Klassenlehrerprinzip - oder doch nicht?

  • Ich bin froh, dass in Nds. spätestens in Jahrgang 3 ein Hauptfach abgegeben werden muss. Es gibt sicherlich fantastische Mathematiklehrkräfte, die das Fach nie studiert haben oder sogar schlecht in Mathematik waren. Es gibt sicherlich auch schlechte voll ausgebildete Mathematiklehrkräfte.

    Aber nach vielen Jahren an der Grundschule und fast immer auch in der Fachkonferenzleitung Mathematik fällt mir immer wieder der Typus auf: Ich unterrichte Mathematik in meiner Klasse, weil ich dann dort viele Stunden habe. Diese Lehrkräfte durchdringen den Stoff dann oft nicht zu 100%. Das ist ein Problem in 3/4, wenn Transferaufgaben nicht verstanden oder nicht gelöst werden kann. Aber auch in allen anderen Klassenstufen. Da werden falsche Modelle verwendet. Es werden falsche Vorstellungen nicht korrigiert. Es können Kindern mit Problemen nicht gut geholfen werden.

    Ich habe es schon so oft erlebt, dass fachfremde Lehrkräfte zwar auf dem ersten Blick einen guten Mathematikunterricht gemacht haben, aber es dann doch genug falsche Begriffe, Definitionen oder Vorstellungen gab. Oder vor kurzem kam ein Kind mit einer Knobelaufgabe aus einem Mathematikunterricht und die Lehrkraft hatte auch keine Ahnung.

    Wenn man sich das alles selbst beibringen kann, brauchen wir nur noch ein Pädagogigstudium.

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß, warum Sport, Reli und Englisch nicht.
    Meine Frage, warum DU in deinem Beitrag Musik und Kunst anders behandelt hast und das habe ich schon mehrfach im Grundschulbereich UND bei uns auch in der weiterführenden Schule beobachtet. Wir haben durchaus Kunst fachfremd in der Unterstufe (gehabt), das würden wir vermutlich nicht für Musik geben. Zertifikatskurse für Kunst habe ich schon gesehen, für Musik glaube ich nicht.
    Das hat mich eben neugierig gemacht, woher das kommt.

  • Ach bitte, es gibt schon Gründe, warum NRW die Ausbildung umgestellt hat und Mathe verpflichtend macht.
    Das tut man nicht, weil die Mathedidaktiker arbeitslos wären.
    Es ist KEINE Allgemeinkritik an alle Grundschullehrkräfte, auch nicht an die ohne Mathestudium, aber selbst unter den motiviertesten schaffen es nicht alle, sich komplett einzuarbeiten, wie es wünschenswert wäre.

    Danke, du hast es besser ausgedrückt, was ich gemeint habe.

    Bei GrundschulkollegINNen, die guten Matheuntrrricht erteilt haben, habe ich meistens nicht nachgefragt, sprich, ich weiß nicht, ob sie Mathe studiert haben oder gute Fortbildungen besucht haben oder vielleicht selbst das ausführliche Gespräch mit Kolleginnen gesucht haben und es sich selbst beigebracht haben. Natürlich kann man sich viel beibringen. Ich weiß aber auch, dass mein Physikanfängerunterricht vor vielen Jahren oder NwT in fachfremden Themen fachlich ausbaufähig war bzw. ist (ich suche auch das Gespräch und besuche Fortbildungen, ist nicht perfekt, sondern Notlösung). Aber auch um das zu beurteilen, benötigt es Wissen, dass ich anfangs auch nicht hatte. Und je mehr Wissen ich habe, umso mehr vermeide ich den fachfremden Unterricht.

    Das habe ich im Gespräch mit mancher Kollegin (es waren immer Frauen) vermisst. (Ich habe übrigens nie Kritik geäußert, das bringt ja nichts, sie müssen ja fachfremd unterrichten, ich habe nachgefragt und mir die Vorgehensweise erklären lassen, auch um die Denkweise meiner Schüler zu verstehen. Ich denke auch, dass das Klassenlehrerprinzip große Vorteile hat, aber leider auch Nachteile. Ich habe Moebius zugestimmt, ursprünglich wollte ich mich aus der Diskussion heraushalten. )

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  • Ich wusste auch mal, auf welchem Level man Englisch sprechen muss. Kann ich dir aber gerade nicht sagen.

    B2

    Den Level hat jeder Abiturient.

    Zitat

    Ich weiß nur, dass ich es definitiv nicht könnte. Ich wäre als sprachliches Vorbild definitiv ungeeignet.

    Aber Mathe kann natürlich jeder unterrichten. Klar. ;)

    Mit Englisch kann man in der Grundschule nicht viel kaputt machen. Schlechter Mathe Unterricht hingegen kann die ganze Schullaufbahn negativ beeinflussen.

  • Ich war froh, als in der 5. Klasse verschiedene Lehrkräfte den Unterricht erteilten und ich bestimmte Lehrkräfte nur in 5 Stunden die Woche hatte.

    Lehrkräfte freuen sich auch, wenn sie nicht immer wieder und wieder 20 und mehr Stundnen die selbe Klasse unterrichten. Für mich wäre das die Hölle ein Vollzeitdeputat quasi nur in einer Klasse abzuleisten.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, wenn man den B2-Level braucht, den jeder Abiturient hat, warum mussten dann die Kolleginnen, die eine Englisch_Quaifizierung gemacht haben, auch die entsprechende Prüfung machen? Sie hätten den Nachweis ja dank des Abiturs eigentlich schon gehabt.

    Zitat

    Aber Mathe kann natürlich jeder unterrichten. Klar. ;)

    Ja, dafür braucht man keine Englische Aussprache. ;)

  • Nur dass ich aufgrund meiner 25-Jahre Erfahrungen in der Grundschule nicht pauschal irgendwem die Qualifikation abspreche ... so wie du aufgrund deiner Einzelfall-Erfahrungen. ;)

    Ich muss seit 30 Jahren in Klasse 5 und 6 die falschen Vorstellungen korrigieren (nein, es sind keine Einzelfälle, es gibt sie in jeder Klasse mehrfach (gut, manchmal dieselbe Kollegin)), ich lasse es mir von Schülern (und früher auch von den Kolleginnen) erklären, auch um zu wissen, wo ich die Schüler abholen kann/muss.

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  • Ja, dafür braucht man keine Englische Aussprache. ;)

    Fünftklässler sprechen kein Englisch, egal, ob sie das in der Grundschule hatten oder nicht. Die können einzelne Wörter und ein paar Lieder. Von richtiger oder auch nur verständlicher Aussprache ist das meistens deutlich entfernt.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, wenn man den B2-Level braucht, den jeder Abiturient hat, warum mussten dann die Kolleginnen, die eine Englisch_Quaifizierung gemacht haben, auch die entsprechende Prüfung machen? Sie hätten den Nachweis ja dank des Abiturs eigentlich schon gehabt.

    weil es auf den alten Abi-Zeugnissen nicht stand, vielleicht?
    und weil man zwischendurch gesagt hat, dass eine Ausbildung doch nicht schlecht wäre.

    Aber ja, es gibt genug Abiturient*innen / Studierende, die glauben, das nicht zu brauchen.

    Seien wir mal ehrlich: zwischen der Bescheinigung auf dem Abizeugnis und dem realen Niveau (ggf. ein paar Jahre später), insbesondere in EINEM Kompetenzbereich (Sprechen) kann es Welten geben.

    (In der weiterführenden Schule reicht C1 in der Fremdsprache, um das Sachfach bilingual zu unterrichten. Ich hoffe, meine SL macht nicht davon Gebrauch. Mein C1-Zertifikat liegt der Schule vor, ich habe mehrere Jahre AUF Englisch gearbeitet, aber meine Sprache will ich den Kids nicht zumuten :D )

  • Hm, wenn man den B2-Level braucht, den jeder Abiturient hat, warum mussten dann die Kolleginnen, die eine Englisch_Quaifizierung gemacht haben, auch die entsprechende Prüfung machen? Sie hätten den Nachweis ja dank des Abiturs eigentlich schon gehabt.

    Hm?

    B2 ist das Sprachniveau, das ist keine Unterrichtsqualifikation. Für die Studienzulassung musste ich auch eine Sprachprüfung bestehen, weil die Uni das so wollte. Am B2, das jeder Abiturient hat, ändert das nichts.

    • Offizieller Beitrag

    Fünftklässler sprechen kein Englisch, egal, ob sie das in der Grundschule hatten oder nicht. Die können einzelne Wörter und ein paar Lieder. Von richtiger oder auch nur verständlicher Aussprache ist das meistens deutlich entfernt.

    Mag sein - aber das ist der Grundgedanke vom Englischunterricht. Daher sollen das nur Lehrer machen, die auch eine entsprechende Aussprache haben.

    Also Lehrer, die das Fach fachlich drauf haben. Das didaktisch-methodische könnte man sich auch für den Englisch-Unterricht aneignen.

  • Mag sein - aber das ist der Grundgedanke vom Englischunterricht. Daher sollen das nur Lehrer machen, die auch eine entsprechende Aussprache haben.

    Und wie genau weist ein Studium das nach? Richtig: gar nicht. Die Aussprache wird weder im Studium noch im Referendariat bewertet und einen Zwang, im Ausland zu studieren gibt es auch nicht an allen Unis.

    Mathe hingegen sollte wirklich nur von Menschen unterrichtet werden, die nachweislich gelernt haben, wie man Mathe unterrichtet. Da kann einiges schief gehen.

  • Lehrkräfte freuen sich auch, wenn sie nicht immer wieder und wieder 20 und mehr Stundnen die selbe Klasse unterrichten. Für mich wäre das die Hölle ein Vollzeitdeputat quasi nur in einer Klasse abzuleisten.

    Nunja, das magst du so sehen, ich kenne einige, die froh sind nur in einer Klasse zu sein.

    Vollzeit sind 28 Stunden, da kannst du ja nach den 20 Stunden dann noch zusätzlich eine Matheklasse und 2-3 andere Fächer in anderen Klassen übernehmen.

    Wie kommst du auf 20 Stunden?!?
    Also bei uns reicht in einer Jül-Klasse eine Vollzeitkollegin nicht, um alles abzudecken (mal davon abgesehen, dass sie das auch gar nicht in Schwimmen dürfte, alle anderen Fächer aber schon, wobei Religion bei uns nicht mit reinzählt, weil genau wie Lebenskunde oder Muttersprache obendrauf ist).

  • Nicht?

    Die Sprache wird doch immer mit bewertet, in jedem Fach … und kann sogar zum Ausschluss führen, fand ich damals sehr unfair und diskriminierend für die Referendarin.

    War bei uns nicht so. Teilweise sind Akzent und Aussprache der Kollegen auch, sagen wir mal, schwierig.

  • Und wieder verteidigen die GS-LK sich und die Kollegen ab Klasse 5 wissen es aber besser.

    Warum sollte sich jemand verteidigen müssen? Wenn Menschen, die Kinder aus der Grundschule "bekommen" und diese unterrichten sollen, erklären, was beim Übergang problematisch ist und was nicht, kann man das auch einfach mal annehmen.

    Dass schlechter Englisch Unterricht in der Grundschule halb so wild ist, bei schlechtem Matheunterricht aber durchaus Probleme entstehen können, ist doch keine Kritik an den Grundschulkollegen.

    Dass Menschen, die Kinder ab Klasse 5 unterrichten besser wissen, was dort funktioniert und welche Voraussetzungen hilfreich sind, dürfte doch wenig überraschen. Wieso formulierst du das als Vorwurf?

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