Hessen- Fit for Life

  • Es ist ein Wahlpflichtfach, wie Werken oder Handarbeiten und mutmasslich sinnvoller als das. An den Berufsschulen hat man bei uns ABU als Pflichtfach, das kommt pi mal Daumen aufs gleiche raus.

  • In der Sek I haben ja eh alle Schüler Hauswirtschaftsunterricht und als Wahlpflichtfach können sie im Niveau P wählen zwischen Werken, Textilem Gestalten, Bildnerischem Gestalten und Musik einerseits und Latein, MINT und Italienisch andererseits, Niveau A und E dürfen auch zwei kreative Fächer wählen, wenn da jetzt noch Fit for Life als Auswahl dazu käme, warum nicht, würde ich mich jetzt nicht drüber aufregen. Fragt sich nur, ob das durch den Hauswirtschaftsunterricht nicht eh schon wenigstens teilweise abgedeckt ist. :/

  • Ich finde es eigentlich traurig, dass solche Sachen unterrichtet werden (müssen). Aber das ist ein anderes Thema...

    Was mir aber leider seit über einem Jahrzehnt immer auffällt:

    Ich habe schon immer versucht, Bezüge zu lebensrelevanten Themen herzustellen. Sei es im Zuge von Sachtexten Steuerblabla oder ganz klischeemäßig auch Waschmittel beim Thema Enzyme etc. Bittere Erkenntnis: Juckt die SuS nicht. Weil es nicht ihre Lebenswelt ist - (aktuell nicht, aber in evtl 2/3 Jahren. Diese Zeitspanne reicht aber aus, um keine intrinsische Motivation zu haben)

    Wenn aber plötzlich dann doch Steuern etc. relevant sind (also Azubis), herrscht großes Interesse. Stehen die Kids kurz vorm Abschluss, ist auch das Schreiben von Bewerbungen total interessant. 1 Jahr vorher ernte ich fast nur genervte Blicke.

  • Juckt die SuS nicht. Weil es nicht ihre Lebenswelt ist

    Mit fortschreitendem Lebensalter und damit verbundenem erweiterten Weltwissen stelle ich fest, dass das für beinahe alles gilt, was wir in der Schule unterrichten. Als Schüler (vor allem in der Mittelstufe) macht man es halt mehr oder wenig extrinsisch motiviert mit, damit die Noten stimmen, aber so richtiges Interesse verpürt man nur punktuell. Man hat einfach keinen Bezug zu den Inhalten und der lebensweltliche Bezug, den die Lehrperson herstellt, ist meistens zu konstruiert.

    Später, wenn man sich aufmacht, die Welt für sich zu entdecken, durch Hobbys, Reisen, Lektüre, Kontakt mit Mitmenschen etc. stößt man wieder auf Themen, die man vor 10/20/30 Jahren im Unterricht behandelt hat und denkt sich plötzlich, dass man das jetzt brauchen könnte. Also, mit geht das häufig so, dass ich mir denke, wie bequem man als Jugendlicher das Wissen serviert bekommen hat, das mich JETZT plötzlich interessieren würde und das ich JETZT mit eigenen Erfahrungen verknüpfen könnte, das ich mir jetzt aber mühevoll selbst anlesen muss, da mehr als ein "Ja, richtig, irgendwie sowas hab ich vor 30 Jahren schon mal gehört." meistens nicht hängengeblieben ist.

  • Ich finde es eigentlich traurig, dass solche Sachen unterrichtet werden (müssen)

    Das wird es doch immer schon. Ob du das jetzt "Fit for Life" oder Hauswirtschaftslehre nennst ist völlig wumpe.



    Bittere Erkenntnis: Juckt die SuS nicht

    Kann ich gar nicht bestätigen. Sehr zu meinem Leidwesen kommen Seifen & Co immer am besten an.

  • Es spricht nichts dagegen auch direkt lebenspraktische Dinge zu lernen. Ob das jetzt ein eigenes Fach sein muss, sei mal dahingestellt.


    Ich finde allerdings die inhaltliche Beschreibung des Fachs im Artikel etwas diffus:

    • Wäsche waschen, Überweisungsträger ausfüllen :autsch:
    • Steuererklärungen machen :top:
    • Hinterfragen gängiger Schönheitsideale :staun:


    So richtig passt das für mich nicht zusammen.

    Das kann aber auch gut der 'Qualitätsberichterstattung' des Focus, der RTL zitiert, zuzuschreiben sein.

  • Überweisungsträger ausfüllen

    🤣🤣🤣 Was ist mit Fax verschicken oder den Telegraphen benutze, 56k Modem bedienen, Telefon mit Wählscheibe, Nadeldrucker, Zeppelin fliegen?

  • Ich find es tatsächlich verrückt.

    Aber nunja.. scheint ja großen Anklang zu finden .. wenn ich lese man hat die Wahl zwischen Bio/ Informatik und fit for Life… als Schüler hätte ich wohl auch das vermeintlich einfachere Fach gewählt.

  • Ehrlich: als jemand, die mit Schüler*innen aus schwierigen und schwierigsten häuslichen Verhältnissen in der Berufsvorbereitung gearbeitet hat: warum denn nicht? wem schadet dies denn, vor allem, wenn es auch noch als Wahlpflichtfach angeboten wird? Diejenigen, für die es irrelevant ist, können ja nach wie vor die bisherigen WPF wählen. Für die Schüler*innen, an die ich gerade denke und mit denen ich arbeiten durfte, kann ein solches Angebot ein Meilenstein im Hinblick auf einen Ausbildungsplatz, eine Lebensperspektive sein. Gerade in einem Land wie Deutschland, in dem (Bildungs-)Erfolg nach wie vor so eng mit der (sozio-ökonomischen) Herkunft verknüpft ist, sind doch solche Initiativen gute Ideen, um daran etwas zu ändern oder zumindest auszuprobieren, ob es hilft. Für mich klingt der Versuch durchweg positiv.

  • Berufsvorbereitung

    Das verstehen Grundschullehrkräfte nicht, soweit können die leider nicht sehen. Bei uns werden alle Versäumnisse ausgebadet. Hauptsache man alle "wichtigen" Fächer beibehalten.


    Sorry kein Vorwurf sondern systemische Tatsache.

  • An deinen Schüler:innen in der Berufsvorbereitung haben sich vor 10 Jahren oder mehr schon die Grundschullehrkräfte die Zähne ausgebissen.


    Nicht in jeder Grundschule sitzen alle eure Schüler:innen, aber irgendwo werden sie ja zur Schule gegangen sein.

    (Werden Schülerakten eigentlich dann noch weitergegeben oder am Ende der allgemeinbildenden Schule archiviert?)

  • Werden Schülerakten eigentlich dann noch weitergegeben oder am Ende der allgemeinbildenden Schule archiviert?

    Wir bekommen keine, brauche ich aber auch nicht.

  • wenn ich lese man hat die Wahl zwischen Bio/ Informatik und fit for Life…

    Steht da doch gar nicht. Es geht um ein Wahlpflichtfach. Das gab's zu meiner Zeit schon in der Unterstufe. Ich hatte Werken. Ob das so viel geistreicher war als die Bedienung einer WaMa zu lernen sei dahingestellt.



    Bei uns werden alle Versäumnisse ausgebadet

    Habt ihr nicht sowas wie Allgemeinbildenden Unterricht? Bis auf die WaMa deckt der das ganz gut ab. Da werden tatsächlich auch mal eine Steuererklärung und ein Arbeitsvertrag angeschaut. Einem Maturanden traue ich zu, dass er selber rausfindet, wie die App funktioniert, die einem die Steuer erklärt.

  • Ich hatte Werken. Ob das so viel geistreicher war als die Bedienung einer WaMa zu lernen sei dahingestellt.

    War es. Keinem Hammer liegt eine Gebrauchsanweisung bei, einer Waschmaschine schon.

    Insofern ist es nicht schlecht, wenn man lernt, wie man einen Nagel in die Wand bekommt ohne Wand, Hand, Hammer oder Nagel zu zerstören. ;)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Steht da doch gar nicht. Es geht um ein Wahlpflichtfach. Das gab's zu meiner Zeit schon in der Unterstufe. Ich hatte Werken. Ob das so viel geistreicher war als die Bedienung einer WaMa zu lernen sei dahingestellt.

    Das stand in einem anderen Bericht dazu.

    Naja, ich bin halt immer wieder überrascht, dass man solche Fächer einführt, obwohl wir so viele Dinge haben wo es brennt.

    Wenn ich lese dass viele Kinder nicht gut genug lesen können dann graut mir.

    Wobei das hier ja am Gymnasium eingeführt wurde.. da hoffe ich, dass dort solche Dinge kein Problem mehr sein sollten.

    Grundsätzlich finde ich es ja nicht schlecht mehr praktische Fächer einzuführen.

    Aber die Brände sollten vorher gelöscht sein.

    Einmal editiert, zuletzt von NRW-Lehrerin ()

  • Ich finde das Fach jetzt auch nicht sooooooooo schlecht.

    "Gängige Schönheitsideale hinterfragen". Why not? Wenn ich sehe, welchen gängigen Schömheitsidealen meine Schüler:innen z.ZT unreflektiert hinterherrennen und auch teilweise nicht kritisch hinterfragen, dass Fotos bei Insta & Co gefakt sein können ...

    Manchmal muss man ja schon Schüler:innen, die nicht gertenschlank sind sagen, dass sie so gut sind, wie sie sind.


    Und wie JoyfulJay schrieb: Es gibt Jugendliche, die aus bildungsfernen Familien stammen und die nicht von zu Hause die notwendige Unterstützung haben. Denen helfen wir dann auch bei Bewerbungen z.B. Und wenn man denen dann vielleicht auch sagt, auf was sie bei einem Mietvertrag etc. achten müssen, umso besser!


    Und: Wir haben auch SuS mit einem Förderbedarf in der geistigen Entwicklung/ im Lernen: Gerade für diese SuS (plus die, die von zu Hause nicht die nötige Unterstützung haben), wäre ein solches Fach schon wichtig und sicherlich besser als irgendein Wahlfpflichtfach in NW (und das sage ich als NW Lehrkraft).

Werbung