Arbeitsalltag einer Grundschullehrkraft

  • Hallo zusammen! :) ich bin aktuell Grundschullehramtstudentin im 4. Semester und freue mich schon auf die Praxis! Allerdings höre ich oft negative Aspekte des Berufs, die einen schon mal verunsichern können, auch wenn es nach meinen bisherigen Erfahrungen mein absoluter Traumberuf ist. Wie seht ihr das?

    Außerdem würde mich sehr gerne interessieren, wie so der Arbeitsalltag einer Grundschullehrerin ungefähr aussehen könnte, also inklusive Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen, etc.

    Wann könnt ihr am Ende des Tages abschalten und wie geht es euch dabei?

    Würdet ihr den Job im Nachhinein wieder machen? Und wie schaut es mit der Work-Life-Balance aus?

    Ich freue mich über eure Antworten!

    Gruß :)

  • Es passt nicht ganz zu deinen Fragen, siehe es deshalb eher als Warnung an ;) Halte dich u.a. von dem Bundesland Baden-Wü fern, sie besolden die Grundschullehrkräfte weiterhin nach A12 und haben nach Frau Schopper auch nicht vor, dies zu ändern. Dies sehe ich als absolute Frechheit an: genau die Kolleginnen und Kollegen, die am meisten Wochenstunden erteilen müssen, erhalten auch noch die geringste Besoldung - in absolut heterogenen Lerngruppen.

  • Du hast zwar recht damit, dass es eine Sauerei ist, dass BW bei A12 bleiben will im Primarbereich, allerdings sind die Bezüge in BW höher als in den meisten angrenzenden Bundesländern (ausgenommen Bayern), so dass man als Grundschullehrkraft in BW mit A12 durchaus den Vergleich nicht scheuen muss mit SEK.I- Lehrkräften in RLP beispielsweise. A13 ist nämlich bundesweit unterschiedlich viel wert. Das sollte man durchaus mitbedenken, ehe man vorschnell BW ausschließt, welches sich zwar in diesem Haushalt A13 für alle nicht leisten möchte, im nächsten Haushalt könnte das Blatt sich aber bereits wenden, wenn der Druck weiter steigt und möglicherweise die bayrische Abwerbekampagne etwas Wirkung entfaltet.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Halte dich u.a. von dem Bundesland Baden-Wü fern, sie besolden die Grundschullehrkräfte weiterhin nach A12 und haben nach Frau Schopper auch nicht vor, dies zu ändern.

    Wobei das baden-württembergische A12 wohl monetär dem A13 manch anderer Länder entspräche.

    Klar müsste man dann wieder die Lebenshaltungskosten gegenrechnen, aber die sind ja auch unterschiedlich im Ländle.


    Edit: Oh, sehe gerade, dass CDL das auch bereits sinngemäß geschrieben hat.


    Was vllt. für manche - für mich nicht - für BW spräche, wäre die kürzere Studiendauer als anderswo (8 Semester Regelstudienzeit). Wobei die TE ja bereits im Studium ist, also überflüssiges Argument, egal ob man es positiv oder negativ auslegt.


    Deputat für GS-Lehrkräfte dürfte überall bei ca. 28 h (ggf. 27?) liegen.


    Aber das betrifft ja alles nicht die Frage der TE.

  • genau die Kolleginnen und Kollegen, die am meisten Wochenstunden erteilen müssen, erhalten auch noch die geringste Besoldung

    Das stimmt zwar, betrifft aber nicht die Grundschullehrer, sondern die Fachlehrer Sonderpädagogik (also nichtwissenschaftlichen sonderpäd. Lehrkräfte): 31 Deputatsstunden bei früher A9, jetzt wohl A10.

  • Ist es denn so wichtig, ob man A12, A13 oder A14 bekommt? Entscheidender ist doch die Besoldung, die dahintersteckt, sprich der finanzielle Gegenwert - weniger die Zuordnung zu einer konkreten Besoldungsgruppe...

  • Ich bin Grundschullehrerin und kann dir den Beruf sehr empfehlen. Mein Arbeitsalltag sieht so aus:

    8:00 Uhr ankommen

    8:15-13:00 Fachunterricht

    13:00-14:00 Uhr Teambesprechungen und/oder Vorbereitungen in der Schule, 1x pro Woche bis 15:10 Ganztag

    ca. 15:00-17:00 Uhr vorbereiten, korrigieren, Mails beantworten, Bestellungen tätigen, telefonieren - alles im Home Office im eigenen Tempo (entspannt! Man kann nebenbei die Waschmaschine anstellen oder einen Kaffee mit der Nachbarin einschieben.)

    17:00 Uhr Feierabend

    Am Wochenende arbeite ich selten. Für Eltern bin ich telefonisch zu Hause nicht erreichbar. Ab 17:00 Uhr checke ich keine Mails mehr.

    1x im Monat haben wir eine Dienstbesprechung oder Gesamtkonferenz oder Fachkonferenz o. ä.


    Als meine Kinder kleiner waren, war mein Tagesablauf anders, da musste ich häufiger abends ran, habe dafür nachmittags nicht gearbeitet. Muss jetzt nicht sein, Kinder sind groß.


    Wer gut organisiert ist, effizient arbeitet, Bock auf die Arbeit und eine gute Resilienz hat, für den ist der Lehrerberuf ein toller Beruf. Das Geld stimmt (in Nds. mit A13 bald erst recht), die unterrichtsfreie Zeit möchte ich auch nicht missen. Meine Work-Life-Balance ist extrem gut. Also, go for it!

  • Wow, ich danke für die ausführliche Antwort! :) Das klingt auf jeden Fall sehr motivierend und es ist auch schön zwischendurch so positive Erfahrungen zu hören!

    Ich wünsche dir noch einen schönen Abend :)

  • Bei uns sind die Gs-Lehrkräfte i.d.R. ab 7.15/30 da, denn ab 7.45 beginnt die "Vorviertelstunde", in der man in Bayern Aufsicht über die eigene Klasse hat. Edit: Wenn der U um 8 anfängt, also einfach die 15 min vor Ubeginn.

    Fand ich (Förderschule) extrem früh die ersten Jahre und auch jetzt fände ich so halb neun mit Käffchen anfangen immer noch chilliger.

    Ab 7.45 Uhr beprasseln dich dann Fragen, Erzählungen, Wünsche, Forderungen.

    Ich finde es relativ anstrengend, den ganzen Vormittag nicht eine ruhige Minute zu haben (GS, ist das da besser? I guess, not). Dafür kann man sich nachmittags die Zeit meistens schön selbst einteilen, das ist herrlich.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • 13:00-14:00 Uhr Teambesprechungen und/oder Vorbereitungen in der Schule, 1x pro Woche bis 15:10 Ganztag

    ca. 15:00-17:00 Uhr vorbereiten, korrigieren, Mails beantworten, Bestellungen tätigen, telefonieren - alles im Home Office im

    Dir reichen 60 min zum Heimkommen, Kochen (?), Essen und mal Ausruhen? Das schaff ich eigentlich nie.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich arbeite als stellvertretende Schulleiterin an einer Grundschule mit ca. 150 Schülern, kein Ganztag, in Teilzeit (24 Std.)

    Meine üblichen Tätigkeiten (zur Zeit - als die Kinder klein waren, hatte ich viel mehr Teilzeit und weniger zusätzliche Aufgaben)

    7.15: Ankunft an der Schule, kopieren, Absprachen mit Kollegen, Vertretungsplan, ...

    7.45: Aufsichtspflicht im Klassenzimmer (Vorviertelstunde)

    8.00 - (meist) 12.15: Unterricht (v. a. in der eigenen Klasse)

    pro Woche zweimal Pausenaufsicht (je 20 Min.)

    dazu kommen manchmal noch Vertretungen (im Schnitt etwa 3 pro Monat, je nach Krankenstand)

    danach je nach Lust und weiterer Termine Korrektur oder Vorbereitung in der Schule, Arbeiten für die Schulleitung (meist ca. 1 Stunde)

    Zu Hause mache ich während der Woche nachmittags nicht so viel - meist ca. 1-2 Stunden oder auch mal gar nichts, mal gleich nach dem Mittagessen oder eben auch erst am späten Nachmittag, je nachdem was privat so ansteht. Dafür arbeite ich am Wochenende an einem der beiden Tag meist ca. 6 Stunden für die Schule. Das Schöne ist, dass man sich diese Arbeit sehr flexibel einteilen kann und Pause machen kann, kann wann will.

    Dazu kommen (was mir jetzt spontan so einfällt, da fehlt bestimmt noch was):

    - wöchentliche Elternsprechstunde (45 Min.), wenn niemand angemeldet ist, korrigiere ich in dieser Zeit oder bereite Unterricht vor

    - wöchentliche Besprechung mit der Rektorin (30-45 Min.)

    - wöchentliche Besprechungsstunde mit Lehramtsanwärterin (bin Betreunngslehrerin)

    - ca. alle 6 Wochen eine Lehrerkonferenz (ca. 2-3 Stunden)

    - 1 Elternabend zu Beginn des Schuljahres (ca. 1,5 Stunden)

    - 2 Elternsprechtage pro Schuljahr (je 3-3,5 Stunden)

    - 2 Elternabende für Schulanfänger-Eltern (je ca. 1 Stunde)

    - 1x jährlich Schuleinschreibung (ca. 3 Stunden)

    - Fortbildungen (je nach Interesse und Angebot im Durchschnitt alle 2-3 Monate eine, Dauer meist 2 Stunden)

    - weitere dienstliche Termine wie Schulleiterdienstkonferenz, Termine im Zusammenhang mit meinen anderen schulinternen Aufgaben (z. B. Kooperation Kiga-GS, Sicherheitsbeauftragte, ...), Besprechung mit MSD, JaS, Förderlehrerin oder Beratungslehrerin (je nach Bedarf)


    Abschalten von der Arbeit kann ich eigentlich ganz gut, in den Ferien mach ich auch grundsätzlich eine bestimmte Zeit komplett gar nichts für die Schule. Abends arbeite ich nur in absoluten Ausnahmefällen, da bin ich meist nicht mehr zu viel zu gebrauchen.

  • Eine Ergänzung: Am Ende hängt alles an der Schule, an der du arbeitest. Das kann eine Schule mit 50% späteren Gymnasiasten sein oder eine, wo die Kinder eher im Hauptschul- und Realschulniveau unterwegs sind. Eine, wo die Eltern erreichbar sind oder eine, wo die Eltern dich ignorieren. Usw. usw.


    Das Arbeiten kann in beiden Fällen schön sein. Wichtig ist, dass die Schulleitung hinter einem steht und das Kollegium an einem Strang zieht.


    Meine Tage sahen diese Woche so aus: Mo. bis Fr. 7:15 bis 13 Uhr oder 14 Uhr in der Schule, dann Feierabend.


    Nächste Woche: Genauso, aber im Anschluss …

    Mo. erster Abendtermin 17-17:30 Uhr, zweiter Abendtermin 18:30 bis 20 Uhr

    Di. Nachmittagstermin 14 bis 16 Uhr

    Mi. Nachmittagstermin 13:30 bis 16 Uhr

    Do. Nachmittagstermin 14 bis 14:30 Uhr.


    In der Woche darauf sind dann wieder keine Nachmittagstermine, dafür steht dann wieder Unterrichtsvorbereitung an. Bis jetzt kann ich mich da auf ein, zwei Tagen ausruhen, die wir während der Ferien in die Vorbereitung gesteckt haben. Arbeiten gibts auch bald wieder zu korrigieren. Usw.

  • Wow, bei mir ist das nicht so entspannt. Auch habe ich 2 wöchentliche Teamsitzungen/ also eine und noch Dienstbesprechung abwechselnd. Brauche auch länger zum Vorbereiten und vor allem zum Korrigieren. Müsst ihr keine Hefte durchschauen und Arbeiten korrigieren?

    Wie kann man nach Hause kommen und Feierabend haben? Auch keine Elternkontakte nachmittags? Kein Teams oder so?

  • Wow, bei mir ist das nicht so entspannt. Auch habe ich 2 wöchentliche Teamsitzungen/ also eine und noch Dienstbesprechung abwechselnd. Brauche auch länger zum Vorbereiten und vor allem zum Korrigieren. Müsst ihr keine Hefte durchschauen und Arbeiten korrigieren?

    Wie kann man nach Hause kommen und Feierabend haben? Auch keine Elternkontakte nachmittags? Kein Teams oder so?

    Ich habe in den Ferien 1 1/2 Tage Sachen durchgesehen und 1 1/2 Tage vorbereitet. Das sind ja 25 Stunden Arbeit und das ohne hundert Unterbrechungen wie im Schulalltag. Davon profitiere ich jetzt erstmal. Das sieht aber natürlich irgendwann wieder anders aus.


    Wo ich wirklich im Vergleich zu Kolleginnen Zeit spare, das sind 1:1 Elternkontakte. Bei mir ist alles sehr klar und transparent und ich informiere relativ viel proaktiv. Das mache ich in E-Mails, die an alle Eltern gehen. Da bleibt kaum Bedarf an Rückfragen. Und die Eltern wissen, wann und wozu sie sich mich ansprechen können (im Bedarfsfall kann man mich kurzfristig sprechen und ich nehme mir dann auch viel Zeit) und wann und zu welchen Themen sie es auch bleiben lassen können.

  • Die GS-Lehrkraft meines Kindes korrigiert JEDE Hausaufgabe. So ca. jeden 2. Tag wird alles angeschaut, angestrichen und mit einem kleinen post-it zur Verbesserung zurückgegeben.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Hmm? Die Sachen, die ich in den Ferien korrigiert habe, sind aus der letzten Woche vor den Ferien. Hausaufgaben vergleichen wir gemeinsam. Bei schriftlichen Aufgaben in Mathe und Deutsch, die in der Schule bearbeitet werden, begleite ich die Kinder eher, als das ich im Nachhinein die fertigen Aufgaben kontrolliere. Dann gibt es ja noch Möglichkeiten zur Selbstkontrolle und gegenseitigen Kontrolle.


    Den Anspruch, jede schriftlich bearbeitete Aufgabe von jedem Kind selbst zu korrigieren, habe ich nicht, falls das bei dir so ist.

  • Die GS-Lehrkraft meines Kindes korrigiert JEDE Hausaufgabe. So ca. jeden 2. Tag wird alles angeschaut, angestrichen und mit einem kleinen post-it zur Verbesserung zurückgegeben.

    Ich mache es (selbstverständlich) auch so. Und ich würde mal behaupten, dass das - zumindest in Bayern - so auch gefordert wird.

    Ehrlich gesagt fände ich alles andere auch seltsam. Alternativ kann man die Hausaufgaben mit den Kindern zusammen verbessern, allerdings mache ich das erst ab Ende der ersten Klasse und z. B. nie in Deutsch, weil ich da selber sehen muss, ob alles richtig geschrieben ist.

  • Ich (nicht Grundschule, aber auch Primarstufe) schaue natürlich auch, ob die SuS die Hausaufgaben gemacht und verstanden haben. Aber ich suche nicht jeden einzelnen Rechtschreib- oder Rechenfehler. Da verwende ich meine Arbeitszeit lieber für sinnvollere Dinge, von denen auch die SuS mehr profitieren.

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