Ich kann (auch) nicht mehr

  • Ehrlicherweise macht es gerade dann wenig Sinn, finanziell zurückzustecken, wenn Kinder kommen, da durch Kinder natürlich auch Bedarf steigt - mehr Wohnraum, mehr Lebensmittelverbrauch, je nach Anzahl der Kinder ein größeres Auto.

    Ich erlebe so viel Erst-Eltern, die direkt dann einen Kombi kaufen. Das ist in vielen Fällen einfach drüber, denn ein Auto hat 5 Sitzplätze! Eigenes Zimmer: Erst wichtig, wenn sie größer sind.

    Usw. Liste beliebig fortzusetzen. Es ist die eigene Bequemlichkeit. Viele Dinge sind einfach drüber.

  • Du musst mir das nicht erzählen. Ich war Studentin ohne Einkommen. Ich habe das alles irgendwie finanziert. Mein Auto war winzig, ich hab lange gesucht, bis ich einen gebrauchten Kinderwagen gefunden habe, der ins Auto gepasst hat. Wenn das nicht gegangen wäre, wäre nur ein 1:1 Tausch in Frage gekommen, da ich wirklich Null Rücklagen hatte, genauso wie der Vater.

    Auch haben wir zu dritt in einem Zimmer bei meinen Eltern gewohnt. Ich hab sicher keine huntere an Euros bei DM gelassen. Die hatte ich gar nicht. Windeln gabs vom Discounter und gekocht hab ich selbst, keine Gläschen oder so. Klamotten nur geschenkte oder vom Flohmarkt. Man kam schon mit sehr wenig Geld aus.

    Ich werte das aber gar nicht. Das muss jeder selbst entscheiden, aber man kann dann eben nicht erwarten, dass das dann voll vom Staat getragen wird.

    Ich war beim 2. nicht bereit, wieder so einen Eiertanz zu machen und jeden Cent zig mal rumzudrehen, deswegen hätte ich ohne Elterngeld wahrscheinlich kein zweites bekommen.

    Wir mussten alles doppelt zahlen, das wäre mit einem Gehalt gar nicht gegangen.

    Ein Karton Windeln in Größe 1 (es haben nur die Pampers richtig gepasst) kosten 37 €, davon haben wir 2,5 - 3 im Monat gebraucht. Also schon mal 100 € im Monat für Windeln. Noch ohne Feuchttücher und andere Pflegeprodukte.

    Anfangs brauchten wir teure Spezialnahrung aus der Apotheke, die hat ein paar Hundert Euro im Monat gekostet.

    Auch Milchpulver kostet für 2 Kinder deutlich über 100 € im Monat.

    Doppelte Kleidung, Zwillingswagen 2 Maxi Cosis etc....


    Klar, bevor jetzt Einwände kommen: Das ist ein Einzelfall, das weiß ich. Aber NICHTS hatte mich darauf vorbereitet. Wenn man jetzt da total blauäugig plant, dass man ja quasi ohne Geld auskommt, oder zu viert in einem Zimmer wohnen kann oder dass beide wieder arbeiten können......Kommt oft anders, als man denkt.

    Eine Kollegin hat ein behindertes Kind bekommen, das hat auch alle Pläne über den Haufen geworfen.

    Oder die Eltern mit dem Schreikind, wo man nächtelang keinen Schlaf bekommt. ......


    Ich finde das jetzige Elterngeld gut. Wenn Männer möchten, können sie ja Elternzeit nehmen und auch Elterngeld beziehen, genau wie die Mütter, völlig gleich. Die Entscheidung sollte bei den Paaren liegen und nicht vom Staat vorgeschrieben werden. Das mit den 2 Partnermonaten ist ok, das ist ja nur zusätzlich.

  • Ich erlebe so viel Erst-Eltern, die direkt dann einen Kombi kaufen. Das ist in vielen Fällen einfach drüber, denn ein Auto hat 5 Sitzplätze! Eigenes Zimmer: Erst wichtig, wenn sie größer sind.

    Usw. Liste beliebig fortzusetzen. Es ist die eigene Bequemlichkeit. Viele Dinge sind einfach drüber.

    Wir z.B. War das einzige Auto, das groß genug für einen Zwillingswagen war und das ich mir leisten konnte.

    In meinen Corsa hätte ich keine 2 Kindersitze hinten reinbekommen. Wenn ich mit 1,80 m oder mein Mann mit 1,89 m den Fahrersitz entsprechend einstellt, kann hinten keiner mehr sitzen und auch Babys Füße werden abgeknickt.

    Wir haben viele Autos getestet, ihr könnt mir glauben.


    5 Sitzplätze hat ein Auto aber nur ohne Kindersitze, das geht dann erst nach der Grundschule, bis dahin hat es definitiv 4. Es sei denn du kaufst ein Auto was "drüber" ist.

  • Wir haben verstanden, dass Du ein Sonderfall bist! Das trifft aber nicht auf die Mehrheit zu.

    Habe ich ja geschrieben. Aber es gibt eben doch eine ganze Menge Eltern, die nicht dem Standard entsprechen.

    Und nicht jeder möchte zu dritt in einem Zimmer bei den Eltern leben.

  • Und nicht jeder möchte zu dritt in einem Zimmer bei den Eltern leben.

    Natürlich nicht! Ich wollte aufzeigen, dass nicht immer direkt ein Wohnungswechsel nötig ist. Insbesondere dann, wenn man ihn sich nicht leisten kann!

    Du hast gesagt, dass Du arbeiten musstest, weil das sonst nicht bezahlbar wäre. Ich sehe das anders: Es ist eben oft doch bezahlbar, aber man muss sich dann einschränken. Und das wollen eben viele nicht (ohne Wertung! Ich würds auch nicht wollen!)

  • Warum sollen sich junge Familien einschränken?

    Prinzipiell ist es natürlich so, dass jeder für seine Lebensentscheidungen selbst verantwortlich ist und auch die Konsequenzen tragen muss. Dass der Staat hier Lebensentscheidungen, die gesellschaftlich nützlich sind, mit Vergünstigungen unterstützt, ist dabei sinnvoll und notwendig und völlig ok. Dass das indirekt - über Besteuerung etc. - auf Kosten von Lebensentwürfen geht, die gesellschaftlich vielleicht nicht so nützlich sind, ist auch okay. Ich würde das allerdings nicht so formulieren, wie du das schreibst. Singles sollen sich nicht einschränken müssen, kinderlose Paare oder Paare, bei denen die Kinder schon aus dem Haus sind auch nicht. Jeder hat Anrecht auf den Lebensstandard, den er sich erarbeitet. Die Förderung läuft dann entsprechend über Vergünstigungen. Das geschieht ja auch. Gleichzeitig muss so eine Förderung schon auch mit Maß und Ziel erfolgen. Mal von Sonderfällen, wie sie hier in aller Ausführlichkeit breitgetreten werden, abgesehen, sind weder der Staat noch die Singles noch die kinderlosen Paare dafür verantwortlich, dass beim ersten Kind gleich ein SUV vor der Tür steht und dass das Kind nur mit teuren Markenartikeln versorgt wird.

  • Natürlich nicht! Ich wollte aufzeigen, dass nicht immer direkt ein Wohnungswechsel nötig ist. Insbesondere dann, wenn man ihn sich nicht leisten kann!

    Du hast gesagt, dass Du arbeiten musstest, weil das sonst nicht bezahlbar wäre. Ich sehe das anders: Es ist eben oft doch bezahlbar, aber man muss sich dann einschränken. Und das wollen eben viele nicht (ohne Wertung! Ich würds auch nicht wollen!)

    Aber wenn man schon in einer ausreichend großen Wohnung wohnt, dann macht ein Umzug in eine kleinere Wohnung nach Geburt des Kindes ja gar keinen Sinn. Und die meisten haben auch schon vor der Geburt 1 oder 2 Autos, wo es äußerst unwirtschaftlich wäre, diese zu verkaufen, um kurz darauf wieder ein neues Auto zu kaufen. Und dieser Lebensstandard muss halt auch in der Elternzeit aufrecht erhalten werden. Man kann den nicht einfach plötzlich runterschrauben.

  • Jenseits von Ausnahmen (ungeplante Schwangerschaften, Mehrlingschwangerschaften...) sind Kinder in unserer Zeit geplant.
    Man könnte (!) davon ausgehen, dass Menschen eben wissen, dass Kinder Geld kosten (und dass jede Planung sogar manchmal "schief" gehen kann, weil das Baby doch ein bisschen länger betreut werden muss, nachts nicht schlafen kann und so weiter .. (ich klammere jetzt BEWUSST die Ausnahmefälle mit starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Omabetreuung durch ungeplanten Tod der sehr jungen Oma verloren, usw.. aus)) und dass man sich darauf einstellt.
    Also nicht ein Jahr vor der geplanten Schwangerschaft ein Hauskredit auf Kante nimmt, das man nur mit 80% Teilzeit bedienen kann. Oder dass man darauf setzt, dass man den einzigen Kitaplatz der Stadt bekommt, mit dem man weiter Vollzeit arbeiten kann.

    Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft lag bei uns im sehr niedrigen Bereich, die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung oder langen Arbeitslosigkeit haben wir aber auch noch zusätzlich eingerechnet und unseren Kredit so genommen, dass wir zwar einen höheren Zins haben, aber jederzeit die Rate so anpassen könnten, falls eine*r von uns kürzer tritt. Dann zahlen wir halt viel länger zurück.
    Und das scheint bei vielen werdenden Eltern niemals mitgedacht werden. Und dann kommt sowas wie "ich MUSS soviel arbeiten, wir haben ein Haus, also brauche den entsprechenden Stundenplan und Fächerverteilung" oder "mein Kind ist jede Stunde wach und hat Verlassensängste aber mein Plan sieht vor, dass ich nach 7 Monaten Vollzeit zurückkehre"


    Edit/Ergänzung: Ich spreche jetzt bewusst an Lehrerkolleg*innen.
    Ich meine nicht die Situation von zwei ungelernten Eltern.

  • Okay, jetzt verstehe ich dich und in Bezug auf Druck, den sich Frauen gegenseitig machen, stimme ich dir zu. Trotzdem wird die Aussage ja nicht weniger richtig, dass deine Rente geringer ausfällt, wenn du länger mit den Kindern zu Hause bleibst und jahrelang Teilzeit arbeitest. Du kannst dich dafür entscheiden, dein Mann dich finanziell fürs Alter mit absichern usw. Aber das muss halt erst mal klar sein, vor allem auch geringverdienenden Frauen.

    Weil hier immer postuliert wird, dass jeder Mann unbedingt Elternzeit nehmen muss (hat mein Mann übrigens, aber zeitgleich mit mir) und dass Frauen unbedingt schon im ersten Jahr arbeiten müssen, wegen der Gleichberechtigung und der Rente und so weiter.

  • Ich erlebe so viel Erst-Eltern, die direkt dann einen Kombi kaufen. Das ist in vielen Fällen einfach drüber, denn ein Auto hat 5 Sitzplätze! Eigenes Zimmer: Erst wichtig, wenn sie größer sind.

    Meine Kinder hatte bis letztes Jahr sich ein Zimmer geteilt (10 & 7 Jahre). Da ich schon immer Kombi fahre hat sich da auch nichts geändert :D Ich habe aber schon bei vielen Eltern gesehen, gehört, mitbekommen, dass man mit Kindern unbedingt ein SUV braucht. Wegen des Platzes und Sicherheit und haste nicht gesehen.

    Usw. Liste beliebig fortzusetzen. Es ist die eigene Bequemlichkeit. Viele Dinge sind einfach drüber.

    100%, die Bequemlichkeiten will man haben, aber beschwert sich dann darüber dass dafür gearbeitet werden muss. Wasch mich aber mach mich nicht nass.

  • Aber wenn man schon in einer ausreichend großen Wohnung wohnt, dann macht ein Umzug in eine kleinere Wohnung nach Geburt des Kindes ja gar keinen Sinn. Und die meisten haben auch schon vor der Geburt 1 oder 2 Autos, wo es äußerst unwirtschaftlich wäre, diese zu verkaufen, um kurz darauf wieder ein neues Auto zu kaufen. Und dieser Lebensstandard muss halt auch in der Elternzeit aufrecht erhalten werden. Man kann den nicht einfach plötzlich runterschrauben.

    Natürlich kann man seinen Lebensstandard runterschrauben. Es ist so vieles möglich das kannst du dir gar nicht vorstellen. Wir haben schon von meinem Referendarsgehalt zu viert gelebt. Natürlich nicht mit schickem neuem Auto und Essegehen und Urlaub und so, aber es geht.

    Fragt mal eurer Eltern oder Großeltern (wenn sie noch leben) wie sie damals gelebt haben und wie sich das Leben mit Kindern geändert/eingeschränkt hat.

  • Natürlich kann man seinen Lebensstandard runterschrauben. Es ist so vieles möglich das kannst du dir gar nicht vorstellen. Wir haben schon von meinem Referendarsgehalt zu viert gelebt. Natürlich nicht mit schickem neuem Auto und Essegehen und Urlaub und so, aber es geht.

    Fragt mal eurer Eltern oder Großeltern (wenn sie noch leben) wie sie damals gelebt haben und wie sich das Leben mit Kindern geändert/eingeschränkt hat.

    Aber warum sollte man das tun, wenn es nicht nötig ist? Und wenn man das nicht möchte?

  • Aber warum sollte man das tun, wenn es nicht nötig ist? Und wenn man das nicht möchte?

    Dann verstehe ich die Beschwerde nicht, dass du wieder arbeiten musstest. Man kann nicht beides haben.

  • Sollte man nicht. Aber der Staat sollte jetzt auch nicht jede Befindlichkeit mit Geld bewerfen.
    Wenn es auch ohne überzogene staatliche Hilfe geht, ist das ja kein Problem.

    `Stimme ich vollkommen zu. Es sei denn du empfindest das jetzige Elterngeld auch als überzogene staatliche Hilfe, die finde ich nämlich gut.

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