"Pädagogisches Runden" - Zeugnisnoten erstellen

  • Die Schülerin hatte den Ausführungen nach einen ganzen Stapel Fünfen angesammelt. Da ist es doch nur konsequent, dass sie keinen Abschluss bekommt. Oder hätte sie nach dem neuen Bildungsplan mit vier Fünfen bestanden?

    Ja. Auch nach dem alten. Nach dem neuen Bildungsplan hätte sie nun wieder mehr Möglichkeiten des Ausgleichs - weil wieder der gesamte Fächerkanon jeweils als Einzelnote gewertet wird und die unseligen Fächerverbünde aufgelöst wurden. Nun kann eine 5 in Religion wieder durch eine 2 in Sport ausgeglichen werden. Das ist auch volkswirtschaftlich ein Gewinn. Es bleiben weniger Schüler sitzen, kommen früher ins Berufsleben und zahlen Steuern und ihre Beiträge ins Rentensystem. Auch Beiträge für deine Rente. Egal ob du Beamter oder Angestellter bist.

    Ich weiß, dass auch das eine absurde Argumentation ist, wenn es um die Begründung der Notengebung geht. Aber in diesem Bereich nutze ich bei Grenzfällen meinen pädagogischen Spielraum zum Nutzen des Gemeinwohls - und der Kinder.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Auch Beiträge für deine Rente. Egal ob du Beamter oder Angestellter bist.

    Und wenn die zu gering ausfällt, liegt’s an der Religionslehrerin.


    Ich schüttle jetzt nich ein wenig mit dem Kopf. Und dann bin ich hier ’raus. In der Hoffnung, das der Quatsch sich selbst entlarvt und keines weiteren Kommentars mehr bedarf.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ja. Auch nach dem alten. Nach dem neuen Bildungsplan hätte sie nun wieder mehr Möglichkeiten des Ausgleichs - weil wieder der gesamte Fächerkanon jeweils als Einzelnote gewertet wird und die unseligen Fächerverbünde aufgelöst wurden. Nun kann eine 5 in Religion wieder durch eine 2 in Sport ausgeglichen werden. Das ist auch volkswirtschaftlich ein Gewinn. Es bleiben weniger Schüler sitzen, kommen früher ins Berufsleben und zahlen Steuern und ihre Beiträge ins Rentensystem. Auch Beiträge für deine Rente. Egal ob du Beamter oder Angestellter bist.

    Ich weiß, dass auch das eine absurde Argumentation ist, wenn es um die Begründung der Notengebung geht. Aber in diesem Bereich nutze ich bei Grenzfällen meinen pädagogischen Spielraum zum Nutzen des Gemeinwohls - und der Kinder.

    Und genau beim letzten bin ich skeptisch. Vielleicht hat deine Schülerin nur gelernt, ich muss nichts tun, wenn es wirklich kritisch werden sollte, kommt schon von irgendwo ein alias her und bringt alles wieder in Ordnung. Und ob das bei der Ausbildung, beim späteren Leben immer klappt?


    (Um es kurz zu machen, ich habe als (ehemaliger) Gesamtschullehrer andere Erfahrungen gemacht. Es gab viele, die sich in der Ausbildung immer wieder durchmogeln wollten, die es nicht begriffen, es hat doch auch an der Schule geklappt. Es wäre sinnvoller gewesen, konsequent zu sein, dann wären sie vielleicht nicht (mehrfach) in der Lehre gescheitert.)


    Nebenbei, ich bin auch gegen eine Note in Fächerverbünden. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass Einzelnoten vermehrte Chancen auf Fünfen bedeutet und die Versetzung somit erschwert.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Es wäre sinnvoller gewesen, konsequent zu sein, dann wären sie vielleicht nicht (mehrfach) in der Lehre gescheitert.)

    Bei derartiger Glaskugel-Pädagogik kann ich nicht mithalten. Ich habe mich darauf beschränkt, die Auswahl der Praktikaplätze in der Berufsvorbereitung möglichst passgenau mit den Schülern und den Eltern zu planen, sowie die Breite der beruflichen Möglichkeiten (auch für Schüler jenseits der Mathe-4) darzustellen. In ihrem Beruf (als Floristin) benötigt diese Schülerin keine Religionskenntnisse, muss keine Aufsätze verfassen und die notwendige Mathematik erledigt die Registrierkasse - die sowieso von der Chefin bedient wird. Sie macht den Beruf gerne. So what.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Bei derartiger Glaskugel-Pädagogik kann ich nicht mithalten. Ich habe mich darauf beschränkt, die Auswahl der Praktikaplätze in der Berufsvorbereitung möglichst passgenau mit den Schülern und den Eltern zu planen, sowie die Breite der beruflichen Möglichkeiten (auch für Schüler jenseits der Mathe-4) darzustellen. In ihrem Beruf (als Floristin) benötigt diese Schülerin keine Religionskenntnisse, muss keine Aufsätze verfassen und die notwendige Mathematik erledigt die Registrierkasse - die sowieso von der Chefin bedient wird. Sie macht den Beruf gerne. So what.

    Und es ist keine "Berufsschule" notwendig? Sie darf nie an die Kasse?


    Es geht (mir) um die Einstellung. Lernt sie (auch wenn es mal keinen Spaß macht)? Geht sie Anforderungen aus dem Weg? Ich unterscheide dabei zwischen Fächern. Bei einer Mathe 5 hilft lernen oft nicht mehr. Wenn jahrelang keine Vokabeln gelernt wurden, kann man es in einem Jahr vielleicht nicht mehr nachholen. Aber es gibt Fächer, wo man zumindest mit etwas lernen, mit etwas Einsatz noch eine 4 schafft. Und dazu zähle ich Religion.


    Ich hatte zu viele Schüler, die leider den schulischen Teil der Ausbildung nicht schafften, die sich zudem in der Lehre nicht anstrengten (hatten sie nie gelernt), denen einfach der Biss fehlte. Ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind die Chancen in Deutschland (auch in anderen Berufen z. B. Verkäufer) mau.


    Und es gibt noch einen Aspekt, der uns damals (mit der Zeit) wichtig wurde (die Schule war neu gegründet, die meisten Kollegen sehr jung und unerfahren). Den ersten Jahrgang bringt man mit geschenkten Noten vielleicht noch unter, im Jahre darauf heißt es, nein, wir nehmen dich mit einer 2 in Mathe nicht (an deiner Schule ist eine Mathe-2 weniger wert als eine Mathe-4 der Nachbarschule). Und wenn der Ruf erst ruiniert ist, dauert es, das Gegenteil zu beweisen.

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  • Ich bin raus. Nachdem nun alle möglichen Nachkommastellen-Verfechter meine Schüler besser kennen als ich und ich für den "menschlichen Blick" und den pädagogischen Spielraum bei der Notengebung nun angegangen werde, verabschiede ich mich wieder.

    Gehabt euch wohl.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich bin raus. Nachdem nun alle möglichen Nachkommastellen-Verfechter meine Schüler besser kennen als ich und ich für den "menschlichen Blick" und den pädagogischen Spielraum bei der Notengebung nun angegangen werde, verabschiede ich mich wieder.

    Gehabt euch wohl.

    Du kannst ganz beruhigt sein, Du hast vollkommen recht. Für ordinalskalierte Werte verbietet sich die Berechnung eines Durchschnitts. Ich treffe meine Notenentscheidungen selbstverständlich auch pädagogisch unter Berücksichtigung der einzelnen Leistungen, die ich mir notiert habe, sowie weiterer Parameter.

  • Ich bin raus. Nachdem nun alle möglichen Nachkommastellen-Verfechter meine Schüler besser kennen als ich und ich für den "menschlichen Blick" und den pädagogischen Spielraum bei der Notengebung nun angegangen werde, verabschiede ich mich wieder.

    Gehabt euch wohl.

    Schade alias . Das Reindenken in die Situation der Kolleg*innen an "besonderen" Schulen mit "besonderen" Schüler*innen fällt hier im Forum einigen immer wieder sehr schwer. Abgesehen von denen, die das partout nicht wollen...

    Aus meiner Perspektive fällt mir immer wieder auf (nur als ein Beispiel), dass Sek.II- Lehrkräfte am Gymnasium sich meist gar nicht vorstellen können, wie z.b. an Grundschulen im Brennpunkt eine Eingangsklasse aussieht, wie dort "inklusiv" gearbeitet werden muss, und was in 4 Jahren überhaupt möglich ist. Das wird in ganz vielen Themenbereichen deutlich. Umso wichtiger ist doch der Austausch. Bleib dabei.

  • Ich bin raus. Nachdem nun alle möglichen Nachkommastellen-Verfechter meine Schüler besser kennen als ich und ich für den "menschlichen Blick" und den pädagogischen Spielraum bei der Notengebung nun angegangen werde, verabschiede ich mich wieder.

    Gehabt euch wohl.

    In diesem Thread hat sich, meine ich, niemand als "Nachkommastellen-Verfechter" erwiesen oder zu erkennen gegeben - eher im Gegenteil.

    Auf mich machen deine Kommentare eher den Eindruck des Religions(lehrer)bashings als den eines besonderes "menschlichen Blicks" oder einer sinnvollen Ausnutzung des pädagogischen Spielraums.

    Aber auf Rückfragen - die sich keineswegs auf Nachkommastellenberechnungen bezogen - bist du ja hier leider nicht eingegangen.

  • Bei derartiger Glaskugel-Pädagogik kann ich nicht mithalten. Ich habe mich darauf beschränkt, die Auswahl der Praktikaplätze in der Berufsvorbereitung möglichst passgenau mit den Schülern und den Eltern zu planen, sowie die Breite der beruflichen Möglichkeiten (auch für Schüler jenseits der Mathe-4) darzustellen. In ihrem Beruf (als Floristin) benötigt diese Schülerin keine Religionskenntnisse, muss keine Aufsätze verfassen und die notwendige Mathematik erledigt die Registrierkasse - die sowieso von der Chefin bedient wird. Sie macht den Beruf gerne. So what.

    Darauf möchte ich noch kurz eingehen. So toll ich es finde, dass du dich für deine SuS bei der Berufsvorbereitung einsetzt, so schade finde ich es aber, wie sehr du hier den Beruf der Floristin/des Floristen "reduzierst". Eine Schülerin aus meiner Berufsfachschulklasse hat seit längerer Zeit nach einem Ausbildungsplatz in diesem Bereich gesucht (und hat mittlerweile - ebenfalls durch ein Praktikum - einen bekommen), aber dort wurden von allen Betrieben einigermaßen gute Mathe- und Deutsch-Kenntnisse plus entsprechende Noten vorausgesetzt. Das sollte man also durchaus im Hinterkopf behalten!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Leistungsnachweise einzufordern, die einen "noch ausreichenden Glauben" bescheinigen.

    es geht bei einer Relinote nicht um die Beurteiung der Glaubensintensität


    Und dass alle, die dir bei der Argumentation nicht ganz folgen können -oder wollen-, als "Nachkommastellenverfechter" abgekanzelt werden, empfinde ich als degradierend. Das geben die Texte der Aussagen keinesfalls her.

    Aber vll ist das gar nicht degradierend gemeint, sondern ein Zeichen für eine argumentative Schwäche. Meine Schüler argumentieren oft so ("Nur wegen Fach XY bleibe ich sitzen" "Wozu brauche ich Deutsch/Mathe/Englisch in meinem späteren Beruf?" "Der Bio/Chemie/Mathe-Lehrer mag mich nicht"). Hmm.:gruebel:

  • Meine Schüler argumentieren oft so ("Nur wegen Fach XY bleibe ich sitzen" "Wozu brauche ich Deutsch/Mathe/Englisch in meinem späteren Beruf?" "Der Bio/Chemie/Mathe-Lehrer mag mich nicht"). Hmm. :gruebel:

    Ich bekomme gelegentlich in Physik und Chemie (in Mathe eigentlich nicht) zu hören: "Nur wegen Ihnen bleibe ich sitzen!"

    Da wird völlig vergessen was für Leistung und Einsatz abgeliefert bzw. gezeigt wurde.


    Aber es gibt Fächer, wo man zumindest mit etwas lernen, mit etwas Einsatz noch eine 4 schafft. Und dazu zähle ich Religion.

    Da stimme ich dir zu. Das gilt für mich auch für andere Nebenfächer. Aber genau da ist der Punkt. Das "mit etwas lernen" und der "etwas Einsatz" muss aber auch da/erkennbar sein.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Zum Thema "Fach XYZ" braucht Schüler XY im angestrebten Beruf sowieso nicht, also kann man den Abschluss ruhig vergeben:

    Gruselige Argumentation wie ich finde, wenn man das mal weiterspinnt. Was, wenn jemand Gärtner werden will? Reicht dann eine gute Note in Bio und ein gesunder Rücken, um den Abschluss zu vergeben? Deutsch muss man ja beim Heckeschneiden nicht können. Und Musik sowieso nicht.

    Ich bin ein großer Freund von pädagogisch begründeten Noten, aber das darf doch nicht ins grenzenlose ausufern. Wie oft höre ich von meinen Schülerinnen: "Das muss ich nicht können, ich heirate sowieso nach der Schule!". Soll man dann sagen "fein, dann brauchst du ja keines der Fächer!".

    Oder den Satz "Warum muss ich eigentlich Deutsch lernen, ich kenne doch sowieso kaum Deutsche?". Oder "ich fahre nicht ins Ausland und will Reinigungskraft werden, ich brauche kein Englisch". :gruebel: Oder noch besser: "Ich will Sport auf Lehramt studieren, ich brauche kein Geschichte, Politik, Musik ..., das Abitur möchte ich aber trotzdem!"

    Und zu dem Punkt "es liegt nur an Reli": Es liegt selten "nur" an Fach XY. IdR gibt es auch genug weitere Baustellen. Und idR liegt es auch nicht an Fach XY, sondern am gezeigten Arbeitseinsatz. Bzw. am NICHT gezeigten Arbeitseinsatz. Das gilt auch für Reli. Außerdem kann nicht einerseits immer wieder gefordert werden, dass Reli bitteschön kein Glaubensunterricht sein soll, aber andererseits dann darauf bestanden werden, dass man da ja gnädig sein muss, weil Reli und so.

  • Ich arbeite an einer Schule, an der es gang und gäbe ist, in den Zeugniskonferenzen Noten zu ändern, um

    - SuS einen Abschluss zu geben

    - SuS zu versetzen, damit eine Klassenbildung klappt

    Oftmals wird von der SL Druck ausgeübt ("Sie wollen doch der Schülerin nicht die Zukunft verbauen?") und gerne fühlt man sich auch mal wohltäterisch ("Ach, ich erinnere mich zurück, als ich mich damals für den Schüler einsetzte und er sich auf der Abschlussfeier mit Tränen in den Augen bei mir bedankte ").


    Das muss ich vorausschicken, damit man meine ablehnende Haltung zu "Notenbasaren" vielleicht besser nachvollziehen kann.


    Ich mache meine Noten vor der Notenkonferenz - während des ganzen Schuljahres. Ich mache mir für jede/n Schüler/in reichlich Gedanken, bevor ich die Note finde. Ich begründe meinen Schüler*innen gegenüber die Notengebung und -findung. Und ich würde niemals eine Note nur aus strategischen Gründen - denn um nichts Anderes geht es, der pädagogische Teil fand doch schon längst vorher statt - ändern. Aus der 5 eine 4 zu machen ist nicht Aufgabe des Lehrers - sondern des Schülers!

    Hierzu gebe ich als Lehrperson doch meinen SuS während des Schuljahres immer wieder Gelegenheiten!


    Welches Signal man den SuS sendet, wenn man Noten beliebig macht, wurde schon erläutert. Ich finde es jedenfalls pädagogisch wertvoller, wenn man als Lehrperson eine transparente, konsequente Haltung an den Tag legt.


    Ach, und ich arbeite viel und gerne in den niedrigeren Bildungsgängen - gerade dort kann man doch mit einer klaren, verbindlichen Linie am allermeisten erreichen.

  • Wenn man für Beruf <wx> Fach <yz> gar nicht braucht, dürfte zukünftige Chefinnen eine 5 in diesem Fach nicht stören.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Den ersten Jahrgang bringt man mit geschenkten Noten vielleicht noch unter, im Jahre darauf heißt es, nein, wir nehmen dich mit einer 2 in Mathe nicht (an deiner Schule ist eine Mathe-2 weniger wert als eine Mathe-4 der Nachbarschule). Und wenn der Ruf erst ruiniert ist, dauert es, das Gegenteil zu beweisen.

    Schönes (oder trauriges) Beispiel, wie die Notenverschenkerei eben auch Einfluss auf alle anderen Schülerinnen hat.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

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