Tarifrunde eingeläutet

  • Das hat er seit Jahrzehnten nicht getan. Arbeitsschutz/Gesundheitsschutz gab es im Bereich Schule noch nie seitdem ich Lehrer bin. Darum muss man sich selber kümmern und zwar konsequent!

    Das stimmt schlicht nicht. Für NDS lässt sich das entsprechende Arbeits- und Gesundheitsschutzkonzept u.a. hier nachlesen: https://www.mk.niedersachsen.d…tudienseminaren-5960.html


    PS: Bevor der Einwand kommt, ein Konzept sei ja noch keine Praxisumsetzung, sei mir bereits vorab die Erwiderung gestattet, dass konkrete Punkte aus diesem Konzept wie z.B. Gefährdungsbeurteilungen und daraus abgeleitete Maßnahmen hier regelmäßig vorgenommen werden.

  • Wenn ich die Antworten auf meinen Betrag lese, dann könnte man meinen, dass die voraussetzungslose Teilzeit ganz abgeschafft werden könnte, weil ja selbst Lehrer größtenteils der Meinung sind, dass die Gesundheit bei voller Stelle nicht mehr gefährdet ist als bei jedem anderen Job.

    Schön, dass es euch allen so gut geht.

    Was genau ist denn an einem Lehrerjob so gesundheitsschädlich? Ich wiederhole gern mein Mantra: Arbeitszeit tracken, Pareto-Prinzip anwenden, effektives Zeitmanagement anwenden, Prioritäten setzen, konsequent Feierabend machen, wenn Zeit erreicht und/oder Akku leer, Wochenenden frei nehmen

    Und und und..


    Ich sehe da wirklich viele Berufsgruppen, die weitaus mehr gefährdet sind, durch Arbeit krank zu werden.


    Mein Mann jedenfalls, telefoniert in jedem Urlaub ständig beruflich. Der grenzt sich nicht ab und ist sehr viel mehr burnout-gefährdet als ich. Ich hab immerhin eine 5-6 Woche Auszeit im Sommer und alle 6-10 Wochen wieder eine kurze Auszeit.

    Von den ganzen Leuten mit körperlicher Arbeit spreche ich jetzt mal gar nicht.

  • Was genau ist denn an einem Lehrerjob so gesundheitsschädlich? Ich wiederhole gern mein Mantra: Arbeitszeit tracken, Pareto-Prinzip anwenden, effektives Zeitmanagement anwenden, Prioritäten setzen, konsequent Feierabend machen, wenn Zeit erreicht und/oder Akku leer, Wochenenden frei nehmen

    Und und und..

    Ich mache mir damit jetzt wieder keine Freunde in diesem Forum, aber ich glaube, dass die Kolleg(vor allem -innen) gefährdeter sind, je jünger die Schüler.


    Ich finde es müsste viel mehr verpflichtende Coachings geben, in denen erfahrene Lehrerkollegen Hilfestellungen geben zum schnellen und effektiven Korrigieren, zur schnellen Unterrichtsplanung etc. Ich habe das Gefühl, dass sich da viele maßlos in Kleinigkeiten verlieren.

  • Ich kenne mehrere Kollegen, die ihre Gesundheit durch den Wechsel vom Gymnasium zum BK gerettet haben. Ein ganz wichtiger Faktor dabei: kaum Kontakt mehr zu Eltern. Auch: weniger und kürzere Korrekturen. Weniger diskussionsfreudige Kollegen.

  • Also erstmal glaube ich, dass die Klassengröße nur ein indirektes Kriterium ist. Vieles hängt davon ab, was ich für Schüler habe. Ich habe schon kleine aber sehr laute und anstrengende Klassen genauso wie großen Klassen mit super Arbeitsverhalten erlebt.


    Grundsätzlich entstehen viele Probleme auch durch die Lehrkraft. Viele meinen sich aufopfern zu müssen. Genauso sind viele Lehrkräfte nur begrenzt bereit, Arbeit liegen zu lassen oder oberflächlich zu erledigen. Wenn man gemeinsam agieren würde, könnte man viel besser gegen zu hohe Arbeitsbelastung etc. vorgehen. Aber wir merken doch schon bei den Tarifverhandlungen wie viele Kollegen regelmäßig selbst mit den schlechtesten Abschlüssen zufrieden sind. Für mich ist das Problem weder die Gesetzeslage noch die Länder. Wir als Lehrkräfte müssten unsere Interessen viel besser durchsetzen und nicht immer zu allem Ja sagen.

  • Ich habe in meinem Berufsleben mehrere Prozesse unter der Überschrift "Lehrergesundheit" erlebt, keiner davon hat meine Gesundheit oder mein Belastungsgefühl verbessert, im Gegenteil, vorher war ich belastet, hinterher war ich belastet und genervt.


    Mein Belastungsgefühl kann ich aber inzwischen selber ganz gut steuern, vor allem durch zeitliche Strukturierung von Aufgaben und das Ziehen von Grenzen.

  • Ich habe Kolleginnen, die korrigieren 6-8 Stunden an einer Klausur herum. Ich meine nicht ein Satz Klausuren, nein eine einzelne Klausur. Die dann mit 5 bewertet wird.


    Das ist krank.

    Sowas habe ich bisher nur bei Kollegen erlebt, die maximal zwei Korrekturgruppen haben. Mit 6-7 Korrekturgruppen ist das schlicht und einfach nicht möglich, weil der Tag keine 64 Stunden hat. 6-7 Korrekturgruppen am Gymnasium bedeuten gut 40 Stapel im Jahr….

  • Das fängt schon beim Erstellen der Arbeit an. Ich kann eine Klausur so oder so konzipieren. Bestimmte Aufgabenformate, die besonders korrekturintensiv sind, lasse ich eher weg.

  • Ein ganz wichtiger Faktor dabei: kaum Kontakt mehr zu Eltern. Auch: weniger und kürzere Korrekturen. Weniger diskussionsfreudige Kollegen.

    Ja, das macht die Arbeit an einer Berufsschule sehr angenehm - in meinem Fall zusätzlich die Tatsache, dass ich es nur mit Volljährigen zu tun habe ;)

  • Ich würde auch die fehlende Aufsichtspflicht als großen Vorteil nennen. Wer meint völlig quer zu treiben, den setze ich vor die Tür. Es kam bisher in 6 Jahren WBK nur einmal vor, aber es entlastet mich zu wissen, dass diese Option besteht.


    Ich finde es erschütternd wie wenig Handhabe die Kollegen in der Sek 1 haben.

  • Meinst du in der DRV oder Pensionen? Bei beidem trifft das ja zu.

    Keine Ahnung, was DRV ist. Wenn ich jetzt lese, dass ich mehr Rente schrieb, finde ich das auch übertrieben, aber irgendwie mehr Anerkennung der "Kinderjahre" wäre schon hübsch. Double income - no kids: Auf Eltern trifft das double income wohl nie zu, nicht mal als Rentner. Wenn die kids schon lange groß sind, frisst die Teilzeit, die man lange hatte, einiges von der Rente weg. Ich spreche da auch von Arbeitnehmerinnen, die keine Beamte sind und nicht nur von Lehrern, denen es da immer noch besser geht.

    Ich weiß, dass das alles ein ganz eigenes Thema ist und als junger Mensch, denkt man dabei eigentlich nicht ans Geld. Vielleicht zum Glück.

  • Ich weiß, dass das alles ein ganz eigenes Thema ist und als junger Mensch, denkt man dabei eigentlich nicht ans Geld. Vielleicht zum Glück.

    Du meinst "Junge Menschen, die nicht nachdenken, denken nicht ans Geld".


    Ich beobachte wohl eher das Gegenteil, man schaut definitiv aufs Geld und auch die finanzielle Bildung ist deutlich gestiegen.

  • Ich kenne mehrere Kollegen, die ihre Gesundheit durch den Wechsel vom Gymnasium zum BK gerettet haben. Ein ganz wichtiger Faktor dabei: kaum Kontakt mehr zu Eltern. Auch: weniger und kürzere Korrekturen. Weniger diskussionsfreudige Kollegen.

    Ich würde mich nicht dazu zählen, dafür fehlt mir auch die Berufserfahrung. Ich habe vor dem Referendariat an einem Gymnasium Vertretungsunterricht gegeben, dann mein Referendariat am Gymnasium gemacht, aber nie Vollzeit an der Schulform unterrichtet. Und jetzt bin ich mit halbem Deputat an einem Berufskolleg. Da fehlt mir einfach der langjährige Vergleich. Aber mir scheint es schon so, dass sowohl meine Vorbereitungszeit leicht geringer ausfällt und viel vom Grundrauschen wegfällt, das einen so durch den Arbeitsalltag begleitet. Elterngespräch hier, Fachkonferenz dort, Ausflug in irgendein Römerdorf, ... Und was wirklich einen Unterschied macht: ich kann 25 Deutscharbeiten an einem Abend korrigieren.

  • Interessant. Bei uns in BW ist das berufliche Schulwesen eher mit mehr Korrekturen verbunden (viel Sek 2). Aber abgesehen davon bin ich auch froh darüber, nur mit älteren SuS zu arbeiten. Vertretungen habe ich gar keine, gibt es bei uns nicht. Die Korrekturen sind zwar anstrengend, aber innerhalb der bezahlten Arbeitszeit machbar bzw. ich war bisher immer drunter und musste noch nie Überstunden machen.

  • Interessant. Bei uns in BW ist das berufliche Schulwesen eher mit mehr Korrekturen verbunden (viel Sek 2). Aber abgesehen davon bin ich auch froh darüber, nur mit älteren SuS zu arbeiten. Vertretungen habe ich gar keine, gibt es bei uns nicht. Die Korrekturen sind zwar anstrengend, aber innerhalb der bezahlten Arbeitszeit machbar bzw. ich war bisher immer drunter und musste noch nie Überstunden machen.

    Ja, das glaube ich auch sofort. Ich bin allerdings nur in der Berufsvorbereitung eingesetzt, da sind Deutscharbeiten schon etwas anderes als am (beruflichen) Gymnasium.

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