Gibt es mittlerweile Maßnahmen zur Erhöhung des Männeranteils bei Lehrkräften?

  • Unabhängig davon: im beschriebenen Fall hat das Kollegium, das fast ausschließlich aus Frauen besteht, den einzigen männlichen Kollegen gewählt. Sie haben offenbar keine deiner Vorurteile, vertrauen dem Kollegen und wollen, dass er sie in Gleichstellungsfragen berät. Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, dieses Kollegium in dieser Form zu entmündigen.

    Ich habe auszugsweise die Argumentation des Landesverfassungsgerichts wiedergegeben, warum die Beschränkung des Wahlrechts auf Frauen im Falle der Besetzung einer Gleichstellungsbeauftragten verfassungskonform ist. Das hat nichts mit persönlichen Vorurteilen o.ä. zu tun. Wie gesagt: es lohnt sich, das Urteil einmal zu lesen.

  • Du beziehst dich immer auf dieses Urteil aus Mecklenburg-Vorpommern. Darin steht beispielsweise, die Beschränkung des Wahlrechts auf Frauen diene

    Zitat

    „der Beseitigung strukturell bedingter Benachteiligung von Frauen, die der Gesetzgeber nach wie vor bezogen auf den Bereich der Führungspositionen auf der Grundlage einer nachvollziehbaren und vertretbaren Einschätzung annimmt.“

    Ich arbeite an einer Grundschule. Der Anteil der Frauen in Schulleitungspositionen macht hier 72 % aus. An meiner Schule sind Rektorin und Konkrektorin weiblich. Dass das an weiterführenden Schulen und in der freien Wirtschaft anders aussieht, ist mir klar, aber ich wäre ja nur der Gleichstellungsbeauftragte für mein Kollegium gewesen.


    Weiter steht in diesem Urteil,

    Zitat

    Vorliegend stellt die Beschränkung auf eine weibliche Gleichstellungsbeauftragte sicher, dass Frauen eine weibliche Ansprechpartnerin für Gleichstellungsangelegenheiten haben, was die Bereitschaft, die Hilfe der Gleichstellungsbeauftragten tatsächlich in Anspruch zu nehmen, bei Frauen steigern wird.

    Aha. Würde ich an der Grundschule durchgehen lassen. In einem Politik-, SoWi-, Philosophie-, …-Kurs der Oberstufe würde so eine Begründung („Das wird dann wohl so sein“) von mir nicht die volle Punktzahl kriegen. Und wenn es so wäre: Was wäre mit den Männern, die eher die Hilfe eines männlichen Gleichstellungsbeauftragten annehmen würden?


    Unterm Strich sehe ich es so wie einer der Richter, der fragt,

    Zitat

    „ob angesichts der Fortschritte in dem Bemühen um Gleichberechtigung eine weitere, und zwar eine gerade mit einer Diskriminierung verbundene Maßnahme zwingend erforderlich sein kann.“

  • Ich habe auszugsweise die Argumentation des Landesverfassungsgerichts wiedergegeben, warum die Beschränkung des Wahlrechts auf Frauen im Falle der Besetzung einer Gleichstellungsbeauftragten verfassungskonform ist. Das hat nichts mit persönlichen Vorurteilen o.ä. zu tun. Wie gesagt: es lohnt sich, das Urteil einmal zu lesen.

    Darum geht es gerade gar nicht. Es geht nicht um Meck-Pom und es ist mittlerweile sechs Jahre später (das Urteil ist von 2017).


    Es geht darum, einem ganzen Kollegium die Unmündigkeit abzusprechen, weil irgendwelche sexistischen Stereotype reproduziert werden.

    Du darfst übrigens ganz eigene Ansichten zu Urteilen vertreten und musst diesen weder blind folgen noch die Diskussion an der Stelle abbrechen, an der du eine eigene Stellung beziehen könntest. Bspw. in einem Internetforum.


    Es ist übrigens Augenwischerei, zu behaupten, die Gleichstellungsbeauftragte sei auch für Männer zuständig. Im Aufgabenkatalog (und übrigens auch in dem von dir zitierten Urteil) geht es stets darum, wie benachteiligt Frauen angeblich seien und dass nur Frauen sich um die Hausarbeit und Kinder kümmern und daher geschützt werden müssen.

  • Darum geht es gerade gar nicht. Es geht darum, einem ganzen Kollegium die Unmündigkeit abzusprechen, weil irgendwelche sexistischen Stereotype repriduziert werden.

    Du darfst übrigens ganz eigene Ansichten zu Urteilen vertreten und musst diesen weder blind folgen noch die Diskussion an der Stelle abbrechen, an dieser Stelle abbrechen.

    Doch, genau darum geht es. Du reitest auf einer Einzelkonstellation herum und konstruierst ein Problem, welches sich eigentlich gar nicht stellt. Gegen die gesetzliche Vorgabe, dass Gleichstellungsbeauftragte ausschließlich Frauen sein dürfen, ist wie gesagt verfassungsrechtlich nichts zu sagen, da der Gesetzgeber sich hier zurecht auf die noch immer existierende strukturelle Benachteiligung von Frauen berufen darf. Das mag irgendwann einmal in der Zukunft anders aussehen und dann wird es auch notwendig sein, diese Einschränkung noch einmal prüfen zu lassen.


    Meine eigene Ansicht hatte ich ebenfalls bereits dargelegt: die reine Geschlechterverteilung in Untereinheiten rechtfertigt gerade noch keine Abweichung von dieser Vorgabe, da es wie weiter oben erwähnt bei den Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten gerade nicht nur darum geht, in Untereinheiten Minderheiten zu vertreten. Es fühlt sich bei Beschränkung auf diesen Teilaspekt auch für mich etwas seltsam an, wobei ich persönlich eher die Einschränkung des aktiven Wahlrechts monieren würde als die des passiven Wahlrechts.

  • Ganz ernsthafte Frage: Welchen fachlichen oder pädagogischen Mehrwert hätten denn mehr Männer in der Grundschule? Auf der Ebene der Profession würde ich nämlich sagen: keinen. Es gibt nichts, was man als Mann für den Job mitbringt (Frau ebenso), was man nicht in seinem berufsbiographischem Verlauf und in der Ausbildung lernen kann. Kein Mann und keine Frau bringt qua Geschlecht irgendwelche Kompetenzen für den Job mit.

    Und wenn ihr mir jetzt mit Vorbildfunktion kommt - gibt es da Studien zu? Mir ist keine bekannt. Ich würde auch anzweifeln, dass für viele Kinder ihre Lehrer Vorbilder sind und nicht eher Tiktokstars und Influencer.

  • Ganz ernsthafte Frage: Welchen fachlichen oder pädagogischen Mehrwert hätten denn mehr Männer in der Grundschule? Auf der Ebene der Profession würde ich nämlich sagen: keinen. Es gibt nichts, was man als Mann für den Job mitbringt (Frau ebenso), was man nicht in seinem berufsbiographischem Verlauf und in der Ausbildung lernen kann. Kein Mann und keine Frau bringt qua Geschlecht irgendwelche Kompetenzen für den Job mit.

    Und wenn ihr mir jetzt mit Vorbildfunktion kommt - gibt es da Studien zu? Mir ist keine bekannt. Ich würde auch anzweifeln, dass für viele Kinder ihre Lehrer Vorbilder sind und nicht eher Tiktokstars und Influencer.

    Würdest du das im Gegenzug auch auf den technischen Bereich übertragen und sagen: "Es ist kein Problem, dass die Lehrer für Technik fast alle Männer sind"?

  • Mir erschließt sich die Relevanz des Themas nicht so ganz. In der aktuellen Situation sollte man froh sein, wenn sich überhaupt noch genügend Personal findet. Ganz unabhängig vom Geschlecht oder sonstigen Merkmalen.

  • Mir erschließt sich die Relevanz des Themas nicht so ganz. In der aktuellen Situation sollte man froh sein, wenn sich überhaupt noch genügend Personal findet. Ganz unabhängig vom Geschlecht oder sonstigen Merkmalen.

    Warum sollte diese Situation ein Grund gegen die Anwerbung von Männern für den Lehrerberuf sein?

    Aber sei es drum. Ich scheine mit meiner Meinung nahezu allein dazustehen. Ich habe schon das Gefühl, dass eine Vorbildfunktion bei pubertierenden Jungen eine positive Rolle spielen kann, aber vllt bin ich da zu altmodisch.

  • Ich arbeite an einer Grundschule. Der Anteil der Frauen in Schulleitungspositionen macht hier 72 % aus. An meiner Schule sind Rektorin und Konkrektorin weiblich. Dass das an weiterführenden Schulen und in der freien Wirtschaft anders aussieht, ist mir klar, aber ich wäre ja nur der Gleichstellungsbeauftragte für mein Kollegium gewesen

    Haha ja, trotzdem herrscht nach der Definition dort Frauenmangel, weil die Quote nicht unter den Führungskräften berechnet wird sondern der Anteil der Frauen unter den Führungskräften mit dem Anteil der Frauen in der Schulform allgemein.




    Wenn als Beispiel an Grundschulen 90% Frauen sind und nur 70% Führungskräfte, dann ist ein Mangel.




    Das kam bei einer Schulung raus und es hat sich ausnahmslos jeder an den Kopf gefasst und die Frauenbeauftragte hat diesen Irrsinn verteidigt

    Es ist übrigens Augenwischerei, zu behaupten, die Gleichstellungsbeauftragte sei auch für Männer zuständig. Im Aufgabenkatalog (und übrigens auch in dem von dir zitierten Urteil) geht es stets darum, wie benachteiligt Frauen angeblich seien und dass nur Frauen sich um die Hausarbeit und Kinder kümmern und daher geschützt werden müssen

    sie ist nur Schwerbehinderte Männer auch zuständig. Ob es dann zu einem Interessenkonflikt kommt, wenn beide "Minderheiten" aufeinander treffen wäre interessant.

  • Wenn als Beispiel an Grundschulen 90% Frauen sind und nur 70% Führungskräfte, dann ist ein Mangel.

    Hier übrigens aktuelle Zahlen für NRW zu diesem Thema:


    Tatsächlich scheint die Chance, Schulleiter zu werden, für männliche Lehrkräfte an der Grundschule ungleich höher. Jedenfalls ist ihr Anteil an den SL 60% höher als der Männeranteil an den Grundschullehrkräften insgesamt.

  • Dr. Caligiari

    Du fragst, ob es konkrete Maßnahmen gibt, um dem Frauenüberschuss entgegenzuwirken. Lehrkräfte werden unabhängig von ihrem Geschlecht eingestellt und auch unabhängig vom Geschlecht exakt gleich bezahlt. Die Einstellungskriterien sind nämlicht ganz andere, diese sind dir wahrscheinlich besser bekannt als mir. Der Lerhrer*innenberuf, insbesondere der besser bezahlte an Sek 2 Schulen, wird gesellschaftlich nicht als typischer Frauenberuf gesehen. Insofern ist mir nicht ganz klar, wer, welche Maßnahmen zu welchem Zweck ergreifen sollte.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

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  • Tatsächlich scheint die Chance, Schulleiter zu werden, für männliche Lehrkräfte an der Grundschule ungleich höher.

    Um eine Aussage über die Chance zu treffen, müsste bekannt sein, wieviele Frauen und Männer sich jeweils auf Schulleitungsstellen bzw. generell auf höher besoldete Stellen bewerben und wie hoch die jeweilige Erfolgsquote ist.

    Wie bei "Karriere"stellen üblich, dürfte das Bewerberfeld männlicher sein, als das Verhältnis unter den Lehrkräften. Falls es überhaupt ein "Feld" gibt. Die Grundschule "unserer" Kinder sucht schon länger einen neuen Schulleiter, das will nur niemand machen.

  • Gibt es da Richtlinien, dass bestimmte Geschlechter bei gleichwertiger Eignung zu brvorzugen sind?

    Normalerweise gibt es bei der Einstellung unabhängig vom Geschlecht Ranglisten, wenn zu viele Bewerber da sind. In meinen Augen ist das auch gerecht.

    Bei dem Lehrermangel, der sich in immer mehr Schularten abzeichnet, kann man froh sein, wenn man die Stellen überhaupt noch irgendwie besetzen kann.


    Nach deiner Aufstellung ist der Frauenanteil an den Schularten höher, wo die gesellschaftliche Anerkennung der Schularten und Lehrer geringer ist und zudem der soziale Einsatz der Kollegen mehr gefordert wird. Auch die geringer bezahlten Schularten haben eher einen größeren Frauenanteil.


    Vielleicht müsste man mehr Männer für soziale Herausforderungen motivieren? Die hat man jetzt immer mehr in den Schulen. Aber das halte ich in der heutigen Zeit extrem schwierig, kaum einer will das mehr machen. In den 70igern/80igern waren studierte Sozialberufe "in" - mein Bruder schrieb in den 80igern als Sozialpädagoge an die 100 Bewerbungen, bis er eine Stelle fand - heute gibt es einen großen Mangel überall, wo man mit Menschen arbeitet. Ich kenne viele, die letztendlich beim BWL- Studium landen.

  • Ich habe schon das Gefühl, dass eine Vorbildfunktion bei pubertierenden Jungen eine positive Rolle spielen kann, aber vllt bin ich da zu altmodisch.

    Welche Vorbildfunktion meinst du denn konkret?


    Was ich definitiv für altmodisch halte, ist die Vorstellung, dass du "mehr arbeitest", wenn du mehr Stunden einer Lohntätigkeit nachgehst als dein Partner (mwd).

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