Schüler immer schlechter?

  • Eigentlich müssten wir die Hälfte unserer Schüler durchfallen lassen, aber ...

    ...und damit braucht man sich nicht wundern, warum das Niveau erodiert. Das Durchschieben unterhalb der eigentlichen Standards zieht sich mittlerweile doch quer durch alle Schulformen und Schüler werden mit ihren "befriedigenden" oder "ausreichenden" Noten systemtisch über ihren tatsächlichen Leistungsstand getäuscht.

  • Und die Lehrer, die den Trend nicht mitmachen, werden regelrecht gemobbt und als schlechte Lehrer und schülerfeindlich diffamiert…. Und nein, ich bin nicht selbst betroffen, habe das nur mehrfach beobachtet.

    Dabei müssten Beamte sich doch mal klar machen, dass sie hier ihre hoheitliche Aufgabe haben …


    Mag aber auch daran liegen, dass es schon eine Generation von Lehrern gibt, die selbst den Stoff der 5. Klasse nicht sicher beherrscht. Auch mehrfach beobachtet bei Referendaren. Und nein, man muss mit alles wissen, aber jeder Englischlehrer sollte zum Beispiel eine Frage grammatisch korrekt bilden können, zumindest schriftlich.

  • Hallo,

    diesen Trend kann ich an den beruflichen Schulen ebenfalls beobachten. Einfachste Formeln können die SuS nicht mehr umstellen, Einheiten umrechnen (beispielsweise mm, cm, dm, m, km) ist nicht mehr drin... etc. Kein Verständnis für Mengenangaben, Gewicht oder Volumen!

    Neulich konnte in meiner Stunde niemand 37,8*0,1 im Kopf rechnen! Alle waren verzweifelt und mussten den Taschenrechner zücken!

    Spannend: Unsere Ukraine-Flüchtlinge können so etwas problemlos, scheint also ein deutsches (Bildungs-?) Problem zu sein.


    LG

    J. Kibim

  • Handy und Taschenrechner haben schon früh dafür gesorgt, dass die Grundfähigkeiten des Rechnens verkümmerten. Wikipedia und KI sorgen jetzt dafür, dass die SchülerInnen auch in den nicht mathematischen Bereichen nicht mehr selbst denken sondern (vermeintlich) denken lassen.

    Das ist in meinen Augen eine gefährliche Entwicklung. Die weitgehend unkritische Technikgläubigkeit und -hörigkeit in Verbindung mit pervertierter Meinungsfreiheit, die ja im Grunde Faktenfreiheit meint, ist eine wunderbare Grundlage für eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu autoritären Systemen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • ...und damit braucht man sich nicht wundern, warum das Niveau erodiert. Das Durchschieben unterhalb der eigentlichen Standards zieht sich mittlerweile doch quer durch alle Schulformen und Schüler werden mit ihren "befriedigenden" oder "ausreichenden" Noten systemtisch über ihren tatsächlichen Leistungsstand getäuscht.

    Vollkommen wahr. Alles nur, um irgendwelche Diskussionen oder Gespräche mit den Erziehungsberechtigten zu meiden oder die sowieso nicht beachteten Förderpläne zu erstellen. Aber auch zum Teil, um Klassen aufrechtzuerhalten, damit sie zustande kommen. Schulen brauchen Kontrollen von externen Personen, die nicht dem Land angehören.

    Und die Lehrer, die den Trend nicht mitmachen, werden regelrecht gemobbt und als schlechte Lehrer und schülerfeindlich diffamiert…. Und nein, ich bin nicht selbst betroffen, habe das nur mehrfach beobachtet.

    Dabei müssten Beamte sich doch mal klar machen, dass sie hier ihre hoheitliche Aufgabe haben …


    Mag aber auch daran liegen, dass es schon eine Generation von Lehrern gibt, die selbst den Stoff der 5. Klasse nicht sicher beherrscht. Auch mehrfach beobachtet bei Referendaren. Und nein, man muss mit alles wissen, aber jeder Englischlehrer sollte zum Beispiel eine Frage grammatisch korrekt bilden können, zumindest schriftlich.

    Ich darf mir immer wieder anhören, dass SchülerIn A nun bessere Noten im Fach hat, weil er/sie mich nicht mehr im Unterricht hat.
    Der neue Lehrer ist dann ein Kollege, der sich das Leben einfach macht und zum Teil völlig falsche Informationen vermittelt.
    Aus diesem Grund bin ich dafür, dass Lehrkräfte eine Klasse von Anfang bis Ende „großziehen“. So ist die Belastung der Lehrkräfte gleich, und die spätere Übertragung der SuS mit lückenhaftem Wissen an den nächsten Kollegen findet nicht statt.

    Diese Aussage ist zum Teil als Mathelehrer einfach zu bestätigen. Ausnahmslos alle Kinder aus Flüchtlingsfamilien haben in den letzten Klassenarbeiten die besten Noten erhalten.

    Handy und Taschenrechner haben schon früh dafür gesorgt, dass die Grundfähigkeiten des Rechnens verkümmerten. Wikipedia und KI sorgen jetzt dafür, dass die SchülerInnen auch in den nicht mathematischen Bereichen nicht mehr selbst denken sondern (vermeintlich) denken lassen.

    Das ist in meinen Augen eine gefährliche Entwicklung. Die weitgehend unkritische Technikgläubigkeit und -hörigkeit in Verbindung mit pervertierter Meinungsfreiheit, die ja im Grunde Faktenfreiheit meint, ist eine wunderbare Grundlage für eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu autoritären Systemen.

    Die neuen Lernmethoden, zu denen Schulen wechseln, bei denen die SuS selbstständig und individuell lernen sollen, funktionieren in einigen Fächern ganz und gar nicht. So auch in Mathematik, gerade dann, wenn Kinder das Fach bewusst vernachlässigen „weil sie es eben nicht können“ und die Eltern auch schon immer schwach waren – blabla.
    Auch der Schulwechsel nach der 4. Klasse ist alles andere als sinnvoll. Wenn aus Schule A die SuS schwächer sind als die Schüler der Schule B, stimmt etwas mit der lehrenden Person nicht. Diese Lücken setzen sich gerade in Mathematik fort. So entwickelt sich eine Abneigung zum Fach und es wird "geschoben" soweit die Note irgendwie ausgeglichen wird.

  • Seit Jahren fahren wir in NRW das Programm Keiner ohne Abschluss. Dieser Politik gewordene Anspruch ist ein Anspruch, der sich primär ans System wendet. Nicht an Schüler oder Eltern. D.h. das System stellt sicher, dass Abschlüsse erreicht werden. Und da Zauberei keine Option ist, muss das über die Absenkung von Standards und Anforderungen passieren. Wenn man das dann ein paar Jahre laufen lässt, nivelliert sich das Ganze immer weiter nach unten.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Handy und Taschenrechner haben schon früh dafür gesorgt, dass die Grundfähigkeiten des Rechnens verkümmerten. Wikipedia und KI sorgen jetzt dafür, dass die SchülerInnen auch in den nicht mathematischen Bereichen nicht mehr selbst denken sondern (vermeintlich) denken lassen.

    Das ist in meinen Augen eine gefährliche Entwicklung. Die weitgehend unkritische Technikgläubigkeit und -hörigkeit in Verbindung mit pervertierter Meinungsfreiheit, die ja im Grunde Faktenfreiheit meint, ist eine wunderbare Grundlage für eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu autoritären Systemen.

    Oder die Lehrpläne passen nicht mehr zu den zur Verfügung stehenden Werkzeugen.

  • elCaputo : An sich ist es schon sinnvoll, wenn ein möglichst großer Teil der Schülerschaft einen Schulabschluss erwirbt. Das muss jedoch nicht zwangsläufig mit gesenkten Standards einhergehen, da es ja nicht den Schulabschluss gibt. Die Konsequenz muss eher sein, dass noch genauer geschaut wird, auf welchem Leistungsniveau ein Schüler oder eine Schülerin arbeitet, um die passende Schulform zu wählen, auf der dann der infrage kommende Abschluss erworben (=/= verschenkt) werden kann.

  • Spannend: Unsere Ukraine-Flüchtlinge können so etwas problemlos, scheint also ein deutsches (Bildungs-?) Problem zu sein.

    In Mathe oder auch Programmierung sind sie bei uns in der Regel auch deutlich besser.

    Die Rechtschreibung ist auch oft besser. Ja, sie machen Grammatikfehler, aber sie schreiben die Wörter teilweise besser als Muttersprachler. Wobei das bei uns für viele mit Flüchtlingsgeschichte gilt.

    Und es gibt die auch weiterhin die Leistungsstarken und ein, ich nenne es jetzt mal normales Mittelfeld, auch wenn ich den Begriff nicht mag. Die andere Gruppe scheint nur immer größer zu werden.

    Manchmal scheint es auch nur so. Teilweise lasse ich die identischen Klassenarbeiten schreiben. Manchmal ist der Schnitt schlechter, aber nicht immer.

    Und auch dabei stelle ich mir auch immer wieder die Frage wie aussagekräftig ist nun eine Klassenarbeit. Und auch, ob unsere Prüfungs- und auch Unterrichtsformate noch Zeitgemäß sind. Gleichzeitig stößt man mit gewissen Formaten immer wieder an zeitliche Begrenzungen, sei es im Unterricht oder bei sich selbst, was z.B den Bewertungsaufwand angeht.

  • Die Ukrainer nehme ich vor allem als extrem genervt von der Disziplinlosigkeit in deutschen Klassenräumen wahr. Vielleicht sollte man mal schauen, was Schule dort besser macht. Unsere Entwicklungen zeigen ja, dass wir hier völlig vom Kurs abgekommen sind und es immer schlimmer und schlimmer wird...

  • Diese Beobachtung teile ich - die Ukrainer sind meistens diszipliniert und haben oft klare Leistungsorientierung . Mittlerweile haben wir immer weniger , die davon ausgehen , schnell zurückzukehren.

    In Mathe und Informatik lachen sie über uns, viele haben auch solide Englischkenntnisse .

  • Ich bin gerade sehr überrascht, wir nehmen die ukrainischen Schülerinnen (bei uns sind es fast nur Mädchen) anders wahr. Nur sehr wenige und nur bei den Kleinen kommen im Unterricht mit, sie halten sich häufiger als andere nicht an die Regeln, erledigen sehr selten Hausaufgaben, im Kollegium wurde darüber oft schon diskutiert.

    Mögliche Gründe, sie sind nicht freiwillig in Deutschland, nehmen nachmittags am ukrainischen Unterricht teil, bleiben unter sich. Ich unterrichte Mathe auch in der Mittelstufe und die Noten sind auch nach über 2 Jahren nicht ausreichend, sie müssen also das Gymnasium jetzt verlassen bzw. sind bereits gegangen. In der Unterstufe gibt es zwei Mädchen, die mitkommen, eine davon ist sogar gut. Einer der wenigen Schüler ist sogar hervorragend.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Diese Beobachtung teile ich - die Ukrainer sind meistens diszipliniert und haben oft klare Leistungsorientierung . Mittlerweile haben wir immer weniger , die davon ausgehen , schnell zurückzukehren.

    In Mathe und Informatik lachen sie über uns, viele haben auch solide Englischkenntnisse .

    Ich bin Klassenlehrer einer Internationalen Förderklasse mit 60 % ukrainischen Schülern und kann das nicht bestätigen. Verweigerung ist nicht häufig, aber diszipliniert sind die auch nicht und die afghanischen, arabischen und rumänischen Schüler beschweren sich auch regelmäßig über das ganze russische Geplapper.

  • Meine Tochter hat in der Grundschule eine Art Lernbüro-Light. Die erste Stunde ist sog. Selbstlernzeit, in der die Kinder selbständig an Ordnern mit Arbeitsblättern arbeiten sollen. Diese Ordner bekommen wir zu Hause nie zu sehen. Nur kurz vor den Ferien heißt es plötzlich, dass da noch 40 Seiten zu machen sind.

    Das heißt, mein Kind nutzt (zugegeben wenig überraschend) die Selbstlernzeit nicht oder nur ungenügend. Wir in der weiterführenden Schule fahren ein deutlich diffizileres, im Prinzip aber ähnliches System. Das Problem bleibt dasselbe.

    Kinder, die aufgrund ihres Lerntyps oder ihrer Persönlichkeit diese Selbstlernzeiten nicht nutzen oder gar nur deren scheunentorgroßen Lücken suchen und nutzen, fallen hinten über. Weder wir, noch die Grundschule hält ein Backup-System vor, das in diesen Fällen effektiv greift. Systemisch tun wir so, als gäbe es das Problem nicht. Klar, es bedürfte wieder Doppelstrukturen mit festen Klassenarbeitsterminen und festgelegten/verbindlichen Etappenzielen - zumindest zeitweise (eine Art Bewährungszeit).

    Ich möchte nicht wissen, wie hoch der Anteil der schlechten schulischen Leistungen ist, die sich aus dem durchaus gut gemeinten Konzept des Selbstlernens und der Nicht-Adressierung des o.g. Problems ergeben.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • elCaputo : An sich ist es schon sinnvoll, wenn ein möglichst großer Teil der Schülerschaft einen Schulabschluss erwirbt. Das muss jedoch nicht zwangsläufig mit gesenkten Standards einhergehen, da es ja nicht den Schulabschluss gibt. Die Konsequenz muss eher sein, dass noch genauer geschaut wird, auf welchem Leistungsniveau ein Schüler oder eine Schülerin arbeitet, um die passende Schulform zu wählen, auf der dann der infrage kommende Abschluss erworben (=/= verschenkt) werden kann.

    Wir bewegen uns thematisch ja am unteren Ende dessen, was man an Zeugnissen in Deutschland erwerben kann. Um es deutlich zu sagen, geht es hier häufig um den HSA nach Klasse 9, der jetzt in NRW nen neuen fancy Namen hat. Beratungsspielräume gibt es da nicht wirklich.

    Die Standards und Anforderungen sind nachweislich immer weiter abgesenkt worden. Selbst für den HSA nach Klasse 10 giltmz.B. mittlerweile Englisch nicht mehr als Hauptfach, weil ansonsten die Quoten drastisch schlechter ausfallen würden.

    Mal sehen, wann grundsätzlich die Unterscheidung in Haupt- und Nebenfächer fällt, damit es statistisch nicht ganz so schlimm aussieht. Dieser Schritt wäre nur stringent. Ich rechne fest damit.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Danke dir. Wie hoch ist denn aktuell die Durchfallquote beim HSA in NRW? Ich kenne ja eher die statistische Tendenz, dass die Abiturschnitte immer besser ausfallen, aber wie verhält sich die Notentendenz beim HSA? Meines Wissens ist NRW eines der Bundesländer, in denen die sonderpädagogischen Förderzentren durchaus ein gutes Standing haben. Ich habe erst letztens gelesen, dass wieder verstärkt sonderpädagogische Förderzentren in NRW eröffnet werden. Würdest du sagen, die schwachen Hauptschüler (oder wie der Begriff bei euch heißt) können bei euch weiterhin ausreichend gefördert oder sollte ein stärkerer Schulterschluss mit den sonderpädagogischen Förderzentren (Schwerpunkt Lernen?) gesucht werden?

  • ...und damit braucht man sich nicht wundern, warum das Niveau erodiert. Das Durchschieben unterhalb der eigentlichen Standards zieht sich mittlerweile doch quer durch alle Schulformen und Schüler werden mit ihren "befriedigenden" oder "ausreichenden" Noten systemtisch über ihren tatsächlichen Leistungsstand getäuscht.

    Das Problem liegt meiner Meinung nach aber auch daran, dass die Erwartungshorizonte sehr mild sind, so dass es richtig schwer ist, überhaupt in einen Defizitbereich zu kommen.

    Seit ChatGPT gibt es auch so viele SuS, die Hausaufgaben, Referate etc. nur noch mit KI lösen und auch in den Klausuren mit KI betrügen. Die lernen im Grunde gar nichts mehr. Ich befürchte, wenn der Einsatz von KI in der Schule nicht von oben ganz klar geregelt wird und überlegt wird, wie Prüfungsformate und Klausurbedingungen geändert werden müssen, entlassen wir bald viele SuS, deren Zeugnisse ihnen formal gute Qualifikationen ausstellen, die aber faktisch nichts vorhanden sind.

  • Wir haben ständig Disskusionen, dass wir auch die schwachen Schüler den Abschluss ermöglichen sollen. Begründet wird das damit, dass die ohne Abschluss nicht auf dem Arbeitsmarkt kommen. Also wird man gedränkt doch die 3 oder 4 zu geben. Find ich persönlich Käse, da die zum einen in einen Topf mit denen geworfen werden, die den Abschluss verdient haben und zum anderen die Firmen das auf Kurz oder lang eh mitbekommen und dann nur noch Schüler mit den nächst höheren Abschluss einstellen, weil die wissen, dass ein Schüler mit Hauptschulabschluss (oder EESA, wie er jetzt heißt) und einer 3-4 in Mathe gerade so unfallfrei zwei zweistellige Zahlen addieren kann. Aber auch nur, wenn man ihm genug zeit gibt und nach möglichkeit einen Taschenrechner zur verfügung gibt. (Und auch wenn das hier gerade übertrieben klingt, ist es näher an der Wahrheit, als man glaubt)

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