Feueralarm während Klassenarbeit/Unterrichtsbesuch

  • Das ist an meiner Schule so. Wir können aus baulichen Gründen keinen Aufzug einbauen (der bei Feuer gar nicht benutzt werden darf) und Unterricht komplett im Erdgeschoss geht auch nicht. Wir haben fast immer mehrere Schüler im Rollstuhl und einen Pool von kräftigen Oberstufenschülern, die nach Zeitplan die Treppen rauf- und runtertragen.

    Bei uns wird sogar davon abgeraten beim Alarm mit Krücken die Treppe zu nehmen, weil das im Gedränge eben auch nicht ungefährlich ist. Die Gefahr zu stürzen ist eben einfach größer als bei Menschen mit zwei gesunden Beinen.

  • Wir haben immer mehrere SuS im Rollstuhl, und es ist nicht möglich, alle betroffenen Klassen im Erdgeschoss unterzubringen.

    Unter gar keinen Umständen dürfen die Aufzüge beim Feueralarm genutzt werden. Schüler_innen dürfen auch nicht die Treppe hinuntergetragen werden, bei manchen würde das auch gar nicht gehen (Glasknochen!), und wo sollten die SuS dann auf dem Schulhof sitzen?

    Also bleiben die SuS mit einer weiteren Person (Lehrkraft, Schulbegleitung, Mitschüler_in) in einem Klassenraum hinter der nächsten Brandschutztür. Sie sollen sich am Fenster bemerkbar machen und tun das auch immer sehr zuverlässig. Natürlich werden diese SuS sofort an der Sammelstelle gemeldet. Im Zweifelsfall würde die Feuerwehr sich zuerst um diese SuS kümmern.

  • Sorry, ich bin zu naiv (oder war nur im Paradies):
    Wenn ein Schüler so gehandicapt ist, dass er keine Treppe laufen kann (also entweder auf Rollstuhl oder sehr starke Krücken angewiesen ist): dann wird der Klassenraum der betroffenen Klasse verschoben. Punkt.
    (und ja, hatten wir schon).

    Beim Klassenraum wäre das möglich, aber die Fachräume sind fast alle nicht im Erdgeschoss. Und da wir einen Aufzug haben, wird das mit den Klassenzimmern auch nicht unbedingt gemacht.

  • Wir haben immer mehrere SuS im Rollstuhl, und es ist nicht möglich, alle betroffenen Klassen im Erdgeschoss unterzubringen.

    Unter gar keinen Umständen dürfen die Aufzüge beim Feueralarm genutzt werden. Schüler_innen dürfen auch nicht die Treppe hinuntergetragen werden, bei manchen würde das auch gar nicht gehen (Glasknochen!), und wo sollten die SuS dann auf dem Schulhof sitzen?

    Also bleiben die SuS mit einer weiteren Person (Lehrkraft, Schulbegleitung, Mitschüler_in) in einem Klassenraum hinter der nächsten Brandschutztür. Sie sollen sich am Fenster bemerkbar machen und tun das auch immer sehr zuverlässig. Natürlich werden diese SuS sofort an der Sammelstelle gemeldet. Im Zweifelsfall würde die Feuerwehr sich zuerst um diese SuS kümmern.

    Das sind dann vermutlich bei euch hauptsächlich Schüler, die diese Einschränkung ständig haben und das bei jedem Feueralarm proben? Bei uns handelt es sich oft um Einschränkungen auf Grund von Verletzungen wegen einem Unfall. Die Kinder haben den Ernstfall dann eher nicht geprobt.

  • 2) es war versicherungstechnisch wirklich eine Sache


    Schüler_innen dürfen auch nicht die Treppe hinuntergetragen werden

    Im Ernstfall darf man (fast) alles. Wer eine Person aus einer Lebensgefahr retten will, kann wegen eines Fehlers nicht zur Rechenschaft gezogen werden; im Gegenteil: Nichts zu tun ist versicherungsrechtlich das problematischere Vorgehen.

    Und zum Aufzug: In der alten Landesbauordnung NRW hieß es ausdrücklich, dass an jedem Fahrstuhl gut sichtbar ein Schild anzubringen sei, dass der Aufzug im Brandfall nicht benutzt werden dürfe.

    Wir sollten uns aber vielleicht darauf verständigen, dass unsere Schulgebäude so unterschiedlich sind und die etwaigen Beeinträchtigungen der SchülerInnen und KollegInnen so divers, dass sowieso jedes Mal der Einzelfall zu betrachten ist - und das am besten, bevor eine Übung oder ein Ernstfall eintritt.

  • Was macht ihr mit Schülern, die keine Treppen laufen können, wenn Treppen auf dem Fluchtweg sind? Was ist da bei euch die Vorgabe?

    Klassenkameraden, die Patenschaft für einen Rollstuhlfahrer übernommen haben, können diesen ja nicht im Gedränge die Treppe heruntertragen.

    Die müssten sich bei uns an der Schule am Sekretariat/Lehrerzimmer einfinden, damit wir Erwachsene sie direkt die Treppe runtertragen könnten bei Bedarf. Nachdem unser Schulhaus nicht barrierefrei ist, kann das bei uns aber maximal mal jemand mit Gips/an Krücken (kurzzeitig, bei langzeitigen Krücken wäre der Unterricht bei uns nur im EG und UG, welche beide ebenerdig begehbar sind) sein. Rollstuhlfahrer werden vom Schulamt her nicht zu uns geschickt, da es deutlich geeignetere Sek.I-Schulen für Rollifahrer gibt im Stadtkreis.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das sind dann vermutlich bei euch hauptsächlich Schüler, die diese Einschränkung ständig haben und das bei jedem Feueralarm proben? Bei uns handelt es sich oft um Einschränkungen auf Grund von Verletzungen wegen einem Unfall. Die Kinder haben den Ernstfall dann eher nicht geprobt.

    Ja, wir proben das mit allen SuS und natürlich auch gerade mit denen im Rollstuhl/Rollator usw. Diese stehen natürlich auch in allen Notfalllisten mit Klassenzugehörigkeit.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Sorry, ich bin zu naiv (oder war nur im Paradies):
    Wenn ein Schüler so gehandicapt ist, dass er keine Treppe laufen kann (also entweder auf Rollstuhl oder sehr starke Krücken angewiesen ist): dann wird der Klassenraum der betroffenen Klasse verschoben. Punkt.
    (und ja, hatten wir schon).

    Das ist bei uns nicht möglich, wir haben keine Klassenräume. Unsere Jugendlichen sind den ganzen Tag auf Wanderschaft.



    Und wer gibt dann die Anweisung, welche Räume nicht geräumt werden?

    Wenn alles gut geht, die Rektorin. Im schlimmsten Fall der Brandmeister. Der sieht tatsächlich über die Brandmeldezentrale, welche Räume betroffen sind. Wir üben entweder so, dass es gar keinen wirklich betroffenen Raum gibt oder es ist vorab ganz klar definiert. Das wird immer in Absprache mit der Feuerwehr bestimmt.

  • Sorry, ich bin zu naiv (oder war nur im Paradies):
    Wenn ein Schüler so gehandicapt ist, dass er keine Treppe laufen kann (also entweder auf Rollstuhl oder sehr starke Krücken angewiesen ist): dann wird der Klassenraum der betroffenen Klasse verschoben. Punkt.
    (und ja, hatten wir schon).

    Unsere Klassenräume sind alle im 1. OG oder darüber. Im Erdgeschoss gibt es ein paar Fachräume und die Aula. Teilweise sind die Fachräume auch nicht im Erdgeschoss.

    Vielleicht könnte man eine "Behindertenklasse" zusammenbasteln, die dann nur im Erdgeschoss unterrichtet wird. Aber das ist ja nicht Sinn der Sache.

  • Klassenkameraden, die Patenschaft für einen Rollstuhlfahrer übernommen haben, können diesen ja nicht im Gedränge die Treppe heruntertragen.

    Doch, genau das ist an der Schule meiner Kinder so vorher angesagt worden. Die Klasse ist auch erst zur 2. Stunde gekommen, man hat aber beim Probealarm dann gewartet, dass er auch wirklich drin war.

    Was für eine Schikane.


    Im Falle einer geplanten Übung könnte die SL die beeinträchtigen SchülerInnen oder Lehrkräfte vorab informieren, sodass diese bspw. einige Minuten vor dem Probealarm mit dem Fahrstuhl das Gebäude verlassen; allerdings ist die Übung ja gerade eine Übung für den Ernstfall, insofern würde das die Situation zwar einfacher machen, wäre aber nicht im Sinne des Erfinders.

    Die waren informiert und wussten, sie müssen tragen-

  • Wenn's denn sowas gäbe... als vor einigen Jahren die Referendarausbildung hier verändert wurde, wurde uns als Schule explizit untersagt, freiwillige(!) Mentoren zuzulassen.

    (In NRW gibt es dafür ein System mit Entlastungsstunden, meine ich mal gelesen zu haben(?))

    Echt?! Das ist heftig. Bei uns gibt es weiterhin Mentor*innen bzw. Ausbildungslehrer*innen für die LiV in unseren einzelnen Abteilungen (eine halbe Entlastungsstunde erhält aber nur der Kollege, der als Mentor für alle LiV der Schule fungiert) und ich wüsste von keiner BBS, dass es dort anders wäre. Wer hat euch das denn untersagt? Die RLSB?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Was macht ihr mit Schülern, die keine Treppen laufen können, wenn Treppen auf dem Fluchtweg sind? Was ist da bei euch die Vorgabe?

    Klassenkameraden, die Patenschaft für einen Rollstuhlfahrer übernommen haben, können diesen ja nicht im Gedränge die Treppe heruntertragen.

    Für diese SuS gibt es Rettungsstühle, die von der Schulbegleitung und der Lehrkraft getragen werden. Zu einem wirkliche "Gedränge" kommt es auf unseren Treppen zwar nicht, aber die "Träger*innen" sollen mit den Gehandicapten abwarten, bis die meisten SuS aus den Treppenhäusern 'raus sind und erst dann den/die beeinträchtige Schüler*in 'runtertragen. Das hat bei unserer Evakuierungsübung am Mittwoch sehr gut funktioniert.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wenn ein Schüler so gehandicapt ist, dass er keine Treppe laufen kann (also entweder auf Rollstuhl oder sehr starke Krücken angewiesen ist): dann wird der Klassenraum der betroffenen Klasse verschoben. Punkt.

    Das wäre an meiner Schule - wie bereits von anderen User*innen gesagt - nicht möglich. Zum einen haben wir in einigen unserer Gebäude-/Gebäudeteile - bspw. in meiner Abteilung - keine Klassenzimmer im Erdgeschoss, zum anderen sind auch bei uns die Klassen nicht immer in ihrem "angestammten" Klassenraum.

    EDIT: Wir haben übrigens in unserem Hauptgebäude - in dem sich meine Abteilung befindet - zwei und in allen anderen Gebäuden jeweils einen (gut funktionierenden) Aufzug.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    2 Mal editiert, zuletzt von Humblebee ()

    • Offizieller Beitrag

    nur so schnell, weil einige es so formulieren: Auch unsere Klassen haben nicht unbedingt alles in ihrem Klassenraum. Dann haben wir eben einen anderen Raum umfunktioniert, der Raum war nicht ideal, die Fachräume im Erdgeschoss konnten erreicht werden, die Lehrkräfte der Fachräume im ersten Stock haben ihren Unterricht umstellt.

    Aber ich sehe es ein: ein eingeschränkter Schüler für 6 Wochen alle 2 Jahre ist was Anderes als eine Schule, die eh schon Aufzüge hat und in vielen Klassen Kids im Rollstuhl haben.
    Nur: ich hatte das Wort "Patenschaft" falsch gelesen/verstanden und zwar so, dass ein verletzter Schüler für ein paar Wochen von Paten getragen wird... Jeder Schul-/Gebäudeplan sollte aber genau für gehandicapte Personen diese Plätze im Treppenhaus hinter der Feuerschutztür bzw. Schutzorte hinter Feuerschutztüren beinhalten.

  • Auch unsere Klassen haben nicht unbedingt alles in ihrem Klassenraum

    Wir haben wirklich überhaupt keine Klassenräume. Wir haben einfach Unterrichtszimmer. Unsere Jugendlichen wechseln für jedes Fach den Raum und allenfalls auch das Gebäude. Wir haben einen Aufzug, der wird von Jugendlichen im Rollstuhl genutzt. Bei Starkregen haben wir aber gelegentlich Wassereinbruch in den Keller, dann fährt der Aufzug nicht mehr. In der Tat kommt es dann mal vor, dass Rollstühle von Lehrpersonen getragen werden. Das kommt aber nicht bei einem Feueralarm vor. Dann warten die mit einer Begleitperson hinter der nächsten Brandschutztür auf die Feuerwehr.

  • Also bleiben die SuS mit einer weiteren Person (Lehrkraft, Schulbegleitung, Mitschüler_in) in einem Klassenraum hinter der nächsten Brandschutztür.

    Der Satz löst in mir irgendwie Unbehagen aus. Also müssen sich im Zweifel mindestens 2 Leute in erhöhte Gefahr begeben und ggf. von der Feuerwehr gerettet werden (was auch Mehraufwand und eine höhere Gefährdung für die Einsatzkräfte bedeutet) statt nur der einen Person mit Handicap? Ist wirklich explizit irgendwo festgeschrieben, dass jemand dabei bleiben muss?



    Ansonsten bin ich einigermaßen entsetzt darüber zu lesen, dass es Schulen gibt, an denen regelmäßig Leute über Treppen getragen werden müssen. Das kenne ich so überhaupt nicht. Meine letzte Schule war nicht barrierefrei und somit haben wir auch keine Schüler aufgenommen, die darauf angewiesen gewesen wären. Bei Verletzungen und temporären Einschränkungen ist es natürlich was anderes, aber man kann doch nicht ernsthaft Schüler aufnehmen, bei denen von vornherein klar ist, dass sie sich tagtäglich nicht eigenständig durchs Gebäude bewegen können.

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe schon, dass es manchmal gar keine Klassenräume gibt. Es ist zwar bei uns anders, aber der Raum, der in so einem Fall umfunktioniert wurde, war auch ein normaler Unterrichtsraum. Da mussten eben 15 Lerngruppe die Woche woanders hin, damit dieses Kind (und dadurch seine Klasse) möglichst alles an einem Ort hat.
    Auch mit einem Aufzug sind es Wege, die man - bei einem "Kurzzeit-Verletzten" - sparen kann, weil es anstrengend und müßig ist. MEINER Meinung nach sollen dann die Bedingungen an den Verletzten angepasst werden und ein paar Lehrkräfte und andere Lerngruppen weichen lieber von ihrem schönen Plan ab, als dass ein Kind durch die Gegend mit seinen Krücken tingelt, Mitschüler*innen die Tasche tragen müssen, usw. Aber vielleicht idealisiere ich das Ganze und unser Verletzter wurde nur so behandelt, weil wir vielleicht keine Feuerschutztür haben, die Eltern geklagt hatten, oder oder ... und nicht, weil wir nett sind. Wer weiß :)

  • Also müssen sich im Zweifel mindestens 2 Leute in erhöhte Gefahr begeben

    Nein, das ist die offizielle Vorgabe der Feuerwehr. Die wissen schon, wie's geht. Hinter einer Brandschutztür bist du erstmal sicherer als im verrauchten Treppenhaus und wenn es auf deiner Etage gar nicht brennt, kannst du dort je nachdem auch bleiben, bis der Brand gelöscht ist. Glaub mir, ich habe in meinem Leben als Chemikerin schon ein paar mehr Brandschutzübungen mitgemacht und auch echte Feueralarme erlebt, als die meisten, die hier gerade schreiben. Ich unterhalte mich auch gerne mit dem Brandmeister, wenn wir an der Schule Probealarm haben und frage, was gerade die aktuellen Vorgaben sind. Die ändern sich, weil man neue Erkenntnisse gewinnt, weil die Ausrüstung der Feuerwehr heute eine andere ist als vor 20 Jahren und auch weil Gebäudeinstallationen sich ändern. Ich habe noch gelernt, einen Personenbrand mit der Löschdecke zu löschen, das wird heute auch nicht mehr pauschal empfohlen.

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