Gendern in den Abiturklausuren in NRW

  • Wie heißt denn bei euch das Lehrerzimmer?

    Gutes Beispiel. Ich als supernervige Promillebereich-Minderheitenzicke fühlte (und fühle) mich hier noch nie inkludiert und ich finde es kacke, dass es so bei uns an der Tür steht. Total nervig, dass ich mich so anstelle und mich dann auch noch permanent rechtfertige für meine Meinung und nicht einfach die Klappe halte und das generische Maskulinum so toll finde wie alle anderen.

  • Ich habe gerade meinen eMail-Posteingang durchgescrollt. Selbst das eMail vom KKW Beznau ist genderneutral formuliert und dort arbeiten fast nur Männer. Bis auf die zwei Frauen, die mit uns immer die Führung machen. Ich bin gespannt ob sie sich erinnern, dass ich ihnen letztes Jahr gesagt habe, das sei das letzte Mal, dass ich mich mit dem deutschen Perso ausweise ^^

  • "künstlich" ist hier das wichtige Adjektiv. Ich halte es auch nicht für angemessen, die Sprache per Verordnung/Gesetz zu regeln. Aber letztendlich wandelt sich die Sprache wie schon seit Jahrhunderten, es tritt irgendwann Gewöhnung ein und es wird sich etwas durchsetzten - oder eben nicht. Ich finde die verbissene Genderdiskussion amüsant bis nervig, aber ob jemand gendert oder nicht, ist mir völlig egal. Ich selbst mache es da, wo ich es sinnvoll finde.

    Du machst es aber nur deswegen da, wo du es sinnvoll findest, weil sich damit öffentlich beschäftigt wird und du darüber gelesen und dir eine Meinung gebildet hast. Dein Verhalten fällt ja nicht kontextlos vom Himmel.

    Insgesamt wird sich zur Zeit viel in der Öffentlichkeit mit Nonbinarität etc. auseinandergesetzt, das zeigt sich an vielen Stellen in der Gesellschaft, Mode, Musik, Kunst... Queere Künstler*innen sind meist die interessantesten, wer leidet schafft Kunst.


    Darüber aufregen und irgendwas verbieten wollen tut nur der rechtskonservative Rand. Diejenigen, die die Idee für gut und wichtig

    halten, wollen weder was erzwingen noch per Gesetz vorschreiben.

    Inzwischen gendern halt fast alle großen Zeitungen in irgendeiner Form, es ist überhaupt nicht mehr aufzuhalten.


    Aber Söder hatte seinen kleinen Stammtischsieg, wollen wir ihm diese Freude lassen. Zusammen mit Schweinefleisch und Alkohol bildet das seine private kleine Leitkultur und wer wollte ihm die missgönnen? Wär mir aber im Berufsalltag trotzdem wurscht. Wenn ich Elterinnen und Eltern schreiben möchte, mach ich das!

  • Ich habe lange nicht verstanden, woher die große Empörung kommt, die durch genderneutrale Sprache ausgelöst wird. Wenn man in Social Media auf den Seiten der gängigen Medien die Kommentare unter einschlägigen Artikeln zur genderneutralen Sprache - oder eben auch zu den anderen gängigen "Aufregerthemen" (Selbstbestimmungsgesetz; Klimawandel; Verkehrswende; Immigration; Diversität etc. etc. etc.) möchte man verzweifeln darüber, dass sich so viele immer gleich so aufregen, wenn andere Versuchen, die Welt für alle zu verbessern.

    Inzwischen glaube ich, dass ich es verstanden habe: Wir leben in einer Zeit, in der viele Umbrüche notwendig und unausweichlich sind, vor allem wenn es um globale Krisenherde und um Klimawandel geht. Dazu kommt parallel ein Umdenken in Bezug auf Privilegien, herkunfts- und geschlechtsbedingt, das zu weiteren Umbrüchen führt. Die Menschen, die sich von recht harmlosen Veränderungen (bspw. geschlechterneutrale Sprache) so triggern lassen, sind zu einem Großteil vermutlich einfach von den Umbrüchen und Veränderungen überfordert und reagieren dann entsprechend überzogen. Populistische Parteien spielen das aus und fachen das Feuer noch an. Umso mehr müssten die Parteien der Mitte hier daran arbeiten, Unsicherheiten abzubauen. Ein GenderVERBOT dürfte dabei ebenso wenig helfen wie ein GenderGEBOT.

  • WillG

    Ich finde deinen Beitrag sehr aufschlussreich, danke!
    Auch deinen letzten Satz. Aber: wie das Problem mit dem "Lehrerzimmer" lösen? Bei allem Verständnis für die Sorgen und Verunsicherungen der anderen braucht es hier eine offizielle Regelung, und "so wie es immer war" reicht halt nicht.

  • Yummi

    Superqualifizierter Beitrag. Danke. Auch du möchtest einfach den Punkt nicht verstehen. Deshalb bist du auch garnicht meine Ansprechpartnerin, sondern wie du meinen Beiträgen entnehmen kannst, habe ich mich state_of_Trance s Frage an Antimon angeschlossen und eine Rückfrage an WillG gestellt.

    Ist halt Leseverstehen. Macht aber nix. Konntest du nochmal einen kleinen populistischen Beitrag platzieren ;) .

  • Was wäre denn an "Lehkräftezimmer" so verkehrt?

  • Ich wollte gerne wissen, wie es bei Antimon heißt und ob es für WillG z.B. schon unter ein Gebot fällt bzw. wie man das eventuell "von oben" regeln könnte oder sogar müsste (dann wäre es ein Gebot). Lehrkräftezimmer wäre z.B. eine Idee.

    Was ich nicht wollte: populistischen Quatsch lesen.

  • Yummi

    Superqualifizierter Beitrag. Danke. Auch du möchtest einfach den Punkt nicht verstehen. Deshalb bist du auch garnicht meine Ansprechpartnerin, sondern wie du meinen Beiträgen entnehmen kannst, habe ich mich state_of_Trance s Frage an Antimon angeschlossen und eine Rückfrage an WillG gestellt.

    Ist halt Leseverstehen. Macht aber nix. Konntest du nochmal einen kleinen populistischen Beitrag platzieren ;) .

    Es waren ehrliche Vorschläge. Ich kann nichts dafür dass für dich jeder ein Populist ist, der aus deiner Sicht keine Vorschläge unterbreitet die deiner Meinung nach korrekt sind.

  • Gerade das Beispiel Lehrerzimmer zeigt aber doch, dass viele Menschen den Plural generisch begreifen. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, Lehrerzimmer müsse man gendern. Ich sehe auch kein Bild eines Raumes voller Männer oder nur für Männer vor mir, wenn ich das Wort höre. Schon als Schüler sieht doch jeder, dass dort beide Geschlechter vertreten sind (oder in der Grundschule oft sogar mehr Frauen als Männer).


    Wenn jemand das anders sieht oder empfindet und mit Lehrer nur männliche Personen meint, darf er gerne in welcher Schreibweise auch immer alle Formen nennen. Mir ist es aber beim Radiohören auch schon passiert, dass ich mich gewundert habe, dass manche Aussagen nur für weibliche Personen gelten sollen. So genau höre ich beim Autofahren nicht zu, um den Unterschied zwischen Lehrerinnen und Lehrer:innen zu erkennen, obwohl er bei richtiger Aussprache ja eigentlich deutlich zu hören sein sollte.


    Mich wundert allerdings, dass noch niemand bemängelt hat, dass bei der Form Lehrer:innen, zumindest von der Aussprache her die weibliche Form (egal ob Plural oder Singular) wieder herausfällt und doch die generische Form zum tragen kommt. Lehrer:innen wird ausgesprochen wie Lehrer innen in dem Satz „Die Kinder stehen außen, die Lehrer innen.“ (Edit: Es wird natürlich nicht genauso ausgesprochen, aber es klingt doch ähnlich.)


    Lehrerin, Silbentrennung: Leh-re-rin, IPA: [ˈleːʁəʁɪn]

    Lehrerinnen, Leh-re-rin-nen, [ˈleːʁəʁɪnən]

    Lehrer, Leh-rer, [ˈleːʁɐ]

    Lehrer:innen, Leh-rer-in-nen, [ˈleːʁɐ.?ɪnən]



    sunshine_:-) Hast du wirklich immer einen Raum für Männer vor Augen, wenn du Lehrerzimmer hörst? Und voller Männer, wenn du an einen vollen Raum denkst?

  • Du machst es aber nur deswegen da, wo du es sinnvoll findest, weil sich damit öffentlich beschäftigt wird und du darüber gelesen und dir eine Meinung gebildet hast. Dein Verhalten fällt ja nicht kontextlos vom Himmel.

    Ich habe schon vor der ausufernden "öffentlichen Beschäftigung" Schülerinnen von Schülern und Kolleginnen von Kollegen unterschieden... :zungeraus:


    Und vorhin habe ich geschrieben

    Zitat von mir

    Aber letztendlich wandelt sich die Sprache wie schon seit Jahrhunderten, es tritt irgendwann Gewöhnung ein und es wird sich etwas durchsetzten - oder eben nicht.

    Und ich "gewöhne" mich vielleicht auch irgendwann an den Glottisschlag, auch wenn ich selbst so nicht mehr sprechen werde.

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