• Das Problem gibt es doch auch in anderem Bereichen. Wer z.B. in einem Unternehmen in der Kundenbetreuung arbeitet und mit seinen Mails und Telefonaten regelmäßig deutlich vor Ende des Arbeitstages durch ist, bekommt entweder mehr/arbeitsintensivere Kunden oder verlangsamt sein Arbeitstempo, um nach außen hin den Schein zu wahren.

    Also ja, wenn du regelmäßig Minusstunden machen würdest, wäre es wahrscheinlicher, dass du mit zusätzlichen Aufgaben versorgt werden dürfest, statt dass du du die Zeit für bezahlte Me-Time nutzen könntest.

    Streng genommen wird in den wenigsten Jobs Schnelligkeit mit Me-Time belohnt und wir bringen es den Schülern (m/w/d) am Ende auch nicht anders bei. Wer als Erstes mit einer Aufgabe fertig ist, bekommt eine andere Aufgabe und darf nicht einfach am Handy daddeln oder ein bisschen auf dem Pausenhof kicken.

  • weil man lehrern sagt, sie müssen unbedingt zusatzmaterial bieten, sonst sei der unterricht nicht gut. ich lasse meistens auch lesen, wenn jemand fertig ist. die strebsamen dürfen natürlich auch zusatzaufgaben machen. aber schon in den unteren klassen entscheidet sich die mehrheit dann fürs lesen oder bücher anschauen (jetzt sagt bestimmt jemand, dann seien meine aufgaben nicht "spannend" genug..).

  • Wer als Erstes mit einer Aufgabe fertig ist, bekommt eine andere Aufgabe und darf nicht einfach am Handy daddeln oder ein bisschen auf dem Pausenhof kicken.

    das mit dem Pausenhof hat mit der Aufsichtspflicht zu tun.
    das mit dem Handy hat pädagogische Gründe.
    Aber lesen, malen, andere Aufgaben machen, das geht... Ich sage oft, das Kind dürfe durch die Luft starren und hübsch aussehen.

  • Wer als Erstes mit einer Aufgabe fertig ist, bekommt eine andere Aufgabe und darf nicht einfach am Handy daddeln oder ein bisschen auf dem Pausenhof kicken.

    Vorsicht, anekdotische Evidenz: Als ich selber noch Grundschüler war, gab es in Mathe für die, die als Erste fertig waren, Süßigkeiten, Stempelchen, lobende Erwähnungen in den Klassenarbeiten, ...

    ... ob der Abgabezeitpunkt auch bei der Bewertung berücksichtigt wurde, von wegen "Leistung = Arbeit / Zeit" weiß ich nicht mehr.

    Es lohnte sich jedenfalls schnell fertig zu werden.

  • ich hoffe: schnell aber auch richtig, oder?

    Süßigkeiten? Ich hoffe, das gibt es aber wirklich nicht mehr.
    Ich durfte in meiner Schulzeit immer "kopieren" gehen (also: Vorlagen zur Kopierfrau bringen und ggf. auch warten), wenn ich fertig war. und sonst durfte ich einfach lesen. (Differenzierung war kein Ding der 80er, existiert in Frankreich aber immer noch kaum)

  • Das ist die eine Seite und liegt auch eher in der Verantwortung der Lehrkraft. Es gibt aber auch durchaus externe Einflüsse, die wir nicht steuern können. Welche Fächer und Jahrgänge unterrichtet die Lehrkraft? Wie ist die Klassensituation? Eine Klassenlehrkraft hat mehr Aufgaben als eine reine Fachlehrkraft. Eine Deutschlehrkraft mehr als eine Sportlehrkraft. Die eine Klasse hat viele Schüler, die andere weniger. Manche Klassen haben sehr viele Förderkinder mit entsprechenden Förderplänen, Gutachten etc.. Eine gute SL kann das schon bei der Stundenplanerstellung berücksichtigen.

    Nicht wirklich. Du kannst auch verbeamtete Kollegen haben, die sich so bedeppert anstellen, dass man ihnen lieber keine Klassenleitung gibt. Dafür können dann andere mehr KL übernehmen.

    Was ich gelernt habe in meiner über 15 jährigen Lehrerkarriere ist,

    1. die Kollegen gerne „gefördert“ werden, die zusätzliche Tätigkeiten machen. Das kann bis hin zu besseren Stundenplänen, Klassenzuteilungen, schnellere, unkomplizierte Genehmigung von Sonderwünschen führen,

    2. guter Unterricht somit alleine nicht mehr ausreicht um schulisch voran zu kommen/nicht benachteiligt zu werden,

    3. wenn du als Person eine Lehrerpersönlichkeit bist, die ihre Klassen im Griff hat, selbst problematische, aber Punkt 1 nicht erfüllst. Dann darfst du Feuerwehr spielen, wenn die zarte Kollegin oder der verpeilte Kollege es nicht auf die Reihe bekommt.

    Folge ist, dass die Stundenpläne im Zeitverlauf eines Jahres durch Änderungen schlechter werden.

    Mein Problem mit der Zeiterfassung:

    1. Nach welchen Kriteren erfolgt die Zeitmessung? Was definiert sich als Arbeitszeit? Das Hirnen um 23 Uhr bezüglich eines Unterrichts? Gibt sicher Kollegen die das fordern.


    2. Was passiert wenn plötzlich weniger gearbeitet wird als 41h? Bin ich schlechter als Lehrer wenn ich effizient arbeite? Wenn ich der Feuerwehrmann für Klassen bin, weil hoffnungslos überarbeitende Kollegin/Kollege mit seinen Aufsätzen nicht nachkommt oder die Klasse nicht im Griff hat? Das sind mir sowieso die Liebsten…

    3. Ich habe meine Unterrichte in 15 Jahren erstellt und Inhalte mit Kollegen ausgetauscht. Ich könnte praktisch für jede Klassenstufe Unterrichte aus meiner Cloud ziehen. Ich benötige praktisch kaum noch Unterrichtserstellung, da die didaktische Jahresplanung vollständig und zum Abschluss auch jeweils eine Abschlussprüfungsaufgabe berücksichtigt. Ich würde also möglicherweise unter die Arbeitsgrenze fallen. Eben weil ich jahrelang klar strukturiert gearbeitet habe.

    4. Als Folge von 3. wird jeder Kollege der das befürchtet, mit Argusaugen darauf achten, nicht unter 41h pro Woche zu fallen.


    Vorteile sehe ich für bestimmte Gruppen:

    1. Schulleitungen und deren Mitglieder; hier stellt sich für den Dienstherren die Frage, ob man die nicht lieber AT bezahlen sollte. Denn wenn SL bei 41h den Stift fallen lassen, dann wirds kritisch

    2. Kollegen, die sich allerlei Zusatzaufgaben geben um Deputatsnachlass und/oder höhere Besoldung zu erhalten. Die werden so in ihren Zusatzaufgaben aufgehen um ja Mehraufwand darlegen zu können.

    3. Kollegen mit korrekturintensiven Fächern, v.a. in Abschlussklassen.

  • Es ist schade, dass es bei euch so ist. Ich denke, dass das aber an Schulen auch unterschiedlich ist und auch auf die Größe des Systems ankommt. Bei uns an der Grundschule mit nur rund 20 Personen ist halt doch was anderes.

    Aber am Ende sind es Probleme, die jeder etwas größere Betrieb hat. Auch in der viel gelobten freien Wirtschaft gibt es in den Betrieben diese Ungerechtigkeiten oder auch Personen, die einfach durchgefüttert werden. Es gibt Leute, die bei der Zeiterfassung beschummeln, es gibt Leute, die extra langsam arbeiten, damit sie bestimmte Jobs nicht erledigen müssen.

    Am Ende wird man damit leben müssen. Ich hoffe aber, dass zu mindestens grundsätzlich die Aufgaben so geregelt werden, dass man sie in der vorgesehenen Zeit erledigen kann. In den letzten Jahren haben wir immer wieder zusätzliche Aufgaben ohne Entlastung bekommen.

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