Motivationsspritze

  • Liebes Forum!

    Als Ü-Fünfzigerin stehen mir noch ca. 8 Dienstjahre bevor. Meine Unlust, in die Schule zu gehen, wird immer größer. Geht euch das auch so? Ich frage mich zur Zeit, wie ich diesen Zeitraum bis zur Pensionierung überstehen soll. Wie geht ihr mit der zunehmenden Belastung um und auf welche Weise motiviert ihr euch? Über ein paar aufbauende Worte würde ich mich sehr freuen.

  • Vielleicht hilft es dir weiter, als ich damals große Probleme an meiner einen Schule hatte aber nicht schnell wechseln konnte und meine Motivation im Keller war, habe ich mir ein erfullendes Hobby/Ehrenamt gesucht.

    Dadurch hatte ich in meiner Freizeit den Kopf frei von Schulsachen und konnte dort die Motivation finden, die mir in der Schule gefehlt hat.

    Was bei dir vielleicht auch passen würde, dieses Ehrenamt kann man prima auch machen, wenn man in Rente/Pension ist. Man fällt also nicht plötzlich aus allem raus, sondern hat etwas, was sich nicht ändert.


    Vielleicht gibt es bei euch eine Ehrenamtsmesse in der Nähe. Mein Ehrenamt ist auch etwas, was man normalerweise nicht kennt und deshalb gar nicht auf dem Schirm hat. Ich war auch bei einer solchen Messe und erstaunt, was es alles gibt.

  • Einen Thread in der Richtung gab es hier schon einmal von dir. Hast du irgendwelche Tipps umsetzen können?

    Ansonsten würde ich analysieren, was dich an deiner Schule speziell stört und welche Dinge du für dich positiv siehst. Eine Supervision kann helfen, Sachen mit anderen Augen zu sehen.

    Dann daraus Konsequenzen ziehen. Eine Bekannte von mir die Schule gewechselt. Jetzt geht es ihr viel besser. Eine andere hat ihren Perfektionismus abgebaut.

    Was mich selbst motiviert und was mich stört, wurde mir im Lauf der Zeit klar. Störende Sachen habe ich versucht mit Hilfe von Supervision und anderweitigen Gesprächen in Griff zu bekommen und die mich motivierenden Elemente des Berufs habe ich ausgebaut bzw. versucht zu erhalten. So bin ich gut durch den Beruf gekommen.

    Ich glaube man muss für sich selbst herausfinden, was für einen der passende Motivationsschub ist. Da tickt jeder von seiner Person her etwas anders. Und wenn du es an deiner aktuellen Schule nicht findest, könntest du die Tipps von Milk&Sugar umsetzen. Schule wechseln wäre auch noch eine Perspektive.

  • Bei mir ist das Zauberwort "Balance".

    Work-Life-Balance ist zwar schon fast ein Unwort, aber ich meine auch eher die seelische Balance. Wenn in dir ein Defizit entsteht, saugt sich das drinnen fest und es geht dir immer schlechter. Wenn dieses Defizit mit deiner Schule zusammenhängt, kannst du schauen, welche Bereiche änderbar sind und welche nicht. Das, was änderbar ist, angehen, das, was nicht änderbar ist, akzeptieren.

    Zudem das eigene sonstige Leben durchgucken, ob du für dich selbst und in dir gut balanciert bist. Fühlst du dich glücklich? Kannst du Situationen und Momente herstellen, die dich glücklich machen?

    Ich hole mir aus jedem kleine positiven "Pups" Motivation, egal, ob in der Schule oder im Alltag. Alles, was irgendwie in den Positiv-Eimer kann, kommt da rein. Das stärkt die Batterie. Wenn du dich in dir drin gut fühlst, gehen auch unangenehmere Sachen oder nervende Sachen besser. Wenn die Batterie leer ist, ist das schwer.

    Zudem ist die eigene Stärkung für mich persönlich wichtig. Wo stehe ich? Will ich da stehen? Wenn ja, supi, wenn nein, was muss ich ändern, damit es mir gut geht? Dinge, die mir querschlagen, gehe ich an und ich entledige mich auch der Menschen, der Situationen, die mir nicht gut tun. Wenn dir Schule insgesamt nicht gut tut, fände ich es wichtig, genau drauf zu schauen, WAS dir nicht gut tut. Es zu benennen und klar auf den Tisch zu legen, hilft der Beseitigung. Das, was man kennt und fassen kann, ist leichter zu verabschieden.

    Weißt du denn, was genau dich so in diese Aufgeb-Laune versetzt?

    Ein allgemeines "die Belastungen nehmen zu" hilft ja nicht wirklich. Welche denn? Was stört dich so, dass es weg muss? Was kannst du ertragen, wenn es dafür positive Gegenströme gibt, die du nutzen kannst? Und was macht dich glücklich, so dass du diese Bereiche verstärken kannst?

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Wenn mal wieder die Motivation fehlt, einfach vorstellen, wie es ohne den Job wäre. Aber natürlich auch ohne den monatlichen Geldeingang. Arbeit darf sich auch ruhig nach Arbeit anfühlen, es bleiben noch die 16 anderen Stunden des Tages für alles andere. Lasst euch doch von beruflicher Unzufriedenheit nicht euren Drive im Leben nehmen! Hobbys und Ehrenamt sind ein guter Ansatz!

  • Wenn mal wieder die Motivation fehlt, einfach vorstellen, wie es ohne den Job wäre. Aber natürlich auch ohne den monatlichen Geldeingang. Arbeit darf sich auch ruhig nach Arbeit anfühlen, es bleiben noch die 16 anderen Stunden des Tages für alles andere. Lasst euch doch von beruflicher Unzufriedenheit nicht euren Drive im Leben nehmen! Hobbys und Ehrenamt sind ein guter Ansatz!

    Eine Woche hat 168 Stunden. Davon verbringt man durchschnittlich (ohne Kinder im Haus)

    41 mit Arbeit

    56 Stunden mit Schlaf

    5 Stunden mit Fahrtwegen zur/von der Arbeit

    5 Stunden mit Hausarbeit

    10 Stunden mit Essen und dessen Zubereitung


    Bleiben bei optimistischer Rechnung noch 51 Stunden pro Woche / für Dinge die Spaß machen. Das ist doch gar nicht so schlecht.

    Selbst bei längeren Pendelzeiten, mehr Hausarbeit, mehr Zeit für Essen etc. bleibt noch (fast) der Umfang einer Vollzeitbeschäftigung an frei disponierbarer Zeit.

  • Ich dachte kurz es geht hier um berufsspezifische Drogen und kurz überlegen was da in Frage kommen kann. Ich glaube der Cocktail ist sehr individuell, wenn ich mir die versch. Lehrkräfte so anschauen. Von extrem beruhigend bis extrem aufputschend ist wohl alles dabei. Was ist denn dein Geheimrezept?

    10 Stunden mit Essen und dessen Zubereitung


    Bleiben bei optimistischer Rechnung noch 51 Stunden pro Woche / für Dinge die Spaß machen. Das ist doch gar nicht so schlecht.

    Also wieder 10 Stunden gewonnen, wenn Essen spaß macht (mir schon :))

  • Schmidt pack lieber dein Flame Shield aus, ich spüre schon die Kommentare kommen, dass deine Zeitangaben alle nicht passen würden. ;)

    Besonders bei der Hausarbeit gehen die Ansichten erfahrungsgemäß stark auseinander. Ich habe (kinderlose!) Kolleginnen, die behaupten, täglich (!) mindestens zwei Stunden Hausarbeit plus mindestens eine Stunde für die Zubereitung des Essens zu benötigen. Manche Menschen können nicht gerettet und müssen zurückgelassen werden.

  • Besonders bei der Hausarbeit gehen die Ansichten erfahrungsgemäß stark auseinander. Ich habe (kinderlose!) Kolleginnen, die behaupten, täglich (!) mindestens zwei Stunden Hausarbeit plus mindestens eine Stunde für die Zubereitung des Essens zu benötigen. Manche Menschen können nicht gerettet und müssen zurückgelassen werden.

    Ich habe heute bei Threads gesehen, dass eine gefragt hat, ob täglich staubsaugen und nass wischen, alle zwei Tage das Bad und mehrfach am Tag die Küche sauber machen ein Putzfimmel wäre.

  • Schmidt pack lieber dein Flame Shield aus, ich spüre schon die Kommentare kommen, dass deine Zeitangaben alle nicht passen würden. ;)

    Ich mache das mal nach der Methode der Umfrage von neulich, die sich mit Außenwahrnehmung beschäftigt hat.

    Also bleibe 77h, 3,2 Tage.

  • Die Frage der TE war nicht, was sie neben ihrem Job noch so machen oder eben nicht machen soll. Sondern wie sie sich motivieren soll, ihren Job zu machen. Das ist ein Unterschied. Wenn man im Ehrenamt unterwegs ist, macht das ja die Arbeit nicht leichter. Leichter wäre sie, wenn man sie als sinnvolles, erfüllendes Tun versteht. Und das sollte sie mindestens so sehr sein wie ein ausgeübtes Ehrenamt, das, nebenbei bemerkt, auch in Stress ausarten kann.

    Da könnte man ansetzen mit der Frage: Für wen oder was mache ich das hier? Mit jungen, bei TE sogar sehr jungen Menschen zu arbeiten ist immer wichtig und sinnvoll. Ich verliere die Motivation, wenn ich merke, ich kann diesen SuS nichts beibringen, die wollen nichts lernen, das ganze System funktioniert nicht etc.

    Mich motiviert, wenn ich merke, ich kann jemandem helfen, ins Leben zu finden, einfach indem ich da bin. Manche Kinder haben es einfach sehr schwer und freuen sich über jedes kleine Bisschen Zuwendung. Magst du deine SuS, GoldenGirl?

    Für mich ist es oft ein Wechselbad, es gibt Tage, an denen läuft alles entspannt oder ich habe Ideen umsetzen können, habe Lustiges oder Schönes erlebt oder habe das deutlich Gefühl, ich war gerade durchaus wichtig für jemanden. An anderen Tagen bin ich verärgert und genervt und denke, omg, wie lange noch, was soll das ... und bin so müde, dass ich zwar Zeit genug hätte, die aber nicht für das nutzen kann, was ich sonst noch so gerne mache. Von daher sind diese Zeitrechnungen relativ unnütz, mal abgesehen davon, dass auch "nicht putzen" nicht hilft, gern in die Schule zu gehen.

    Vielleicht bist du gerade sehr ferienreif, GoldenGirl? Verabschiedest du Klassen in diesem Schuljahr? Ich finde das immer einen guten Zeitpunkt zu spüren: Ach, irgendwie war es doch schön, diese jungen Menschen zu begleiten, und es ist ein Anlass, mich neidlos mitzufreuen, wenn sie ihre Zeugnisse entgegennehmen. Mir hat mal ein Kollege gesagt, er freue sich jedes Jahr auf die neuen Schüler. Das fand ich schön und habe noch oft daran gedacht.

  • Wir haben jetzt einen Fensterputzer engagiert - und sind gerettet!

    Putzt er nackt? Dann hätte man doppelt Freude.

    Huch aber im Ernst, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Fenster geputzt habe. Max Goldt schrieb mal, dass die nicht anfangen zu stinken und es daher reiche, das ab und zu mal zu machen. Fand ich ein überzeugendes Argument:idee:

  • Liebes Forum!

    Als Ü-Fünfzigerin stehen mir noch ca. 8 Dienstjahre bevor. Meine Unlust, in die Schule zu gehen, wird immer größer. Geht euch das auch so? Ich frage mich zur Zeit, wie ich diesen Zeitraum bis zur Pensionierung überstehen soll. Wie geht ihr mit der zunehmenden Belastung um und auf welche Weise motiviert ihr euch? Über ein paar aufbauende Worte würde ich mich sehr freuen.

    Was belastet dich besonders?

  • das fällt für mich in die Kategorie "2 Stunden Staubsaugen am Tag".
    Ein externer Fensterputzer spart mir keine Zeit, ich putze sie einfach nicht. (Und offensichtlich merkt man das nicht (leise: doch) oder die Vögel der Region sind blind, wir hatten schon mehrere, die da reingeflogen sind, zwei davon sogar mit Schwerverletzung und dann Tod.


    Wenn jemand die Motivationsspritze hat: auch her damit zu mir!
    (Dass ich zur Zeit die Arbeit vermisse, heißt nicht, dass ich mir vorstellen kann, es noch 20 Jahre und mehr zu machen.)

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