• Hallo zusammen,

    Lesen fördern - ein alter Hut und vermutlich ein Thema, zu dem schon viel geschrieben wurde. Aber es gibt ja auch immer mal wieder neue Erkenntnisse und Ideen.

    Mir fällt auf, dass Grundschüler (in diesem Fall die Kids meiner Klasse) immer schlechter lesen können. Und das, obwohl mir das Lesen wichtig ist und ich es in den Unterricht einbaue, wann immer es möglich ist. Wir haben eine wöchentliche Lesestunde, eine Lese-Oma, die ein Mal wöchentlich kommt, arbeiten mit Antolin, hatten in den ersten beiden Klassen wöchentliche Lese-Hausaufgaben.

    Aber bei manchen ist immer noch Luft nach oben (vorsichtig formuliert). Mir fällt das beim lauten Lesen sowie beim Lesen und Verstehen von Arbeitsaufträgen auf und ich bin unzufrieden mit der Situation!

    Habt ihr weitere Ideen? Gern auch für zu Hause, ich würde gern die Eltern mehr in die Pflicht nehmen, da ich schon echt viel mache und auch Zeit für anderes brauche. Mit der Rechtschreibung verhält es sich ja nicht besser...

    Ach ja, dritte Klasse in NDS, falls das von Bedeutung ist.

    Über viele Anregungen wäre ich dankbar!

  • Hast du die Klasse schon in den ersten beiden Schuljahren gehabt? Wie ist denn das Lesenlernen abgelaufen? "Technisch" schwache Leser haben bei mir auch in Klasse 3 noch Texte mit farbigen (Sprech-)Silben und auch andere Hilfen (z.B. Leselineal oder -streifen) aus Klasse1/2. bekommen.

    "Nur" unmotivierte Leser bekamen oft Spaß an kürzeren Geschichten (Auswahl aus verschiedenen Lesebüchern), Witzen, "Quatschgedichten" und Spielen wie Kettenlesen bzw. Lesekette. Ähnliches Spiel: Ich habe in der Klasse auch hin und wieder möglichst absurde schriftliche Aufträge verteilt: Ein Kind liest "heimlich" und führt den Auftrag aus, der Rest der Klasse muss raten, was wohl auf dem Zettel steht.

    Für jede Jahreszeit hatte ich Karteien mit kurzen Geschichten oder Gedichten, die Karten wurden manchmal auch als Lesehausaufgaben gegeben. Der Inhalt konnte später in eigenen Worten wiedergegeben werden, oder es sollte vorgelesen bzw. vorgetragen werden. Manche Gedichte kann man auch mit einem "Groove" hinterlegen... usw.

    Was hast du denn schon alles ausprobiert?

  • Wenn Eltern mit ins Boot sollen, wieder Lesehausaufgaben einführen. Konkreter Text im Buch oder was von Lesejule ausdrucken, Lesepass zum unterschreiben und für soundsoviele Unterschriften gibt es dies oder das.

    Edit: Montagspakete vom Klettverlag gooogeln

  • NRW hat sich das erfolgreich erprobte Leseband aus Hamburg abgeschaut. Da ist das Buch von Rosebrock / Nix / Rieckmann / Gold "Leseflüssigkeit fördern" gute Grundlagenliteratur. Prinzipiell geht es erstmal um die Erkenntnis, dass die Leseflüssigkeit am besten durch Laut-Lese-Methoden und nicht durch Viellesemethoden (wie z.B. Antolin) gefördert wird. Die Leseflüssigkeit ist dabei eine untere Ebene der Lesekompetenz und muss als erstes ausgebaut werden, bevor das Leseverstehen z.B. richtig funktionieren kann. Auch die Lesemotivation hängt von der Leseflüssigkeit insofern ab, als dass es einem mit einer besseren Leseflüssigkeit natürlich einfacher fällt, zu lesen. Erst ab einer gewissen Leseflüssigkeit kann man den Text verstehen und genießen.

    Wie Plattenspieler schreibt ist eine Methode zur Steigerung der Leseflüssigkeit das Tandemlesen. Die Methode und der Hintergrund zur Leseflüssigkeit mit konkretem Umsetzungsmaterial findet man in diesem PDF ebenso wie im oben genannten Buch: https://www.biss-sprachbildung.de/pdf/biss-brosc…ese-tandems.pdf Weitere Methoden umfassen das chorische Lesen, das Hörbuchlesen, das Würfellesen und das Vorlesetheater.

    Einen Einblick in das Leseband mit den genannten Methoden findet man z.B. in diesem Video:

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    P.S.

    Ganz konkret gibt es darüber hinaus kostenlos mit direkt druckbarem und einsetzbarem Material die wissenschaftlich erarbeiteten und erprobten Lese-Sportler der Uni Münster: https://www.uni-muenster.de/PsyIPBE.Downlo…ion_2020-11.pdf

  • NRW hat sich das erfolgreich erprobte Leseband aus Hamburg abgeschaut. Da ist das Buch von Rosebrock / Nix / Rieckmann / Gold "Leseflüssigkeit fördern" gute Grundlagenliteratur. Prinzipiell geht es erstmal um die Erkenntnis, dass die Leseflüssigkeit am besten durch Laut-Lese-Methoden und nicht durch Viellesemethoden (wie z.B. Antolin) gefördert wird. Die Leseflüssigkeit ist dabei eine untere Ebene der Lesekompetenz und muss als erstes ausgebaut werden, bevor das Leseverstehen z.B. richtig funktionieren kann. Auch die Lesemotivation hängt von der Leseflüssigkeit insofern ab, als dass es einem mit einer besseren Leseflüssigkeit natürlich einfacher fällt, zu lesen. Erst ab einer gewissen Leseflüssigkeit kann man den Text verstehen und genießen.

    Vielen Dank für all Eure Antworten! Nun hab ich was zum Grübeln und Recherchieren! Insbesondere aus Tibos Antwort habe ich viel Neues erfahren, was ich nun mal sacken lasse und dann überlege, wie ich daraus für meine schwachen Leser gute Übungsformate schaffen kann.

    Tandemlesen haben wir im letzten Halbjahr sehr regelmäßig ein Mal pro Woche gemacht. Das war super, aber ich habe das Gefühl, als wäre der Effekt bei den schwachen Lesern kaum vorhanden (oder mittlerweile schon wieder verschwunden).

    Über weitere Tipps freue ich mich!

  • Wir machen das auch seit ein paar Jahren und BiSS ist fest im Stundenplan jeder Klasse verankert. 2mal pro Woche 20 Minuten, dauert aber oft länger. Und wehe, man macht es nicht! Wird im Klassenbuch überprüft. Bei uns hat sich dadurch doch einiges verbessert, was wir auch bei VERA bemerkt haben.

  • Linktipps zu Webseiten mit Material zur Leseförderung habe ich hier gesammelt:
    https://www.autenrieths.de/lesen.html

    Tipps und Ideen zur Leseförderung, z.B. Lesetelefon, Lesewiese, Lesetandem, Lesetheater, Ecken lesen, Lesenacht, Lesekiste, Lesetagebuch, Lesetests ...

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • In NRW(hamburg) wurde erkannt, dass man das Lesen üben muss - und dass die Kompetenz nicht einfach vom Himmel fällt - nachdem lange Zeit systematische Lesetrainings nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen (z.B. lesen durch Schreiben). So sind die von TIBO und Zauberwald genannten Methoden des Leseübens in der Gruppe wieder in das Bewusstsein gekommen. Sie sind für Kinder gut, die einfach nur Training benötigen. Kinder, bei denen es hakt, benötigen genauerer Ursachenforschung .

    1) Wie wurde der Bereich Schriftsprache im Anfangsunterricht vermittelt? (wurde schon aufbauend gearbeitet, nicht Literales Elternhaus, Kinder, die sich nicht in die Gruppe einfügen und mit den Methoden z.B. Lesetandem nicht klar kommen)....

    2) Hat das Kind irgendwelche Beeinträchtigungen? (sehen, Arbeitsspeicher, Benennungsgeschwindigkeit)

    =>Es gibt viele zig verschiedene Ansatzpunkte:

    _____z.B.

    • Wenn es an der Verankerung der Buchstaben, "Kind benötigt ein überaus kleinschnittiges Vorgehen - Intra- act Konzept (tägliches Lesetraining organisieren, evt. Lesemütter, Partnerschaften mit der 4. Klasse....
    • Lesenlernen über Silben, Aufbauendes Lesetraining, z.B. Fröhler: Konditionstraining Lesen, ggf. farbige Silbenschreibweise)
    • Wenn das flüssige Lesen schwierig ist - Steigerung der Benennungsgeschwindigkeit (z.B. https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1064515646)
    • Levumi - ein Programm, mit dem am PC regelmäßig Silben gelesen werden können
    • Visuelle Beeinträchtigungen: Lesen von Lautgebärden vorschalten, Silbenfangen, Silbenhopse, Silbenrutsche, Silbenaufzug, Auf- und Abbau von einzelnen Wörtern - (z.b das Lied auf der Mauer, auf der lauer sitzt ne kleine Wanze....
    • Manchmal hilft es auch, bekannte Wörter wie Mama, Papa, Oma mit der Anlauttabelle eines Sprachbuches als Rätsel zu verschlüsseln. Kinder müssen die Wörter entschlüsseln und plötzlich macht es klick - das Kind hat einen Zugang....


    Auch wenn intra-act und Fröhler´s Konzentrationstraining mitunter verpönt sind , damit habe ich schon Kindern mit Förderschwerpunkt "lernen lernen" die Lesetechnik vermitteln können. Das inhaltliche lesen kommt mitunter erst dann, wenn genug Arbeitsspeicher vorhanden ist und das Synthetisieren leichter gelingt.

    flip

  • Wir haben in diesem Durchgang den alten Stolperwörter-Lesetest genutzt, um die Ergebnisse des Tandem-Lesens zu evaluieren.

    In einer Phase konnte man deutlich sehen, dass nahezu alle Kinder den gleichen Aufschwung hatten, 2 schwache Kinder dagegen nicht. Auch Tandem,Esen ist kein Allheilmittel, hilft aber vielen Kindern deutlich.

    NDS erhöht die Unterrichtszeit im GS-Bereich, das schafft Platz für die Leseübungen.

    Input gibt es auch bei der Akademie für Leseförderung https://www.alf-hannover.de/materialien/grundschule

  • ...

    Input gibt es auch bei der Akademie für Leseförderung https://www.alf-hannover.de/materialien/grundschule

    Danke für den Link, den hatte ich ganz aus dem Blick verloren. Interessanterweise taucht die Lesejule dort auch wieder auf...

    Zu den speziellen Konzepten: das bringt der TE eigentlich wenig, weil sie ja bereits viel macht und Aufgaben nach Hause verlagern will, oder? Es sei denn, sie sucht differenziert Aufgaben heraus und gibt sie für zu Hause mit.

  • Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht und wird an etwas erinnert, das gerade nicht mehr präsent war,

    manchmal macht man das alles schon und kann sich dann sagen: ich bin auf dem richtigen Weg und habe umgesetzt, was möglich ist. (Und nicht jedes BL schafft wie HH so viel Zeit für die GS, in der geübt werden kann, in anderen BL müssen die SuS mit weit weniger Unterrichtszeit auskommen - und die Lehrkräfte auch).

    In meiner jetzigen Klasse sind die Ergebnisse trotz der Umsetzung vieler Leseübungen bei vielen Kindern nur mittelmäßig oder unterdurchschnittlich. Zaubern … kann ich eben doch nicht. :weissnicht:

  • ... Zaubern … kann ich eben doch nicht. :weissnicht:

    Dann wird's Zeit, dass du's lernst!

    Aber im Ernst, inzwischen wird offenbar an Grundschulen umgesetzt und von Grundschulen erwartet, was früher Förderschulen vorbehalten blieb. Wenn in einer 3. Klasse kaum einer übers Silbenlesen hinauskommt, wie will man ein Buch lesen, vernünftigen Sachunterricht machen oder gar mit Englisch anfangen? :weissnicht:

  • Hallo noch einmal,

    wieder geht es ums Thema Lesen. In meiner Klasse soll jedes Kind ein Buch seiner Wahl lesen und vorstellen. Welche "Formate" kennt ihr dafür abgesehen vom klassischen Plakat? Ich bin über die Leserolle gestolpert, die gefällt mir auch gut. Aber dann hörts auch schon auf mit meiner Kreativität. Habt ihr weitere Ideen?
    Gruß, Katrin

  • Quadromino, Lapbook, Lesetagebuch...

    Achte drauf, dass du dich nicht verzettelst, Leserolle und Lesetagebuch benötigen sehr viel Zeit.

    🍦 Eis macht Spaß! 🍦
    Schoko, Vanille – ganz egal,
    Hauptsache lecker jedes Mal! 😋

    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Ja, das glaube ich. Der Vorteil an der Leserolle ist, dass ich mit Kopiervorlagen arbeiten kann, in die die Kinder alles eintragen können. Dann hat alles einen Rahmen, auch einen zeitlichen.

    Bei anderen Formaten ist das mitunter nicht möglich und die Kinder können ganz frei ihr Plakat / Quadromino (super Idee!) etc gestalten. Das hat Vorteile, aber ist sicherlich auch Nachteile, zum Beispiel zeitliche.

    Andererseits möchte ich auch nicht alle zur Leserolle verdonnern, sondern ihnen individuelle Erarbeitungsmöglichkeiten zugestehen. Hm. Ich überlege weiter, wie das am besten gehen kann.

  • Buch im Schuhkarton https://wolfgang-ernst-gymnasium.de/2018/06/buch-i…-der-klasse-5c/

    Man sollte bedenken, dass es auch im Unterricht umsetzbar sein muss. Bitte nicht eine "kreative" Aufgabe nach Hause auslagern ohne konkrete Vorstellung, wie das ablaufen könnte und die Eltern rennen dann rum, organisieren Material, googeln nach Anleitungen im Netz und basteln Sonntag bis Mitternacht, damit es Montagfrüh noch eine Note kriegen kann.

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