Praktikumsbericht - Auskunft Benotungskriterien

    • Offizieller Beitrag

    Oder meinen sie, du hast eine sehr gute Leistung zu schlecht bewertet? Dann frag den Schüler, wo er die Erwartungen übertroffen hat, und erklär ihm, warum du das in seinem konkreten Fall anders gesehen hast.

    Auch wenn ich den Ansatz nicht per se verteufeln würde und auch will, dass Schüler*innen dazu ermächtigt werden, ihre Leistungen einzuschätzen, sehe ich es bei einer schon bewerteten (und rückgemeldeten) Leistung anders:
    Der Schüler ist nicht in der Bringschuld zu erklären, warum er eine 1 verdient.
    Zumindest nicht bevor man ihm erklärt hat, warum er "nur" eine 2 hat.

  • Ich bin dabei jetzt (eventuell fälschlicherweise) davon ausgegangen, dass schon eine erste Begründung vorliegt. Ganz verweigert wird eine Begründung ja nicht geworden sein.

    Ich bin also davon ausgegangen, dass die Begründung dem Schüler bzw. seinen Eltern nicht ausreicht.


    Wenn dem Schüler tatsächlich überhaupt nichts bekannt ist, bin ich bei dir.

  • Ja, der Schüler kam zu mir und fragte konkret, was zu einer 1 notwendig gewesen wäre. Ich sagte ihm auch, dass ich für eine 1 etwas außergewöhnliches erwarte, etwas mit dem er die Erwartungen übertroffen hätte, welches ich aber in dem Bericht nicht gefunden habe. Nach Kriterienkatalog hat er die Erwartungen zu 100% erfüllt.


    Bisher habe ich es aber so gehandhabt, dass dies für eine 1 nicht ausreichend ist, weil dazu eben noch etwas mehr nötig ist, welches über die Erwartungen hinausgeht. Was das aber in jedem Einzelfall konkret sein muss, darauf hatte ich keine Antwort und habe sie jetzt auch nicht. Das mache ich nach Bauchgefühl. Nun also die Rückfrage der Eltern, die mich generell ins Grübeln gebracht hat: Ist mein Ansatz generell falsch und ich soll wenn jedes Kriterium des Bewertungskatalog erfüllt ist die 1 geben? Die Meinungen hier im Thread gehen diesbezüglich gehen ja auch auseinander.

  • Meinen Beurteilungsbogen (Excel-Tabelle mit Kriterien, Punktevergabe und Notenberechnung) für Praktikumsberichte und mehr könnt ihr euch hier anschauen und herunterladen:
    https://www.autenrieths.de/berufskunde.html

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

    • Offizieller Beitrag

    Verstehe ich es richtig, dass das Kind einen Rückmeldebogen vor den Augen hat, wo 100% der Punkte erreicht sind und eine 2 drunter steht?

    Dieses "Etwas Außergewöhnliches" muss ja irgendwo in deinem Kriterienkatalog stehen.
    Und es muss halt konkret sein.

    Also zb. Wenn der Bericht eigentlich nur die Teile "Vorbereitung, Vorstellung des Berufsfeldes, ein typischer Tagesablauf, Abschlussreflektion" hat, dass als Kriterium kommt wie "persönliche Auseinandersetzung und Reflexion der Herausforderungen des Zugangs zum Beruf, der Bedeutung des Berufs, usw.."

    Aber es sind ja keine "Superduper Kriterien", sondern es sind normale Kriterien, wo die meisten SuS eben keine 5/5 Punkte haben, weil sie nur das schreiben, was ihnen in dem Moment einfällt, die volle Punktzahl bei den Reflexions- und Transfertabschnitten aber vielleicht auf eine abstraktere Ebene zu erreichen wäre. Wenn zb. der Schüler einen Vergleich mit anderen Berufen desselben Feldes macht.

    ABER: auch das muss im Vorfeld transparent gemacht werden.


  • ABER: auch das muss im Vorfeld transparent gemacht werden.

    Genau und ich stoße mich auch an der Formulierung "etwas außergewöhnliches". Etwas außergewöhnliches wäre die Abgabe auf parfümiertem Papier, für eine sehr gute Note muss eine Leistung aus dem Transferbereich erbracht werden, also eine besonderes prägnante Schwerpunktsetzung oder Reflexion mit Einbringen und Hinterfragen der eigenen Position.

    So entsteht ein wenig der Eindruck, dass du selber nicht weißt, was du erwartest und das "sehr gut" am Ende nach Gefühl gibst oder nicht gibst.

  • Dem muss ich klar widersprechen, da ich entsprechende Selbstreflexionen regelmäßig durchführen lasse. Die Schülerinnen und Schüler können in den meisten Fällen ihre Leistungen anhand eines vorab bekannten Kriterienkatalogs ziemlich zielsicher einschätzen und beschreiben.

  • Dem muss ich klar widersprechen, da ich entsprechende Selbstreflexionen regelmäßig durchführen lasse. Die Schülerinnen und Schüler können in den meisten Fällen ihre Leistungen anhand eines vorab bekannten Kriterienkatalogs ziemlich zielsicher einschätzen und beschreiben.

    Ich mache es nicht mehr, weil ich es unehrlich finde. Am Ende gebe ich ja sowieso die Note, die ich mir vorher überlegt habe. Ich habe deutlich weniger Stress bei der Notenvergabe seit ich nur noch meine Note erkläre und gar nicht mehr danach frage.

  • Ich mache es nicht mehr, weil ich es unehrlich finde. Am Ende gebe ich ja sowieso die Note, die ich mir vorher überlegt habe. Ich habe deutlich weniger Stress bei der Notenvergabe seit ich nur noch meine Note erkläre und gar nicht mehr danach frage.

    Ja natürlich gebe ich die vorher festgehaltene Note. Ich frage mich aber, was daran unehrlich sein soll, aus verschiedenen Blickwinkeln auf die erbrachten Leistungen zu schauen. Die seltenen Fälle, in denen deutliche Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung auffallen, liefern sehr gute Gesprächsansätze für die weitere Arbeit.

    • Offizieller Beitrag

    Ich nicht. Da kommt nichts realistisches bei raus.

    und genau deswegen will ich es ihnen beibringen.
    Diese Fähigkeit ist eine wichtige (damit die Studierenden, Azubis, Mitarbeiter*innen auch später in Zukunft selbst merken, ob sie Mist liefern oder nicht).

    • Offizieller Beitrag

    Ja, der Schüler kam zu mir und fragte konkret, was zu einer 1 notwendig gewesen wäre. Ich sagte ihm auch, dass ich für eine 1 etwas außergewöhnliches erwarte, etwas mit dem er die Erwartungen übertroffen hätte, welches ich aber in dem Bericht nicht gefunden habe. Nach Kriterienkatalog hat er die Erwartungen zu 100% erfüllt.


    Bisher habe ich es aber so gehandhabt, dass dies für eine 1 nicht ausreichend ist, weil dazu eben noch etwas mehr nötig ist, welches über die Erwartungen hinausgeht. Was das aber in jedem Einzelfall konkret sein muss, darauf hatte ich keine Antwort und habe sie jetzt auch nicht. Das mache ich nach Bauchgefühl. Nun also die Rückfrage der Eltern, die mich generell ins Grübeln gebracht hat: Ist mein Ansatz generell falsch und ich soll wenn jedes Kriterium des Bewertungskatalog erfüllt ist die 1 geben? Die Meinungen hier im Thread gehen diesbezüglich gehen ja auch auseinander.

    Ja, Dein Bewertungsansatz ist insofern falsch, als dass Du offenbar keine konkreten Kriterien hast, nach denen Du eine Eins gibst und diese Note auf der Basis eines diffusen "das muss außergewöhnlich sein"-Kriteriums, vergeben möchtest, das Du selbst nicht benennen kannst.

    Würde man die Kriterien mit Punkten versehen, wäre volle Punktzahl eine Eins.


    Ein Bauchgefühl ist selten objektiv, gerade, wenn man keine klaren Kriterien hat. Ein Kriterienraster sorgt nicht per se für eine objektive Bewertung, aber es liefert objektive Kriterien. Das Bauchgefühl passt sich dann früher oder später an - so war es bei mir zumindest beim Übergang zum kriteriellen Bewertungsraster im Zuge des Zentralabiturs.

  • und genau deswegen will ich es ihnen beibringen.
    Diese Fähigkeit ist eine wichtige (damit die Studierenden, Azubis, Mitarbeiter*innen auch später in Zukunft selbst merken, ob sie Mist liefern oder nicht).

    Ich stelle mir auch vor, dass weniger Gejammer und Elternfragen kommen, wenn SuS wissen, was von ihnen erwartet wird und sie in der Lage sind, das Erreichen von Zielen selbst einzuschätzen. Ich bin manchmal erstaunt, wie lange Kinder glauben, dass die Note davon abhängig ist, ob die Lehrkraft sie mag und zwar in jeder Schulart. Und ehrlich gesagt gibt es doch auch oft genug Beschwerden von Erwachsenen, dass sie mittelmäßige Bewertungen bekamen, weil die Fachleitung sie nicht mag/keine Kriterien hätte.

  • für eine sehr gute Note muss eine Leistung aus dem Transferbereich erbracht werden, also eine besonderes prägnante Schwerpunktsetzung oder Reflexion mit Einbringen und Hinterfragen der eigenen Position.

    Bleibt noch die Frage, ob dies in der Aufgabenstellung zu wenig beachtet wurde, dann ist es aber nicht die Aufgabe des Schülers, dies zu beachten.


    Außerdem frage ich mich, welche Schüler:innen nach so guten Noten fragen, es könnte auch das Zünglein an der Waage für einen NC sein und der Schüler sieht keine Möglichkeit, die 1 zu erreichen, da die Anforderungen und Notengebung intransparent sind.

    Man muss die 1 nicht verschenken, man kann auch die Anforderungen entsprechend formulieren. Das muss man aber vorab machen und kann sich nicht hinterher ein paar mehr Extras wünschen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe zur Zeit nicht nur ab und zu Studis vor mir, die genauso eine Haltung/eine Rede an den Tag legen, sondern studiere auch mal nebenbei und komme in Lerngruppen oder Gruppenarbeiten (mein Gott, ich wusste schon immer, dass ich sowas hasse, aber dieses Jahr noch mehr. Drei Kreuze mache ich in 3 Wochen, wenn sie vorbei ist) nicht mehr aus dem Staunen, was einige glauben, verdient zu haben (und ich realistischerweise denke "sorry, Kinder, die Noten sind sogar zum Teil nur zu gut" oder "wenn du den Unterschied zwischen deiner und meiner Leistung nicht siehst, nach einem akademischen, sozialwissenschaftlichen Studium, verstehe ich es auch nicht" (Beschwerde darüber, "das Selbe wie chili geschrieben zu haben", "gut, nur in Stichpunkten und ohne Beispiele und ohne Argumente und ohne Transfertleistungen aber halt trotzdem das Selbe", Beschwerde darüber, ein "befriedigend" für reines stichwortartiges copy paste der VL-Unterlagen geschrieben zu haben.)

  • Nach Kriterienkatalog hat er die Erwartungen zu 100% erfüllt.

    Dann ist es die 1. Du musst die Aufgaben eben vorher so formulieren, dass klar ist, was den Punkt bis zur 100% ausmacht.

    Die Meinungen hier im Thread gehen diesbezüglich gehen ja auch auseinander.

    Nein, tun sie nicht, weil es hier nicht um Meinungen geht, sondern um Fakten. Selbst ein "sehr gut bedeutet, dass die Anforderungen in besonderem Maße erfüllt sind" entbindet die Lehrkraft nicht von der Definitionspflicht, was damit im entsprechenden Fall gemeint ist.


    Du musst doch auch ein Ziel mit dem Praktikumsbericht verfolgen? Wenn grafische Gestaltung, Kreativität oder sonstwas mit dazu gehört, braucht's für diese eben auch Punkte und wer noch ein Foto einer Arbeitsprobe einklebt, bekommt diesen Punkt. Aber hinterher zu entscheiden, was es zusätzlich bedurft hätte für 105% ist schlicht und ergreifend nicht möglich.

  • Ja, der Schüler kam zu mir und fragte konkret, was zu einer 1 notwendig gewesen wäre. Ich sagte ihm auch, dass ich für eine 1 etwas außergewöhnliches erwarte, etwas mit dem er die Erwartungen übertroffen hätte, welches ich aber in dem Bericht nicht gefunden habe.

    In dem Fall sollte es aber für dich ja kein Problem sein, in seinem konkreten Fall Beispiele dafür zu geben, was er hätte anders machen können. Du wirst ja sicher eine Vorstellung davon haben, was dich positiv überrascht hätte.

    Nach Kriterienkatalog hat er die Erwartungen zu 100% erfüllt.

    Wie haben wir uns das vorzustellen? Hat er eine Ankreuztabelle für alle Kriterien und bei jedem Kriterium das Kreuz bei der besten Bewertung? In dem Fall würde ich auch nicht verstehen, warum er keine 1 sondern nur eine 2 hat.

    Wenn 100% einer guten Leistung entspricht, dann muss es ja trotzdem irgendwo auf dem Beurteilungsbogen die Möglichkeit geben, sehr gute Leistungen zu dokumentieren.

    Bisher habe ich es aber so gehandhabt, dass dies für eine 1 nicht ausreichend ist, weil dazu eben noch etwas mehr nötig ist, welches über die Erwartungen hinausgeht. Was das aber in jedem Einzelfall konkret sein muss, darauf hatte ich keine Antwort und habe sie jetzt auch nicht. Das mache ich nach Bauchgefühl. Nun also die Rückfrage der Eltern, die mich generell ins Grübeln gebracht hat: Ist mein Ansatz generell falsch und ich soll wenn jedes Kriterium des Bewertungskatalog erfüllt ist die 1 geben? Die Meinungen hier im Thread gehen diesbezüglich gehen ja auch auseinander.

    Ich halte es bei Präsentationen so, dass ich für jeden Teilbereich (z.B. Fachliches, Darstellung, Gestik und Mimik,…) eine eigene Note gebe. Wenn da alles gut ist, dann gibt es eine 2. Die fachliche 1 überprüfe ich hinterher durch entsprechende Fragen, ebenso kann ich dadurch die Bewertung auch nach unten absichern. Bei der Darstellung bewerte ich gute Standardfolien mit gut. Folien, bei denen ich keine Verbesserungsmöglichkeiten sehe mit sehr gut. Und so geht das für jedes Kriterium. Ein etwas allgemeineres Kriterium habe ich, bei dem Kreativität, eigene Ideen, usw. einfließen. Wenn sie nur genau das machen, was ich ihnen eng vorgebe, dann ist dieses Kriterium auch bei guter Präsentation nur ausreichend erfüllt. Wenn sie das Thema selbst gut ausarbeiten, dann ist es gut erfüllt. Wenn die Präsentation trotz leichter Schwächen in den anderen Einzelkriterien meinen Bauch überzeugt, dann habe ich da ein Kriterium, das mir Luft für eine Bewertung nach oben bietet.


    Wie sich das bei der Bewertung deiner Praktikumsberichte umsetzen lässt, kann ich dir nicht sagen. Je formaler die Einzelvorgaben (Format, Seitenumfang,…), desto weniger führen sie in den sehr guten Bereich. Wenn aber das Kriterium lautet „Hat alle Praktikumstätigkeiten mit Datum dokumentiert“, dann sind 100% eben sehr gut. Was soll man da noch besser machen können? Gut wären dann eben vereinzelt vergessene Daten.

    Auf jeden Fall solltest du zu eurem Bewertungskatalog für jedes einzelne Kriterium auch Beispiele nennen können, wie man sie sehr gut erfüllen kann.

    Ich finde nicht, dass man sie den Schülern alle aufzählen muss, denn dann nimmt man ihnen ja wieder die Möglichkeit, selbst mehr als erwartet machen zu können. Allerdings exemplarisch im Vorfeld besprechen sollte man die Kriterien für eine 1 schon.

  • Man muss die 1 nicht verschenken, man kann auch die Anforderungen entsprechend formulieren. Das muss man aber vorab machen und kann sich nicht hinterher ein paar mehr Extras wünschen.

    Es ist auch hilfreich, sich selbst bewusst zu machen, welchen Anteil an sehr guten Leistungen man für angemessen hält. Etwa 2,5% der SuS sind statistisch gesehen hochbegabt, wenn ich für meine Schulform davon ausgehe, dass die überwiegend am Gymnasium landen sind das 1-2 Pro Klasse. Ich halte es für angemessen, dass nicht ausschließlich hochbegabte SuS die Chance auf ein sehr gut haben, dann lande ich bei einem vernünftigen Anteil von 3 sehr guten Ergebnissen pro Klasse in der Unter- und Mittelstufe. (Immer im Durchschnitt - ich bewerte nicht nach sozialem Vergleich und es kann natürlich auch mal 0 und auch mal deutlich mehr sehr gute Leistungen geben, wenn das Leistungsbild einer speziellen Klasse so ist.)

    Nach dieser Zielvorstellung richte ich meine Arbeiten grundsätzlich aus und nach meiner Erfahrung passt das dann auch für den weiteren schulischen Weg.

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