Ist das Verhalten des stellvertretenden Schulleiters angemessen?

  • Guten Abend

    Nach langer Abstinenz möchte ich euch um eure Einschätzung folgender Situation bitten:

    Ich bin verbeamteter Studienrat in Hessen, verheiratet mit drei Kindern. Meine Gattin ist nicht verbeamtet. Müssen Kinder aufgrund von Krankheit betreut werden, versuchen meine Frau und ich diese Betreuungstage partitätisch aufzuteilen.

    Eines meiner Kinder ist an einer seltenen Augenerkrankung erkrankt. Darüber wurden der Schulleiter und der stellvertretende Schulleiter informiert. Im Rahmen der Behandlung ist in der nächste Woche ein wichtiger Arzttermin, der uns zugeteilt wurde. Ich habe heute um Dienstbefreiung gebeten. Ich wurde mit Hinweis auf die Personalsituation gebeten, eine andere Person mit der Betreuung meines Kindes beim Arzttermin zu betrauen. Ich antwortete, dass dies nicht möglich sei, da bei dem Termin die weitere Medikation entschieden werde und ich daher nicht zB meine Eltern ( Mitte 70) bitten könnte, den Termin für mich wahrnehmen. Ich bot aber an, die ersten beiden Stunden zu unterrichten und erst danach, natürlich dann mit erheblichem Zeitdruck, mein Kind abzuholen und zur Uniklinik zu fahren.

    Daraufhin wurde der stellvertretende Schulleiter meiner Ansicht nach sehr ausfallend und fuhr mich an, er habe keine Zeit, sich dauernd neue Ideen von mir anzuhören, ich sei bereits ausgeplant und werde vertreten. Ich war ob des heftigen Affekts perplex und sagte, dass ich lediglich einen Vorschlag zur Entzerrung habe unterbreiten wollen, woraufhin er mir antwortete, er rate dringend, mal einen Blick in die Dienstordnung zu werfen, es könne ja nicht sein, dass die Erkrankungen meiner Kinder "immer auf dem Rücken der Schule " ausgetragen würden, da sei ja noch " eine zweite Erziehungsperson". Zur Information: Meine Frau war mit unserer Tochter eine Woche in der Klinik, nimmt also mindestens die Hälfte der Krankheitsbetreuung war. Meinen Sohn habe ich gestern mit meinem 76-jährigen Vater zum Orthopäden geschickt und letzte Woche mit 39 Fieber allein daheimgelassen, weil ich eben nicht schon wieder fehlen wollte ( Fehltage im letzten Schuljahr ca 20, ich weiss, das ist viel und ich fühle mich deshalb auch mies). Aus demselben Grund habe ich mich letzte Woche 5 Tage mit Magen Darm in dir Schule geschleppt. Also ja, ich fehle nicht selten, aber es gibt auch zahlreiche Tage, an denen ich gute Gründe zum Daheimbleiben hätte und mich hinschleppe bzw Kinder krank daheim zurücklasse.

    All das o.g. wurde sehr forsch mitgeteilt, man könnte sage, ich wurde angefahren. Mich hat insbesondere der Tonfall insgesamt sehr getroffen.

    Wie beurteilt ihr das Verhalten des Stellvertreters? Mir geht es weniger um die Sache, hier könnte man diskutieren, als um den in jeder Hinsicht unangemessenen Ton, den ich hier natürlich nicht wiedergeben kann.

    Ich möchte das nicht auf mir sitzenlassen und erwäge eine Beschwerde beim Gesamtpersonalrat oder eine Dienstaufsichtsbeschwerde. Da ich aber natürlich noch unter dem Eindruck der Situation heute stehe und garantiert nicht objektiv bin, freue ich mich über eure Sichtweisen.

  • unabhängig davon, ob sie berechtigt ist,

    also "berechtigt" ist ein unangemessener Tonfall wohl nie. Wenn es so war, wie vom TE beschrieben, finde ich es absolut unangemessen.

    Zum weiteren Vorgehen müsste man euer Verhältnis besser kennen. Ich würde entweder allein oder im Beisein eines Lehrerratmitglieds (so heißt es bei uns in NRW) spiegeln, dass du das als unangemessen wahrgenommen hast und dir in Zukunft eine wertschätzendere Kommunikation wünschst.

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Danke für deine Nachricht. Das Verhältnis ist unterkühlt, ohne das etwas vorgefallen wäre. Wr sind uns denke ich gegenseitig einfach unsympathisch.

  • ....

    und dir in Zukunft eine wertschätzendere Kommunikation wünschst.

    Ich erwarte keine Wertschätzung, ich werde ja bezahlt.

    Ich will nur nicht hingestellt werden wie jemand, der ein Dienstvergehen begeht, weil ich meine kranke Tochter in die Uniklinik fahren möchte. Und ich möchte mich nicht anschreien lassen müssen.

  • Wie oft bittet dich denn deine Schulleitung bzw. der Stellvertreter, einen konkreten Betreuungstag von deiner Frau übernehmen zu lassen?

    Ich bin vor kurzem um Vertretung in einer Freistunde gebeten worden, in der ich keine Bereitschaft eingetragen habe. Das hatte ich bisher nur als Stundentausch und nicht als zusätzliche Unterrichtsstunde in einer mir fremden Klasse. Der Vertretungsplaner hat sich entschuldigt, sah aber keine andere Möglichkeit. An dem Tag musste sogar ausnahmsweise der Schulleiter eine Vertretung übernehmen, was es bei uns nie gibt.

    Eventuell war es auch bei euch eine besondere Situation und der Stellvertreter dadurch so angespannt, dass er sich im Tonfall vergriffen hat. Wenn du das für wahrscheinlich hälst, kannst du ihn in einer ruhigen Phase noch einmal darauf ansprechen. Wenn ihr euch unsympathisch seid, kannst du das aber auch gleich lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Isoliert kann ich verstehen, dass Dich die Situation belastet. Gleichwohl ist es schwierig, aus der Ferne das Verhalten des stv. SL zu bewerten. Auf der Basis Deiner Schilderungen müssten Dir jetzt alle beispringen und Dir sagen, wie doof der stv. SL war. Das mag emotional zunächst beruhigen, führt aber in der konkreten Situation nicht weiter, zumal wir nicht dabei waren und den Tonfall nicht beurteilen können.

    Wenn ich als Vertretungsplaner einen Kollegen in einer angespannten Personalsituation ausplane, wie er es gewünscht hat, und er dann mit Vorschlägen ankommt, was man noch machen könnte, dann mag das von Dir nett gemeint gewesen sein, gleichwohl gibt es Situationen, in denen ich dann mich nicht auch noch mit dieser oder jener Idee auseinandersetzen wollte. Es kann also durchaus sein, dass Du ihn auf dem falschen Fuß erwischt hast.

    Was möchtest Du konkret? Eine Entschuldigung? Dass der stv. SL durch seinen SL oder die Schulaufsicht Ärger bekommt? Und wie stellst Du Dir mittelfristig Deine Zukunft an Deiner Schule (mit Deinem stv. SL) vor?

  • Danke euch für die konstruktiven Beiträge. Ich wusste zum Zeitpunkt meines Vorschlages nicht, dass ich bereits ausgeplant war, das wird bei uns nicht kommuniziert bzw man bekommt keine Rückmeldung. Irgendwann taucht man dann halt als fehlend auf den Vertretungsplan auf oder eben nicht

  • Du solltest auch bedenken, dass die Schulen immer stärker unter der angespannten Personalsituation leiden. Unabhängig davon, ob Lehrkräfte nun aus gutem Grund oder nicht fehlen, müssen sie ersetzt werden. Durch die immer dünnere Personaldecke wird es immer schwierig.

    Das ist natürlich keinen Grund eine Lehrkraft anzugehen aber hilft vielleicht ein wenig die Person zu verstehen.

  • Hak's ab und rede nicht so viel darüber. Du hast Anspruch auf Kindkranktage und dass du vorher Bescheid sagst, dass du fehlen wirst, ist nett von dir, dann kannst du noch ausgeplant werden. Ich würde wohl an deiner Stelle nicht mehr so viel fragen oder Vorschläge machen und dich entschuldigen sondern nur noch bekanntgeben. Offenbar gibt es kein Interesse an nettem Miteinander.

    Sich über den Vorgesetzten zu beschweren oder eine Entschuldigung zu erwarten finde ich persönlich trotzig, dann lieber zu der Person professionell Distanz halten.

  • An der Situation stört mich viel mehr das du mit Magen-Darm 5 Tage zur Schule gegangen bist. Wenn du krank bist bleib bitte einfach zu Hause! Gerade sowas braucht der Planer dann auch nicht wenn du andere ansteckst.

    Ansonsten: Haken hinter, Krankentag stehen dir zu und fertig ist.


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

  • An der Situation stört mich viel mehr das du mit Magen-Darm 5 Tage zur Schule gegangen bist. Wenn du krank bist bleib bitte einfach zu Hause! Gerade sowas braucht der Planer dann auch nicht wenn du andere ansteckst.

    Ansonsten: Haken hinter, Krankentag stehen dir zu und fertig ist.

    Danke. Ich muss nur in die Nähe von Personen mit Magen-Darm kommen und schon liege ich eine Woche flach. Das nützt dem Vertretungsplaner dann auch wenig.

    Magen-Darm ist hochansteckend! Wenn du Pech hast, legst du das halbe Kollegium plus ein paar Dutzend Schüler flache.

  • Ich möchte hier keinesfalls das Verhalten des DirStV in Schutz nehmen, beobachte bei uns allerdings zunehmend, dass bei Eltern, bei denen nur ein Elternteil verbeamtet/in Schule tätig ist, die Pflege der Kinder überproportional häufig von den Beamten übernommen wird, auch über das gesetzlich geregelte Maß an Kindkrank-Tagen hinaus. Von der Konstellation „Beamte/Selbstständige“ müssen wir hier mit Blick auf die derzeitige wirtschaftliche Lage nicht sprechen.

    In Zeiten schlechter Versorgung versetzt dies die Stundenplaner aber in Stress, wenn sie morgens die tagesaktuellen Krankheiten in den Plan einpflegen und schon von Beginn an kaum Vertretunsreserve zur Verfügung steht.

  • Unangemessen wohl schon. Allerdings kann es auch sein, dass der Stellvertreter auch Stress hat (viele Lehrkräfte krank, es geht gerade alles drunter und drüber ... oder auch privat). Klar soll sowas nicht passieren und natürlich ärgert es Dich. Ich würd's aber wohl einfach schlucken.

  • Ich sehe das anders. Anhand deiner Schilderung aus deiner Perspektive würde ich mich auch sehr auf den Fuß getreten fühlen. Das ist ein sehr problematisches Verhalten, es gibt keinen Grund, jemanden so anzufahren und konterkariert dein Recht auf Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie. Du musst dich ganz sicher nicht dafür rechtfertigen, dein Recht auf die Kindkranktage zu nehmen. Soweit ich weiß, gibt es auch keine Vorgabe, dass man die Kinderkranktage paritätisch nehmen müsse. Gerne kann man Verständnis auch für die Belastung der Schulleitung haben und dann kann so etwas passieren, sollte aber die absolute Ausnahme bleiben. Das ist einfach ein Scheitern der Führungsrolle in dieser Situation und gute Führungskräfte hätten danach die Größe, selbst das Gespräch nocheinmal zu suchen. Auch diese vage Andeutung von wegen "Schau doch mal in die Dienstordnung" ist eine gute Vorlage zusammen mit einem Mitglied des Lehrer*innenrats ein Gespräch zu suchen, indem man zuerst mal ganz einfach und sachlich fragen kann, was denn damit gemeint sei. Das wird die Schulleitung dann vermutlich schonmal in Verlegenheit bringen und ist ein Zeichen, dass du dich so nicht behandeln lässt. Gleichzeitig ist es nur ein Gespräch, also keine hohe Eskalationsstufe.

  • Wenn ich als Vertretungsplaner einen Kollegen in einer angespannten Personalsituation ausplane, wie er es gewünscht hat, und er dann mit Vorschlägen ankommt, was man noch machen könnte, dann mag das von Dir nett gemeint gewesen sein, gleichwohl gibt es Situationen, in denen ich dann mich nicht auch noch mit dieser oder jener Idee auseinandersetzen wollte.

    Das ist nachvollziehbar und es ist menschlich, auch mal im Ton danebenzuliegen.

    Trotzdem finde ich durchaus, dass es eine Frage der Professionalität ist, den Vorschlag kurz, aber dankend und freundlich abzulehnen: "Danke fürs Mitdenken, aber ich habe bereits eine Lösung. Alles Gute für die Untersuchung von deinem Kind."

    Das ist nun wirklich nicht zu viel verlangt.

    Und wenn der stv. SL einfach nur einen schlechten Tag, einen schlechten Moment oder sonstwas gehabt hat, was ja durchauch auch okay ist, ist es umso wichtiger, dass jetzt im Nachgang, wenn sich die Gemüter abgekühlt haben, kurz darüber gesprochen wird, warum es zu diesem Konflikt gekommen ist.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist nachvollziehbar und es ist menschlich, auch mal im Ton danebenzuliegen.

    Trotzdem finde ich durchaus, dass es eine Frage der Professionalität ist, den Vorschlag kurz, aber dankend und freundlich abzulehnen: "Danke fürs Mitdenken, aber ich habe bereits eine Lösung. Alles Gute für die Untersuchung von deinem Kind."

    Das ist nun wirklich nicht zu viel verlangt.

    Und wenn der stv. SL einfach nur einen schlechten Tag, einen schlechten Moment oder sonstwas gehabt hat, was ja durchauch auch okay ist, ist es umso wichtiger, dass jetzt im Nachgang, wenn sich die Gemüter abgekühlt haben, kurz darüber gesprochen wird, warum es zu diesem Konflikt gekommen ist.

    Das steht ja außer Frage. Gleichwohl wissen wir natürlich nicht, wie die weitere Vorgeschichte ist. Es wäre sicherlich professionell, wenn der stv. SL auf den TE zuginge und das Ganze klären würde.

    Am Rande:

    20 Kinderkranktage sind effektiv vier Schulwochen, in denen der TE gefehlt hat, ggf. zuzüglich eigener Erkrankungen.

    Isoliert betrachtet ist das alles verständlich und weder moralisch noch rechtlich zu beanstanden. Je nach Situation an der Schule ist ein Ausfall in dieser Höhe eine Hausnummer - er dürfte ja sicherlich nicht der einzige Kollege mit Kinderkrankheitstagen sein. Eine zufällige Häufung von Erkrankungen und Befreiungen aufgrund erkrankter Kinder kann eine Schule personaltechnisch schon in die Knie zwingen.

  • Isoliert betrachtet ist das alles verständlich und weder moralisch noch rechtlich zu beanstanden. Je nach Situation an der Schule ist ein Ausfall in dieser Höhe eine Hausnummer - er dürfte ja sicherlich nicht der einzige Kollege mit Kinderkrankheitstagen sein. Eine zufällige Häufung von Erkrankungen und Befreiungen aufgrund erkrankter Kinder kann eine Schule personaltechnisch schon in die Knie zwingen.

    Ja, absolut. Keine Frage.

    Das ist aber nicht das Problem des Kollegen - und schon gar nicht seines kranken Kindes. Der stv. SL bekommt (vermutlich) A15Z, um damit umzugehen.

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