Krankgeschriebene Lehrerin muss nach 16 Jahren erstmals zum Amtsarzt

  • Ich finde es gut und richtig, dass die Teilnahme an der Kochshow trotz Krankschreibung Fragen aufwirft. Wohlgemerkt: Fragen, bei denjenigen, die es auch wirklich etwas angeht, eben nicht beim Vater von Kevin oder beim Kollegen Waldschmidt, der halt mal eine Vertretungsstunden halten musste.

    Ich finde es aber auch richtig und wichtig, wenn bei entsprechend passenden, im Sinne von "entlastenden", Antworten auf diese Fragen keine weiteren disziplinarischen Konsequenzen folgen.

    Persönlich würde ich es nicht machen. Das, was Maylin85 oben zum "Fingerspitzengefühl" schreibt, würde ich unterschreiben wollen. Es ist aus meiner Sicht das passende Gegenstück zur Frage, ob man im Krankenstand Unterrichtsmaterial einschickt:
    Wenn es jemand von mir einfordern würde, würde ich es vermutlich verweigern: krank ist krank. Wenn ich aber immobil mit einer Knieverletzung auf der Couch liege und mit ein paar Klicks etwas verschicken kann, dann mach ich das. Es darf halt kein Druck entstehen.
    Entsprechend würde ich vermutlich freiwillig die Teilnahme an der Kochshow absagen, wenn ich krankgeschrieben bin, auch wenn es mit dem Grund der Krankschreibung nichts zu tun hat. Aber ich würde es mir nicht verbieten lassen - außer von meinem Arzt.

  • Wenn der Job dich so ausbrennt dann musst du halt damit aufhören.

    Halte ich für 'ne Art gaslighting-Argument... und kontraproduktiv, insb. wenn man bedenkt, wie hoch der Krankenstand in unserer Profession ist (insb. auch psychische Krankheiten, speziell auch Burnout betreffend), wie viele potenzielle Kollegen im Studium beim Blick hinter die Schulkulissen oder in den ersten Jahren nach dem Ref hinschmeissen etc. etc. etc. DIe Konditionen des Jobs müssen einfach besser werden.

    Der Punkt ist aber, dass Depressionen und Burnout nicht z.B: Extremsport o.ä. widersprechen, in keiner Weise sogar.

    "Ich mag Kuchen!" (Johnny Bravo)

    "The fact that an opinion has been widely held is no evidence whatever that it is not utterly absurd; indeed in view of the silliness of the majority of mankind, a widespread belief is more likely to be foolish than sensible" (Bertrand Russell).

    "Pourquoi suit-on la pluralité? Est-ce qu'elle a plus de raison? Non, mais plus de force" (Blaise Pascal).

  • Was burnout und den Iron Man angeht:


    Es ist durchaus erwiesen, das körperliche Betätigung einen signifikanten Einfluss auf das seelische Wohlbefinden hat. So abwegig ist das daher nicht

    Unbedingt, wobei einen offiziellen Iron Man zu laufen dann halt noch einmal etwas Anderes ist, als einfach im Rahmen der Genesung Sport zu machen ohne Wettkampfsituation, die durchaus ja dazu verführen kann, eigene Grenzen zu ignorieren und damit der Genesung gerade nicht zu helfen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Halte ich für 'ne Art gaslighting-Argument... und kontraproduktiv, insb. wenn man bedenkt, wie hoch der Krankenstand in unserer Profession ist (insb. auch psychische Krankheiten, speziell auch Burnout betreffend), wie viele potenzielle Kollegen im Studium beim Blick hinter die Schulkulissen oder in den ersten Jahren nach dem Ref hinschmeissen etc. etc. etc. DIe Konditionen des Jobs müssen einfach besser werden.

    Der Punkt ist aber, dass Depressionen und Burnout nicht z.B: Extremsport o.ä. widersprechen, in keiner Weise sogar.

    Rechtlich war das gar nicht in Abrede zu stellen. Ich habe gesagt dass es so belastend ist, dass es die Genesung torpedieren kann. Du kannst dich da auf die Hinterbeine stellen. Wer Burnout hat schläft schlecht oder is dauerhaft müde. Wer depressiv ist hat u.U. bestimmte Medikamente.

    Du musst das tun was deine Genesung unterstützt. Wer einen Ironman schafft ist als ein Iron Man; dann muss er den Schuldienst auch schaffen :grimmig:

  • Trainieren auf einen Iron Man ist sowohl körperlich als auch geistig kräftezehrend. Wer depressiv ist/burn out hat und das dennoch schafft, kann nicht mit meinem Verständnis für seine DU rechnen

    Oh, das passt sogar hervorragend zusammen. Der Sport als Weg im Umgang mit der Depression und der Iron Man dann ggf., um sich selbst etwas zu beweisen.

    Solange das nicht in ein Weglaufen vor den eigenen Problemen mündet und ins erneute Ignorieren persönlicher Grenzen, kann ich mir das als gute Hilfe vorstellen, um wieder eine Tagesstruktur zu erarbeiten bei längerer Erkrankung oder auch schlicht erst einmal stabiler zu werden. Ich sehe eine Wettkampfteilnahme dann etwas kritischer, das Training davor kann aber unzweifelhaft dazu beitragen, um aus einer mittelgradigen bis schweren Depression wieder herauszufinden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Im Krankenstand sollte man sich seiner Gesundheit förderlich verhalten und eigentlich ist die Einschätzung vieler Mediziner, dass so ein Extremsport wie Ironman für niemanden gesundheitlich förderlich ist, egal ob im Krankenstand oder nicht. Auch ich persönlich hätte meine Schwierigkeiten damit, wenn ein langfristig krankgeschriebener Kollege in der Zeit den Ironman läuft, aber vielleicht sollte man sich nicht an solch überspitzten Extrembeispielen festhalten.

  • Im Krankenstand sollte man sich seiner Gesundheit förderlich verhalten und eigentlich ist die Einschätzung vieler Mediziner, dass so ein Extremsport wie Ironman für niemanden gesundheitlich förderlich ist, egal ob im Krankenstand oder nicht. Auch ich persönlich hätte meine Schwierigkeiten damit, wenn ein langfristig krankgeschriebener Kollege in der Zeit den Ironman läuft, aber vielleicht sollte man sich nicht an solch überspitzten Extrembeispielen festhalten.

    ... oder Äpfel mit Birnen vergleichen.

    "Ich mag Kuchen!" (Johnny Bravo)

    "The fact that an opinion has been widely held is no evidence whatever that it is not utterly absurd; indeed in view of the silliness of the majority of mankind, a widespread belief is more likely to be foolish than sensible" (Bertrand Russell).

    "Pourquoi suit-on la pluralité? Est-ce qu'elle a plus de raison? Non, mais plus de force" (Blaise Pascal).

  • Ich denke generell, man sollte sich im Krankenstand mit öffentlichkeitswirksamen Dingen etwas zurückhalten. Damit meine ich nicht, dass man nicht zum Stadtfest, zum Konzert, zum Sport etc. gehen soll, aber ob das Ganze direkt im TV stattfinden muss, ist halt eine andere Frage.

    Ich hatte eine Kollegin, die (aus gutem Grund) lange krank geschrieben war, aber derweil ihren Hausbau, die Anlage des Gartens, das Dekorieren usw. ausführlich bei Insta dokumentiert hat. Insbesondere ihr kurz vorm Abitur stehender und monatelang von Unterrichtsausfall betroffener Oberstufenkurs fand das nicht so witzig und ich persönlich weiß auch nicht so recht, ob sowas sein muss. Befeuert letztlich auch gewisse Vorurteile.

  • Im Krankenstand sollte man sich seiner Gesundheit förderlich verhalten und eigentlich ist die Einschätzung vieler Mediziner, dass so ein Extremsport wie Ironman für niemanden gesundheitlich förderlich ist, egal ob im Krankenstand oder nicht. Auch ich persönlich hätte meine Schwierigkeiten damit, wenn ein langfristig krankgeschriebener Kollege in der Zeit den Ironman läuft, aber vielleicht sollte man sich nicht an solch überspitzten Extrembeispielen festhalten.

    Wenn die Lehrkraft wegen psychischer Probleme krank ist und Ausdauersport dabei hilft, was ist an einer Vorbereitung auf den Ironman falsch?

  • Es geht nicht um ganz normalen Ausdauersport (der natürlich positiv ist), sondern um die Teilnahme an einem Ironman Wettbewerb oder einer Kochshow. Wenn mich ein Kollege als PR danach fragt, würde ich ihm davon abraten, beides im Krankenstand zu machen. Das heißt noch nicht, dass man zwingend Probleme bekommen muss, aber man wird vermutlich damit rechnen müssen, dass genauer hingeguckt wird und das Ergebnis davon kann ich nicht beurteilen.
    Ich teile an der Stelle die Meinung von Maylin85. Beamte sind, was die Fortzahlung der Bezüge im Krankenstand angeht, deutlich privilegiert gegenüber Angestellten, die nach 6 Wochen ins Krankengeld fallen. Damit geht für mich auch eine gewisse Verpflichtung einher, sich so zu verhalten, dass nicht der Anschein befeuert wird, man würde dieses Privileg missbrauchen. Innerhalb vernünftiger Grenzen zumindest und die sind für mich bei anstrengenden, öffentlichen Auftritten überschritten, sicher nicht beim Einkaufen oder normaler sportlicher Betätigung.

  • Es gibt letztlich zwei Ebenen:
    Die eine ist die formale, nämlich ob die Tätigkeit der Genesung im Weg steht. Das haben wir alle nicht zu beurteilen, weder bei der Kochshow, noch beim Iron Man noch beim Stadtfest und noch nicht mal, wenn ich den Kollegen beim Fallschirmspringen treffe oder ihn nachts um drei Uhr sturzbetrunken und nach Zigarettenrauch aus der Kneipe torkeln sehe. Es geht mich nichts an, ich weiß schlicht nicht genug über das Krankheitsbild und ich habe nicht das Fachwissen.

    Die andere ist die soziale Ebene. Natürlich hat das einen Beigeschmack und es fällt mir schwer das eigentlich eindeutig gesundheitsschädigende Verhalten mit der Genesung in Verbindung zu bringen. Dass da subjektiv auch manchmal das Urteil mitschwingt, dass jemand sozusagen im Krankenstand "zu viel Spaß" hat, ist eine sachfremde Überlegung aber sicherlich menschlich.

    Die formale Ebene sollte jede kranke Lehrkraft unbedingt beachten. Die soziale Ebene ist abhängig von der persönlichen Einstellung. Wenn mir egal ist, was Kollegen, Schulleitung, Schüler und Eltern von mir denken, kann ich mir hier sehr viel mehr herausnehmen. Mir persönlich wäre das nicht ganz egal.

  • Trainieren auf einen Iron Man ist sowohl körperlich als auch geistig kräftezehrend. Wer depressiv ist/burn out hat und das dennoch schafft, kann nicht mit meinem Verständnis für seine DU rechnen

    Das ein Iron Man körperlich und geistig kräftezehrend ist, brauchst Du mir nicht sagen. Dessen bin ich mir, auch aus eigener Erfahrung, wohl bewusst.

    Das entsprechende Training kann aber, in bestimmten Phasen einer Depression/Burnout, durchaus therapeutisch helfen. Ich kenne da einige aus der Szene, die den Sport als Lebensretter sehen.
    Eine meiner ehemaligen Trainerin zB hatte Burnout in Kombination mit einer beginnenden Depression. Das Lauftraining hat sie zurück geholt in die besseren Phasen.


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

  • Sorry. Training für 3,8 km schwimmen, 180 km Rennrad und 42 km Laufen ist alles andere als therapeutisch. Das ist zeitintensiv und absolut kräftezehrend.

    Da würde man fast denken da macht einer „krank“ um Zeit für das Training zu haben :musik:

    Finde mal einen Arzt der das therapeutisch bei einem depressiven Menschen nennt. Da guckt dich der Amtsarzt an und ab geht’s zurück in den Dienst :musik:

    Lächerlich das als therapeutisch zu definieren.

    Da geht einer morgens um 9 Uhr 4h Radfahren um danach noch 1h zu joggen. Oder morgens 2km schwimmen um danach noch 25 km locker zu joggen. Und die Kollegen arbeiten weiter :schreien:

  • Wenn du meinst.

    Ich bin seit Jahrzehnten im Laufsport unterwegs und dabei international mittlerweile seit 6 Jahren im Ultrabereich.
    Ich kenne einige aus der Szene, die trotz oder gerade wegen Depressionen mit dem Laufen angefangen haben und die trotz Depression extreme Strecken absolvierten. Warum sie sich für Ultras trotz massiv kräftezehrenden Trainings entschieden haben? Genau deswegen. Raus aus dem Hamsterrad, feste Struktur, Ablenkung etc.


    Mich schauen die meisten Ärzte als gesunder Mensch an, wenn ich ihnen mitteile das ich einen Attest benötige für einen Lauf X über 250km im drei Tagen. Ich wurde auch schon bei Marathon schief von Ärzten angeschaut.
    Mein damaliger Amtsarzt (da war ich schon mehrere Marathon gelaufen) hat mich bei der Verbeamtung als Fett und unsportlich bezeichnet weil er rein auf BMI und Bauch geschaut hat. Während mein damaliger Sportmediziner eine ganz andere Ansicht hatte. Den kannte kannte ich nämlich bereits von meiner Zeit direkt nach der Bundeswehr:

    Einsatz im Ausland + mehrere Familienmitglieder schwerer krank + 3 Todesfälle von Menschen die mir sehr nahe standen und deren Beerdigungen ich aufgrund des Einsatzes nicht bei wohnen konnte —> führte bei mir (verstärkt zu Vitamin d Mangel) zu einer Depression aus der ich nur so sauber raus gekommen bin weil ich das Laufen wieder für mich entdeckt habe (dank des Arztes!). Also JA: Sport auch im extremsportbereich kann dazu beitragen, dass man in einer sehr schweren Lebensphase schneller auf die Beine kommt. Mir hat es damals eine feste Struktur gegeben als ich mich auf meinen ersten Marathon vorbereitet hatte mit 20 und ja, es hat mich auch sehr vereinnahmt und dadurch sehr gut abgelenkt.


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

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