Lohnt sich Anstrengung als verbeamteter Lehrer?

  • Mal eine Frage, die du nicht beantworten musst, aber natürlich kannst, wenn es dir nicht zu privat ist: Wäre denn der Kinderbonus für dich als Lehrerin in NRW Anreiz, über ein viertes Kind nachzudenken, @NRW-Lehrerin ?

  • Ich hab 3 Kinder und die reichen mir.

    Geld ist / war kein Anreiz für die Menge an Kindern.


    Wir hatten tatsächlich mal über ein 4. Kind nachgedacht ( vor all den Erhöhungen) und uns dagegen entschieden...

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    Ich find's auch mehr als bizzar. Auf die Idee, man müsste vom Arbeitgeber für mehr Kinder und den Wohnort "entschädigt" werden, können wahrscheinlich wirklich nur Lehrer kommen. Das Geld gibt's primär für erbrachte Leistung und nicht fürs einfach nur Dasein

    Das magst du so sehen. Bei Beamten in Deutschland gilt aber das Prinzip der "angemessenen Alimentation", welches Seph oben schon beschrieb.

    Wobei es dabei auch nicht ums "einfach nur Dasein" geht, wie du schreibst.

  • Geld ist / war kein Anreiz für die Menge an Kindern.

    Ich denke, das dürfte, abgesehen von den 0,1% Superreichen, auch bei den Wenigsten der Fall sein.

    Wo ich mir jedoch nicht ganz sicher bin, ist ob bei manchen Geringverdienern nicht eher das Gegenteil der Fall ist, sprich Geld eher ein Hindernis darstellt, ein zweites oder ein drittes Kind trotz entsprechendem Wunsch zu bekommen.

    • Offizieller Beitrag

    Mal eine Frage, die du nicht beantworten musst, aber natürlich kannst, wenn es dir nicht zu privat ist: Wäre denn der Kinderbonus für dich als Lehrerin in NRW Anreiz, über ein viertes Kind nachzudenken, @NRW-Lehrerin ?

    Ich fühle mich als dreifacher Vater mal indirekt mitangesprochen. Die Frage mag es nicht sein, aber eine positive Antwort darauf fände ich ethisch mehr als grenzwertig. Einmal abgesehen davon war meiner Erfahrung nach das dritte Kind am "einschneidendsten", weil die Eltern-Kind-Relation kippte und man nicht mehr pro Kind quasi eine/n AnsprechpartnerIn hatte. Ich persönlich hätte, wenn meine Frau und ich jünger gewesen wären, ggf, noch über ein viertes Kind nachgedacht. Allerdings hätten wir spätestens dann umziehen müssen und hätten in der Phase, wo die Immobilienpreise hochgingen, eine neue Bleibe suchen müssen. Das an sich wäre ja noch OK gewesen, aber die finanzielle Belastung wäre dann aus meiner Sicht grenzwertig geworden, weil man dann nicht mehr nur im Haus sondern für das Haus gelebt hätte.

  • Die Frage mag es nicht sein, aber eine positive Antwort darauf fände ich ethisch mehr als grenzwertig. [...] Allerdings hätten wir spätestens dann umziehen müssen und hätten in der Phase, wo die Immobilienpreise hochgingen, eine neue Bleibe suchen müssen.

    Aber das unzulängliche Haus als Hindernis zu sehen, keines zu bekommen, ist das aus moralischer Perspektive so groß anders als die Beamtenwurfprämie...äh Entschuldigung als den Familienzuschlag als positiven Anreiz zu betrachten?

    Ich persönlich würde mich nicht allein aufgrund des Zuschlages für ein drittes Kind entscheiden, doch wenn ich sowieso mit dem Gedanken spielte, könnte dies ohne Weiteres den Ausschlag geben. Ich denke so ginge es den meisten, wir schauen doch immer auch, ob wir uns Nachwuchs leisten können.

  • Danke für deinen Bericht! Gerade weil bei Bekanntgabe des Familienbonuses in NRW manche User den Verdacht äußerten, es könnten sich manche Eltern an dem Bonus bereichern, finde ich es gut und wichtig, immer auch darauf hinzuweisen, welche Kosten Kinder verursachen, und zwar nicht, um dann Kollegen, die noch in der Familienplanungsphase sind, abzuschrecken, sondern eher das Bewusstsein zu schärfen, dass die angemessene Alimentation, die Frosch immer wieder anspricht, dies auch berücksichtigen muss (und eigentlich auch über die verbeamteten Lehrer in NRW hinausgehend sollte).

  • Danke für deinen Bericht! Gerade weil bei Bekanntgabe des Familienbonuses in NRW manche User den Verdacht äußerten, es könnten sich manche Eltern an dem Bonus bereichern, finde ich es gut und wichtig, immer auch darauf hinzuweisen, welche Kosten Kinder verursachen, und zwar nicht, um dann Kollegen, die noch in der Familienplanungsphase sind, abzuschrecken, sondern eher das Bewusstsein zu schärfen, dass die angemessene Alimentation, die Frosch immer wieder anspricht, dies auch berücksichtigen muss (und eigentlich auch über die verbeamteten Lehrer in NRW hinausgehend sollte).

    Die Alimentation entzündet teilweise die Gemüter, doch wir nutzen uns hier letzten Endes in Detailscharmützeln ab. Die große Frage, die dem zugrunde liegt ist natrürlich immer, ob das Beamtensystem überhaupt zeitgemäß ist. Ich denke die Spaltung der Gesellschaft in zwei unterschiedliche Systeme (Angestellte/Selbstände und Beamte) ist sozialer Zündstoff. Wir müssen im selben Boot sitzen. Genau das war doch auch die Diskussion bei "A13 für alle".

  • Ich denke so ginge es den meisten, wir schauen doch immer auch, ob wir uns Nachwuchs leisten können.

    Vielleicht ist das Geld im Lehrerberuf ein weniger großer Faktor bei der Familienplanung als in anderen Berufen. Ich habe ja durchaus mehrfach hier schon bei Leuten im Alter, in dem Kinderbekommen durchaus ein Thema sein könnte, gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, motiviert durch die Prämie noch ein weiteres Kind zu bekommen. Bisher war das bei keinem User der Fall. Ich meine, einer berichtete mal von einem Kollegen, der bereits mit dem zugehörigen Partner (m/w/d) darüber nachdachte und der Bonus war dann ein Pro-Argument mehr, aber das war es auch schon.

  • Wer überlegt denn zuerst, ob er ein weiteres Kind finanzieren kann, und erst danach, ob er es sich wünscht? Im Normalfall gibt es zuerst den Kinderwunsch und dann folgen aufgrund des Wunsches finanzielle Überlegungen. Und in der Rechnung wird dann sicher auch ein Familienzuschlag berücksichtigt. Er ist ja jetzt ein Bezügebestandteil.

    Alle diejenigen, die sich vor ein paar Monaten aus finanziellen Gründen bewusst gegen ein Kind entschieden haben, rechnen vielleicht neu, aber warum sollte jemand rechnen, der kein oder kein weiteres Kind haben möchte, weil er mit seiner Familiensituation zufrieden ist?

  • Bei Beamten in Deutschland gilt aber das Prinzip der "angemessenen Alimentation", welches Seph oben schon beschrieb.

    Genau. Und den zweiten Teil, den mit dem "vollen Einsatz für den Dienstherren", den hast du jetzt eben weggelassen. Ein Schelm ... usw. "Angemessen" impliziert, dass du erst mal was dafür tun musst um alimentiert zu werden. Ich hab drei Kinder und wohne in München fällt halt nicht unter "hab was getan". Die Argumentation ist daher ziemlich bizarr.

  • Ich find's auch mehr als bizzar. Auf die Idee, man müsste vom Arbeitgeber für mehr Kinder und den Wohnort "entschädigt" werden, können wahrscheinlich wirklich nur Lehrer kommen. Das Geld gibt's primär für erbrachte Leistung und nicht fürs einfach nur Dasein.

    Diese Idee fände ich auch bizarr, und ich glaube, niemand würde das vom Arbeitgeber fordern.

    Als Beamter hat man aber keinen Arbeitgeber, sondern einen Dienstherrn, und das ist etwas grundlegend anderes.

    • Offizieller Beitrag

    Es wäre vermutlich weniger bizarr, wenn es alle Berufe gleichermaßen beträfe und nicht nur verbeamtete Lehrer in NRW. Naja, so kann man ja einfach mal eine Feldstudie machen, ob es einen Einfluss auf die Geburtenrate hat im Vergleich zu anderen Bundesländern. Wenn ja, wäre es durchaus eine Möglichkeit, langfristig die demographische Entwicklung zu steuern...

    Die Feldstudie, die mich mehr interessiert (und wo ich zugegeben mehr Materie sehe):
    Einfluss auf den Wohnort, Einfluss auf eine Konzentration von Beamten in bestimmten Städten, Verlust der Attraktivität für die Randstädte (ich spreche nicht vom Grüngürtel sondern von den pendelbaren Orten, wo es jetzt noch unattraktiver ist, zu ziehen, da man an Mietzuschlag quasi einen Teil des Kinderzimmers bzw. die Fahrtkosten zurückbekommt.

    • Offizieller Beitrag

    Antimon, hier aber noch einmal für dich, was man unter "Amtsangemessene Alimentation" versteht:

    Die amtsangemessene Alimentation gehört zum Kernbereich der hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums nach Artikel 33 Absatz 5 GG.

    Das Alimentationsprinzip verpflichtet den Dienstherrn, den Beamten und seine Familie lebenslang angemessen zu alimentieren und ihm nach seinem Dienstrang, nach der mit seinem Amt verbundenen Verantwortung und nach Maßgabe der Bedeutung des Berufsbeamtentums für die Allgemeinheit entsprechend der Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse und des allgemeinen Lebensstandards einen angemessenen Unterhalt zu gewähren.

    Der Beamte muss über ein Nettoeinkommen verfügen, das seine rechtliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit gewährleistet und ihm über die Grundbedürfnisse der Lebenshaltung hinaus im Hinblick auf den allgemeinen Lebensstandard und die allgemeinen Verbrauchs- und Lebensgewohnheiten einen im Ergebnis amtsangemessen Lebenskomfort ermöglicht. Dabei ist die allgemeine wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung zu beachten.

    Also:

    Als Beamter übernimmst du Aufgaben für den Staat und der Staat sichert dir im Gegenzug ein angemessenes Leben / einen angemessenen Lebensstandard zu. Es geht da also nicht um explizite "Messbare Leistung", die sich 1:1 finanziell umsetzen lässt. Sondern um ein "Du arbeitest für mich und ich sorge dafür, dass du vernünftig leben kannst."

    Da ist es irgendwie naheliegend, dass der Staat natürlich nicht sagen kann, dass ein Beamter mit Kindern einen anderen Lebensstandard finanziert bekommt wie ein Beamter ohne Kinder. Eine Familie braucht also mehr Geld. Daher diese Regelung.


    Dass man generell über den Beamtenstatus diskutieren kann, dass angestellte Lehrer das doof finden oder dass Lehrer mit Kindern aus BW traurig auf NRW blicken ... kann ich verstehen.

    Aber innerhalb des Konstruktes der "amtsangemessenen Alimentation" ist das absolut nachvollziehbar, wie es ist.

  • Ist gut. Ich kann dir aus dem Personalrecht des Kantons Baselland auch genau das rauszitieren, was mir gerade passt und es so hininterpretieren, wie's mir gerade passt. Ich kenne natürlich genug deutsche Beamte persönlich, als dass mir diese Mentalität hinreichend bekannt ist. Das Konzept "Kindergeld" gibt's auch in jedem Angestelltenverhältnis, das kennen wir sogar in der Schweiz. Das bedeutet natürlich nicht, dass eine Familie mit 3 Kindern einen höheren Lebensstandard haben muss, als ein kinderloses Paar. Und genau darum geht's, wenn wir hier plötzlich über eine Flugreise nach Malle mit Aufenthalt im Hotel inkl. Vollpension diskutieren.

    • Offizieller Beitrag

    In Bezug auf ein kinderloses Beamten-Paar: Nicht einen höheren ... aber einen vergleichbaren. Wie es oben steht: der Staat sorgt für seine Beamten und seine Familie.


    Kannst du doof oder lächerlich finden, im Beamtenrecht ist es aber so. Dafür muss ich nicht das zitieren, was mir gerade passt, sondern ich zitiere einfach, was da steht.

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