Unterschiedliche Erfahrungen mit Praktikumslehrkräften

  • Hallo zusammen,

    ich habe im Rahmen meines Studiums mittlerweile einige Praktika gemacht, die mich teilweise bestärken und teilweise extrem verunsichern. Ich habe das Gefühl, dass es Lehrpersonen gibt, die von ihrer Persönlichkeit das komplette Gegenteil von mir sind bzw. von dem wie ich unterrichten würde. Banales Beispiel, aber ständiger Einsatz vom Klassentier. Ich würde mich selbst total unwohl fühlen ständig so eine „Show“ vor den Kindern halten zu müssen. Gleichzeitig habe ich sehr viel Spaß an der Arbeit mit jungen Kindern, weshalb mich solche Erfahrungen immer hin und her reißen… Was hält ihr davon? Findet ihr, dass jede Lehrkraft sehr unterschiedlich und trotzdem erfolgreich sein kann? Oder muss ich mich damit abfinden, dass solche „Spielchen“ in der Grundschule dazugehören?

  • Ich mag Schokolade und Rotwein und Sonne. Meine Kollegin fährt lieber in den Skiurlaub und hasst Schokolade. Ich halte uns beide für gute Lehrkräfte.

    Ich finde Klassenmaskotchen ganz witzig, wenn die Kinder das auch gut finden. Aber deswegen halte ich mich nicht für eine gute Lehrkraft, das hat andere Gründe. Jeder hat andere Qualitäten, oder? Das erkennt man ja schon an der Fächerwahl. Als Sportlehrkraft wäre ich nicht so gut, ich bin definitiv besser z.b. im Fach Deutsch aufgehoben. Oder: Singen mit Kindern ist toll - aber wer das so gar nicht kann, sollte vielleicht auf Rhythmusspiele wechseln 😉. Und ein Klassenmaskotchen zu nutzen macht einen umgekehrt ja nicht automatisch zu einer guten Lehrkraft.

    Es kommt eben immer darauf an, deine Stärken einzusetzen. Und authentisch sein ist wichtig!

  • Jeder Jeck ist anders.


    Es gibt nicht die eine "richtige" Art und Weise. Dein Unterrichtsstil muss 'echt' sein und zu deiner Persönlichkeit passen.


    Natürlich gibt es förderliche und hinderliche Verhaltensweisen. Das sind aber eher so generelle Dinge, wie Wertschätzung, Vertrauen in die Schüler, Konsequenz, angstfreie Atmosphäre, etc. Bei Hattie gibt es eine gute Übersicht der nachgewiesen wirksamen Unterrichtsfaktoren.

  • Was hält ihr davon?

    Haltet, nicht hält


    Waren denn deine Lehrer alle gleich? Waren die Lehrer in den Praktika alle gleich? Lehrer sind Menschen und die sind unterschiedlich Das ist vollkommen in Ordnung.

    Grundschüler kommen auch ohne Klassentier aus (was aus Tierschutzperspektive wahrscheinlich sogar besser ist).

    • Offizieller Beitrag

    Es handelt sich nicht um echte Tiere, sondern um Maskottchen!

    Wenn die Haltung so ist, können wir direkt den Tierschutz anrufen.
    Nicht nur, dass diese süßen Plüschtiere quasi umsonst arbeiten, oft von Schüler zu Schüler "wandertn" und was weiß ich wo übernachten, sich alle Sorgen und Freuden anhören dürfen, sowohl Grammatik als auch Mathe "spannend" finden sollen, bevor sie nach ca. 4 Jahren dann in eine Kiste gepackt und ignoriert werden, NEIN, jetzt wird denen sogar abgesprochen, "echt" zu sein?!
    UNGLAUBLICH, sage ich nur.

  • Es handelt sich nicht um echte Tiere, sondern um Maskottchen!

    Willst du etwa Plüschtierrechte beschränken!? 🤨 Unfassbar...


    Wenigstens ist Chilli genauso empört. Das gibt mir den Glauben an die Menschheit zurück.

  • Ich unterrichte an einer Grundschule und setze nie das Klassentier ein. Ich mache selten Show. Mein Unterricht ist trotzdem gut und die Kinder mögen mich sehr. Ich bin nämlich freundlich, zugewandt, locker und eigentlich immer gut gelaunt. Ich kann Grenzen ziehen und für eine disziplinierte Arbeitsatmosphäre sorgen ohne zu brüllen oder unfreundlich zu werden. Was ich sagen will: Nein, Spielchen gehören in der Grundschule nicht zwingend dazu.

  • Ich unterrichte an einer Grundschule und setze nie das Klassentier ein. Ich mache selten Show. Mein Unterricht ist trotzdem gut und die Kinder mögen mich sehr. Ich bin nämlich freundlich, zugewandt, locker und eigentlich immer gut gelaunt. Ich kann Grenzen ziehen und für eine disziplinierte Arbeitsatmosphäre sorgen ohne zu brüllen oder unfreundlich zu werden. Was ich sagen will: Nein, Spielchen gehören in der Grundschule nicht zwingend dazu.

    Danke, das beruhigt mich tatsächlich sehr :)

  • Ich habe immer ein Klassentier. Aber spätestens in Klasse 3 muss man es auswechseln. Die kleinen süßen "Tierchen" aus dem ersten Schuljahr mutieren ja auch mit der Zeit. Dann passt die Häschenhandpuppe vielleicht nicht mehr, sondern eher das Faultier, das Wiesel, das Stnktier oder die Ratte.

    Neeeeee, Spaß :zoepfe:

  • Findet ihr, dass jede Lehrkraft sehr unterschiedlich und trotzdem erfolgreich sein kann? Oder muss ich mich damit abfinden, dass solche „Spielchen“ in der Grundschule dazugehören?

    Da musste ich gerade wirklich lächeln. Das hast du so süß formuliert. "Darf man unterschiedlich sein und kann dennoch Erfolg haben?" JA NATÜRLICH! Du bringst deinen Charakter, deine Energie mit hinein und bannst deine Schüler und Schülerinnen vielleicht auf ganz andere Weise. Es ist nicht wichtig, ob du mit dem Klassentier rumwedelst.


    Bei uns gibt es in jeder Klasse ein Klassentier, das auch den Namen der Klasse prägt, zB Zebra oder Affe oder Elefant oder was auch immer. Die Miniatur des Klassennamens ist immer Teil der Klasse, allerdings nicht in Form von "Show". Keine meiner Kolleg*innen hampelt mit dem Tier vor der Klasse rum. Ich habe das einmal aus Spaß gemacht und mir das Klassentier geschnappt, einfach, weil ich es in der Situation mega lustig fand, das war was ganz Spontanes und die Klasse UND ich lagen am Boden. :D Dann hieß es natürlich "DAS wollen wir jetzt IMMER!" und das habe ich erfolgreich abgewehrt. ;) Meiner Meinung nach hat das nämlich im Normalunterricht nichts zu suchen, auch in einer ersten Klasse nicht.


    Man kann das Klassentier ganz anders nutzen.

    Bei uns haben wir ein Tagebuch und das Klassentier darf mit verschiedenen Kindern je an einem Wochenende nach Hause mitkommen. Dort wird dann ein Aufsatz geschrieben, was das Klassentier erleben durfte. Damit gibt's verschiedene Fliegen mit einer Klappe. Für das Schulkind ist es was Besonderes, das Klassentier dabei zu haben, zudem muss es ihm aber etwas "bieten", das heißt, die Familie ist aktiv (oder auch aktiver als sonst), es werden Bilder gemacht und dann kommt mindestens eine Seite ins Tagebuch, das heißt, die Kinder müssen selbst formulieren etc. Eine super Sache. (Natürlich wird es immer und immer wieder gewaschen. ;) )


    Zudem gibt es bei uns Tageskinder. Da sitzt das Klassentier dann einfach beim Arbeiten dabei. Zudem kann man es nutzen, wenn es einem Kind mal nicht so gut geht...dann darf es sich hineinkuscheln, was auch wirklich dolle hilft.


    Aber Show? Halte ich für nicht sinnvoll, zumal meist der Fokus der Kinder dann nicht da sitzt, wo er sitzen sollte. Frag mal ein Kind danach, was das Tier denn so alles gesagt hat, ich glaube nicht, dass da viel hängengeblieben ist. :D

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Hm, ist die Frage son bisschen auch "fishing for compliments"? Ja, du machst das toll, jeder Mensch ist anders und die mit den Kuscheltieren ja doch auch ein bisschen komisch.


    Dann nehme ich mal eine andere Position ein: wer mit jungen Kindern arbeiten will, sollte sich darauf einstellen, dass diese grundsätzlich anders ticken. Der Humor ist ein eigener, mit Ironie kommst du nicht weit. Und Spannung mit Stimme und Sprache aufbauen können, Vorlesen, Adventskalender basteln oder Rituale im Tages- und Jahreslauf einzuhalten sollte man schon mögen und anzueignen sich bereit fühlen. Es ist natürlich auch keine Schande, zu überdenken, ob die Primarstufe die geeignete Schulart für einen ist.


    Und wenn du jetzt denkst "nö, das ist total die geeignete Schulart für mich, ich werde mir aber trotzdem keine Handpuppe zulegen", hast du die Antwort für dich gefunden.

  • Hm, ist die Frage son bisschen auch "fishing for compliments"? Ja, du machst das toll, jeder Mensch ist anders und die mit den Kuscheltieren ja doch auch ein bisschen komisch.


    Dann nehme ich mal eine andere Position ein: wer mit jungen Kindern arbeiten will, sollte sich darauf einstellen, dass diese grundsätzlich anders ticken. Der Humor ist ein eigener, mit Ironie kommst du nicht weit. Und Spannung mit Stimme und Sprache aufbauen können, Vorlesen, Adventskalender basteln oder Rituale im Tages- und Jahreslauf einzuhalten sollte man schon mögen und anzueignen sich bereit fühlen. Es ist natürlich auch keine Schande, zu überdenken, ob die Primarstufe die geeignete Schulart für einen ist.


    Und wenn du jetzt denkst "nö, das ist total die geeignete Schulart für mich, ich werde mir aber trotzdem keine Handpuppe zulegen", hast du die Antwort für dich gefunden.

    Ich frag mich, warum immer alles ins Negative gerückt werden muss? Nein, ich suche nicht nach „Komplimenten“. Ich bin nun mal eine aktuell eher unerfahrene Person in diesem Bereich und halte es für legitim Erfahrungen von Menschen zu hören, die Ahnung haben. Ich habe nicht gesagt, dass ich es schlecht finde, wenn eine Lehrkraft in der Grundschule mit Kuscheltieren hantiert, Ich habe mich lediglich gefragt inwiefern dies „erforderlich“ ist im Umgang mit Kindern. Ich bin mir durchaus bewusst, dass man mit Kindern anders umgeht als mit Erwachsenen. Gleichzeitig habe ich auch sehr viel Spaß im Umgang mit ihnen und habe die Geduld, ihnen Sachen zu erklären, bis sie es verstehen. Nur vom Typ her halte ich mich nicht für eine Person, die zu jedem Thema mit dem Klassenmaskottchen einen Einstieg planen würde, wie ich es jetzt öfter bei den Lehrkräften in meinen Praktika gesehen habe.

  • 😅 danke dir für deine Worte. Einen solchen Einsatz, wie du ihn beschreibst, könnte ich mir persönlich auch gut vorstellen. :)

  • Seit den Zeiten von Fu und Fara bin ich mit Sockenpuppen Klassentieren ausgestattet. Diese Wesen ziehen bei mit aber nie die ganz große Show ab, aber sie sind manchmal im Zwiegespräch mit Kindern sinnvoll: Beim Erklären oder Trösten zum Beispiel. Dann können sie witzig sein, mit verstellter Stimme sprechen oder zum Kuscheln beim Kind bleiben.

    Ganz zu Beginn einer ersten Klasse find ich sie auch wichtig zur Identifikation mit einer Gruppe: Wir sind die Igelklasse, wir sind die die Regenbogenfischklasse. Das Tier kennzeichnet die Tür zu Klassenraum, taucht immer wieder auf Arbeitsblättern auf oder eben als sprechende Puppe, auch durch die Kinder. Diejenigen, die sich selbst kaum trauen zu reden, können sich oft mit dem Klassentier - das im Erzählkreis die Runde macht, äußern.

    Keine meiner Kolleg*innen hampelt mit dem Tier vor der Klasse rum.

    Vor der Klasse mit dem Tier "rumhampeln", das können effektiv und erfolgreich nur die Kolleg*innen mit Bühnenerfahrung, ohne sich lächerlich zu machen. Aber wer ist schon eine "Rampensau" vor der Klasse.

    Zudem gibt es bei uns Tageskinder. Da sitzt das Klassentier dann einfach beim Arbeiten dabei.

    Was sind "Tageskinder"? Komen die nur hin und wieder zur Schule?

  • Was sind "Tageskinder"? Komen die nur hin und wieder zur Schule?

    Genau. Die kommen, wann sie wollen. Wochengleitzeit. Bei euch nicht so? :ohh:


    ;)


    Nahain. Der Titel "Tageskind" geht reihum im Prinzip - und das Tageskind hat an diesem Tag dann ein wenig mehr Privilegien, es darf zB bei angenehmen Aufgaben im Kreis, bei denen jede*r Erste*r sein möchte, beginnen, darf mit einem Partnerkind im "Räumchen" (haben wir in der Schule so an ziemlich jedem Klassenraum angeschlossen) ruhig arbeiten, darf das Klassentier den Tag über haben und, wenn Fußballfeld ist, die Teams wählen. Sowas. Tut allen Kindern sehr gut, mal "etwas Besonderes" zu sein mit kleinen Mitteln - und da alle in der Reihe drankommen, gibt es da auch kein böses Blut. Ist die Klasse durch, geht's entweder von vorne los oder wer halt noch möchte. Nicht jedes Kind braucht das, manche geben auch einfach weiter, andere sind glücklich, wenn sie Tageskind sein dürfen, gerade die, die manchmal etwas stiller sind und nicht so in der Klasse durchkommen - so jedenfalls meine Wahrnehmung.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

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