Adieu Fremdsprachen? – Macht KI dem Fremdsprachenunterricht wertlos?

  • Nein sorry, der Vergleich ist absolut nicht zutreffend.

    Mag sein, trotzdem löst Wolfram Alpha einen großen Teil gestellter Aufgaben in der Schule. Möglicherweise muss man doch noch etwas mehr Eigenleistung einfließen lassen.

  • Und tatsächlich glaube ich, die zweite Fremdsprache wird mittelfristig in den Wahlpflichtbereich verschoben werden.

    Wie ist bei euch die Fremdsprachenreihenfolge? Könnte es also auch dazu kommen, dass Jugendliche, die sich gegen die 2. Fremdsprache entscheiden, Englisch gar nicht mehr in der Schule lernen bzw. dann "nebenbei" im Alltag die Kenntnisse erwerben?

  • Aber zugegebenermaßen glaube ich, dass ich so auch ein Exposé auf Sprachen verfassen könnte, die ich kaum spreche. Vielleicht sogar auf einer Sprache, die ich überhaupt nicht beherrsche (nur kann ich da natürlich die Qualität nicht prüfen).

    Ja, schon blöd, wenn man meint, man habe da ein überzeugendes Exposé, und in Wirklichkeit steht da sinngemäß "Wer das liest, ist ein Idiot" oder "Kilroy war hier".

  • Ist bei uns alles im Lehrplan implementiert.

    Das ist es auch bei uns auch. Allerdings heißt, dass noch lange nicht, dass es gemacht wird, dass es ausführlich genug gemacht wird oder dass es bei den Schülern ankommt. Die Anzahl der Stunden für ein Fach hat durchaus Einfluss auf die Qualität. Ob ich ein Thema als Aspekt in einem anderen Fachunterricht mache oder ob ich ein Fach mit 2-3 Wochenstunden habe, macht doch schon einen gewaltigen Unterschied...

  • Ja, schon blöd, wenn man meint, man habe da ein überzeugendes Exposé, und in Wirklichkeit steht da sinngemäß "Wer das liest, ist ein Idiot" oder "Kilroy war hier".

    Vor allem kann KI natürlich gehackt werden und wenn man dann gar nicht die Möglichkeit hat, zu überprüfen, ob da Quatsch oder tatsächlich Substanz da steht, weil man von der Materie selbst keine Ahnung hat, ist man natürlich schwach aufgestellt. Das trifft natürlich auf Sprachen wie auf MINT-Fächer zu. Wer kennt es nicht, wenn die Schüler mal wieder irgendetwas in den Taschenrechner eingegeben haben und das Ergebnis als Lösung der Aufgabe präsentieren, ohne überhaupt mal zu überlegen, ob das Ergebnis Sinn macht.

  • Ja, schon blöd, wenn man meint, man habe da ein überzeugendes Exposé, und in Wirklichkeit steht da sinngemäß "Wer das liest, ist ein Idiot" oder "Kilroy war hier".

    Das wird aber kaum passieren. Und wie gesagt, dieses Problem haben wir in den Fremdsprachen immer dann, wenn wir auf Übersetzer und Dolmetscher angewiesen sind.

  • Es geht im Fremdsprachenunterricht eben nicht um vertieftes Niveau auf der Sachebene sondern um die Sprache. Auf Niveau Anfänger und Mittelstufe ist es unterdessen unmöglich zu unterscheiden, was KI oder ein Mensch produziert hat. Auch in allen anderen Fachbereichen ist die Bewertung der Sprache bei selbständigen Arbeiten nahezu hinfällig geworden. Ich hatte gerade mit einem Kollegen zusammen genau das Problem, dass Schüler bei einer Projektarbeit sehr offensichtlich KI zum Verfassen der schriftlichen Arbeit genutzt hatten*. Der Kollege ist ein bisschen auf die Welt gekommen als ich ihm erklärte, er kann das nicht beweisen und daher bei diesem Bewertungskriterium keinen Abzug machen. Der Inhalt war schlussendlich so scheisse, dass die Gesamtbewertung ungenügend war, aber noch vor einem Jahr hätte man eine ganze Note mehr abziehen können. Lesson learned.


    *Edit: Ohne es zu deklarieren. Sie dürfen eben, aber sie müssen es ausweisen wie jede andere benutzte Quelle.

  • Naja, im Moment stelle ich es mir doch noch sehr umständlich und unnatürlich vor, mich zum Beispiel im Pub mit Jemandem zu unterhalten, wenn beide Gesprächspartner irgendeine Form vom KI nutzen zum Übersetzen. Da ist doch ein normales Gespräch angenehmer / authentischer. Und dafür lernt man Fremdsprachen ja idR. Damit man in einem anderen Land am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann.


    Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass man sich Fremdsprachenunterricht sparen könnte. Ich habe vor Kurzem in fehlerfreiem Tschechisch eine Anfrage per Mail geschrieben. ChatGPT macht's möglich. Die Antwort einfach wieder von ChatGPT nach Deutsch übersetzen lassen. Ging problemlos.

  • Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass man sich Fremdsprachenunterricht sparen könnte. Ich habe vor Kurzem in fehlerfreiem Tschechisch eine Anfrage per Mail geschrieben. ChatGPT macht's möglich. Die Antwort einfach wieder von ChatGPT nach Deutsch übersetzen lassen. Ging problemlos.

    Kannst du denn Tscheschisch? Kannst du ausschließen, dass in der Mail Quatsch stand? Ich finde wichtig, dass wir am Ende verstehen, was das Programm da gerade macht. Wenn der Taschenrechner sagt "582+359=941", bin ich im Zweifelsfall in der Lage, mithilfe meiner Rechenkenntnisse und -strategien aus der Schule die Aufgabe auch ohne technische Hilfsmittel nachzurechnen bzw. wenigstens zu überschlagen, ob das Ergebnis im Rahmen des Möglichen oder völlig abwegig ist. Wenn ich das nicht kann, bin ich der Annahme, dass die Maschine schon Recht hat, ausgeliefert, was mich als Menschen schon irgendwie abhängiger und damit unselbstständiger macht.

  • Wenn der Taschenrechner sagt "582+359=941", bin ich im Zweifelsfall in der Lage, mithilfe meiner Rechenkenntnisse und -strategien aus der Schule die Aufgabe auch ohne technische Hilfsmittel nachzurechnen bzw. wenigstens zu überschlagen, ob das Ergebnis im Rahmen des Möglichen oder völlig abwegig ist.

    Was der Taschenrechner genau macht, weißt du trotzdem nicht. Man sollte das Ergebnis einordnen können. Was genau passiert muss man nicht (zwangsläufig) verstehen.

  • Es geht im Fremdsprachenunterricht eben nicht um vertieftes Niveau auf der Sachebene sondern um die Sprache. Auf Niveau Anfänger und Mittelstufe ist es unterdessen unmöglich zu unterscheiden, was KI oder ein Mensch produziert hat.

    Es geht ja nicht nur um KI oder Mensch, sondern KI oder Schüler. Und da sagt dir ein Fremdsprachenlehrer sofort, wer welchen Text verfasst hat. Leider glauben viele Schüler, dass von der KI gestochen scharfe und mit ausgefallenem Wortschatz formulierten Texte als ihre eigenen durchgehen. Dass Google Übersetzer auch nicht das Gelbe vom Ei produziert erleben Schüler dann auch mal.


    Insgesamt wieder so ein Strohfeuer: Taschenrechner machen Matheunterricht überflüssig. Von Cicero ist auch schon alles übersetzt worden, dann kann Latein ja auch weg. Vielleicht lassen wir die nächsten Bildungsreformen von einer KI schreiben, dann sparen wir sogar Geld in den Ministerien.

  • Und da sagt dir ein Fremdsprachenlehrer sofort, wer welchen Text verfasst hat

    Kannst du's beweisen? Es ist mir juristisch unmöglich ein "Fehlverhalten" zu ahnden, welches sich nicht als solches belegen lässt.

  • Naja, im Moment stelle ich es mir doch noch sehr umständlich und unnatürlich vor, mich zum Beispiel im Pub mit Jemandem zu unterhalten, wenn beide Gesprächspartner irgendeine Form vom KI nutzen zum Übersetzen. Da ist doch ein normales Gespräch angenehmer / authentischer

    Das sehe ich ganz genau so. Offenbar ist das aber eine Generationenfrage, wir werden alt ;)

  • Vor allem kann KI natürlich gehackt werden und wenn man dann gar nicht die Möglichkeit hat, zu überprüfen, ob da Quatsch oder tatsächlich Substanz da steht, weil man von der Materie selbst keine Ahnung hat, ist man natürlich schwach aufgestellt. Das trifft natürlich auf Sprachen wie auf MINT-Fächer zu. Wer kennt es nicht, wenn die Schüler mal wieder irgendetwas in den Taschenrechner eingegeben haben und das Ergebnis als Lösung der Aufgabe präsentieren, ohne überhaupt mal zu überlegen, ob das Ergebnis Sinn macht.

    Das ist aber ein Unterschied. In Mathematik geht es gerade auch darum was hinter den Zahlen steht. Gerade weg vom reinen Ausrechnen hin zum Verstehen. Das reine Ausrechnen war früher einmal der Sinn des Mathematikunterrichtes.

    Kannst du denn Tscheschisch? Kannst du ausschließen, dass in der Mail Quatsch stand? Ich finde wichtig, dass wir am Ende verstehen, was das Programm da gerade macht. Wenn der Taschenrechner sagt "582+359=941", bin ich im Zweifelsfall in der Lage, mithilfe meiner Rechenkenntnisse und -strategien aus der Schule die Aufgabe auch ohne technische Hilfsmittel nachzurechnen bzw. wenigstens zu überschlagen, ob das Ergebnis im Rahmen des Möglichen oder völlig abwegig ist. Wenn ich das nicht kann, bin ich der Annahme, dass die Maschine schon Recht hat, ausgeliefert, was mich als Menschen schon irgendwie abhängiger und damit unselbstständiger macht.

    Naja, aber das ist bei Sprachen deutlich schwieriger. Was hilft es dir, wenn Du beispielsweise Französisch als zweite Fremdsprache hattest der Text aber auf Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Russisch oder Chinesisch steht? Eine Sprache zu lernen macht meistens Sinn, wenn am einen konkreten Bezug zu dem Land hat. Wenn ich an der Grenze zu Dänemark wohne/lebe, macht es sicherlich Sinn dänisch zu lernen als wenn ich in Greifswald wohne und Französisch als zweite Fremdsprache habe. Spannend wäre doch, wie viele Schüler mit Französisch als zweite Fremdsprache den Mehrwert auch wirklich nutzen? Im Gegensatz zu anderen Fächern lernen die Schüler bereits eine Fremdsprache. Ich frage mich also, was haben sie davon außer, dass sie sich in einer weiteren Sprache verständigen können.

  • Ich hatte in der letzten Klausurrunde in einem Kurs 6 Schüler, deren comment unter Garantie von chatGPT verfasst worden ist. Zwei Kandidaten waren so dämlich nur die pro/con Stichwortliste abzuschreiben und es nichtmals in einen Fließtext umzuwandeln (ChatGPT formuliert ja manchmal Texte, manchmal nur Stichworte - die beiden hatten wohl Pech).


    Ich hab noch keine Ahnung WIE sie das gemacht haben, denn eigentlich habe ich durchaus Aufsicht geführt, aber es war absolut offensichtlich, dass das KI-generierte Texte waren. Beweisen mag schwierig sein, aber man merkt den Unterschied tatsächlich sofort.


    Wenn man unterstellt, dass der primäre Sinn von Fremdsprachenunterricht in der Ermöglichung des persönlichen Austauschs von Mensch zu Mensch liegt, sehe ich in der KI keine Bedrohung für das Sprachenlernen. Für unsere Prüfungsformate allerdings schon. Vielleicht ist es an der Zeit mal grundlegend neu zu sortieren, welche Kompetenzen der Mensch noch primär selbst erlernen muss und welche durch KI obsolet werden.

  • Ich verstehe die Logik nicht. Dann könnte ja jedes Fach "überflüssig" werden. ChatGPT kann mir auch Matheaufgaben ausrechnen.

    Und was nützt es mir, wenn ich zwar meine Texte von ChatGPT schreiben lasse, aber nicht einer Fremdsprache kommunizieren kann? Übersetzungstools gab es schon vorher, mir erschließt sich nicht, warum man jetzt wegen ChatGPT den Stellenwert des Fremdsprachenunterrichts in Frage stellt.

  • ChatGPT kann mir auch Matheaufgaben ausrechnen

    Eben nicht. Ich würde dringend empfehlen, sich ChatGPT doch einfach mal selbst anzuschauen. Die Trefferquote im MINT-Bereich ist nach wie vor lausig.


    Maylin85 Natürlich erkennt man, dass die Texte von KI geschrieben sind. Du kannst es aber nicht beweisen. Was willst du also tun, wenn einer grade so schlau ist, dass er selbst einschätzen kann, wie gut der generierte Text ist? Wir haben ein Selbstlernsemester, der Sinn und Zweck davon ist eben selbständig zu arbeiten, in den Sprachen Texte zu produzieren etc. Das ist in diesem Schuljahr komplett den Bach runtergegangen, die KuK sind gezwungen, das alles ganz neu aufzugleisen.

  • Ich hab noch keine Ahnung WIE sie das gemacht haben, denn eigentlich habe ich durchaus Aufsicht geführt, aber es war absolut offensichtlich, dass das KI-generierte Texte waren.

    Die Schüler am WBK sind kreativ. Ich hatte auch immer ein Pärchen, er war clever, sie war hohl und in JEDER KLAUSUR ist er zuerst auf Toilette gegangen, dann sie. Sie haben aber immer brav das Handy vorher abgegeben und so. Ich habe mal einen Kollegen während der Aufsicht gebeten zu schauen, ob auf der Toilette irgendwas ist, es war aber nie was.


    Ich bin mir aber SICHER, dass in irgendeiner Form geschummelt wurde. :D

  • Es geht ja nicht nur um KI oder Mensch, sondern KI oder Schüler. Und da sagt dir ein Fremdsprachenlehrer sofort, wer welchen Text verfasst hat. Leider glauben viele Schüler, dass von der KI gestochen scharfe und mit ausgefallenem Wortschatz formulierten Texte als ihre eigenen durchgehen. Dass Google Übersetzer auch nicht das Gelbe vom Ei produziert erleben Schüler dann auch mal.

    Ersteres ist aber auch nur ein sehr kurzfristiges Problem. Sobald sie in ihrem Draft einfach "auf dem Niveau eines XY.-Klässlers" ergänzen und noch zwei, drei Fehlerchen einbauen lassen, wird es dann schon schwieriger. Und: KI lernt. Wir sind aktuell vergleichsweise am Anfang von KI im Schulkontext; in 5 Jahren stehen wir da vor ganz anderen Situationen als jetzt

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