zu lassen - oder ggf. sich beim Arrangieren darum bemühen, nicht in dieselben Verhaltensmuster zu verfallen.

  • Ist das so? Ich bin nicht in anderen Foren aktiv, daher habe ich keinen Vergleich. Von früher (Foren zu Musik, Gaming, alltäglichen Fragen) kenne ich es anders. Das einzig vergleichbare, was ich in letzter Zeit gesichtet habe, waren unterschiedliche Bereiche auf Reddit. Aber die waren auch weitestgehend friedlich - wobei das bestimmt auf das Subreddit ankommt.


    Bei der Anzahl deine Beiträge, Bolzbold, gehe ich aber davon aus, dass du weißt, wovon du redest ^^ Ich werde wahrscheinlich so oder so die Art meiner Teilnahme am Geschehen hier ändern. Bin nur neugierig, wie das eigentlich andere Nutzer/innen hier wahrnehmen.

  • Ich sehe fast alle deiner Punkte auch so, Theatralica, und bedauere die Entwicklung. Was ich alles schon an ad hominem einstecken musste allein in der letzten Zeit, wegen meiner Fächer, wegen meines Avatars, schlimm. Verwendet habe ich ein ad hominem nie, da bin ich mir ziemlich sicher. Auch Wörter wie "gestört" würde ich nie verwenden. Dennoch weiß ich nicht, ob wir uns immer einig sein würden bei der Bewertung konkreter Beiträge. Mir fällt ein Forenmitglied ein, das inzwischen eigentlich nur noch trollt; moniert wird das aber keinesfalls von allen.


    Schuldig bekenne ich mich bei Punkt 4. Allerdings erinnert er mich an den alten Vorwurf an die Sophisten, der Gegensatz zwischen "besser argumentieren können" und "die besseren Argumente haben", den aufzulösen gar nicht so leicht ist.


    Der Ton - also Leute, die von "gestört" reden, oder von "braven Beamten, Schafen, Lemmingen" - begegnet mir allerdings nur bei sozialpolitischen Themen, nicht, wenn es um Dinge geht, die nur die Schule betreffen. Da sucht man ja eher Hilfe; bei Diskussionen um das 9-Euro-Ticket eher nicht.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich seit 2004 dabei - also gewissermaßen ein Urgestein. Der harte Kern von damals ca. 20 UserInnen hat untereinander einen durchaus zivilisierten Tonfall an den Tag gelegt und große Solidarität und Anteilnahme an den Tag gelegt. Wir sind zum Teil heute noch befreundet bzw. haben Kontakt. Damals gab es außer Foren und Newsgroups aber nicht viel anderes. Ich habe den Eindruck, dass insbesondere mit dem "Siegeszug" der (a)sozialen Netzwerke die Hemmungen gefallen sind, weil jetzt jede(r) jederzeit alles, was ihm/ihr durch den Kopf geht, sofort posten kann. Der Drang, sich zu profilieren und sich als stärker, klüger, toller darzustellen, ist dabei so ausgeprägt, dass auch dort ein "sorry, mein Fehler" oder ähnliches fast nie zu lesen ist.

    Ich glaube, dass meine Generation (Mitte der 70er) da auch anders sozialisiert worden ist als die Generation nach 1990, die gefühlt mit dem Handy und dem Laptop an/in der Wiege groß geworden ist.

    Was mir persönlich in diesem Forum sauer aufstößt, ist die Anspruchshaltung mancher neuer UserInnen in Verbindung mit der Unfähigkeit oder dem Unwillen, sich Informationen aus dem Internet selbst zusammenzutragen. Das wäre immer mein erster Schritt. Einer der jüngeren Threads hier, in dem Du geschrieben hast und auf den Du Dich hier sicherlich auch mittelbar beziehst, zeigt das sehr anschaulich. Diese Unselbstständigkeit gepaart mit dem ausgetretenen Spruch an diejenigen, die das anmahnen, dass man diese nicht als KollegInnen haben wolle, stört mich schon eine ganze Weile.

    Ich rege mich kurz darüber auf, schaffe es zunehmend öfter, meine Finger still zu halten und nichts dazu zu schreiben, und sage mir täglich, dass der Umstand, dass jemand in den unendlichen Weiten des Internets einmal Unrecht hat, dies für mich (und erst recht für die Welt) nicht den Untergang bedeuten wird.

  • Schuldig bekenne ich mich bei Punkt 4. Allerdings erinnert er mich an den alten Vorwurf an die Sophisten, der Gegensatz zwischen "besser argumentieren können" und "die besseren Argumente haben", den aufzulösen gar nicht so leicht ist.

    Da ist was dran und ich kann mich garantiert auch nicht davon freisprechen. Denn Argumentieren macht als Tätigkeit einfach Spaß :pfeifen:


    Danke für deinen Beitrag!

  • Hm, vielleicht bin ich als Lehrerin an einer BBS einen etwas "raueren Umgangston" - sowohl unter den Lehrkräften als auch in der Schülerschaft - gewohnt und empfinde den auch nicht als störend. Daher muss ich sagen, dass ich mich hier schriflich genauso äußere wie ich mich auch im "real life" mit meinen Kolleg*innen unterhalte.

    Allerdings gibt es einige User*innen, bei denen ich mich wirkich frage, ob sie auch mit ihren KuK und SuS auch so sprechen und sich verhalten, wie sie es hier tun. Das ist oftmals schon grenzwertig und daher habe ich auch so manchen auf meiner "Blockieren"-Liste.

    Ich bin übrigens auch in einigen anderen Foren angemeldet und mehr oder weniger aktiv. In den meisten von denen finde ich den Umgangston oftmals noch viel rauer, i. S. v. aggressiver und unfreundlicher und vor allem unreflektierter als hier.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Mich befremdet der teilweise raue, unfreundliche Umgangston hier auch, oft gerade gegenüber Neuen. Ich kenne so etwas von anderen Foren nicht in dem Maße. Mich wundert es insbesondere, da es sich hier um das mit Abstand größte Lehrerforum im deutschsprachigen Raum zu handeln scheint und ich so einen Umgang gerade von Lehrkräften untereinander weder erwartet hätte noch kenne (z.B. aus verschiedenen Lehrer:innenzimmern, von Fortbildungen etc.).


    Ich verstehe insbesondere nicht, warum einige einen TE, der eine Frage stellt, lieber z.B. mit einem "Google doch" anpampen statt sich einfach zurückzuhalten. Wenn mich ein Beitrag nicht interessiert oder ich keine Lust habe, eine Frage zu beantworten, dann reagiere ich halt nicht. Wozu auch?

    Man kann wohl davon ausgehen, dass heute jede:r weiß, dass es Suchmaschinen im Internet gibt und wenn jemand trotzdem seine:ihre Frage hier stellt, wird das Gründe haben.


    (Warum man vielleicht sogar besser nicht Googlen sollte, beantwortet diese empfehlenswerte Doku:

    https://www.ardmediathek.de/vi…Q3Ni9tYWRlLXRvLW1lYXN1cmU

    aber es gibt ja auch andere Suchmaschinen...)

  • Ich bin schon circa zehn Jahre hier dabei - wie man an meinen nur ca. 700 Beiträgen sieht, allerdings nicht übermäßig aktiv.


    Mich stört schon immer, dass sich hier oft jemand findet, der Sätze seziert und ohne Mehrwert irgendwelche Klugscheißereien vom Stapel lässt. Das regt mich echt auf, vor allem, wenn ich in einem Beitrag jemandem helfen wollte und dann ein User mit "Ja, aber" um die Ecke kommt.


    Das Klugscheißen könnte aber tatsächlich an der Klientel hier liegen. 😉


    Ich könnt mich auch manchmal aufregen, wenn ich vorher schon weiß, wer jetzt wieder was wie kommentieren wird und wer den Beitrag dann wieder liken wird.


    Am allerschlimmsten finde ich aber das vor ein paar Jahren eingeführte X/-Verwirrt-Reaktionsemoji, das einfach nur destruktiv auf mich wirkt.


    Ich bin trotzdem gerne hier und habe schon einiges hier gelesen und gelernt, von dem ich vorher nichts wusste.

    Darum mag ich das Lehrerforum.

  • Das Gute daran ist, man bekommt hier eigentlich immer ausreichend Antworten, wenn man was fragt. Bei 4teachers ist es mittlerweile so, dass manchmal niemand mehr antwortet und dass es eigentlich kaum was bringt, wenn man da Austausch sucht.

    Dass es in Foren auch etwas rauer zugeht, ist eigentlich meiner Beobachtung nach nicht ungewöhnlich, das gibt es beispielweise bei facebook in allen möglichen Gruppen auch.

    Die friedlichste Gruppe die ich kenne, ist eine bei facebook für den Anfangsunterricht in der Grundschule. Da konnte ich schon viel profitieren, bzw. ist der Umgangston sehr freundlich und hilfsbereit.

  • Ich mag's hier und wenn ich eine Pause brauche, dann melde ich mich kurz ab, bis ich wieder Sehnsucht bekomme.

    Ich lerne einiges, auch zu ignorieren ;) und finde eigentlich alle recht freundlich.

    Wenn mir jemand blöd kommt, bleibe ich sachlich und freundlich und dann kam noch nie etwas Blödes nach.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich finde auch, dass der Ton rauer geworden ist. Das gilt sowohl für die Antworten, die Verbissenheit mancher Diskussionen, als auch die Anzahl an provokanten Threadthemen/Threadeinstiegsposts.


    Ich beobachte an mir selbst, dass mich die Diskussionskultur manchmal auch entsprechend triggert und es nicht immer gelingt entsprechendes zu ignorieren. Das macht die Situation natürlich nicht besser, sondern führt zu einer sich selbst erhaltenden Abwärtsspirale. ;(


    Ähnlich wie Susi finde ich auch den 1f612@2x.png Smiley problematisch. Er wird meiner Meinung nach mangels Alternative oft als Ablehnungssmiley benutzt.

    Ich würde mir inzwischen Wünschen, dass es stattdessen einen Reaktionszeichen mit einem Fragezeichen und ein Ablehnungssymbol gäbe.

    Vielleicht würden sich dann die Ablehnungsposts und die oft leicht aggressiven Nachfragen und Antworten zum "Verwirrt-Smiley" erübrigen oder zumindest reduzieren.

  • Was ich übrigens schwierig finde, mangels guter Alternative aber auch mache, ist das Teilzitieren.

    Die Gefahr ist immer, dass es so wirkt, als würde man einen Post zerpflücken.

    Auf der anderen Seite hat man bei der sich oft rasch entwickelnden Diskussion, sonst oft Schwierigkeiten auf einen Aspekt zu antworten, weil wieder bereits 5 neue Posts dazwischen liegen.

    Manchmal wünsche ich mir da so eine Threadansicht her, sodass Antworten auf einen speziellen Post direkt unter diesen sortiert werden.

  • Ich habe auch den Eindruck, dass der Ton rauer geworden ist.

    Als ich mal eine Anfrage gestellt habe, wurde ich erstmal auf Rechtschreibfehler aufmerksam gemacht. Das passiert hier auch irgendwie häufiger.


    Die Argumentationskette kommt mir dann so vor: Argument - Argument - Beleidigung - Kritik an der Rechtschreibung des anderen


    Aber vielleicht empfinde nur ich das so.


    Im Moment habe ich ein Anliegen, wobei ich eigentlich einen guten Rat brauche. Ich traue mich aber nicht das zu schreiben. Daher werde ich evtl. den oder die andere hier mal PN anschreiben.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

Werbung