Klassenlehrerprinzip - oder doch nicht?

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    Ich stimme dir in der Sache ja im Wesentlichen zu, gell, aber möchte trotzdem zu diesem Satz sagen, dass er definitorisch auch nicht weiterhilft, denn auch um ein Rechteck zu erkennen, brauchst du den Winkel.

    Für die strenge, geometrische Definition: ja.

    Aber die Kinder erkennen in Klasse 1/2 ein Rechteck aufgrund ihrer Erfahrung und der Übung im rein optischen Bereich. Daher ist das Erkennen des Rechtecks (auch ohne Winkel) in Klasse eins eine Vorläuferfähigkeit, auf die das Kind beim Quadrat zurückgreifen kann.

  • Aber die Kinder erkennen in Klasse 1/2 ein Rechteck aufgrund ihrer Erfahrung und der Übung im rein optischen Bereich. Daher ist das Erkennen des Rechtecks (auch ohne Winkel) in Klasse eins eine Vorläuferfähigkeit, auf die das Kind beim Quadrat zurückgreifen kann.

    Wobei Kindergartenkinder meist eher das Quadrat (er)kennen und vor allem benennen können als das Rechteck allgemein.

  • Und phonetische?

    Ich habe die Begriffe von einer aktuellen Beschreibung des SPK. Wenn du damit die Aussprache meinst, ja, die wird auch überprüft, zumindest kenne ich es so. Aber ich kann es nicht sagen, ob dieser Punkt weggefallen ist. Ich kann es mir aber nicht vorstellen. In der Prüfungskommission ist auch ein native speaker.

  • Mein Kind, 3. Klasse, erkennt rechte Winkel anhand der Anschauung und prüft im Mathe Unterricht mit der Ecke des Geodreickes nach, ob's wirklich ein rechter Winkel ist. 90° usw sind keine Begrifflichkeiten, die es kennt oder verwendet (möglicherweise im U mal hört, mehr aber nicht).

    PS Gerade gefragt, es sitzt hinter mir.

  • Man kann Quadrate von mir aus gerne beispielhaft oder haptisch in Klasse 1 und 2 einführen. In dem Moment, wenn mir Grundvoraussetzungen für eine fachliche saubere Definition fehlen, mache ich keine Definition, bevor ich eine falsche mache, die Fehlvorstellungen verfestigt. Und wer versucht das als didaktische Reduktion zu verkaufen, hat nicht verstanden, was eine didaktische Reduktion ist, denn die muss gerade so gewählt werden, dass dadurch keine Fehlvorstellungen verankert werden. (Eine didaktische Reduktion wäre es in diesem Kontext, auf den Begriff der Orthogonalität zu verzichten und stattdessen einen altersgerechten Ersatz dafür zu finden.)

    Ich habe aus der Sicht eines SEK1 Lehrers Probleme geschildert, die in der SEK1 auftauchen, wenn der Matheunterricht in der Primarstufe fachlich nicht ordentlich war. Die anderen Teilnehmer aus der SEK1 bestätigen genau diese Probleme und auch die Beobachtung, dass sie ganz massiv da auftauchen, wo Matheunterrich durch fachlich nicht ausgebildete Lehrpersonen erteilt wird. Man kann als Primarlehrkraft von mir aus sagen, wir machen trotzdem noch Klassenlehrerprinzip, weil andere Dinge für uns eine höhere Priorität haben.

    Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, wenn jetzt ausgerechnet die Forenmitglieder, die in jedem Grundschulthema andere Lehrkräfte ermahnen, die Erfahrungen der Grundschullehrkräfte doch bitte nicht in Frage zu stellen, weil man ja selber keine Erfahrung in der Grundschule habe, jetzt hier den SEK1 Lehrkräften erklären wollen dass die Probleme nicht existieren, nicht so schlimm sind oder nicht die angeführten Ursachen haben, obwohl sie keine Erfahrung damit haben, und ausgebildeten Mathematiklehrkräften erklären wollen, wie mathematische Modell- und Begriffsbildung funktioniert, obwohl ihnen offensichtlich die fachliche Qualifikation fehlt.

  • Ich habe aus der Sicht eines SEK1 Lehrers Probleme geschildert, die in der SEK1 auftauchen,

    Ihr habt Probleme geschildert, die ihr im Unterricht habt.

    Ihr erklärt daraufhin die Lehrkraft für unqualifiziert.

    Es trifft aber die Lehrkraft der Grundschule, nicht die der SekI.

    Ich kann da keine Ironie erkennen.

  • Ihr habt Probleme geschildert, die ihr im Unterricht habt.

    Ihr erklärt daraufhin die Lehrkraft für unqualifiziert.

    Ich erkläre niemanden für unqualifiziert, man ist per Definition unqualifiziert, wenn man etwas macht, für das man die eigentliche fachliche Qualifikation nicht durch eine Ausbildung erworben hat. Viele Lehrkräfte, die in der Grundschule Mathematik unterrichten, sind ganz objektiv unqualifiziert.

  • Aus Sek I/II-Sicht muss ich leider zustimmen, dass man ein Quadrat nicht sinnvoll definieren (und im Unterricht einführen) kann, wenn Winkel völlig außen vorgelassen werden. Das führt leider zu Fehlvorstellungen, siehe die Verweise auf Rauten. Dann ist es tatsächlich besser, wenn "nur" Vierecke behandelt werden und die speziellen Vierecke erst dann folgen, sobald Parallelität und Winkel eingeführt werden.

  • Ich erkläre niemanden für unqualifiziert, man ist per Definition unqualifiziert, wenn man etwas macht, für das man die eigentliche fachliche Qualifikation nicht durch eine Ausbildung erworben hat. Viele Lehrkräfte, die in der Grundschule Mathematik unterrichten, sind ganz objektiv unqualifiziert.

    Tja, nur das das, was ihr für unqualifizierten Mathe-Unterricht haltet, genau das ist, was man im Grundschulstudium lernt. Nur das euch das nicht gefällt.

  • Tja, nur das das, was ihr für unqualifizierten Mathe-Unterricht haltet, genau das ist, was man im Grundschulstudium lernt. Nur das euch das nicht gefällt.

    Es geht hier explizit um diejenigen, die es eben nicht gelernt haben und nein, mit einem Einzelkurs "Anfangsunterricht" oder einer allgemeinen didaktischen Grunschulausbildung hat man das Fachliche eben nicht auf den nötigen Niveau verstanden und gute Grundlagen in Klasse 3/4 für die weiterführenden Schulen sicher legen zu können. Und es geht auch bei mir nicht darum, was mir gefällt, sondern um die Frage, wie Unterricht für einen möglichst erfolgreichen schulischen Werdegang organisiert werden sollte.

  • Es geht hier explizit um diejenigen, die es eben nicht gelernt haben und nein, mit einem Einzelkurs "Anfangsunterricht" oder einer allgemeinen didaktischen Grunschulausbildung hat man das Fachliche eben nicht auf den nötigen Niveau verstanden und gute Grundlagen in Klasse 3/4 für die weiterführenden Schulen sicher legen zu können.

    Achso, naja, wenn du meinst, dass Mathematik-Anfangsunterricht nur aus einem Einzelkurs bestand nun gut. Und nein, auch mein Mathe-Studium war nicht nur ein Einzelkurs und genau dort haben wir genau dies, was dir auch der Frisch die ganze Zeit schon versucht zu erklären, gelernt und das eben an verschiedenen Unis.
    Aber vermutlich haben die einfach alle keine Ahnung. :autsch:

  • Achso, naja, wenn du meinst, dass Mathematik-Anfangsunterricht nur aus einem Einzelkurs bestand nun gut. Und nein, auch mein Mathe-Studium war nicht nur ein Einzelkurs und genau dort haben wir genau dies, was dir auch der Frisch die ganze Zeit schon versucht zu erklären, gelernt und das eben an verschiedenen Unis.
    Aber vermutlich haben die einfach alle keine Ahnung. :autsch:

    Dann würde ich empfehlen, dass du nicht zwanghaft versuchst, Beiträge auf dich zu beziehen, wenn die Bedingungen, die ich ja ausdrücklich geschildert habe, nicht auf dich zu treffen sollten.

  • Aus Sek I/II-Sicht muss ich leider zustimmen, dass man ein Quadrat nicht sinnvoll definieren (und im Unterricht einführen) kann, wenn Winkel völlig außen vorgelassen werden. Das führt leider zu Fehlvorstellungen, siehe die Verweise auf Rauten. Dann ist es tatsächlich besser, wenn "nur" Vierecke behandelt werden und die speziellen Vierecke erst dann folgen, sobald Parallelität und Winkel eingeführt werden.

    Mir würden durchaus didaktische Reduktion einfallen, die den Namen auch verdienen, man könnte zum Beispiel die Orthogonalität durch eine Knick-Vorschrift ersetzen.

    Das ist dann etwas, was man sicher mit starken Schülern mal diskutieren kann, aber für schwächere halte ich es in der Grundschule auch einfach für überflüssig, eine dann falsche Definition von Quadrat zu verwenden, weil man ganz einfach eine intuitive Vorstellung von Ähnlichkeit nutzen kann:

    Das hier ist ein Quadrat, alles, was du vergrößern oder verkleinern kannst, so dass es dann genau die gleiche Form hat, ist ebenfalls ein Quadrat.

  • Es gibt Unterschiede im Grundschullehramtsstudium in den Bundesländern. Ich habe gerade nachgeschaut. In NDS muss man z.B. D oder M belegen, während man in NRW D und M machen muss. In Bayern hat man neben den üblichen anderen Studieninhalten ein fachwissenschaftliches Fach und 3 Didaktikfächer. D, M und ein musisches Fach müssen auf jeden Fall dabei sein. Vermutlich hat die Art des Studiums mit dem geplanten Einsatz hinterher zu tun.

    Ich hatte Mathe im Studium "nur" im Rahmen der Grundschuldidaktik (ich habe GH studiert) und das war eher ein exemplarischer Einblick wie auch theoretisch geplante Mathestunden. Durch Auseinandersetzung mit der Sache, viele Pflicht- und freiwillige Fortbildungen habe ich mich ziemlich firm gefühlt. Den fachlichen Hintergrund habe ich, denke ich, verstanden, auch aufgrund meiner Schulbildung. Und ich glaube, dass mein Mathematikunterricht nicht schlecht war. Zudem hatten wir untereinander einen intensiven Austausch. Und ich bin da sicher keine Ausnahme.

  • Das finde ich jetzt aber auch etwas verwirrend ...

    Aber genau das, was Moebius schreibt, würde doch zu der Einführung vom Frosch passen. Der Frosch hat doch auch gesagt, dass die Kinder ein Rechteck eben einfach erkennen und man nichts definiert/definieren muss bzw. kann. Warum beim Quadrat nicht genauso?

    Wobei ich jetzt noch einmal betonen möchte, dass ich nicht ständig solche Probleme habe wie sie z.B. Kris24 geschildert hat. Im Einzugsbereich meiner Schule sind also die meisten Grundschullehrkräfte entweder durch das Studium in Mathematik ausgebildet oder Naturtalente oder später gut fortgebildet. Ob letzteres dann durch eine offizielle Fortbildung oder in der Zusammenarbeit mit Kollegen entstanden ist, ist mir da gleich.

    Ich habe gerade dafür vereinzelt Probleme mit Kindern, die keinen Spaß an Mathe haben, weil die Chemie zwischen Schüler und Grundschullehrerin nicht passte. Da wäre dann vielleicht ein bisschen mehr Klassenlehrerprinzip hilfreich gewesen.

  • Aber genau das, was Moebius schreibt, würde doch zu der Einführung vom Frosch passen.

    Ja, aber Möbius ist qualifizierter Mathematiker, der sich neue Mathe-Didaktiken ausdenken darf, die alle gut finden müssen, schließlich ist er vom Fach,

    und Frosch … ist eben Paradies-Frosch, der seit über 25 Jahren in der Grundschule unterrichtet und Curriculum und Didaktik umsetzt, aber einfach keine Ahnung haben darf.

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