Ist Medienkompetenz und Informatik in den Schulen sinnvoll?

    • Offizieller Beitrag

    Das lernt sich auch nicht mal so eben nebenher. Ich wünsche immer, ich hätte viel mehr Zeit, das mit den Schülern zu üben. Ich muss selbst auch immer dranbleiben, weil es so oft neue Versionen gibt. Die Schüler können inzwischen auch eher weniger, weil sie so viel am Handy/Tablet unterwegs sind.


    Genau deshalb finde ich, dass Informatik (ich kapiere einen PC und alle nenneswerten Programme darauf, die grundlegenden Befehle, die programmübergreifenden Strukturen) unbedingt ein Pflichtfach sein muss. Was Dejana aus England berichtet, erfüllt mich mit Neid.


    Wer solche Strukturen beherrscht, kann sich später vieles selbst erschießen und sich in neue Versionen und wirklich neue Medien selbst reinfuchsen. Ich für meinen Teil besuche ja auch keine Fortbildungen, wenn irgendwan Neues rauskommt, ich kapiere das Grundprinzip und dann wurschtel ich mich da selbst rein - manchmal unter Gefluche und Gestöhne, ber bisher immer efolgreich. Was ich nicht weiß und sich nicht logisch erschließt, findet Tante Startpage für mich raus. Diese Kompetenz zu erwerben, braucht es aber eben ein grundständiges Unterichtsfach. Sonst beherrscht das Gerät das Kind und nicht das Kind das Gerät.


    Die fachlichen Einzelkompetenzen - zum Beispiel "warum ist Wikipedia mit seinen Querverlinkungen entegen altbackenen Gerüchten GERADE für Oberstufenenglisch ein unglaublich gutes Nachschlagewerk (Fachbegriffe!)" oder "Wer bei der Parteiseite der Republikanern surft, bekommt einene ewas anderen Eindruck von Obamacare als de, der bei den Demokraten guckt - jetzt ehrlich jetzt?!" - "was kann ein virtuelles Klassenzimmer für meine Abiturlernstruktur, Zeitplanung und Datenvernetzung tun?" und so weiter - das kann man in der Tat im einzelnen Fach tun (wenn man's kann und darf!) - aber die Grundfähigkeiten - vom Kapieren dessen, was ein Programm ist, über Programmstrukturen, über die Office Programme und deren open source Brüder&Schwestern, bis zu den multiplen Chancen und Gefahren des www, hin zu Quellenkritik und eigener Mitgestaltung im internet - das ist so viel Stoff mittleweile, das muss in die Schule. Von Anfang an.

  • bin grad am Rätseln: was genau meinst du denn mit "verstehen"?


    Mit "verstehen" meine ich, ähm, genau das. Die Art und Weise zu durchdringen, wie die Technik funktioniert, wie mit Informationen gearbeitet werden - und zwar konkret und abstrakt. Technik, sowohl Hardware als auch Software, darf keine Blackbox sein. Technik und Informationsverarbeitung sind die Grundlage unserer Kultur und Gesellschaft; wer an politischen Entscheidungsprozessen mündig mitwirken will, muss darüber kompetent urteilen können. Dann hört Technik übrigens auch auf, magisch zu sein und man muss keine Angst mehr vor ihr haben, aber man kann sie auch nicht mehr naiv vergöttern!


    Einfache Algorithmen zu programmieren gehört dazu, Datenspeicherung und -transformation zu durchdringen gehört dazu. Sicherheitsaspekte und reale Anwendung zu betrachten und zu analysieren gehört dazu.


    Eine Textverarbeitung zu bedienen, gehört nicht dazu.


    Nele

  • Ja. Das ist Standard an unseren Schulen. Es wäre Kabarett, wenn es nicht so unfassbar traurig wäre. :schreien: :uebel:


    Das glaubt einem keiner, der nicht selbst betroffen ist. Kann man diesen Thread nicht mal an einen Journalisten weiterleiten? Und den über Inklusion gleich mit?

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Du kannst ein halbes Jahr damit verbringen, Hardware zu durchdringen, bevor du auch nur in die Nähe dessen kommst, was heute in der Hand benutzt wird. Bis es soweit ist, sehen Abkürzungen immer noch magisch nach "dann schnippe ich mit den Fingern und schwupps: Download." aus. Und was die Software angeht, gibts bereits im vergleichsbasierten Sortieren so viele Teergruben, dass der Durchblick für den Unbedarften, der vor 6 Monaten seinen ersten Quellcode gesehen hat, potentiell in Verzweiflung mutieren kann.


    Programme zu schreiben ist nur dann motivierend, wenn sie etwas bewirken und diese Wirkung sichtbar ist. Für Schülerniveau ist man damit auf Frameworks angewiesen, die einem das ganze Input/Output-Management abnehmen. Gleichzeitig baut man sich damit Insellösungen, denn diese Frameworks sind natürlich nicht universell.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • dem kabarett der nicht-funktionierenden technik könnte man leicht abhelfen: man stellt eine halbtagskraft an, die sysadmin macht, statt das einem lehrer als extra-aufgabe aufzuhalsen. fertig. dann gehen auch die rechner, und wenn nicht, ruft man den menschen an, und er rettet dich. an privatschule erlebt, erleichtert den schulalltag sehr und verbessert unterricht zumindest bei den meisten kollegen unter vierzig/fünfzig.

    • Offizieller Beitrag

    dem kabarett der nicht-funktionierenden technik könnte man leicht abhelfen: man stellt eine halbtagskraft an, die sysadmin macht, statt das einem lehrer als extra-aufgabe aufzuhalsen. fertig. dann gehen auch die rechner, und wenn nicht, ruft man den menschen an, und er rettet dich. an privatschule erlebt, erleichtert den schulalltag sehr und verbessert unterricht zumindest bei den meisten kollegen unter vierzig/fünfzig.


    Den hatten wir jahrelang. Und dann hat das Land/ die Stadt alles zentralisiert. Die PCs, software, web-administration der Schulen werden jetzt über FraLine udn ein Amt in Stadtschulamt betreut (zwangsbetreut) und unser IT-Guru darf nix mehr. Für jeden Pups (Kollege hat Passwort vergessen, PC zu Beamer klappt nicht oder umgekehrt, Zugriff auf Lehrer-Transfer nicht möglich, etc) - muss er im Amt 40 anrufen. Die antworten...oder antworten nicht... oder später ... oder viel später.... Auf der aktuellen Liste der in den neuen Smartboard-Räumen zu installierenden Software steht aller möglicher Scheiß, nur nicht - Achtung! - die software, die PC und Smartboard koordiniert! Hamse vergessen. :weinen: :weinen:
    Früher konnte man einfach bei unserem IT-Guru in den Raum latschen und sagen "Hey, XY geht nicht, kannste mal?" Und dann bekam man das noch während des laufenden Unterrichts behoben. Heute kannste die geplante Stunde auf in drei Wochen verschieben. Ach, es ist zum Mäusemelken.

  • Habe ich privat auch so gemacht (i7 Quad-Core mit irgendeiner On-Chip-Grafik, 16 GB Ram, 1 TB Platte hat in 2013 ca. 650€ gekostet und wird noch 'ne Weile halten).
    Geiz ist eben nicht geil!



    Und dein i7 funktioniert auch, d.h. kann die Power tatsächlich umsetzen? Mein letzter Laptop (Neupreis war 999€ mit i7 und allem, was das Herz vermeintlich begehrte) ist deswegen nämlich nach 3 Jahren in den Müll gewandert und seitdem bin ich mit einem wahnsinnig teuren Laptop dieser Apfelfirma im 7. Himmel. Jetzt habe ich allerdings das Problem, dass mir jegliches Verständnis für word-, oder noch besser openoffice, Nutzer fehlt, weil an pages alles perfekt ist. :weinen:

  • Jetzt habe ich allerdings das Problem, dass mir jegliches Verständnis für word-, oder noch besser openoffice, Nutzer fehlt, weil an pages alles perfekt ist. :weinen:


    Ich bin ja auch ein ausgesprochener Apple-Anhänger – aber ausgerechnet "Pages" als 'perfektes Programm'? Der Funktionsumfang ist für meine Bedürfnisse viel zu eingeschränkt (Zeilennummern?). Es sieht zwar sehr geleckt aus, kann aber zu wenig, deshalb bin ich immer noch bei Libre Office, auch wenn das keine ästhetische Offenbarung ist.

  • dem kabarett der nicht-funktionierenden technik könnte man leicht abhelfen: man stellt eine halbtagskraft an, die sysadmin macht, statt das einem lehrer als extra-aufgabe aufzuhalsen. fertig. dann gehen auch die rechner, und wenn nicht, ruft man den menschen an


    Wir haben sogar eine Ganztagskraft. Klappt trotzdem nicht. Warum, das frage ich mich auch immer wieder.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Zitat von SchallundRauch«

    Und dein i7 funktioniert auch, d.h. kann die Power tatsächlich umsetzen? Mein letzter Laptop (Neupreis war 999€ mit i7 und allem, was das Herz vermeintlich begehrte) ist deswegen nämlich nach 3 Jahren in den Müll gewandert und seitdem bin ich mit einem wahnsinnig teuren Laptop dieser Apfelfirma im 7. Himmel. Jetzt habe ich allerdings das Problem, dass mir jegliches Verständnis für word-, oder noch besser openoffice, Nutzer fehlt, weil an pages alles perfekt ist. :weinen:


    Ich will dir ja keine Angst machen, aber ich habe als CPU einen AMD x2 270. Eine CPU, die schon vor vielen Jahren nur 40 € gekostet hat und heute schon lange nicht mehr "aktuell" ist. Die läuft immer noch super schnell. Hochfahren des Rechners dauert keine 10 Sekunden. Starten von LibreOffice dauert keine Sekunde (Und ich habe keine uralte Version installiert, sondern die aktuellste Version). Ich kann gar nicht so schnell schreiben und surfen wie der Rechner schnell ist. Wenn man sich mal die Entwicklung professioneller Büro-PC anschaut, dann hat sich dort in den letzten 10 Jahren auf CPU Basis auch recht wenig getan. Eher im Gegenteil, die CPUs sind effektiv z.T. sogar langsamer geworden als damals. Dafür achtet man heute auf geringen Stromverbrauch und leise bzw. passive Kühlung.

  • Und dein i7 funktioniert auch, d.h. kann die Power tatsächlich umsetzen?


    Ich habe darauf immer gleichzeitig zwei virtuelle Maschinen laufen, eine mit Linux und eine mit Windows, mit denen ich meine Arbeit und sonstiges erledige (inkl. Bildbearbeitung).
    Dafür reicht es problemlos. Ansonsten sind mir die letzten paar Prozent Rechenleistung u.ä. nicht wichtig, mich interessiert nur, dass der Prozessor und der Speicher in absehbarer Zeit nicht zum Flaschenhals werden.


    Über die Performance-Angaben der Zeitschriften können sich Gamer streiten und Leute, die ihren "Religionskrieg" darüber austragen, aus diesem Kindergartenalter bin ich raus.


    Zurück zur Medienkompetenz:
    Da ich meinen Unterricht fast vollständig mit einem E-Learning-System vorbereite und durchführe ist es mir auch ziemlich egal, ob ich einen Text jetzt in ein Word-Fenster, ein OpenOffice-Fenster oder Browser-Fenster eintippe. Brauchbare Formatierungsmöglichkeiten gibt es bei allen drei Varianten.


    Und falls jetzt jemand mit DIN-E-Mail oder DIN-Brief kommt, hier ein Zitat von der Webseite des DIN-Normungsinstitutes (http://www.din.de/cmd?cmsrubid…uageid=de&cmsareaid=47421:(

    Zitat

    Europäisch harmonisierte und in das Deutsche Normenwerk übernommene Normen sind genauso wie originär nationale Normen grundsätzlich unverbindlich.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Oh.. Ich sehe gerade, dass ich den falschen "Quote" gelöscht hatte. Das Zitat war von SchallundRauch und nicht von SteffdA. Ich habe es in meiner Nachricht verbessert.


    Witzig, dass sich gerade ein Apple-User über die Geschwindigkeit sorgen eines anderen macht, obwohl in den meisten Benchmarks der von Apple benutzte LLVM Compiler den anderen typischen Compilern deutlich unterlegen ist. (Damit meine ich den gcc-Compiler, den Intel-Compiler und den Microsoft Compiler)

  • Der Eindruck, dass Schüler das irgendwie alles können, entsteht vorzugsweise bei Computeranalphabeten, von denen es in der Lehrerschaft auch so einige gibt. Manche kennen die einfachsten Tastenkombinationen nicht und wissen nicht, wie man ein Inhaltsverzeichnis in Word erstellt oder in Excel eine Datenreihe ausfüllt. Die machen große Augen, wenn man es ihnen mal zeigt, und fragen sich, wie sie das all die Jahre so umständlich machen konnten ...

    ... um es zwei Tage später wieder genauso zu machen. Isdochso!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ein großes Problem bei der Medienkompetenzentwicklung ist meiner Meinung nach, dass da zu viel auf das Fach Informatik abgeschoben wird.


    Ich fände es besser, wenn da verbindlich passendes Aspekte in die anderen Fächer geschoben würden, gerade was die Basisanwendungen angeht.
    Word --> Deutsch
    Excel --> Mathematik
    Bildbearbeitung --> Kunst
    Audiobearbeitung --> Musik
    Recherche&Quellenbewertung --> Geschichte
    Datenschutz --> Politik/Sozialwissenschaften
    GIS --> Erdkunde


    Bei Powerpoint müsste man gucken, da Präsentationen eigentlich zu jedem Fach gehören.


    Ich verstehe zwar, wie das historisch so gekommen ist, aber ich finde es völlig unverständlich, dass das Erlernen klassischer Kulturtechniken (Schreiben mit Füller, Rechnen auf Papier/mit Taschenrechner, Malen mit Wasserfarbe, ...) selbstverständlich in manchen Fächern verankert ist, aber ihr neueres Pendant (Schreiben mit Word, Rechnen mit Excel oder CAS, Bildbearbeitung, ...) nicht. Zum Teil betrifft das ja auch direkt die Kernkompetenzen, die die entsprechenden Fächer für sich beanspruchen.


    Würde man das konsequent aufteilen, dann könnte sich der Informatikunterricht wieder stärker auf seine Kerninhalte konzentrieren und wäre nicht der Lückenfüller zur Vermittlung neuerer Kulturtechniken.
    In Ansätzen ist da ja schon eine Veränderung erkennbar, z.B. in Mathematik.

  • Da ja bei dir auch Hardwareausstattung ein Thema ist:
    Wir haben neben den normalen PC-Räumen auch Notebook-Koffer mit WLAN-Accesspoint.
    Die sind super als Ergänzung. Du hast die räumliche Flexibilität bei gleicher Leistungsfähigkeit.


    Unsere Smartboards sind auch eine feine Sache, allerdings ist das letztlich nur eine modernere Tafel.
    Sie erleichtert für den Lehrer einiges und bietet an ein paar Stellen interaktivere Präsentationsmöglichkeiten.
    Für die Handlungsorientierung auf Schülerseite bringen sie meiner Erfahrung nach nicht so viel. Es sind eher lehrerzentrierte Arbeitsmittel.


    Tablets haben wir nicht im Einsatz. Alternativ nutzen die Schüler ihre Handys. Bei uns hapert der BYOD-Ansatz an dieser Stelle etwas am fehlenden freien WLAN für Schüler.
    Es kann eigentlich nicht sein, dass die SuS ihre eigenen Datentarife nutzen müssen.


    Für Video/Präsentations-Situationen gibt es dann noch klassische Medienwagen mit Beamer, Notebook, DVD-Player.
    Die entlasten einerseits die Räume mit fest installierten Beamern und sind ein gutes Arbeitsmittel für die weniger technikaffinen Kollegen.

  • Als Angebot für interessierte Schüler, z.B. im Hinblick auf die bevorstehende Berufsorientierung, finde ich es in Ordnung. Bei uns wird Informatik im Differenzierungsbereich ab Klasse 9 angeboten. Rund 25% eines Jahrgangs nutzen das Angebot, davon gefühlte 90% Jungen, die sich für IT interessieren und beruflich mal etwas in diese Richtung machen wollen.

  • Dafür reicht es problemlos. Ansonsten sind mir die letzten paar Prozent Rechenleistung u.ä. nicht wichtig, mich interessiert nur, dass der Prozessor und der Speicher in absehbarer Zeit nicht zum Flaschenhals werden.



    In z.B. beispielsweise fünf Jahren ist ein jetzt gekaufter i7 nur unwesentlich schneller als ein jetzt gekaufter billiger i3. Auf Vorrat Leistung zu kaufen lohnt sich eigentlich nicht.


    In anerkannten Bechmarks würde dein i7 in 5 Jahren dann z.B. 150 Punkte machen, ein jetzt gekaufter i3 vielleicht 130 und ein in fünf Jahren gekaufter i3 wahrscheinlich 450.



    Wenn man Leistung JETZT braucht, dann kauft man sie sich auch. Auf Vorrat kaufen lohnt nicht.

  • weil an pages alles perfekt ist.



    Sei mir nicht böse, aber dann gehen deine Textverarbeitungskenntnisse über das erwähnte Briefe tippen aber nicht hinaus. Die aktuelle Version von Pages ist eine absolute Katastrophe, wurde so dermaßen im Funktionsumfang beschnitten, dass man kaum mehr machen kann und die letzte iWork-Version von Pages ist ganz okay, aber man merkt dann doch, dass man dort schnell an die Grenzen stößt.


    Für Arbeitsblätter zusammenklicken usw. ist das Programm aber schon okay.

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