Wie wird bei Klausuren mit AI gespickt?

  • Auch schon vor 50 Jahren wurde gespickt.

    Ja, wenn wir zu unserer Schulzeit einne Spickzettel ausgearbeitet hatten, hatten wir den Stoff so intensiv wiederholt, dass wir den Spickzettel nicht mehr brauchten.

    Es wurde uns teilweise durch Lehrer empfohlen als Vorbereitung zu Klassenarbeiten Spickzettel auszuarbeiten (diese aber nicht zu benutzen).

    Dieser Effekt fällt wohl bei der Nutzung von KI weg.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Bolzbold : Du hast es auf den Punkt gebracht. Wir müssen weg von dieser künstlichen Perfektion. Gerade im Fach Französisch ist mir lieber, wenn jemand einen schiefen Satz sagt, an dem wir aber arbeiten können (sei es Wortschatz oder Grammatik), als dass der perfekte Lehrbuchsatz folgt, bei dem ich aber Zweifel haben muss, dass der Schületmr oder die Schülerin wirklich versteht, was er oder sie gerade von sich gegeben hat.

    Gerade bei den Kleinen wird Mut beim Sprechen immer von mir belohnt, selbst wenn sprachlich noch Luft nach oben ist.

  • Ich habe gerade darüber nachgedacht, ob man den SchülerInnen als Prüfungsaufgabe nicht einen Ausgangstext gibt, sie eine KI-Lösung finden sollen und im Anschluss für den AFB III diese Lösung auf ihre Stichhaltigkeit überprüfen sollen.

    Ich war kürzlich auf einer Fortbildung, da wurde uns so eine ähnliches Konzept von irgendeiner Uni, ich glaube im Ausland, vorgestellt. Die Prüflinge mussten sich zuerst mit einer komplexen Aufgabe selbst beschäftigen, dabei haben sie alle möglichen Hilfsmittel (Bücher, Unterlagen, ich meine sogar Internet - ohne KI), dann gibt es eine Phase, in der sie die KI verwenden dürfen, und als dritte Phase werden sie mit einem anderen Prüfling zusammengetan, der die beiden ersten Phasen auch alleine durchlaufen hat. Am Ende müssen sie dann gemeinsam zu einem Ergebnis kommen. Alle Phasen werden beobachtet und Arbeitsweise und Zwischenergebnisse werden bewertet.

    Ich will jetzt nicht darauf schwören, dass ich alle Details 100% richtig wiedergegeben habe, aber so vom Prinzip her war das wohl die Abschlussprüfung an dieser Uni. Systemisch im System Schule kaum vorstellbar, da sofort die Frage nach Ressourcen, Justiziabilität etc, aufkommt, aber rein inhaltlich finde ich das einen echt guten Ansatz

  • Ich wünsche mir KI zur Korrektur! Text/ Aufgabe, die gegeben ist, einscannen, Schüler:innenlösung auch, ebenfalls der Erwartungshorizont, heraus kommt die korrigierte Fassung MIT einem Punktevorschlag, mit der Korrrektur für Rechtschreibfehler etc und der Note.

    Perfekt, dann haben wir eine Korrektur-KI, die die KI generierten Prüfungstexte der Schüler korrigiert. Vielleicht können wir uns die Zwischenschritte dann sparen, und die gleiche KI entwirft einfach am Prüfungstag eine Aufgabenstellung zu dem Thema, das die Lehrkraft eingibt, den Erwartungshorizont, 25 verschiedene Bearbeitungen der Aufgabenstellung, korrigiert und bewertet diese und nach ein paar Minuten hat jeder seine Note...

    Nicht ernst gemeint, natürlich. Ich würde mir so eine Korrektur-KI natürlich auch wünschen. Ich glaube auch, sie wäre die Lösung für den Lehrermangel, denn wenn signifikant Arbeitszeit für Korrekturen wegfällt, könne man natürlich das Deputat erhöhen. Aber auch das wird nicht kommen: Kosten, rechtliche Bedenken, Datenschutz etc.

  • Zur Oberflächlichkeit der KI:

    Man kann die KI auch vorher mit Unterrichtsmaterialien trainieren. Dann fotografiert man die Aufgabenstellung im gleichen Chat ab und sagt der KI, dass sie die bisherigen Erkenntnisse (Texte, pdf-Dateien, Grafiken) miteinbeziehen soll.

    Die KI fängt dann erst wirklich an zu "glänzen", wenn man ihr vorab Materialien gibt, auf die sie zurückgreifen kann.

  • Ich finde es sehr wichtig, das Ganze so gut es geht zu unterbinden, weil die Ehrlichen die Leidtragenden sind.

    Keine Ahnung, wie man darauf kommt, hier die "Kreativität" zu loben.

    Die Schüler sollen Regeln einhalten und hierbei soll es plötzlich egal sein? Verstehe ich nicht.

    Ich finde auch, dass gerade in der Oberstufe bei mehrfachem Täuschen die Schüler von der Schule entlassen werden sollten. Aber das wäre dann wohl "gemein" - und wird eh nie passieren.

  • Die KI fängt dann erst wirklich an zu "glänzen", wenn man ihr vorab Materialien gibt, auf die sie zurückgreifen kann.

    Oder sie sucht sie sich einfach selbst und glänzt ohne deine Arbeit. Die PDF dann in slideGPT, fertig ist die perfekt layoutete PPP (mit Bemerkungen zum mündlichen Vortrag übrigens). Dauer insgesamt vielleicht 4 Minuten, das meiste Rechenzeit von slideGPT.

  • Aber das wäre dann wohl "gemein" - und wird eh nie passieren.

    Ich bin da nicht so pessimistisch. Wenn erst einmal verstanden wird, in welchem Ausmaß die KI die Bildung grade crasht, wird es Maßnahmen geben müssen.

    Wer weiß, langfristig setzt sich vielleicht zunächst die Vorstellung der sog. "Schule der Zukunft" durch (alle lernen individuell und digital in Modulsystemen, mit KI-Tutoren und digitalen Prüfungen), bevor man feststellt, dass das allein auch nicht funktioniert.

  • Zumindest in den Nebenfächern bedeutet das für mich noch mehr alternative Leistungsmessungsformate einzusetzen, bei denen KI höchstens Hinweise geben kann, die aber argumentiv immer personalisiert werden müssen, um zur Aufgabenstellung zu passen und einer mündlichen Überprüfung (Kolloquium) standhaften zu können.


    EDIT: Wobei ich auch SuS gezielt KI einsetzen lasse bei der Leistungsmessung. Dann müssen sie Prompts offenlegen und kritisch reflektieren, genau wie sie ihre Eigenleistung kritisch reflektieren müssen. Wenn das reine Ergebnis, das eine KI auswirft gar keine relevanten Punkte mehr ergibt, sondern durch deren Einsatz die Eigenleistung nur umso anspruchsvoller wird für manche, dann macht das KI- Schummeln zumindest einigen deutlich weniger Spaß, dafür wird geschult, wie man KI tatsächlich angemessen einsetzt. Da sie sich nicht bekämpfen lässt, auch zahlreiche Vorteile hat, gilt es schlicht auch unsere SuS im Umgang zu schulen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Man wird es aber eh nicht komplett verhindern können. Das gab es immer und wird es immer geben.
    Aber ich denke, das hält sich in Grenzen.
    Das ist es ungerecht ist, habe ich auch geschrieben.

    Ich spreche mal für meine Schule: nein, da hält sich derzeit nichts mehr in Grenzen. Bei Unterrichtsgesprächen werden Schüler zunehmend zu KI-Transmittern, KI erstellt Referate und Präsentationen und in Klausuren wird beschissen bis zum Abwinken. Selbst dann, wenn ich eigentlich der Meinung bin, dass ich aktiv Aufsicht führe.

    Da man gerade im Bereich SoMi nicht alles nachweisen und pauschal einfach nicht werten kann, landet man damit letztlich dann doch oft beim Ausreichend und es werden in signifikanter Zahl Schulabsschlüsse erschummelt, die in Eigenleistung niemals realistisch gewesen wären. Ohne Fachhochschulreife geht eigentlich niemand mehr, der sich nicht durch konsequente Nichtanwesenheit selbst rauskegelt.

    KI-Nutzung ist in den letzten 1-1,5 Jahren so massiv und selbstverständlich geworden, dass es unsere Bewertungssysteme ad absurdum führt. Eigentlich sind nur noch mündliche Prüfungen wirklich aussagekräftig.

  • Bei Referaten und Präsentation kommt bei der Verteidigung ganz schnell ans Licht, ob sie überhaupt verstanden haben, was sie da vorgetragen haben.

    Du sagst es ja selbst: mündliche Prüfung regelt. Muss ja nicht immer "mündliche Prüfung" heißen.

  • Bei Referaten und Präsentation kommt bei der Verteidigung ganz schnell ans Licht, ob sie überhaupt verstanden haben, was sie da vorgetragen haben.

    So einfach finde ich das ehrlich gesagt nicht. Auch bei selbst vorbereiteten Referaten haben Schüler nicht immer jeden vertiefenden Teilaspekt berücksichtigt und können entsprechende Fragen oft nicht beantworten - das ist für mich kein KI-Indikator. Und oberflächlich eingelesen sind sie meistens dann ja doch, also stößt man meist auch nicht auf komplettes Unverständnis. Unterm Strich wird es dann zwar häufig keine Topnote, aber doch ein Ergebnis, das man als ausreichend oder befriedigend werten kann/muss.

  • Bei Referaten und Präsentation kommt bei der Verteidigung ganz schnell ans Licht, ob sie überhaupt verstanden haben, was sie da vorgetragen haben.

    Du sagst es ja selbst: mündliche Prüfung regelt. Muss ja nicht immer "mündliche Prüfung" heißen.

    Es ist nur schade, dass man immer mehr "Detektiv" ist oder sein soll.

    Ich versuche alles so zu gestalten, dass ich es direkt bewerten kann. Aufsätze braucht mir keiner mehr vorlesen, die er/sie zu Hause "geschrieben" hat und ein möglichst freier Vortrag ist eigtl. noch das Einzige, was ich bewerte bei einer Präsentation (und die Reaktion auf Fragen...). Eine PowerPoint selber mit Stichpunkten etc. kann ich gar nicht mehr bewerten.

    Die Schüler können halt auch einfach die Seiten der Schulbücher bei der KI hochladen und haben Lösungsvorschläge für den Unterricht. So kann man jetzt auch noch geschickt "vorarbeiten". Dann sich melden im Unterricht und alles ablesen.

    Es nimmt einfach nur noch absurde Züge an.

  • Wir sollen an der Stelle verstehen, warum Schüler schummeln. Bolzbold war da auf der letzten Seite schon auf der richtigen Spur. Es ist lächerlich, irgendwelche Prüfungsformate zu entwerfen, nur um auf Teufel komm raus zu vermeiden, dass sie von einer KI geknackt werden können, sondern eher transparent kommunizieren, warum es überhaupt Schule, Unterricht und Prüfungen gibt. Ich denke, der grundsätzliche Sinn dahinter wird von vielen Schülern nicht erkannt.

    Wenn Schüler enormen Aufwand betreiben, um nicht vorhandenes Wissen in einer Prüfungssituation vorzutäuschen, ist das eine Verzweiflungstat und wir müssen uns mit der Psychologie dahinter auseinandersetzen, denn jemand, der inhaltlich gut vorbereitet ist, hätte es gar nicht nötig, bereits mit diesem Vorsatz in eine Prüfungssituation zu gehen.

  • Gymshark Ist das Dein Ernst, was Du da schreibst?

    Jeglicher technologischer Fortschritt und die Nutzung dessen sind immer einem Grund zuzuschreiben: Faulheit.

    Du glaubst ernsthaft, dass man den Kids nur sagen muss: Nicht für die schule, sondern für das Leben lernen wir. Und schon sitzen sie fröhlich am Schreibtisch und bereiten sich vor? Das sind doch eher Geschichten aus dem Paulaner Garten.

    Die KI stellt jedenfalls die Leistungsmessung in Frage. Ich bin gespannt, wohin sich das entwickelt.

  • Da sie [...] auch zahlreiche Vorteile hat, gilt es schlicht auch unsere SuS im Umgang zu schulen.

    Das auf jeden Fall, das sehe ich auch so.

    Aber wir müssen schon steuern, wann und wofür KI (im Unterricht) zur Verfügung steht. Tablets brauchen in Wiederholungs- und Erarbeitungsphasen zum Beispiel nicht an zu sein, Mitschriften kann man anders regeln. KI bei Hausaufgaben kann man nicht verhindern, aber möglichst unattraktiv machen. Und natürlich wäre es gut, darüber mit den Kollegen im Austausch zu sein.

  • Sissymaus : Da machst du es dir zu einfach. Menschen sind seit jeher bereit, Maximalaufwand zu betreiben für Dinge, die ihnen wichtig sind, und Minimalaufwand für die Dinge, die für sie ein notwendiges Übel darstellen. Der Fehler ist aber schon, Bildung als notwendiges Übel zu betrachten. Wenn ich wirklich lernen will, setze ich mich hin und schaue mir den Kram so lange an bis ich ihn beherrsche. Wenn ich keinen Bock darauf habe, sollte ich mich mal selbstkritisch fragen, warum ich hier überhaupt meine Zeit verschwende. Verstehst du, was ich meine?

  • enormen Aufwand

    Eben nicht. Und es lohnt sich auch noch so richtig. Und der Ehrliche ist nicht nur der Dumme, er hat u.U. handfeste Nachteile. Man müsste schon ein Heiliger sein, um da, auch noch in der Pubertät, Kurs zu halten und fragt sich dann die ganze Zeit, ob man es sich überhaupt leisten kann, ehrlich zu sein oder ob man seine Zukunft beschädigt. Und natürlich wissen die Eltern auch nicht, was sie den Jugendlichen jetzt raten sollen. Es hängt definitiv an uns, die Auswüchse halbwegs zu verhindern.

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