Rheinland-Pfalz schafft unangekündigte HÜs ab

  • Ihr gebt regelmäßig Hausaufgaben in den Berufsschulklassen auf? Das passiert bei uns sehr selten, weil die Azubis ja auch noch arbeiten müssen.

    Nee, meine Hausaufgaben bestehen nur daraus, dass ich vor einem angekündigten Test das Lernen aufgebe. In der BS gebe ich eigentlich sonst nie Hausaufgaben auf.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • warum?

    Ernstgemeinte Frage

    Hm. Aus den Äußerungen hier im Forum und aus der heutigen Nachricht der Schule eines Kindes schließe ich, dass nach Umgehungsmöglichkeiten gesucht wird. Die nicht angekündigte HÜ bzw. eine Umgehung des Ankündigens durch dubiose Ansagen (und dann manchmal doch nicht schreiben) scheint manchen wichtig zu sein (ohne Wertung).

    Zum Warum kann ich direkt nichts sagen sondern nur vermuten. Ich selbst kündige ja jede HÜ an. Ich unterstelle mal (so meine Wahrnehmung als Vater und als Lehrer), dass manche KuK mit Hilfe der immer drohenden HÜ die SuS dazu bringen wollen, jede Stunde (und HA) gründlich nachzuarbeiten.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ich vermute mal, dass der NRW Weg immer noch zulässig ist: Keinen Test schreiben, aber einen Schüler die Hausaufgaben einfach vorstellen lassen, wenn da nix kommt, ist es halt die entsprechende Note, weil ja nicht die Hausaufgaben bewertet werden, sondern die dann häufig daraus folgende mangelhafte Leistung. Und selbstverständlich erwarte ich von Schülern, dass die erteilten Aufgaben erledigt werden, das ist einfach eine Haltungsfrage.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Heißt HÜ, dass geguckt wird, wer die HA gemacht hat?

    Oder wird die HA bewertet?

    Eine HÜ ist im typischen Sprachgebrauch das schriftliche Abfragen der Hausaufgaben. Das darf in RLP max. 15 Minuten dauern und nur die letzten beiden Unterrichtsstunden umfassen.

    Das Einsammeln einer Hausaufgabe oder die Überprüfung, wer die HA (nicht) gemacht hat, ist davon unabhängig.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
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  • In RLP hat unser recht neuer Bildungsminister angeordnet, dass ab dem neuen SJ jede mündliche oder schriftliche Hausaufgabenüberprüfung beim Aufgeben der HA explizit angekündigt werden muss.

    Einige Verbände schimpfen, die GEW jubelt und wir als Eltern freuen uns auf entspannteres Lernen.

    Bin gespannt , wie KoK versuchen werden , das falsch zu verstehen...

    Man kann doch immer irgendwas abfragen und benoten? Und wieso jubelt die GEW? Wer versteht was absichtlich falsch? Ich verste gerade unabsichtlich das Problem nicht :/

  • Eine HÜ ist im typischen Sprachgebrauch das schriftliche Abfragen der Hausaufgaben. Das darf in RLP max. 15 Minuten dauern und nur die letzten beiden Unterrichtsstunden umfassen.

    Das Einsammeln einer Hausaufgabe oder die Überprüfung, wer die HA (nicht) gemacht hat, ist davon unabhängig.

    Nach der letzten Erklärung verstehe ich noch weniger. Es geht also nicht um Hausaufgaben sondern um unangekündigte Tests?

  • Wie oft schrieb man denn solche unangekündigten Hausaufgabenüberprüfungen und durften das mehrere am Tag sein in unterschiedlichen Fächern?

    Gibt es so etwas ähnliches nicht auch in Bayern?

  • HÜ bzw. schriftliche Übungen kommen mir hier deutlich zu schlecht weg. Ich habe da die eher introvertierten oder schüchternen Kinder im Blick, die in einem Unterricht, der vollständig ohne schriftliche Übungen / Leistungsüberprüfungen auskommt, tendenziell untergehen. In meinen Fächern ist es für einen gerechten und nachhaltigen Lernerfolg (vor allem in der SEK II) schon wichtig, Hausaufgaben aufzugeben (Übersetzungen üben, hist. Kontext anlesen) und in der Konsequenz finde ich es nur fair, dass die Schüler dann auch Gelegenheit bekommen, ihren Fleiß in Zählbares umsetzen zu können.

    Ich finde es schade, dass seitens der Politik Energie in so einen Quatsch gesteckt wird. Lasst den Lehrern bitte ihre zustehende pädagogische Freiheit.

    Bei facebook wettern ganz viele Menschen, dass sie die Abschaffung schlecht finden und dass die Schüler sowieso immer blöder würden, dass man ihnen alles hinterherwürfe und dass es zu ihrer Zeit als Schüler noch ganz anders gewesen wäre. Es wird auch gesagt, dass man den Azubis nichts mehr abverlangen könne/dürfe und dass sowieso alles den Bach runterginge....

  • Heißt HÜ, dass geguckt wird, wer die HA gemacht hat?

    Oder wird die HA bewertet?

    Ich stelle mir das so vor, dass man einen Kurztest schreibt über den Inhalt der Hausaufgaben. Kann ich mir aber irgendwie eher für Nebenfächer wie Bio oder Erdkunde vorstellen und weniger in Deutsch, höchstens so ähnliche Aufgaben in Grammatik.

  • Bei facebook wettern ganz viele Menschen, dass sie die Abschaffung schlecht finden und dass die Schüler sowieso immer blöder würden, dass man ihnen alles hinterherwürfe und dass es zu ihrer Zeit als Schüler noch ganz anders gewesen wäre. Es wird auch gesagt, dass man den Azubis nichts mehr abverlangen könne/dürfe und dass sowieso alles den Bach runterginge....

    In weniger populistischer Formulierung kommt ähnliche Kritik auch vom Lehrer- und Philologenverband sowie Teilen der Union und (vermutlich wenig überraschend) der AfD.

  • Wie oft schrieb man denn solche unangekündigten Hausaufgabenüberprüfungen und durften das mehrere am Tag sein in unterschiedlichen Fächern?

    Gibt es so etwas ähnliches nicht auch in Bayern?

    Also Hausaufgabenüberprüfungen kenne ich mit dem Namen nicht. Es gibt Rechenschaftsablagen - rein theoretisch könnte ich ja einen Schüler die Hausaufgabe vorstellen lassen und unangekündigte kleine Leistungsnachweise, die die beiden Vorstunden abfragen können. Wäre dann eher was in die Richtung. Und ja, das dürften auch mehrere in verschiedenen Fächern sein. Man sollte sich da aber absprechen.

  • HÜ ist die Überprüfung, dass das das Kind die Hausaufgabe "Lernen" (die es immer gibt) gemacht hat.
    Dass das Kind (ich nehme mein Fach) die Übungen mit dem Lückentext nicht gemacht hat, wo ein in der letzten Stunde (maximal 2 Unterrichtsstunden rückwärts!) eingeführtes Verb wieder umgewälzt wurde, ist irrelevant.
    Die HÜ ist das, was es JETZT auf meinem jetzt ausgeteilten Zettel in den Lücken hinschreibt.
    DAS darf ich bewerten. Nicht das, was (vielleicht) zuhause geschrieben wurde, auch nicht, OB es gemacht wurde.

    So mein Verständnis und meine Erinnerung aus RLP-Zeit.

    Edit: OH MEIN GOTT!!! ein das/dass-Fehler wurde nachträglich korrigiert. Bitte nicht ins Fegefeuer schicken. Mir total peinlich. und jetzt steht er sogar im Zitat. *schäm*

  • HÜ ist die Überprüfung, dass das das Kind die Hausaufgabe "Lernen" (die es immer gibt) gemacht hat.
    Das das Kind (ich nehme mein Fach) die Übungen mit dem Lückentext nicht gemacht hat, wo ein in der letzten Stunde (maximal 2 Unterrichtsstunden rückwärts!) eingeführtes Verb wieder umgewälzt wurde, ist irrelevant.
    Die HÜ ist das, was es JETZT auf meinem jetzt ausgeteilten Zettel in den Lücken hinschreibt.
    DAS darf ich bewerten. Nicht das, was (vielleicht) zuhause geschrieben wurde, auch nicht, OB es gemacht wurde.

    So mein Verständnis und meine Erinnerung aus RLP-Zeit.

    So habe ich es auch in Erinnerung (bin ursprünglich aus RLP).

    Wenn ich mir als Schülerin im Stoff sicher war, habe ich Hausaufgaben nicht gemacht und mir die guten Noten in diesen HÜs geholt. Fand ich gar nicht schlecht. Sie waren zwar unangekündigt, aber oft gab es Hinweise von Lehrern oder wir erkannten einen bestimmten Rhythmus.

  • Ich verstehe immer noch nicht, was der rheinland-pfälzische Kultusminister da Tolles eingeführt hat. Statt zu sagen "ich frage heute die Vokabeln (Formeln) ab, die ihr gestern lernen solltest" sagt man "lernt die Vokabeln (Formeln), ich frage sie morgen ab". Und dann fühlen sich die SuS wertgeschätzt und frei von Druck lernen sie freudig ihre Vokabeln (Formeln)?

  • Ich sehe es nicht ganz so dramatisch. Ich habe schon Vokabeltests unangekündigt und angekündigt durchgeführt, aktuell kündige ich sie an. Ich habe nicht den Eindruck, dass das automatisch zu einer Katastrophe führt, würde aber vermuten, dass das von der Schülerschaft (und der Schulform) abhängt.

    Meine Schüler (m/w/d) lernen in der Mehrheit schon die Vokabeln kontinuierlich - um im Unterricht mitmachen zu können und weil sie wissen, dass am Ende der Einheit (spätestens nach 2 Einheiten) eh ein (angekündigter) Vokabeltest ansteht.

    Es sollte aber zumindest die pädagogische Freiheit seitens der Lehrkräfte erhalten bleiben, wählen zu dürfen, weil es in einigen Szenarien durchaus Sinn macht, unangekündigte Tests durchzuführen.

  • Es sollte aber zumindest die pädagogische Freiheit seitens der Lehrkräfte erhalten bleiben, wählen zu dürfen, weil es in einigen Szenarien durchaus Sinn macht, unangekündigte Tests durchzuführen.

    das ist nur Gewohnheitssache...

    "es sollte aber zumindest die pädagogische Freiheit seitens der Lehrkräfte erhalten bleiben, Schüler*innen schlagen zu dürfen, weil es in einigen Szenarien durchaus Sinn macht, um Disziplin und Motivation zu erzeugen"
    ... hätten einige meiner Lehrkräfte gesagt, hätte jemand denen gesagt, man dürfe keine Kinder schlagen.
    Ups, es war (glaube ich?!) schon Gesetzeslage.
    Hat sie nicht interessiert, denn "so habe ich es immer gemacht, und es hat immer gut funktioniert".

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