Sanktionen bei vergessenen Hausaufgaben?

  • Hallo,

    ich unterrichte an einem Gymnasium eine 10. Klasse in Englisch und hätte eine Frage: Wie geht ihr damit um, wenn Schüler öfters ihre Hausaufgaben "vergessen" oder man sie dabei erwischt, dass sie die Hausaufgaben nicht gemacht haben? Ich bin da twas hilflos. Eine etwas erfahrenere Kollegin, die aus Rheinland-Pfalz kommt, gibt bei 3x vergessenen Hausaufgaben eine 6, und wenn jemand es nicht selbst sagt, direkt eine 6. Mir erscheint das etwas zu heftig, ich bin auch nicht sicher, ob das in Hessen überhaupt zulässig ist... (?)

    Aber welche Sanktionen oder Maßnahmen könnte man ergreifen, ohne gleich die Eltern zu kontaktieren? Gleiches gilt für "vergessene" Arbeitsmaterialien. Wie behandelt ihr das?

    Danke!

    Grüße
    Paul

  • gibt bei 3x vergessenen Hausaufgaben eine 6

    So weit ich weiß ist das rechtlich keine gute Idee.


    Zur Sache kann ich dir nicht helfen, weil es bei mir keine Hausaufgaben gibt.

  • Nacharbeiten lassen Freitag nachmittags oder alternativ vorarbeiten lassen vor der ersten Stunde. Beides involviert natürlich die Eltern, was bei häufiger nicht erledigten Hausaufgaben auch unumgänglich ist. Ich stelle für jedes vergessene Material oder jede vergessene HA eine passende Meldung auf Webuntis ein, die die Eltern IMMER sehen können, so dass sie frühzeitig informiert sind über derartige Probleme und im besten Fall sogar etwas dagegen unternehmen.

    Vergessene HA mit einer 6 zu bewerten dürfte in den meisten (allen?) Bundesländern komplett unzulässig sein. Hier in BW ist das beispielsweise schulrechtlich nicht zulässig. Lies dich selbst ein, was du diesbezüglich in Hessen machen darfst oder auch nicht darfst. Das ist sinnvoller, als auf vermeintlich erfahrenere Leute zu hören, die schulrechtlich womöglich gar keine Ahnung haben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Eine Realschule in NRW als Bsp.:

    Dreimal vergessene HA -> Hausaufgabenbrief nach Hause

    Fünfmal vergessene HA -> Einladung der Eltern in die Schule, Gespräch mit der KL

    Wird es nicht besser: weiteres Gespräch mit der SL

  • Aber welche Sanktionen oder Maßnahmen könnte man ergreifen, ohne gleich die Eltern zu kontaktieren?

    Wieso "ohne gleich...", Mitteilung an die Eltern ist die niederschwelligste Maßnahme.
    Und sie ist auch sinnvoll und notwendig, denn die Erledigung der Hauarbeiten zu unterstützen (nicht im Sinne von immer gemeinsam machen) ist eine der zentralen Aufgaben von Elternhäusern im schulischen Kontext.

  • Ab dem 3. Mal Eltern informieren mit dem Hinweis, dass Hausaufgaben durchaus einen Sinn haben. Alles Weitere ist mir dann ehrlich gesagt egal - wer Übungsgelegenheiten nicht nutzt, kriegt die Quittung ggf. in der Klausur. Oder halt auch nicht, aber dann hat das Nichtmachen offensichtlich auch nicht geschadet, was dann ja auch okay ist.

  • - Kontrollieren und Besprechen ist schon mal eine Maßnahme, um der Aufgabe Sinn und Gewicht zu geben

    - Routinen schaffen (etwa immer Donnerstag Lektionsvokabeln aufgeben für Dienstag o.ä.)

    - Tests ankündigen und schreiben, die genauso aufgebaut sind wie die Hausaufgaben, damit Notwendigkeit ersichtlicher wird

    - Eltern informieren

    (Noten für HA sind theoretisch verboten, machen Lehrkräfte aber immer wieder- sich als Eltern da zu beklagen wiederum schwierig, weil man ja will, dass das eigene Kind die Aufgaben erledigt...)

  • Ich frage ab, wer die HA nicht hat. Wer ehrlich ist, wird nur notiert (falls Eltern mal nach "zusätzlicher" Förderung fragen, ist "ihr Kind erledigt nicht mal die Hausaufgaben" immer eine gute Möglichkeit, unnötige Arbeit abzuwenden).
    Wer nicht zugibt, dass er keine HA hat, kommt, wenn ich ihn beim Vergleich drannehme, spontan mündlich dran und wird bewertet.

    Reißt es in manchen Klassen völlig ein, schreibe ich die Hausaufgabe zu Stundenbeginn als unangekündigte Leistungskontrolle.

    In der Regel gebe ich aber wenig Hausaufgaben, es lohnt sich einfach nicht.

  • Ich liebe die Funktion in WebUntis: einfach eintragen.
    Wer einmal im Leben die HA vergisst, wird ja auch keinen Ärger von den Eltern bekommen (wenn sie überhaupt nachgucken), und sonst sammelt sich das und die anderen Lehrkräfte es auch sehen, können wir viel schneller eingreifen.
    Ich habe in einer Klasse zur Zeit SuS, bei denen ich schon sowas wie 4-5 Einträge für die letzte Woche lesen konnte (mehrmals keine HA, Handynutzung und kein Sportzeug ..). Einmal vergessen wäre da absolut irrelevant geblieben.

  • Danke für die vielen hilfreichen Antworten! Da werde ich einiges beherzigen!

    Nur noch eine Nebenfrage zu der Methode mit der 6 bei 3x vergessen (bzw. direkt 6 bei nicht sagen, weil "Täuschungsversuch"): dass Hausaufgaben nicht benotet werden dürfen, weiß ich, aber kann sich das dann nicht auf das Arbeitsverhalten beziehen, und also in die Kopfnote einfließen? So habe ich mir das bei der besagten Kollegin erklärt. (Wobei die auch Striche macht, wenn die Aufgaben bei zu verfassenden Texten nicht gut/ausführlich genug sind)

  • Nur noch eine Nebenfrage zu der Methode mit der 6 bei 3x vergessen (bzw. direkt 6 bei nicht sagen, weil "Täuschungsversuch")

    Das Eis auf dem du dich bewegst wird immer dünner. Hausaufgaben sind keine Leistungsüberprüfung, können sie auch niemals sein. Daher kann es auch kein Täuschungsversuch sein. Eine Benotung ist hier nicht zulässig, das kann nur in die Kopfnoten einfließen.

  • Leute, ich habe nie gesagt, dass ich das vorhabe - sorry, wenn das missverständlich ausgedrückt war. Mir ging es eher um Klarheit in der Sache, weil die Kollegin etwas empfindlich reagierte, als ich ihre Methode dezent hinterfragte...

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