? Übermäßige Anwesenheitszeiten an Ganztagsschulen

  • Liebe Forengemeinde,

    kürzlich kamen mehrere Lehrkräfte zusammen und wir sprachen über und verglichen unsere Stundenpläne.

    Dabei waren Lehrkräfte, die an "traditionellen" Schulen arbeiten und zumeist keine Stunden nach 13:30 Uhr abzuleisten haben.

    Andere waren an Ganztagsschulen beschäftigt. Dabei fiel auf, dass die Anwesenheitsstunden von den Lehrkräften an den Ganztagsschulen deutlich länger waren. Bedingt war dies dadurch, dass

    a) von diesen Lehrkräften mehr lange Aufsichten durchgeführt werden müssen (Mittagspause)

    b) die Hausaufgabenstunden (Lernzeiten usw.) betreut werden müssen

    c) bei mehr als 6h Anwesenheit eine Freistunde als Pause eingeschoben wird.

    So ergeben sich an mehreren Tagen Anwesenheiten von 8 bis nach 15 Uhr. Auch fiel auf, dass an einer Schule diese "Betreuungszeiten" für die Mittagspause, Hausaufgabenbetreuung etc. als komplette Unterrichtsstunde abgerechnet wurde, an der anderen Schule (angeblich aus Personalknappheit) nur als 1/2h. Letzteres führt aber dazu, dass man bei z.B. 4 solcher "Stunden" (z.B. 2x Lernzeit, 1x Mittagspausenaufsicht, 1x AG-Stunde usw.) nur 2 Stunden abrechnen kann. Die Begründung ist, dass für solche Stunden keine Vor-/Nachbereitung notwendig sei, die Kollegin an der Schule dann aber auch 2h mehr arbeiten muss pro Woche. Dadurch kommt sie aber auch über 6h Anwesenheit, was dann eine weitere Freistunde als Pause bedeutet zzgl, also oft lange Tage. Dazu wäre es an der betreffenden Schule noch möglich, eine Präsenzstunde pro Woche zu blocken, die nur bezahlt wird, wenn Vertretung abgeleistet wird und auch nur bei mehr als 3 Einsätzen im Monat und auch nur, wenn dann an anderer Stelle kein Unterricht entfällt.

    Es war dann die Frage, ob sowas überhaupt zulässig ist, d.h. besonders Stunden im Klassenraum nur 1/2 zu zählen aus dem Kontingent mit der Begründung, dass hier keine Vor-/Nachbereitung notwendig ist? Wie sind da die Erfahrungen?

    Ärgerlich erschien auch, dass an manchen Schulformen (Berufskolleg, Weiterbildungskolleg usw.) diese ganzen Zusatzzeiten überhaupt nicht anfallen (Pausenaufsichten, Betreuungszeiten usw.). Die Lehrkraft an der Ganztagsgesamtschule/gymnasium scheint also deutlich mehr Zeit für ihr Geld aufwenden zu müssen als beispielsweise die Lehrkraft für Druck/Gestaltungstechnik am Berufskolleg.

  • Ja, subjektiv ist das eine Mehrbelastung.

    Egal ob Ganztag oder nicht, ändert sich die Gesamtarbeitszeit allerdings nicht.

    Hier in NRW werden Aufsichtstätigkeiten im Ganztag tatsächlich nur halb auf die Unterrichtsverpflichtung angerechnet.

    Dass BKs oder WBKs andere Rahmenbedingungen haben, ärgert mich nicht. Die haben dafür andere Belastungen, z.B. ggf Unterricht abends.

  • Ärgerlich erschien auch, dass an manchen Schulformen (Berufskolleg, Weiterbildungskolleg usw.) diese ganzen Zusatzzeiten überhaupt nicht anfallen (Pausenaufsichten, Betreuungszeiten usw.). Die Lehrkraft an der Ganztagsgesamtschule/gymnasium scheint also deutlich mehr Zeit für ihr Geld aufwenden zu müssen als beispielsweise die Lehrkraft für Druck/Gestaltungstechnik am Berufskolleg

    Das Gras ist immer grüner beim Nachbarn, gelle.

    Dass die Aussage so pauschal Unsinn ist weißte aber selbst oder?

  • Ärgerlich erschien auch, dass an manchen Schulformen (Berufskolleg, Weiterbildungskolleg usw.) diese ganzen Zusatzzeiten überhaupt nicht anfallen (Pausenaufsichten, Betreuungszeiten usw.). Die Lehrkraft an der Ganztagsgesamtschule/gymnasium scheint also deutlich mehr Zeit für ihr Geld aufwenden zu müssen als beispielsweise die Lehrkraft für Druck/Gestaltungstechnik am Berufskolleg.

    Ich habe zweimal die Woche Abendunterricht (bis 20:15 Uhr, da habe ich Tage von 11/13 Uhr bis nach 20 Uhr)

    Ich habe dieses Schuljahr 6 Examensprüfungen erstellt und habe entsprechend viele Bildungsgänge mit Prüfungen.

    Ich habe in einem Schuljahr rund 650 Schüler*innen, entsprechend viele Noten und Leistungsnachweise entstehen dadurch.

    Aber ja, bei uns ist es sehr entspannt, kommt doch zum BK!

  • Aber ja, bei uns ist es sehr entspannt, kommt doch zum BK!

    Das Entspannte kommt wahrscheinlich daher, dass im beruflichen Bereich nicht soviel Geschiss gehalten wird, wie in den anderen Schulformen.

  • Das Entspannte kommt wahrscheinlich daher, dass im beruflichen Bereich nicht soviel Geschiss gehalten wird, wie in den anderen Schulformen.

    Für mich persönlich wäre Elternarbeit deutlich stressiger als Abendunterricht. Für mich wäre die Lautstärke in Grundschulklassen tödlich. Dafür hat man andere Belastungen. (Wie überall Vor- und Nachteile)

  • Zum Ausgangspost: Wenn die Belastung schon vor dem Vergleich vorlag und nicht nur auf Grund von Neid entstanden ist, dann sollten die Betroffenen Kollegen nicht jammern sondern, gerne auch mit Hilfe des örtlichen Personalrats, des Lehrerrats oder wie sie alle heißen, ausloten, was sie durch Nutzung der Mitbestimmungsrechte der Gesamtlehrerkonferenz in Ihrem Bundesland ändern können.

    In einem Teilzeitkonzept könnte man festhalten, bei welchem Deputat ein Kollege wie oft am Nachmittag eingesetzt werden soll.

    Auch die Präsenzbereitschaften könnte man mit Mehrheitsbeschluss bei uns abschaffen. Allerdings sollte man sich dann auch der Konsequenzen bewusst sein. Vertretungen werden dadurch insgesamt nicht weniger, aber ungeplanter und vielleicht auch ungleichmäßiger über das Kollegium verteilt.

  • Dass wir alle gleich bezahlt werden, die tatsächlichen Arbeits- und Anwesenheitszeiten aber erheblich schwanken, ist einfach Fakt und das kann man auch nicht schönreden.

    Wenn man Glück hat, gelingt es, sich so zu positionieren, dass man nicht gerade an einer Schule landet, an der man die Arschkarte hat. Weiß man vorher halt leider nicht immer.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man Glück hat, gelingt es, sich so zu positionieren, dass man nicht gerade an einer Schule landet, an der man die Arschkarte hat. Weiß man vorher halt leider nicht immer.

    Eine Studentin erzählte mir, dass sie HRSGe studiert, weil sie Kinder will und nachmittags zu Hause sein will und es an der Realschule (wo sie selbst war) keinen Nachmittagsunterricht gibt, am Gym schon.

  • Zitat

    Auch fiel auf, dass an einer Schule diese "Betreuungszeiten" für die Mittagspause, Hausaufgabenbetreuung etc. als komplette Unterrichtsstunde abgerechnet wurde, an der anderen Schule (angeblich aus Personalknappheit) nur als 1/2h. Letzteres führt aber dazu, dass man bei z.B. 4 solcher "Stunden" (z.B. 2x Lernzeit, 1x Mittagspausenaufsicht, 1x AG-Stunde usw.) nur 2 Stunden abrechnen kann.

    Es kann sogar folgendes passieren:

    Du arbeitest Vollzeit als Grundschullehrerin und wirst an vier Tagen im Ganztag eingesetzt. Hierbei musst du u.a. vier Schulstunden das Mittagessen beaufsichtigen und vier Schulstunden eine Spielepause nach dem Mittagessen. Von den 8 Schulstunden pro Woche werden dir aber nur vier bezahlt!

    Statt 28 Schulstunden arbeitest du also 32 Schulstunden. Und dann kann es passieren, das du außerdem drei Hohlstunden hast und in diesen regelmäßig vertreten musst. Du bis jede Woche 35 Schulstunden in der Schule anwesend.

    Dazu kommen dann zusätzlich noch zwei Busaufsichten nach dem Unterricht von je 30 Minuten.

    Und häufig natürlich Elterngespräche, Konferenzen etc.


    Dieses Beispiel ist real!!!! Aber ist das eigentlich auch rechtmäßig, das eine Lehrkraft so einen Stundenplan bekommt?

  • Eine Studentin erzählte mir, dass sie HRSGe studiert, weil sie Kinder will und nachmittags zu Hause sein will und es an der Realschule (wo sie selbst war) keinen Nachmittagsunterricht gibt, am Gym schon.

    Wenn das verlässlich so bleibt, ist es zumindest ein Argument..

    Ich hab nie an Ganztagsschulen gearbeitet und kann die Mehrbelastung nicht beurteilen. Dass man mehr Stunden in der Schule verbringt, als an anderen Schulen, ist aber vermutlich irgendwie naheliegend.

    • Offizieller Beitrag

    nein, es ist eben nicht so.
    Es ist einfach der beschränkte Horizont von sehr vielen Menschen, die einfach für gegeben halten, was sie kennen (eine Realschule, ein Gymnasium).
    (Seien wir mal ehrlich: wie viele hier halten ihre Regeln in IHRER Schule oder Bundesland für bundesweit gültig?)

    • Offizieller Beitrag

    Es kann sogar folgendes passieren:

    Du arbeitest Vollzeit als Grundschullehrerin und wirst an vier Tagen im Ganztag eingesetzt. Hierbei musst du u.a. vier Schulstunden das Mittagessen beaufsichtigen und vier Schulstunden eine Spielepause nach dem Mittagessen. Von den 8 Schulstunden pro Woche werden dir aber nur vier bezahlt!

    Wir haben zum Glück keine Mittagsaufsicht (es sind Mitarbeiter*innen des Trägers), aber die "Lernzeiten" (Hausaufgabenzeit im Ganztag) werden auch nur zur Hälfte angerechnet und liegen bei uns oft nach der Mittagspause. So dass man zwei Stunden länger bleibt für eine halbe Stunde Anrechnung.
    Da war ich diesbezüglich auch ganz happy.

  • Es kann sogar folgendes passieren:

    Du arbeitest Vollzeit als Grundschullehrerin und wirst an vier Tagen im Ganztag eingesetzt. Hierbei musst du u.a. vier Schulstunden das Mittagessen beaufsichtigen und vier Schulstunden eine Spielepause nach dem Mittagessen. Von den 8 Schulstunden pro Woche werden dir aber nur vier bezahlt!

    Selbstverständlich wirst du dafür bezahlt. Die Stunden sind nur nicht Teil des Deputats. Warum sollten Aufsichten und Spielpausen auch zum Deputat gehören?

    Zitat

    Dieses Beispiel ist real!!!! Aber ist das eigentlich auch rechtmäßig, das eine Lehrkraft so einen Stundenplan bekommt?

    Grundsätzlich ja, warum auch nicht? Wenn andere einen deutlich netteren Stundenplan haben sollten, wäre es aber durchaus eine Nachfrage bzgl. der Gleichbehandlung wert.

  • Weil es im Bundesland genau so geregelt ist mit halber Anrechnung der Zeit.

    Sollte dem wirklich so sein, dann muss die Zeit natürlich auch angerechnet werden. Das ist dann ein Fall für die Personalvertretung und für ein Kollegium mit Arsch in der Hose, die das nicht mit sich machen lassen.

Werbung