Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • An der Stelle kommen halt die rechten Ideologien zum Tragen, die in der Abkehr von traditionellen Familien- und Geschlechterrollen Machtverluste befürchten. Deshalb geht es nur oberflächlich um angeblichen Schutz von Sprache etc. Für betroffene Schüler*innen/Menschen macht es sehr wohl einen Unterschied, ob man geschlechtergerecht adressiert. Es zeigt Menschen, dass sie explizit wertgeschätzt werden und das ist -besonders in Zeiten eines europaweiten Rechtsrucks mit entsprechenden, damit einhergehenden existentiellen Bedrohungen- ein Signal, dass ich Menschen gerne gebe, um ihnen meine Solidarität zuzusichern und um deutlich zu machen, dass ich zumindest bemüht bin, Menschen möglichst nicht zu verletzen oder zu diskriminieren.

    Danke! Besser hätte es nicht formuliert werden können.

  • Zum Fremdschämen, was manche hier so von sich geben…

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Lachsmileys ein wenig ähnlich wie bei FB hier oft eine Blockempfehlung. Ich habe null Verständnis und null Toleranz für Menschen, die in einem pädagogischen Beruf so unsensibel und schon in Richtung Menschenverachtung formulieren. Transfeindlichkeit (um mal ein Beispiel herauszunehmen) ist ein ziemlicher Brocken, der Menschen in Suizid treiben kann. Ich kann nicht nachvollziehen, wie Menschen meinen, man müsse irgendwie verletzend miteinander umgehen, statt zu versuchen, einander möglichst nicht umfassend scheiße zu behandeln. (Ähnlich schlechte Argumentationen sind auch zu beobachten bei Diskussionen, ob man noch das N-Wort verwenden solle. Spoiler: Nein.)

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Transfeindlichkeit (um mal ein Beispiel herauszunehmen) ist ein ziemlicher Brocken, der Menschen in Suizid treiben kann.

    Was genau hat das mit dem Gendern zu tun?


    Vielleicht machst einfach mal nicht sofort deine Empörungsschublade auf. Jemand, der nicht gendert, ist nicht automatisch transfeindlich, homophob, ein rechter Spinner und überhaupt ein furchbar schlechter Mensch. Solche Unterstellungen sind ideologisch verblendet und reichlich dreist.

  • Also ich persönlich gendere nicht.

    Nicht weil ich homophob etc bin.

    Jedoch habe ich eine Klasse in der 90% der Schüler Deutsch nicht als Muttersprache haben. Sie haben schon genug Probleme mir zu Folgen, da muss ich es nicht noch schwerer machen.

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.:rose:

  • Ich lese gerade ein Sachbuch für Kinder aus einem nicht kleinen Verlag.

    Die Gendern wohl bewusst auch nicht, weil das den Lesefluss zu extrem stören würde.

    Aber ganz "wohl" scheint dem Verlag die korrekte Form auch nicht zu sein. Daher schreiben die jetzt abwechseln in den Sätzen mal von Chemikern und mal von Chemikerinnen. Einfach wohl um sowohl Jungen als auch Mädchen anzusprechen. Liest sich aber meiner Meinung nach sogar fast noch schlimmer, weil man jetzt bei jedem Satz überlegen muss, ob nur die Männer oder nur die Frauen oder doch beide gemeint sind. Ganz ehrlich: Meiner Meinung nach fördert diese "Gendern" und Abwandlungen davon nur die "Spaltung" und bringt keinen Mehrwert.

    Naja, wenn sie nur Chemiker schreiben würden, würden viele nich darüber nachdenken. Für Mädchen wäre klar, dass Chemiker Männer sind.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • An der Stelle kommen halt die rechten Ideologien zum Tragen, die in der Abkehr von traditionellen Familien- und Geschlechterrollen Machtverluste befürchten. Deshalb geht es nur oberflächlich um angeblichen Schutz von Sprache etc. Für betroffene Schüler*innen/Menschen macht es sehr wohl einen Unterschied, ob man geschlechtergerecht adressiert. Es zeigt Menschen, dass sie explizit wertgeschätzt werden und das ist -besonders in Zeiten eines europaweiten Rechtsrucks mit entsprechenden, damit einhergehenden existentiellen Bedrohungen- ein Signal, dass ich Menschen gerne gebe, um ihnen meine Solidarität zuzusichern und um deutlich zu machen, dass ich zumindest bemüht bin, Menschen möglichst nicht zu verletzen oder zu diskriminieren.

    Ich danke dir für diesen Beitrag.

    Meinem Empfinden nach ist es einfach eine Sache der Übung und des gut überlegten Einbaus (in zu lesende Texte zB).

    Wir sind es einfach gewohnt, die nur männlichen Beschreibungen zu nutzen - aber wenn meine Partnerin dann zB einen Abschluss macht und eine Urkunde erhält, in der sie zum männlichen Abschließenden gemacht wird...nunja. Nicht angenehm für sie.


    Durch meine Orientierung bin ich natürlich der queeren Szene auch näher, auch wenn ich selbst nicht aktiv dort bin. Es ist eine Gratwanderung zwischen "ok, jetzt wird's zu dolle" und der bewussten oder unbewussten Zurückweisung des Befindens anderer Menschen. Wenn zum Beispiel ein nonbinärer Mensch (mehr männliche Anteile als weibliche, aber dennoch biologisch Frau) mich total eingeschüchtert fragt, ob er_sie denn zu einem Stammtisch kommen dürfe, der sich selbst eher als Frauenstammtisch tituliert...nunja, dann fängt man an nachzudenken.


    Hier soll es auch nicht um Übertreibungen und um ein auf-die-Spitze-treiben gehen, zB aus "man" ein "mensch" zu machen oder sonstwas, was eh Quark ist, sondern um eine gemeinsame Basis.


    Ich selbst sehe und sah das schon immer gelassen. Für mich persönlich müsste sich nichts ändern, ich fühle mich als Frau, ganz egal, ob ich im Satz mit Sternchen oder Doppelpunkt mit angesprochen werde oder nicht. Aber ich bin nunmal nicht ALLEINE. Es gibt sehr viele Menschen, denen diese Mitansprache einfach gut tut - und ich sehe das als Zeichen des Respekts, diese Bedürfnisse und Empfindungen nicht einfach wegzuwischen, sondern achtsam damit umzugehen.


    Und ganz ehrlich: es ist doch nun wirklich nur ein kleiner Zipfel mehr an Aufmerksamkeit nötig und könnte bald Usus sein, wenn sich alle nur ein kleines empathisches Bisschen zugewandte Mühe geben. :) Ganz egal, ob man davon überzeugt ist oder nicht.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Hä?

    Vom weiblich Sein Betroffene? Ist das so ein hartes Schicksal?

    Bla

    Ein sehr differenzierter und gleichzeitig wertschätzender Beitrag - nicht. So was kann man sich doch eigentlich auch verkneifen, wenn es so garnicht der Diskussion dient.... Schade um die Gesprächskultur, die wir doch eigentlich den Schülerinnen vorleben und beibringen in unserem Job ;).

  • Einen Punkt habe ich oben vergessen:


    WIE diese Achtsamkeit erfolgt, steckt halt noch in den Kinderschuhen. Daher wird sich auch so oft lustig drüber gemacht. Und manches ist auch einfach too much.

    Schriftlich ist es einfacher als verbal, es bräuchte halt ernstzunehmende Möglichkeiten, da ist noch Optimierungsbedarf. Ich persönlich habe auch immer wieder überlegt, ob das wirklich eine Zeitersparnis ist, Kolleg*innen zu sprechen (mit dem Glottisschlag in der Stimme) oder halt einfach Kolleginnen und Kollegen zu sagen, was ne Nanosekunde länger dauert. Ich sage im Unterricht immer Schülerinnen und Schüler und manchmal auch anders rum, wie ich es gerade so sage, wie es gerade rauskommt.


    Und natürlich kann man immer argumentieren "habt ihr keine anderen Probleme??" Aber dies kann man immer. Es gibt immer eine Schippe mehr, mit "unterschwelliger" Begründung, weshalb man die Schippe weniger nicht angehen sollte.

    "Warum bitte engagierst du dich im Tierschutz??? Hier und überall werden Kinder geschlagen, gibt es Gewalt in Familien! Tu doch erst mal DA was!"

    "Solange die in Afrika hungern, ist es doch Quatsch, hier in Deutschland zu spenden! Die haben es hier IMMER noch besser!"

    "Solange es global Kriege gibt, ist es doch völliger Quatsch, sich mit unwichtigen internen Dingen rumzuschlagen!"

    Und so weiter.


    So entsteht Stillstand.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Lachsmileys ein wenig ähnlich wie bei FB hier oft eine Blockempfehlung. Ich habe null Verständnis und null Toleranz für Menschen, die in einem pädagogischen Beruf so unsensibel und schon in Richtung Menschenverachtung formulieren. Transfeindlichkeit (um mal ein Beispiel herauszunehmen) ist ein ziemlicher Brocken, der Menschen in Suizid treiben kann. Ich kann nicht nachvollziehen, wie Menschen meinen, man müsse irgendwie verletzend miteinander umgehen, statt zu versuchen, einander möglichst nicht umfassend scheiße zu behandeln. (Ähnlich schlechte Argumentationen sind auch zu beobachten bei Diskussionen, ob man noch das N-Wort verwenden solle. Spoiler: Nein.)

    Personen, nur weil sie auf die durchaus sperrigen Formulierungen in Schrift und Sprache zugunsten einfacherer Sprache weiterhin verzichten, gleich Transfeindlichkeit oder gar Menschenverachtung zuzuschreiben, schießt weit über das Ziel hinaus!

  • Weil man es ihnen so einredet.

    Nein, weil sie es - auch über die Sprache - so wahrnehmen.


    Fun fact: Als Angela Merkel Bundeskanzlerin war, hatten wir einige Zeit in NRW Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin und in Bochum war Ottilie Scholz Oberbürgermeisterin. Das veranlasste den achtjährigen Sohn einer Freundin zu der Frage „Mama, dürfen Männer das auch?“

  • @ Schmidt: Nein, weil "Chemiker" das männliche Wort ist.


    Wenn man das mal umdreht und es würden nun alle "Chemikerinnen" (ist ja egal, welches Geschlecht generalisierend für alles genannt ist), das klingt in aller Ohren total merkwürdig und ich kenne keinen Mann (bisher), der sagt: "Ok, kein Problem, wenn nun "Chemikerin" das Generalwort ist, lautet mein Abschluss halt "Chemikerin". Es würde ziemliche Proteste geben.


    Und genau da sehe ich diesen Achtsamkeitspunkt. Nur weil etwas gewohnt ist, muss das nicht heißen, dass es gut ist und ewig so weiterlaufen kann/sollte.

    Die Frage wäre also, wie man diesen Punkt berücksichtigt bekommt, ohne totales Wirrwarr zu veranstalten und alles wild zu verkomplizieren. Dann wären die Fronten vielleicht auch nicht mehr so hart.


    Klar, man kann immer sagen "stell dich nicht so an!". Das geht wirklich immer. Aber genauso gut könnte es eine offene Kommunikation darüber geben, wie diese Herausforderung denn gemeistert werden könnte, ohne dass es lächerlich ist.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Ich sage im Unterricht immer Schülerinnen und Schüler und manchmal auch anders rum, wie ich es gerade so sage, wie es gerade rauskommt.

    Ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht, wann ich im Unterricht das letzte mal "Schülerinnen" und/oder "Schüler" gesagt habe.

    Ich würde jetzt aus dem Bauch heraus sagen, dass ich beide Worte in diesem Jahr kein einziges mal im Unterricht gesagt habe.

  • Das mag ja bei dir so sein. :) Ist doch auch voll ok.


    Bei mir ist es zB so, dass ich sage "die Schülerinnen und Schüler, die .... machen bitte jetzt dasunddas, die Schülerinnen und Schüler, die...machen bitte zuerst dasunddas", sowas kommt öfter in meinen Fächern vor. Klar sage ich auch mal "die Kids" oder "diejenigen" oder was auch immer, aber ich nutze es schon öfter, auch im Kollegium.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Mal abgesehen davon, dass ich die Begriffe "Schülerinnen" und "Schüler" vor Klassen ebenfalls nahezu nie benutze, weil sie sich dort künstlich anhören würden: hast du tatsächlich bislang jemals festgestellt, dass bei einer Ansprache mit "Alle Schüler, die....machen bitte...." nur die Jungs losgelegt haben, weil sich die Mädchen nicht angesprochen gefühlt hätten?

  • Ich versuche den Mittelweg: Alle ansprechen auf neutrale Art. Die Klasse als Ganzes spreche ich gern mit "Leute" an.


    Und ja: Schmidt Ich "leide" an der Weiblichkeit, wie Du so schön sagst und fühle mich als Ingenieur nicht angesprochen, da ich Ingenieurin bin. Wenn es für alle Frauen so selbstverständlich ist, dass auch sie Ingenieurin sein können, warum werde ich bis zum heutigen Tag immer noch gefragt, wie man denn als Frau Maschinenbau studieren kann? Wer redet ihnen das denn ein? Meine Mutter zum Glück nicht. Sie hat mir vermittelt, dass Frauen alles machen können, was sie wollen, so dass ich nie auf die Idee kam, das als Frau nicht zu "können".

    Ich spoilere mal: Es ist ein gesellschaftliches Problem.


    Empfehlung zur Sensibilisierung: https://rosa-hellblau-falle.de/rosahellblaufalle/

  • Das mag ja bei dir so sein. :) Ist doch auch voll ok.


    Bei mir ist es zB so, dass ich sage "die Schülerinnen und Schüler, die .... machen bitte jetzt dasunddas, die Schülerinnen und Schüler, die...machen bitte zuerst dasunddas", sowas kommt öfter in meinen Fächern vor. Klar sage ich auch mal "die Kids" oder "diejenigen" oder was auch immer, aber ich nutze es schon öfter, auch im Kollegium.

    Und wieso sprichst du deine Lerngruppe nicht direkt an? Finde ich echt merkwürdig.

  • Bei mir ist es zB so, dass ich sage "die Schülerinnen und Schüler, die .... machen bitte jetzt dasunddas, die Schülerinnen und Schüler, die...machen bitte zuerst dasunddas", sowas kommt öfter in meinen Fächern vor. Klar sage ich auch mal "die Kids" oder "diejenigen" oder was auch immer, aber ich nutze es schon öfter, auch im Kollegium.

    Warum sagst du nicht einfach "ihr"?

    Den Satz "die Schülerinnen und Schüler machen dies und das" habe ich zuletzt im Ref verwendet (bzw. "die SuS").

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