Fragen zur Arbeit am Gym. in Bayern

  • Guten Morgen zusammen,


    ich interessiere mich für eine Dauerbeschäftigung am Gymnasium in Bayern, unterrichte derzeit noch befristet auf einer Vertretungsstelle in NRW. Ich hatte mich mit einem Kollegen kurzgeschlossen, der mit mir in NRW studiert hat und dann nach Bayern gezogen ist, um dort sein 2. Staatsexamen zu machen mit dem Ergebnis, dass er den Vorbereitungsdienst vorzeitig abgebrochen hat aus bestimmten Gründen, die mich sehr hellhörig gemacht haben. Jetzt habe ich ein paar Bedenken und bin auf der Suche nach Kolleginnen oder Kollegen, die mir diesbezüglich einen Einblick bieten können. Mir ist natürlich klar, dass es unmöglich ist, für das ganze Land zu sprechen! Ganz konkret geht es um folgende Fragen:


    - Wie "offen" ist man in Bayern gegenüber Kollegen aus anderen Bundesländern eingestellt? Angeblich ist man gegenüber NRWlern, Bremern und Berlinern recht voreingenommen (was ich zum Teil verstehen kann!). Ich habe hier etwas Angst, dass sich das evtl. auf die dienstliche Beurteilung auswirken könnte

    - Welche Traditionen, Rituale etc. erwarten mich dort im Schulalltag ? Mir wurde bspw. erzählt, dass es vollkommen üblich ist, einzelne Schüler aufstehen zu lassen und diese coram publico auszufragen. Das ist zumindest meiner Meinung nach hier in NRW nicht mehr gängig.

    - Welche Städte außer München führen ihr eigenes Lehrereinstellungsverfahren durch? Hier blicke ich noch nicht richtig durch.


    Vielleicht ganz plakativ: Was sollten Bewerber eurer Meinung nach wissen, bevor sie dorthin gehen? :)

  • Wolltest du nicht eigentlich mal nach Berlin gehen?


    - Wie "offen" ist man in Bayern gegenüber Kollegen aus anderen Bundesländern eingestellt? Angeblich ist man gegenüber NRWlern, Bremern und Berlinern recht voreingenommen (was ich zum Teil verstehen kann!). Ich habe hier etwas Angst, dass sich das evtl. auf die dienstliche Beurteilung auswirken könnte

    Nein, das empfinde ich nicht so. Ich bin auch aus einem anderen BL, kürzlich haben wir eine neue Kollegin aus NRW bekommen, was überhaupt kein Problem ist. Wir haben auch Kolleg*innen aus BaWü und Berlin. Allerdings kann ich natürlich nur für meine Schule sprechen, ich weiß nicht, ob es woanders anders ist. In der Regel sind alle froh, wenn die Unterrichtsversorgung stimmt.

    - Welche Traditionen, Rituale etc. erwarten mich dort im Schulalltag ? Mir wurde bspw. erzählt, dass es vollkommen üblich ist, einzelne Schüler aufstehen zu lassen und diese coram publico auszufragen. Das ist zumindest meiner Meinung nach hier in NRW nicht mehr gängig.

    Jein. Also, das ist dir völlig selbst überlassen. Die meisten Lehrkräfte, die ich kenne, "fragen aus", was aber abhängig vom Fach ist. In einem anderen Thread wurde das schonmal ausführlich diskutiert, da habe ich auch geschrieben, wie ich das mache.

    Es gibt aber keinen "Zwang" zur Ausfrage oder zu Stegreifaufgaben.

    - Welche Städte außer München führen ihr eigenes Lehrereinstellungsverfahren durch? Hier blicke ich noch nicht richtig durch.

    Soweit ich weiß, gibt es noch in Nürnberg und Augsburg und ich glaube auch Erlangen städtische Gymnasien. Das lässt sich sicherlich recherchieren.

  • Lehrerin2007 Danke dir! Ja, das ist richtig. Ich hatte mich schon mit einigen Bundesländern auseinandergesetzt, aber habe für mich entschieden, dass ich nicht in den Osten bzw. Norden möchte. Deshalb ist mein Blick gerade auf BW bzw. Bayern gerichtet, weshalb ich mich da schlau machen möchte.


    Da bin ich schon erleichtert. Der Kollege hat wahrscheinlich Unglück gehabt mit seiner Schule.


    Ich mache mich mal auf die Suche nach dem Thread. Grundsätzlich kann ich mich damit arrangieren, würde es sogar gerne mal öfter machen, jedoch ist es hier einfach nicht üblich.


    Bist du mit deinem Bundesland zufrieden? GIbt es Dinge, die dir in Bayern besser gefallen als in deinem Herkunfts-BL?

  • Wenn du dich mit der Mentalität und dem ganzen Überwachungsmechanismus (Stichworte: Respizienz, Regelbeurteilung) und dem elitären Getue (alle Noten auf 2 Nachkommastellen ausrechnen) anfreunden kannst, erwartet dich das höchste A13 und die Regelbeförderung auf A14.

  • Vielleicht ganz plakativ: Was sollten Bewerber eurer Meinung nach wissen, bevor sie dorthin gehen? :)

    Kurz und knapp: Die Anforderungen sind höher (zumindest wenn ich BY mit BaWü vergleiche) und du musst jeden Sch. dokumentieren. Das Ref. dauert auch 2 Jahre. Tu´s nicht.

  • Wenn du dich mit der Mentalität und dem ganzen Überwachungsmechanismus (Stichworte: Respizienz, Regelbeurteilung) und dem elitären Getue (alle Noten auf 2 Nachkommastellen ausrechnen) anfreunden kannst, erwartet dich das höchste A13 und die Regelbeförderung auf A14.

    Mal von der Respizienz abgesehen, eine regelmäßige dienstliche Beurteilung gibt es aber doch auch in NRW, oder kommen die Schulleitungen da zeitlich nicht zu?


    Kann man also sagen, dass Baden-Württemberg in Bezug auf die "Überwachungsmechanismen" etwas liberaler ist?

  • Die TE? Für mich war gefrorener Joghurt ein er ^^


    Ja, die Respizienz finde ich auch nervig, insbesondere weil seit ein paar Jahren auch die Fachleitungen von "Normalos" respiziert werden müssen. Es ist eine lästige Aufgabe - aber so schlimm nun auch wieder nicht.


    Ansonsten wüsste ich auch gern, was es sonst noch an "Überwachung" gibt? Dienstliche Beurteilungen gibt es nicht (mehr) in allen Bundesländern? Unterrichtsbesuche?


    Und was meint ihr mit Noten mit zwei Nachkommastellen ausrechnen (hab ich neulich schonmal irgendwo hier gelesen)? Ja, im Notensystem stehen sie so drin, aber doch nicht auf dem Zeugnis?


    Da ich nur hier als Referendarin/Lehrerin unterrichtet habe, habe ich natürlich keinen direkten Vergleich. Eine Kollegin aus Ba-Wü meinte neulich aber auch, dass es dort etwas "lockerer" abläuft, auch was z.B. die Gestaltung von Klassenarbeiten angeht.

    • Offizieller Beitrag

    Mal von der Respizienz abgesehen, eine regelmäßige dienstliche Beurteilung gibt es aber doch auch in NRW, oder kommen die Schulleitungen da zeitlich nicht zu?


    Kann man also sagen, dass Baden-Württemberg in Bezug auf die "Überwachungsmechanismen" etwas liberaler ist?

    wie oft hat die Schulleitung deiner Vertretungsschule Kolleg*innen schon beurteilt??

    Es gibt in NRW nur die Anlassbeurteilung. Will ich keine Beförderungsstelle (und baue ich nicht ganz viel Mist), wird in der Regel keine SL mich in meinen Unterricht besuchen (Konzepte von kollegialer Beratung abgesehen..).

  • Ich hatte tatsächlich nur Besuch von SL am Ende der Probezeit und für A14. Sonst nie. Meine Klassenarbeiten habe ich mit einer Ausnahme (Mutter hatte bei SL protestiert, ich war neu, SL warf einen Blick darauf, meinte zu mir, Arbeit in Ordnung, ich schreibe dies der Mutter) in Baden-Württemberg nie jemandem zeigen müssen.


    Das war in NRW anders (3 Arbeiten). Ich finde es hier weniger streng als in NRW (meine Erfahrungen).

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  • OH, werdet ihr nicht mehr besucht? Wir schon, so bis 50 (Jahre).

    Nein. Ich war Anfang 30 beim Wechsel nach Baden-Württemberg (von NRW), habe an 2 Schulen in 2 RPs unterrichtet und bin jetzt über 50. Es gibt Besuch am Ende der Probezeit und bei Anlass (z. B. Bewerbung auf A14). Das war und ist an all mir bekannten Schulen zu. (SL hat nicht unbegrenzt Zeit, wir haben z. B. jährlich mehrere Referendare).

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  • Und was meint ihr mit Noten mit zwei Nachkommastellen ausrechnen (hab ich neulich schonmal irgendwo hier gelesen)? Ja, im Notensystem stehen sie so drin, aber doch nicht auf dem Zeugnis?

    Bei uns gibt es pädagogische Noten.


    Oder anders ausgedrückt, im Seminar vor 30 Jahren hieß es, Sie entscheiden zwischen x,3 und x,7.


    Ich entscheide also am Ende des Schuljahres, ob ein Kind gut oder befriedigend ist (ich erkläre es meinen Kleinen so, dass ein Kind, dass nacheinander 1, 2, 3 und 4 geschrieben hat vermutlich eine schlechtere Zeugnisnote erhält als ein Kind mit 4, 3, 2 und 1). Zum Halbjahr gibt es bei uns "Trendnoten". Ein Kind, dass evtl. auf 5 sinkt, erhält evtl. bereits 4 minus, auch wenn es aktuell noch glatt 4 steht. Dafür gibt es keine "blauen Briefe".

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  • wie oft hat die Schulleitung deiner Vertretungsschule Kolleg*innen schon beurteilt??

    Es gibt in NRW nur die Anlassbeurteilung. Will ich keine Beförderungsstelle (und baue ich nicht ganz viel Mist), wird in der Regel keine SL mich in meinen Unterricht besuchen (Konzepte von kollegialer Beratung abgesehen..).

    Mitbekommen habe ich es nur, wenn Beförderungen Richtung A14 oder 15 stattfanden. Was ja aber nicht heißen muss, dass das sonst nicht passiert. Soweit ich weiß, sind doch bis zu einer gewissen Altersgrenze dienstliche Beurteilungen durchzuführen. Es scheint aber auch total unterschiedlich zu sein an den Schulen, wie das gehandhabt wird. Als Vertretungslehrer hatte ich an der ersten Schule zwei Unterrichtsbesuche einer von der SL beauftragten A14-Kraft, die meine Eignung feststellen musste. Spätestens da habe ich realisiert, dass man - trotz bestandenem 2. Staatsexamen! - im schlimmsten Fall (evtl. passt jemandem deine Nase nicht?) aus dem System durch Feststellung einer Nichteignung aussortiert werden kann und seitdem ich das weiß, höre ich bei sowas genauer hin. An meiner nun zweiten Schule kam bisher nie jemand vorbei und hat sich auch nicht angekündigt... Verstehe, wer will.

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