Kritische Anmerkungen zum Medieneinsatz

  • Mein Großer ist seit Jg. 7 in einer I-Pad Klasse bzw. in einem I-Pad Jahrgang. Wir hatten also keine Wahl, wobei ich die Idee, gerade nach den Lockdowns erstmal gut fand.

    Letztendlich hat es aber keinen Mehrwert. Die Rechtschreibung ist (nicht nur bei ihm) schlechter geworden, wirklich viele Kinder (vor allem Jungs) daddeln im Unterricht und sind notentechnisch abgerutscht, Zeichnungen funktionieren nicht wirklich (vor allem in Mathe eine Katastrophe) und nahezu alles, was auf den I-Pads gemacht wird, könnte genauso gut auf Papier stattfinden. Die rund 800 Euro hätten wir sinnvoller investieren können.

    Einerseits ist das für diese Lerngruppe(n) und deren Familien eine ärgerliche Erfahrung, andererseits kannst du es als eine Art Feldstudie sehen, ob es langfristig überhaupt Sinn macht, ein solches System auszuweiten oder es ggf. sogar ganz einzustampfen. Für eine Untersuchung braucht es eine gewisse Anzahl an Klassen, die dieses System durchführen, und es hängt sicherlich auch von der Zusammensetzung der Schülerschaft und Vorerfahrung und Einstellung der Lehrkräfte mit diesen Medien als Unterrichtsgegenstand ab. Mal schauen, was die Bildungspolitik am Ende aus diesen Ergebnissen macht...

  • Kann sein, aber let‘s face it: Für einen 15-jährigen ist die Auktion für teuer Sneaker, die man sammelt und/oder mit Gewinn weiterverkauft, vermutlich immer interessanter als die Gründung von BRD/DDR, egal wie charismatisch die Geschichtslehrkraft sein mag.

    Es geht wohl eher um Kontrolle und Durchsetzungsvermögen. Man kann im Unterricht auch Briefchen schreiben oder sich auf andere, ganz analoge Weise ablenken.


    Ich sehe den Mehrwert von IPad-Klassen aber generell nicht, schon gar nicht in der Grundschule. Für einzelne Anwendungen finde ich sie aber ganz nett.

  • Ich behaupte mal ganz dreist, das ist kein Problem der iPads sondern der Lehrperson.

    Bitte führe das mal für mich näher aus!

    Die anderweitige Beschäftigung ist nämlich u.a. eine Sache, die mich sehr nervt. In meinen Kursen haben mittlerweile über die Hälfte der SchülerInnen ein Tablet und ich bemerke ganz genau, dass sich einige immer mal wieder nicht mit dem Unterrichtsthema auseinandersetzen. Was mache ich, deiner Meinung nach, als Lehrperson falsch?

    Aktuelles Beispiel: Die Kids schreiben nach meinen Stunden eine andere Klausur. Anstatt meinen AA zu erledigen, lernen sie auf dem Tablet für das andere Fach. Ohne Tablet sehe ich, dass es nicht meine Unterlagen zur Bearbeitung sind, mit Tablet habe ich kaum eine Chance dazu

  • Kann sein, aber let‘s face it: Für einen 15-jährigen ist die Auktion für teuer Sneaker, die man sammelt und/oder mit Gewinn weiterverkauft, vermutlich immer interessanter als die Gründung von BRD/DDR, egal wie charismatisch die Geschichtslehrkraft sein mag.

    Richtig. Ich unterrichte selbst 15jährige und ich weiss dafür zu sorgen, dass die meinem Unterricht folgen und nicht der Sneaker-Auktion. Wir haben seit 2018 Laptop-Klassen, unterdessen ausschliesslich.

  • Aktuelles Beispiel: Die Kids schreiben nach meinen Stunden eine andere Klausur. Anstatt meinen AA zu erledigen, lernen sie auf dem Tablet für das andere Fach. Ohne Tablet sehe ich, dass es nicht meine Unterlagen zur Bearbeitung sind, mit Tablet habe ich kaum eine Chance dazu

    Falls ihr iPads habt, solltet ihr auch classroom einsetzen. Die Funktionen davon zeige ich den SuS immer wieder dann, wenn ich das Gefühl habe, das Gerät wird nicht im Sinne meines Unterrichts verwendet.


    Eine meiner wichtigsten Regeln (deren Etablierung durchaus gedauert hat) ist übrigens "Klappe zu". Wenn nicht explizit an den Geräten zu arbeiten ist, haben diese zugeklappt vor den S zu liegen, damit es gar nicht zu Missverständnissen kommen kann.

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Ich lehne das kategorische "das iPad hat schuld" ab. Wir können über vieles diskutieren in Bezug auf Digitalisierung aber der Punkt ist lächerlich. Wer seinen Laden nicht im Griff hat, hat ein viel grundsätzlicheres Problem als iPads. Die Berufsfachschule nebenan hat schon viel länger Laptop-Klassen als wir, auch die bekommen es offensichtlich hin.

  • Auch ich empfehle dringend die App Classroom. Damit kannst du jederzeit auf deinem ipad sehen welcher Schüler was auf seinem Gerät gerade macht und am Ende der Stunde kannst du sehen, welche Apps wie lange verwendet wurden.


    Das mache ich dann auch schon mal an Beamer für alle sichtbar und erkläre direkt, dass die Ipads bei mir liegen, wenn ich sehe dass jemand etwas geöffnet hatte, was er nicht sollte.


    Man kann damit auch alle ipads sperren, wenn nötig...

  • Es geht doch nicht darum, wer „Schuld“ hat. Mit der Frage könnt ihr euch im Beichtstuhl auseinandersetzen.


    Es dreht sich doch darum, wie man den Unterricht gestaltet. Selbstredend hat ein iPad ein höheres Ablenkungspotenzial als ein Mathematikheft. Daraus ergibt sich mehr Aufwand, un dieser Ablenkung entgegenzuwirken.


    Da darf man schon fragen, wieviel Zeit und Mühe man da investieren möchte.


    Ich mein, in den meisten Schulen ist die Verwendung von Mobiltelefonen verboten, weil sie die Schülerinnen ablenken. Und da kann man die im gleichen Atemzug zur Verwendung eines iPads verpflichten, weil da schon slles klar geht? Das haben wir alles im Griff?

  • Das mache ich dann auch schon mal an Beamer für alle sichtbar und erkläre direkt, dass die Ipads bei mir liegen, wenn ich sehe dass jemand etwas geöffnet hatte, was er nicht sollte.


    Man kann damit auch alle ipads sperren, wenn nötig...

    Da sieht man, wie die Digitalisierung uns hilft. Das geht bei Buch und Heft alles nicht.

  • Auch ich empfehle dringend die App Classroom. Damit kannst du jederzeit auf deinem ipad sehen welcher Schüler was auf seinem Gerät gerade macht und am Ende der Stunde kannst du sehen, welche Apps wie lange verwendet wurden.


    Das mache ich dann auch schon mal an Beamer für alle sichtbar und erkläre direkt, dass die Ipads bei mir liegen, wenn ich sehe dass jemand etwas geöffnet hatte, was er nicht sollte.


    Man kann damit auch alle ipads sperren, wenn nötig...

    Das erschreckt mich eher. Big Brother is watching you. Meine Lieblingsbeschäftigung als Schüler war Käsekästchen mit den Sitznachbarn.

    Wenn es da eine Videoüberwachung gegeben hätte, um zu erkennen, wann ich das spiele, hätte mein Vater die Schule gestürmt.

    Ist diese Überwachung überhaupt erlaubt.

    Und am Beamer für alle sichtbar ist auf jeden Fall nicht erlaubt.

  • Ich glaube, dass sich die Diskussion sowieso von alleine erledigt. Die Digitalisierung schreitet voran. Egal ob man es gut findet oder nicht. Dass man privat gerne mal ein Buch aus Papier liest, ist eine Sache. Dass es Schülerakten, Kommunikation etc. zeitnah nur noch digital geben wird, halte ich für sicher. Die Verlage beginnen doch auch gerade richtig mit der Digitalisierung zu starten. Wie lange gibt es wohl überhaupt noch analoge Bücher? Ich wette, dass die meisten von uns auch noch den Einsatz von KIs im Unterricht erleben werden. Oder Test im Internet inklusive automatischer Analyse der Ergebnisse.


    Auch ist die Digitalisierung schon längst in der Lebenswelt unserer Schüler angekommen. Wie viele unserer Schüler haben zu Hause keinen Zugang zu digitalen Medien. Sicherlich weniger als die Hälfte.


    Ob wir es nun gut finden oder nicht. Die Digitalisierung kommt.

  • Das erschreckt mich eher. Big Brother is watching you. Meine Lieblingsbeschäftigung als Schüler war Käsekästchen mit den Sitznachbarn.

    Wenn es da eine Videoüberwachung gegeben hätte, um zu erkennen, wann ich das spiele, hätte mein Vater die Schule gestürmt.

    Ist diese Überwachung überhaupt erlaubt.

    Und am Beamer für alle sichtbar ist auf jeden Fall nicht erlaubt.

    Was für eine Überwachung?`Du filmst nicht die Schüler sondern sperrst das Tablet, damit sie damit gerade nichts machen können. Ich lasse teilweise Bücher oder Hefte weglegen, bevor ich etwas erkläre. Ist nichts anderes.

  • Ob ich von vorne über alle Tische schaue und sehe, ob die Kinder ein mathebuch oder ein Comicheft vor sich haben oder ob ich die geöffneten apps am ipad sehe ist für mich kein großer unterschied. Anders kann ich nämlich von vorne nicht sehen, was die Kinder am Gerät machen.

    Aber ich glaube auch, dass diese Diskussion nicht sehr sinnvoll ist...

  • sinnvollen Einsatzmöglichkeiten

    Eben. Das wär’s. Aber wenn hier jemand fragen muss, was sie denn mit den iPads machen kann, die sie zu benutzen angehalten wird, ist das wohl an der Schule nicht klar. Was daran ist denn jetzt sinnvoll?

  • Eben. Das wär’s. Aber wenn hier jemand fragen muss, was sie denn mit den iPads machen kann, die sie zu benutzen angehalten wird, ist das wohl an der Schule nicht klar. Was daran ist denn jetzt sinnvoll?

    Die Frage ist nur, wo ist das Problem? Die digitalen Medien, die Lehrkraft, die Schulleitung, der Dienstherr?, ... Wenn jemand fragt, was er mit dem iPad machen soll, liegt es meiner Meinung nie am iPad.

  • Ich mein, in den meisten Schulen ist die Verwendung von Mobiltelefonen verboten, weil sie die Schülerinnen ablenken

    Auch das ist bei uns nicht verboten. Ich unterrichte an einer reinen Sek II Schule, da gehört dazu, die Zügel irgendwann mal locker zu lassen und an die Selbstverantwortung der jungen Menschen zu appellieren.


    Die Art von hier empfohlener "Überwachung" halte ich im Übrigen mindestens für meine Schulstufe für absolut unangemessen. Ich habe vor Laptop-Zeiten auch nie Hefte kontrolliert.


    Meine persönliche Meinung ist, dass iPads & Co wenn überhaupt nur sehr sparsam im Primarbereich eingesetzt werden sollten. Wann und wie in der Sek I, keine Ahnung, Sek II ist absolut kein Problem.

  • Ja, ich sehe da auch große Unterschiede zwischen den Schulformen. Zwischen 8 und 18jährigen liegen Welten...


    Gerade in der Grundschule möchte ich aber nicht, dass sich die Kinder unbemerkt auf Youtube oder so tummeln um sich dort ggf altersunangemessene Dinge anzuschauen.

Werbung