Arbeit nicht abgegeben- wie verhalten?

  • Bevor ich mich hier zurückziehe, möchte ich aus aktuellem Anlass noch eine Frage stellen. Vielleicht ging es jemandem ja schon einmal ähnlich oder er gerät irgendwann in eine ähnliche Situation. Ich habe vor kurzem in einer Klasse eine LK geschrieben. Die besagte Schülerin, um die es geht, hat davor bereits zwei Stunden gefehlt.

    Nun habe ich bei der Kontrolle am WE oder besser gesagt eben festgestellt, dass ich nur ein Blatt mit den Aufgaben 5 und 6 von ihr habe. Aufgabe 1 bis 4 fehlen. Aufgabe 3 hat sie auf dem Aufgabenblatt erledigt.

    3 Szenarien wären denkbar.


    Variante A: Sie behauptet noch ein Blatt beschrieben zu haben auf dem 1, 2 und 4 waren, hat es in Wahrheit aber nie abgegeben.

    Variante B: Sie hat es nie beschrieben und hatte nur diese eine Seite. Dann wäre ich auf der sicheren Seite.

    Variante C (eher undenkbar): Ich habe es verlegt, was ich nach dem Durchsuchen aller Unterlagen nicht glaube.

    Aktuell hätte sie von der Punktzahl eine 6. Ich befürchte aber, dass sie zu Variante A tendiert.

    Was also tun? Es steht ja Aussage gegen Aussage.

    Ich hatte mir nun überlegt, ihr anzubieten die LK nochmals nachzuschreiben? Hatte jemand schon einmal eine ähnliche Situation und was habt ihr gemacht?


  • Wenn du sie noch einmal schreiben lässt, wird dies in Zukunft öfter von dir verlangt. Würde ich daher nie machen, außer es ist wirklich meine Schuld.

    Bei mir ist Fall A in über 30 Jahren dreimal geschehen, einmal wurde ich heftig von Mitschülern angegriffen, aber in allen drei Fällen entschuldigte sich später der betroffene Schüler, es waren immer Jungen, weil sie das Blatt in ihrer Schultasche gefunden haben. Sie hatten also nicht bewusst gelogen, sondern geglaubt, alles abgegeben zu haben. Einmal rief mich eine Mutter eines Fünftklässlers an, bevor ich es überhaupt bemerkt habe, weil ihr Kind weinend heim gekommen ist, weil es im Bus das Arbeitsheft fand. Weil ich Mutter und Kind als sehr ehrlich kannte, habe ich die Arbeit am nächsten Tag angesehen und die Leistung passte zu den anderen. In diesem Ausnahmefall habe ich normal gewertet.

    Variante B kam bei mir schon häufig vor, einmal endete es in der Mitte des Satzes. Da habe ich auch einen Schreck gekriegt und an A gedacht, aber es war alles in Ordnung.

    Variante C kommt bei mir nicht vor, ich sammele alles in einer Mappe und bin sicher, dass ich nichts verliere. Es kam auch noch nie vor.

    Deshalb hätte ich auch keine Sorge vor "Aussage gegen Aussage", aber natürlich sollte man dann 100 % sicher sein.

    Ergänzung, nach lesen deines 1. Absatzes habe ich kurz überlegt, ob antworten überhaupt sinnvoll ist, ich hoffe, ich habe keine Zeit verschwendet. Allerdings fiel mir diese eine heftige Situation ein, ich würde aber ganz normal korrigieren und abwarten. Variante B ist eindeutig die häufigste, wenn du sorgfältig bist, was du auch schreibst.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Musste die Schülerin die Seiten nummerieren?

    Nein.


    Variante C kommt bei mir nicht vor, ich sammele alles in einer Mappe und bin sicher, dass ich nichts verliere. Es kam auch noch nie vor.

    Genau das tue ich auch und daher bin ich mir sehr sicher, dass ich sie nicht verlegt habe.

    Mir ist es als Schülerin, damals in Klasse 5, selbst passiert. Ich hatte ein ausgearbeitetes Blatt meiner Mathearbeit mit nach Hause genommen. Der Lehrer war nett, wertete es noch. An der Note hat es aber nichts geändert.


    Ich hatte kurzzeitig überlegt, ob ich den Königsweg wähle und sie zum Vieraugengespräch bitte und ihr sage, dass die Arbeit bei ihr schlecht ausgefallen sei und sie, da sie gefehlt hat, noch einmal schreiben darf.

    Problem: Wenn ich das mache, wollen die anderen drei auch.

  • Variante A: Sie behauptet noch ein Blatt beschrieben zu haben auf dem 1, 2 und 4 waren, hat es in Wahrheit aber nie abgegeben.

    Variante C (eher undenkbar): Ich habe es verlegt, was ich nach dem Durchsuchen aller Unterlagen nicht glaube.

    A und C lesen sich für mich recht identisch.

    Es gab in der Vergangenheit Fälle, die vor Gericht landeten. Etwa ein Klausurstapel, der auf dem Gepäckträger transportiert wurde und in alle Winde verweht wurde. Oder in der Bahn vergessen wurde. Das Gerichtsurteil in solchen Fällen: Ein Nachschreiben ist zulässig. Die erste Klausur muss nicht gewertet werden.

  • Was also tun? Es steht ja Aussage gegen Aussage.

    Ich hatte mir nun überlegt, ihr anzubieten die LK nochmals nachzuschreiben? Hatte jemand schon einmal eine ähnliche Situation und was habt ihr gemacht?

    Nachschreiben finde ich ungünstig, jedenfalls dann, wenn du dafür eine neue Klausur stellen müsstest. Wenn das ohnehin notwendig ist, weil auch andere nachschreiben müssen, dann ist es vertretbar.

    Ich würde wahrscheinlich einfach nur werten was ich habe und eine neue Gesamtpunktzahl bilden. Man muss nur in Zukunft darauf acht geben, dass man prüft ob Schüler wirklich alles abgegeben haben, denn wenn man das einmal macht, dann ziehen andere (oder dieselben) nach und versuchen es eventuell noch einmal. Das Problem besteht aber beim Nachschreiben genauso.

  • Nachschreiben finde ich ungünstig, jedenfalls dann, wenn du dafür eine neue Klausur stellen müsstest. Wenn das ohnehin notwendig ist, weil auch andere nachschreiben müssen, dann ist es vertretbar.

    Ist es. Zwei weitere SuS haben nicht mitgeschrieben.

    Beim Nachschreiben besteht das Problem nicht so sehr, da ich hier gestempelte Blätter mitgebe und wenn jeder 2 bekommt, dann weiß ich, was ich habe.

    A und C lesen sich für mich recht identisch.

    Wie meinst du das?

  • Ich hatte diese Situation schon öfter. In jedem Fall kam überhaupt nichts von Schülerseite. Sie hatten die fehlenden Aufgaben schlecht nicht gemacht.

    Ich bin sehr verunsichert, weil es eben wirklich so scheint, als würde es ein vorangeschrittenes Blatt geben. Blatt 2 geht direkt bei 5. los. Sehr seltsam.

    Mein Plan:
    Unter 4 Augen morgen das Gespräch zur Schülerin suchen, fragen ob sie noch mehr Blätter hatte oder ob das alles war. Die Note habe ich bewusst noch nicht drunter geschrieben. Sonst sagt sie dann in jedem Fall sie hätte noch mehr gehabt.

    Da sie gefehlt hat, würde ich es in Kombi mit der fehlenden Seite rechtfertigen sie noch einmal schreiben zu lassen. Ich habe eh noch zwei Nachschreiber.


    @all: Wie macht ihr das? Lasst ihr beim Einsammeln der Arbeiten jeden auf einem Extrazettel unterschreiben wie viele Seiten er hatte? Oder durchnummerieren? Ich hatte den Fall bisher nie und habe mir dazu nie Gedanken gemacht. Ich verwahre aber auch alles in einer Mappe.

  • @all: Wie macht ihr das? Lasst ihr beim Einsammeln der Arbeiten jeden auf einem Extrazettel unterschreiben wie viele Seiten er hatte? Oder durchnummerieren? Ich hatte den Fall bisher nie und habe mir dazu nie Gedanken gemacht. Ich verwahre aber auch alles in einer Mappe.

    Ich gebe an die Schüler Klausurbögen aus - manche Kollegen zerlegen auch einfach ein Heft und jeder bekommt einen Bogen daraus. So hätten sie vier Seiten zum beschreiben, was meist nicht gebraucht wird. (Falls doch hab ich natürlich weitere Bögen dabei.) Vorteil für mich ist, dass die Blätter mit der Aufgabenstellung innen rein gelegt werden und ich so von jedem ein ordentliches Paket habe und ich muss nicht so viel schleppen wie mit Heften oder Mappen. :)

  • Bei Grundschülern ist es vermutlich anders, als bei Berufsschülern. Bei den Kleinen würde ich den Schüler auf die Seite nehmen und sagen, dass mir Blätter fehlen, ob er nochmals in der Tasche nachschauen kann. Hatte ich bisher nur einmal. Blatt war im Schulranzen, Kind hat fast geweint, ich habe es einfach normal gewertet.

    Vermutlich würde ich auch hier die Schülerin nachschauen lassen, ob sie den Rest versehentlich eingepackt hat, wenn nicht würde ich sie nachschreiben lassen mit den 2 anderen und ihr erklären, dass sie so auch nochmals die Chance hat, sich zu verbessern. Vermutlich würde ich gar nicht darauf herumreiten, wie es sein kann, dass die Blätter weg sind. Die Schuldfrage kann man vmtl. nicht beweisen/klären. Es gibt ja immer noch die Möglichkeit, dass man selbst die Blätter verlegt hat, auch, wenn es unwahrscheinlich ist.

  • Ich hatte die Situation auch schon mehrfach. Grundsätzlich werte ich nur, was ich habe (also kein Nachschreiben, keine neue Gesamtpunktzahl o.ä.), ich frage aber immer, ob das fehlende Blatt evtl. aus Versehen eingepackt wurde. Manchmal taucht dann am nächsten Tag tatsächlich was auf und bisher habe ich das dann auch immer noch gewertet, weil in allen Fällen plausibel war, dass es der "authentische" Bearbeitungsstand war. Wenn nichts mehr kommt, ist das Ergebnis eben, wie es ist.

    Dass man als Lehrer einzelne Blätter mitten aus einem Stapel verschludert, ist nicht plausibel und den Schuh würde ich mir auch gar nicht anziehen, wenn Diskussionen aufkommen.

  • Gym, BW

    Wenn das eine Blatt direkt mit Aufgabe 5 startet, dann ist das für mich eher ein Hinweis auf B. Aufgabe 1, 2 und 4 wurden wohl nicht bearbeitet.

    Ich würde werten, was ich habe, und gut ist. Wenn sich die Schülerin nicht von sich aus meldet, sieht sie es ebenso. (Fragen könnte dazu führen, dass es zwar nicht heute im Schulranzen liegt, aber zu Hause dann bis morgen doch noch gefunden wird, obwohl das Blatt nie existierte. )

    Ich lasse nicht durchnummeriert, frage aber bevor ich den Raum verlassen, ob jeder alles abgegeben hat. Manchmal kommt dann noch ein Schüler angerannt.

    Dass ich selbst einzelne Blätter verliere (C), kam bisher nicht vor.

    Variante A kommt sehr selten vor, da entscheide ich im Einzelfall, ob und wie ich es werte.

    Nachschreiben würde ich eher nicht anbieten. Insbesondere nicht, wenn LK für Lernkontrolle im Sinne eines Tests steht und nicht für Leistungskurs.

  • Variante A: Sie behauptet noch ein Blatt beschrieben zu haben auf dem 1, 2 und 4 waren, hat es in Wahrheit aber nie abgegeben.

    Variante B: Sie hat es nie beschrieben und hatte nur diese eine Seite. Dann wäre ich auf der sicheren Seite.

    Variante C (eher undenkbar): Ich habe es verlegt, was ich nach dem Durchsuchen aller Unterlagen nicht glaube.

    Aktuell hätte sie von der Punktzahl eine 6. Ich befürchte aber, dass sie zu Variante A tendiert.

    Ich würde eine Nachschreibe Möglichkeit andenken oder eine andere Prüfung der fehlenden Aufgaben oder ins gesamt.

    Ist es. Zwei weitere SuS haben nicht mitgeschrieben.

    Dann musst du doch eh eine Nachschreibeklausur stellen, wenn sie darauf besteh, diese Aufgaben abgegeben zu haben, schreibt sie eben nochmal. Du kannst schwierig beweisen, dass du diese Seiten nicht verschlampt hast. Ich würde mir hier wenig stress machen. Bei der Abgabe würde ich dann aber unbedingt darauf achten, dass sie alles abgegeben hat. Ich tackere die Ergebnisse immer vor Ort zusammen, damit alles beeinander ist, vielleicht hilft das was?

    Ich weiß schon nicht, was „LKs“ ist. Aber ich habe trotzdem keine Lust aif lose Blätter. Einfach unpraktisch.

    Ich denke, dass das Lernkontrolle heißen soll. Was das rechtlich genau sein soll weiß ich gar nicht. Wenn es keine Klassenarbeit/Klausur ist, sind das eh nur sonstige Leistungen. Dann würde ich mir da überhaupt keine Mehrarbeit mit machen.

  • Ich denke, dass das Lernkontrolle heißen soll.

    Vielleicht heißt es auch „Lastenkrans“. Ich denke mir keine Bedeutungen für Abkürzungen aus. Ich muss mir beim Lesen nicht mehr Mühe geben, als die Schreiberin beim Schreiben. Wie dem auch sei, wenn etwas 6 Aufgaben hat und sich über mehrere Seiten erstreckt, gehört es in ein Heft. Lose Blätter machen nur Ärger, wie man hier sieht.

  • Bolzbold 3. November 2025 07:47

    Hat den Titel des Themas von „Arbeit nicht abgegeben- wir verhalten?“ zu „Arbeit nicht abgegeben- wie verhalten?“ geändert.
  • Wie dem auch sei, wenn etwas 6 Aufgaben hat und sich über mehrere Seiten erstreckt, gehört es in ein Heft. Lose Blätter machen nur Ärger, wie man hier sieht.

    ich habe gar keine Lust Hefte zu schleppen. Daher tackere ich die Blätter inkl. Aufgabe zusammen, wenn sie abgegeben werden.

  • Die Diskussion über das Handling der LK (oder Test, oder was auch immer) ist doch im Grunde müßig. Da hat jede/r seine/ihre Vorlieben aufgrund der entsprechenden Erfahrungen und der eigenen Arbeitsorganisation.

    Ich habe verlorene Blätter oder Hefte in 20 Jahren im Beruf nur äußerst selten selbst erlebt. In den wenigen Fällen handelte es sich um von den SchülerInnen eingesteckte Hefte oder Blätter oder um tatsächlich nicht bearbeitete Aufgaben. Dass bei einem Stapel Tests oder Arbeiten ausgerechnet ein einzelnes Blatt verlorengeht - wenn es nicht gerade ganz oben oder unten liegt und aus unerfindlichen Gründen den Weg nicht auf meinen Schreibtisch findet - ist tatsächlich unwahrscheinlich.

    Gleichwohl zweifelt man dann für einen Moment an sich und denkt über die möglichen Folgen nach. Die sind aber letztlich überschaubar, zumal die Optionen zum Heilen des Ganzen für den Fall, dass die Lehrkraft hier geschludert hat, bereits benannt wurden (i.e. Nachschreiben). Weitere Folgen sind letztlich nicht zu befürchten.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

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